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Ria
30.11.2006, 21:13
Hallo!
Während meiner bisherigen Famulaturen habe ich mich leider schon zweimal beim Blutabnehmen gestochen... (einmal vor Schreck, weil eine Vene geplatzt ist, einmal, weil ich einen Butterfly beim Entsorgen falsch festgehalten habe). Jetzt geht's bald ins PJ und ich hege einige Selbstzweifel, ob ich das verletzungfrei durchstehen kann. Das Blutabnehmen an sich klappt eigentlich gut und die Patienten sind meistens zufrieden. Vielleicht kann mir jemand noch ein paar Tipps geben, wie ich mich besser schützen kann? (Handschuhe benutze ich inzwischen immer, normalerweise setze ich mich auch auf einen Stuhl ans Bett, um dabei mehr Ruhe zu haben.)

Vielen Dank und viele Grüße,
Ria

Rico
30.11.2006, 22:21
Ich glaub, das wichtigste dabei ist, daß man die Nadel von dem Moment in dem man sie in den Patienten reinsteckt nicht mehr aus der Hand legt bis sie in den Abwurf plumst:
Nicht auf's Tablett legen, nicht in die Matratze bohren oder was man so alles sieht... :-kotz
Denn wenn in der rechten Hand die Nadel ist, dann kann man sich schonmal nicht in die rechte hand stechen--> Verletzungsrisikoreduktion um 50%. :-top
Und wenn der erste Weg nach dem rausziehen der Nadel der zum Abwurf ist, dann verkürzt sich die Zeit in der man sich in die linke Hand pieksen könnte. ;-)

Hellequin
30.11.2006, 22:31
Darauf achten das der Abwurf nicht zu voll ist ... denn ein Abwurf in dem ich Rumstochern muss, um die Nadel reinzukriegen ist zu voll.

Kackbratze
01.12.2006, 05:31
Der Abwurf ist viel eher ein Verletzungsrisiko als man selber, deswegen auf Hellequin hören....

FataMorgana
01.12.2006, 06:05
Außerdem gibt es neue technische Vorrichtungen an den Nadeln, die vor einer Stichverletzung schützen. Sowohl Becton-Dickinson wie Sarstedt bieten das an. Den Betriebsarzt bzw. Arbeitgeber mal darauf ansprechen. Siehe auch hier:
http://www.nadelstichverletzung.de

Hellequin
01.12.2006, 06:15
Außerdem gibt es neue technische Vorrichtungen an den Nadeln, die vor einer Stichverletzung schützen. Sowohl Becton-Dickinson wie Sarstedt bieten das an. Den Betriebsarzt bzw. Arbeitgeber mal darauf ansprechen. Siehe auch hier:
http://www.nadelstichverletzung.de
Also ich hab bisher nur diese Kanülen mit diesem umklappbaren Schutz gesehen, fand ich von der Handhabung nicht so sonderlich prickelnd.
:-nix

Kackbratze
01.12.2006, 08:11
Manchmal ist das Verletzungsrisiko durch sowas noch höher (man muss ja nochmehr manipulieren), als ohne.

Ich hab mir zwar auchschon mal eine Nadel in die Hand gerammt, allerdings war das, bevor die im Patienten war.
Tat trotzdem weh.

Schneewitche
01.12.2006, 09:14
Ich hab mir zwar auchschon mal eine Nadel in die Hand gerammt, allerdings war das, bevor die im Patienten war.
Tat trotzdem weh.

Ohja, das ist mir auch schon mal passiert. Da wollte ich gerade was aus so ner kleinen fitzeligen Ampulle auf ziehen und hab daneben in meinen Finger gestochen. Das tat vielleicht weh! Aber da die Nadel ganz frisch war muzßte ich da jetzt nicht irgendwie Angst haben. Ich hab ja shcon ein wenig Angst, wenn ich mich das erste mal mit ner blutigen Nadel stechen sollte. Bin zwar auch immer der Handschuhträger, aber ich bin mir sicher: Früher oder später passiert das wohl jedem :-(

FataMorgana
01.12.2006, 09:24
Also ich hab bisher nur diese Kanülen mit diesem umklappbaren Schutz gesehen, fand ich von der Handhabung nicht so sonderlich prickelnd.
:-nix

Es gibt auch ausgefeiltere Systeme (bei der z. B. die Schutzkappe von hinten "pistolenartig" auf die Nadel geschossen wird), diese sind allerdings noch teurer.

