PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie wichtig ist die Forschung?



Scienceman
06.11.2006, 14:52
Hallo,
ich möchte ein Thema ansprechen, welches in diesem Forum schon öfters - auch wenn nur indirekt in diesem Zusammenhang angesprochen wurde.
Es geht um den Oberbegriff "Forschung". Ich möchte gerne erfahren, ob nun aus Erfahrungen, Analysen, Tatsachen etc. in wieweit der Forschungsstand der jewiligen Universität das Medizinstudium (Humanmedizin) beeinflusst.
Kann man sich als Student Vorteile versprechen? Kommen diese im späteren Leben besser zur Geltung?
Was genau hat man von dieser Forschung an einer medizinischen Fakultät,außer, dass man mit 2,3 Geräten evt. die Sinographie o.ä. üben kann, da die Uni speziell subventioniert wird (z.B. Eliteuni)? Bringt es denn überhaupt etwas? Würdet ihr den Forschungsstand als Kriterium für eure Uniwahl einbeziehen oder ist das im Prinzip egal? Kann ich in München ein besseres Medizinstudium erwarten, als beispielsweise in Magdeburg?
Ich habe im Anhang eine eingescannte Bilddatei (abi magazin 10/2006) beigelegt. Aufgelistet ist eine Auswertung von 59 Universitäten, Deutschlandweit.



Hier das Bild:
http://img157.imageshack.us/img157/8659/topunisforschungce9.jpg

MfG
Firezz

Hellequin
06.11.2006, 15:11
Würdet ihr den Forschungsstand als Kriterium für eure Uniwahl einbeziehen oder ist das im Prinzip egal?
Meiner Meinung nach vernachlässigbar bis egal.
Ein guter Forscher ist nicht zwangsläufig ein guter Lehrender, und was nützt es dir als Studenten wenn sich zwar jemand supertoll in einem Gebiet auskennt, aber nicht in der Lage ist dieses Wissen zu vermitteln.
Desweiteren sind viele Forschungsthemen mittlerweile so kompliziert, das man sie nur mit entsprechender Einarbeitung versteht.
Und das dich jemand mit einem zigtausend €-Gerät rumspielen lässt, ist auch eher ausgeschlossen. In den vorklinischen Praktika darfst du dich in den meisten Fällen mit Uraltgeräten zufrieden geben, wo man froh sein muss, das sie überhaupt funktionieren.

ledoell
06.11.2006, 15:16
mach lieber zivildienst im OP....ich fahr jeden tag ein xx.xxx € mikroskop durch die gegend :D...

denke aber, dass zumindest in der vorklinik die forschungs-abteilung ziemlich egal ist...später könnte es evtl schon ne gewisse rolle spielen, vor allem wenn man schon weiß, auf was man sich spezialisieren will....aber insgesamt denke ich doch, dass das niveau recht ausgeglichen ist....es machen ja auch alle die gleiche schriftliche prüfung...

Meridion
06.11.2006, 18:06
Wenn Du Dich nur mit den Pflichtveranstaltungen auseinandersetzt kann Dir - zumindest in der Vorklinik - der Forschungsaspekt komplett egal sein. Wenn Du allerdings gerne "Medizin lebst", also Dir möglichst gleich nen Hiwi-Job oder ne Praktikumsstelle in bestimmten Bereich sichern möchtest (machen echt viele hier an der Uni) bietet ein Forschungsstandort einfach sehr viele Möglichkeiten und macht es einem leichter, wo "reinzukommen".

In der Klinik wird das natürlich noch interessanter, aber das ist wirklich sehr typabhängig. Wenn Du nur abreißen willst und das Studium als "da muss man halt hin" betrachtest kanns Dir fast egal sein...

Ach ja, man sollte noch erwähnen, dass es schon nen positiven Effekt auf die Motivation und die Tiefe eines Dozenten hat, wenn er grad über das Thema referiert, in dem er vor drei Wochen ne tolle Neuentdeckung in der Strukturanalyse irgendeines Heteropolymers gemacht hat. Das kommt hier in HD recht häufig vor und man merkt dann auch, dass die Dozenten wirklich grade heiss an DEM thema forschen. Der Funke springt schon manchmal über...

Meridion

Roxane
06.11.2006, 19:21
Ich weiß nicht, ob ich das in sechs Jahren noch so sehen werde - aber rein vom Interesse her stellt für mich die Forschung schon ne Alternative zur Klinik dar. Man weiß nie, wie's kommt - aber wenn alles gut läuft, möchte ich wenn nicht hauptsächlich, so doch nebenbei Forschung betreiben. Die entsprechende Ausrüstung und Betreuung könnten meiner Meinung nach nur große Häuser gewährleisten, weswegen ich auch niemals eine kleine Uni gewählt hätte, auch wenn diese was die Semestergröße etc. angeht sicherlich bessere Verhältnisse aufzuweisen haben. Für die Vorklinik dürfte das allerdings vermutlich keine allzu große Rolle spielen.

