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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Famulatur in Südafrika - sinnvoll?



Schakal
21.11.2006, 09:14
moin...

Ich bin im 1. klinischen Semester, habe gerade meinen Chirurgie- Block (Uni HH) und überlege, nächsten Sommer eine chirurgische Famulatur in Südafrika zu machen.
Wie sinnvoll haltet Ihr so eine Famulatur nach einem Jahr Klinik, vor allem in Bezug auf meine Fähigkeiten und die Risiken wie HIV- Infektion...

Wäre auch generell dankbar über Erfahrungen im Hinblick auf Umgang mit Ansteckungsrisiken in Südafrika, da das im Prinzip der einzige Punkt ist, der mir zu denken gibt...

Für Antworten wäre ich sehr dankbar

RoboDoc
03.12.2006, 21:15
Hi there,

1. Du kannst Dir meine Infos im Forum unter "A Survival Guide to Baragwanath" ansehen. Die restlichen Infos gibt es unter der angegebenen Emailadresse.

2. Chirurgie ist als frühe Famulatur generell sinnvoll, da dieses Fach nicht gerade als theorielastig verschrien ist. Wenn Du Dich außerdem mit ein paar guten Büchern (Allgemeinchirurgie, Traumatologie, Notfallmedizin, Anästhesiologie, in dieser Reihenfolge/ Wertigkeit) beliest, praktische Tätigkeiten (Blut abnehmen, Zugänge legen, Nähen/ Knoten) soweit möglich erwirbst (Du kannst auch viel dort lernen, aber je mehr man schon kann, desto besser) und über das nötige Geld (teurer Flug) verfügst, wird Dich eine Famulatur in ZA sehr viel weiterbringen. Viel Praxis, Personalmangel, ein besonderes Patientengut und ein deutlicher Ausgleich zur Theorieversessenheit in der BRD. Gerade der akademische Anspruch, den man mitbringt, hilft einem aber auch ungemein, weil man die Dinge mit mehr Problembewußtsein und Backround angeht.

Ich würde dabei lieber zwei als einen Monat bleiben, so hat man wenigstens ein Quentchen Zeit für Land und Leute.

Die Kriminalität ist extrem hoch, aber eine Organisationsfrage (WO hält man sich WIE auf und WIE kommt man von A nach B?). Es werden immer wieder deutsche Mediziner erschossen. Ich selbst habe die 4 Monate überlebt und wurde einmal überfallen (war aber auch zu Fuß unterwegs). Eine dünne kugelsichere Weste (SK1) ist sicherlich keine schlechte Idee, wenn das Geld keine zu große Rolle spielt. Es gibt aber auch Leute, die in JHB jede Party mitgenommen und in den Townships gewohnt haben und denen kein Haar gekrümmt wurde. Ist also alles auch sehr vom eigenen Verhalten/ der eigenen Persönlichkeit abhängig.

Die HIV-Durchseuchung liegt bei ca. 30%, die Ansteckungsgefahr ist hoch, aber wiederum stark zu beeinflussen. Eine gründliche Schutzausrüstung (Gesichtsvisier, Schutzbrille, Schürze, mehrere Paar Einmalhandschuhe) ist vor Ort organisierbar und senkt das Risiko beträchtlich. Eigene saubere, konzentrierte, überlegte und sichere Technik beim Assistieren und Operieren, Blut abnehmen und Nähen ist ebenso entscheidend wie kompetente Mitoperateure. Ich habe mich einmal gestochen, der Patient war negativ. In jedem Fall schluckt man innerhalb der ersten halben Stunde (noch vor den Laborergebnissen) das Starter Pack und führt bei positivem Patienten die PEP 28 Tage fort.

3. Famulatur bedeutet weniger Organisation als das PJ, trotzdem solltest Du jetzt durchstarten.
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