Zum Thema "noch mehr Verletzungen durch notwendige Manipulation bei der Aktivierung des Schutzmechanismus" gibt es Studien, die das Gegenteil belegen: Die Zahl der Nadelstichverletzungen geht durch den Einsatz sicherer Instrumente zurück.

Relaxometrie
01.12.2006, 17:07
Heute lagen bei uns auf der Station plötzlich Sicherheitsviggos zum Testen rum. Beim herausziehen der Nadel aus dem in der Vene liegenden Plastikschläuchchen klappt sich automatisch eine Schutzkappe vor die Nadel. Allerdings muß man die Nadel mit einer gewissen Kraft herausziehen, und dabei kommt es garantiert öfters mal vor, daß man aus Versehen die ganze Viggo wieder aus der Vene herauszieht.
Fazit: Sinnvoller sind ruhige Arbeitsbedingungen und ein Abwurf, den man sich beim Viggolegen in unmittelbare Nähe stellen kann.
Dann muß man nicht diese sündhaft teuren Sicherheitsviggos kaufen.

schnitter
01.12.2006, 20:07
Kann mich nur anschließen... Die ganze Sache ruhig angehen, sich hinsetzen helfen mehr als die Handschuhe (bei Stichverletzungen ist die Schutzwirkung wohl eher marginal und mich machen Handschuhe eher unsicher) und falls du nicht immer einen Abwurfbehälter mitnehmen kannst, dann besorg dir irgendwelche technischen Verpackungen und nimm dir kleine Blöcke Styropor mit in die du die Nadeln nach Benutzung stichst. Sieht blöde aus, aber hilft.

Rico
01.12.2006, 23:37
Kann mich nur anschließen... Die ganze Sache ruhig angehen, sich hinsetzen helfen mehr als die Handschuhe (bei Stichverletzungen ist die Schutzwirkung wohl eher marginal Arg! Das kriegt man nicht aus den Leuten raus :-???

Tut mir leid, aber wie man so einen Satz einfach schreiben kann. Das ist schlichtweg FALSCH und nicht nur das, es ist dazu auch noch gefährlich, diesen Leichtsinn unter die Leute zu bringen. Da steht man im Prinzip auf einer Stufe mit Leuten, die einfach mal so in den Tag hinein Dinge behaupten wie "Impfen bringt doch eh nix" und Dinge dieser Preisklasse.

Handschuhe bringen im Falle einer Stichverletzung eine erwiesene und signifikante Reduktion der Infektionen mit sich!

Ich zitiere mal ne diesen Arteikel (http://www.thieme-connect.com/ejournals/abstract/gesu/doi/10.1055/s-2002-28353?locale=de&LgSwitch=1):

Durch organisatorische Maßnahmen - wie z. B. Entsorgung der Kanülen in durchstichsicheren Abwurfbehältern, Vermeidung des Recappings, das Tragen von Handschuhen - können die Risiken erheblich gemindert werden.
Kanülenstichverletzungen im Gesundheitsdienst - Häufigkeit, Ursachen und Präventionsstrategien, F. Hofmann, N. Kralj, M. Beie, Gesundheitswesen 2002; 64: 259-266

0815doc
01.12.2006, 23:50
*räusper*

Das hat einer "unserer" Mikrobiologen mir gegenüber heute auch anders gesehen.
Er meinte, dass man beim reinen Blutabnehmen mit intakten Hautverhältnissen über die Handschuhe streiten könne.
Wenn einem dabei Blut über die Hand läuft passiert nicht viel...
wenn man die Haut durchsticht, dann durchsticht man den Handschuh auch gleich mit - und bei einer Hohlnadel macht das bissl Blut, was "außen abgestreift" wird dann auch den Braten nicht mehr fett!