Lava
06.11.2006, 19:51
Kann man sich als Student Vorteile versprechen?

Nö.


Kommen diese im späteren Leben besser zur Geltung?


Nö.


Was genau hat man von dieser Forschung an einer medizinischen Fakultät,außer, dass man mit 2,3 Geräten evt. die Sinographie o.ä. üben kann, da die Uni speziell subventioniert wird (z.B. Eliteuni)?

Vielleicht ein bisschen mehr Geld für die Fakultät und somit einen besseren Personalschlüssel und ne bessere Ausstattung.


Bringt es denn überhaupt etwas?

Kaum.


Würdet ihr den Forschungsstand als Kriterium für eure Uniwahl einbeziehen oder ist das im Prinzip egal?

Egal.


Kann ich in München ein besseres Medizinstudium erwarten, als beispielsweise in Magdeburg?

Nö.

Roxane
06.11.2006, 19:54
@Janine
Grade weil Du auch in Freiburg studierst: Wenn man seine Doktorarbeit experimentell machen will oder tatsächlich in die Forschung will nach dem PJ - das bringt keine Vorteile gegenüber kleinen Unis? *amkopfkratz* Irgendwie gerät meine Welt gerade ein wenig ins Wanken *g*.

Zealander
06.11.2006, 20:16
Also in Hamburg gibt es einen Professor, der seinen Job nur wegen der Forschungsarbeit ausübt. Die Vorlesungen, die er halten muss, findet er eher nervig und meistens weiß er nicht, was auf seinen eigenen Folien steht.

Dann denke ich manchmal: "Oh mann, wäre die Forschung doch hier nicht so wichtig..."

Lava
06.11.2006, 20:19
Den Prof gibt's nicht nur in Hamburg, sondern an jeder Uni in jeder Fachrichtung!!!! So sind nämlich die meisten drauf.

San Pellegrino
06.11.2006, 20:52
Die Sache kann man mit religiösen Analogien sehr schön veranschaulichen:

Willst Du Landpfarrer werden, juckt Dich die Uni nur als Durchlauferhitzer zu Deinem pastoralen Ziel. Scheine abfeiern, das mitnehmen, was man für den Job braucht und Tschü mit ü.
Und es gibt einen immer massiveren Bedarf an Landpfarrern (= Wald- und Wiesen (Fach)ärzten).

Leider sehen das viele Unifritzen etwas anders: Deren für die Landbevölkerung und deren Landpfarrer völlig bis übervöllig eher total unwichtige Arbeitszeit ("Forschung") muß natürlich moralisch höher stehen als die Grundversorgung. Sonst würden sie sich selbst lächerlich machen - und das ist ein ganz schöner Haufen, der ziemlich viel kostet. Und nie in seinem Leben am Land draußen die Drecksarbeit für die Allgemeinheit gemacht hat. Wenigstens eine Zeit lang.

"Forschung":Schmalspurkenntnisse, die man mit 3-13 Leuten auf der Welt teilt und die in 95% der Fälle niemals außerhalb dieser eher kleinen Kreise irgendjemanden jucken werden.

Andererseits: Wer Papst werden will, der muß durch die (Pseudo)Forschungskloake waten, sonst wird das nichts ohne Habil-Purpur.

Lieber im Dreck an der Front als das 7. Rad von links hinten am Strategietisch der Wolfsschanze, wo man sich im die Politur irgendendeines Goldenen Knopfes wissenschaftlich kümmern darf.
Und um Ampullenakrobatik.

Und für alle, die es nicht verstehen: Das ist keine Satire, sondern Polemik ! :-nix

derAnda
06.11.2006, 21:01
Ach ja, man sollte noch erwähnen, dass es schon nen positiven Effekt auf die Motivation und die Tiefe eines Dozenten hat, wenn er grad über das Thema referiert, in dem er vor drei Wochen ne tolle Neuentdeckung in der Strukturanalyse irgendeines Heteropolymers gemacht hat. Das kommt hier in HD recht häufig vor und man merkt dann auch, dass die Dozenten wirklich grade heiss an DEM thema forschen. Der Funke springt schon manchmal über...

Meridion

Ja, ja. Ich erinnere mich da an einen von unseren Biochemikern. Seine Gruppe hat zu der Zeit auch an heißen neuen Sachen gearbeitet und seine Vorlesung war wirklich auf hohem Niveau - jedoch weit jenseits des Wissens das für uns auch nur im Ansatz relevant war. In den Lehrbüchern wurde das nicht mal im Nebensatz erwähnt, trotzdem hat ers angeblich auch schon mal im mündlichen Physikum geprüft. Grundsätzlich scheints mir so, dass Leute die viel Forschen leider ein wenig aus den Augen verlieren, dass sie eigentlich ihren Studenten die wichtigen Grundlagen eines Themas und nicht die hohe Wissenschaft beibringen sollen. :-nix

Wie schon in den anderen Posts erwähnt, von den Elite Geldern kriegst du als Student in der Lehre wenig mit. Es gibt vielleicht ein paar neue PCR Geräte für das ein oder andere Labor, cooles Spielzeug für uns fällt allerdings nicht ab.

ledoell
06.11.2006, 22:00
mal so nebenbei: führt das nicht die rechtfertigung der studiengebühren, nämlich die (angebliche) verbesserung der lehrqualität ad absurdum?....nur mal so als erfahrungsbericht, ich will MITNICHTEN die studiengebühren-diskussion IN IRGENDEINER FORM hier wieder anfachen :)....

San Pellegrino
06.11.2006, 23:18
Glaubst Du im Ernst bildungspolitischen Argumentationsketten ?

Und dann kann man gleich noch etwas fragen: Das Beste Studium hilft der Masse jener, die dann nach dem Studium in einen mehr oder weniger witzlosen und inferioren Verheizungsmarkt (auch Ausbildungsneapel genannt) gehen, noch viel weniger als endlich im internationalen Vergleich vernünftige Ausbildungsbedingungen am Krankenbett. :-notify

Hellequin
06.11.2006, 23:34
mal so nebenbei: führt das nicht die rechtfertigung der studiengebühren, nämlich die (angebliche) verbesserung der lehrqualität ad absurdum?....
Studiengebühren sollen ja eigentlich auch nicht der Forschung sondern der Lehre zugute kommen, zumindestens in der Theorie kein Widerspruch. Wie das in der Praxis ausschaut, da werden wir in ein paar Monaten schlauer sein.


Grade weil Du auch in Freiburg studierst: Wenn man seine Doktorarbeit experimentell machen will oder tatsächlich in die Forschung will nach dem PJ - das bringt keine Vorteile gegenüber kleinen Unis?
Jede Uni hat mittlerweile Forschungsschwerpunkte und es ist daher eher irrelevant wie das Gesamtforschungsbudget einer Uni ausschaut. Gute Experimentelle Arbeiten kann man an jeder Uni machen.
:-meinung

Roxane
07.11.2006, 13:13
Ich verstehe schon Deine Argumentation - aber wieso haben dann bestimmte Universitäten, allen voran Heidelberg, Freiburg und München unter Professoren so eine hohe Reputation? Antiquierter Ruhm, leerer Weihrauch? Das sind übrigens keine rhetorischen Fragen, es interessiert mich wirklich.

Hellequin
07.11.2006, 15:42
- aber wieso haben dann bestimmte Universitäten, allen voran Heidelberg, Freiburg und München unter Professoren so eine hohe Reputation?
Haben Sie das? Mir ist noch kein Prof. über den Weg gelaufen, der bei Nennung irgendeiner Uni in Freudentränen ausgebrochen wäre.
Abgesehen davon bringt dir irgendeine Reputation deiner Uni keinerlei Vorteile.

Roadkiller
07.11.2006, 15:51
Der Staat will so gesehen keine Wissenschaftler mit dem Medizinstudium ausbilden, allein schon durch den immer mehr praktisch und klinisch am Patienten orientierten Unterricht.
Der Staat will Ärzte, leider.
Richtiges Wissenschaftliches Denken und Arbeiten lernt man wohl nur wenn man ne schöne Doktorarbeit macht, würd ich sagen, so hab ich es bisher in 5 Semestern erlebt.
"Für die Forschung sind die Chemiker, Physiker und Biologen da." So hab ich es mitbekommen.
Klar, Mediziner befinden sich auch in der Forschung, aber der Anteil dürfte im Vergleich zu den anderen Fächern etwas geringer ausfallen.
Auch ein Grund warum wir von den anderen Fächern belächelt werden, wir würden ja von nix ne Ahnung haben...

Roxane
07.11.2006, 15:51
Haben Sie das? Mir ist noch kein Prof. über den Weg gelaufen, der bei Nennung irgendeiner Uni in Freudentränen ausgebrochen wäre.
Abgesehen davon bringt dir irgendeine Reputation deiner Uni keinerlei Vorteile.

Weiß ich nicht, sagt jedenfalls das CHE-Ranking der Zeit, dass die sie haben. Ob das nun stimmt oder eher ins Reich der Märchen gehört, keine Ahnung *schulterzucksmileysuch*.