Rico
02.12.2006, 06:16
Da ich das neulich in dem anderen Blutabnehm-Thread erst erzählt hatte einfach nochmal der gleiche Text:
Der Schutzmechanismus der Handschuhe bei Stichverletzungen erklärt sich übrigens dadurch, daß Kapillarkräfte zwischen dem Handschuh und der Haut im Moment des Durchstichs den vordersten Tropfen Blut aus der Kanüle "einsaugen". Das Blut wird also in den Spalt zwischen Handschuh und Haut gezogen und somit gelangt weniger Blut (und somit weniger infektiöse Einheiten) unter die Haut und somit in den Körper.
Deshalb lohnt es sich auch wirklich bei infektiösen Patienten (Hep C, HIV) zwei (!) Paar Handschuhe übereinander anzuziehen, dadurch wird der Effekt nämlich gesteigert. :-topUnd wenn man bedenkt, daß die bei der nadelstichverletzung mit sofortigen Rausziehen der Nadel übertragene Blutmenge der bombastischen Menge von 1µl, dann ist jeder zehntel µl, den ich unterwegs irgendwie per Schutzmaßnahme abgefangen kriege ein Benefit.

THawk
02.12.2006, 08:26
In Dresden haben die diese geschützten Flexülen wohl auf den RTWs und sind soweit ich weiß ganz zufrieden damit. Die Handhabung ist doch letztendlich nur eine Frage der Gewohnheit.

Krass fand ich gestern oder vorgestern morgen einen Fernsehbericht - die waren in einer HIV-Ambulanz, ein Entwicklungshelfer wollte sich nach seinem Afrika-Aufenthalt testen lassen. Und wie nimmt die Ärztin da Blut ab - ohne Handschuhe. Ich weiß ja nicht, aber in einer HIV-Ambulanz ohne abzunehmen find ich doch schon sehr gewagt!

zum Thema Kosten: Wenn ich mich nicht verlesen habe kosten z.B. von Braun sowohl die normale Flexüle ("Vasofix") wie auch die Sicherheits-Flexüle ("Vasofix Safety") je 1,50 Euro / Stück. Also kann das eigentlich kein Argument sein.

Lars

FataMorgana
02.12.2006, 10:34
Die sicheren Instrumente für die Blutabnahme sind aber deutlich teurer als die "normalen".

FataMorgana
02.12.2006, 10:39
Trotzdem gibt es Studien, die zeigen, dass es insgesamt ("volkswirtschaftlich") kosteneffektiv ist, sichere Instrumente für die Blutentnahme zu verwenden. Allerdings spüren die Krankenhäuser, die die Mehrkosten ja zunächst tragen müssen, dies nicht gleich direkt, sondern erst wenn die Unfallversicherungen die Prämien reduzieren. Und da können wohl Jahrzehnte ins Land gehen...

schnitter
02.12.2006, 13:23
Ok, Entschuldigung.. ich nehme meine Aussage zurück...
Das Infektionsrisiko mit HIV beträgt bei Nadelstichverletzung ca. 2% und ne Reduktion auf 1,8% ist wohl nicht marginal sondern fulminant...
Ich hab das mehr auf mich bezogen, denn da mich die Handschuhe unsicher machen wegen Gefühlsverlust würde ich sagen, das sich dadurch die Stichwahrscheinlichkeit erhöht und somit letztendlich ich mich häufiger stechen würde und der Benefit somit weg ist.
Allerdings gibt es über jedes mögliche Thema Artikel (man kann nicht alles kennen) und ich hab hier nur meine Meinung kundgetan, die im übrigen von der überwiegenden Mehrzahl aller Mediziner die ich kenne geteilt wird (kaum jemand nimmt doch Handschuhe zum Blutabnehmen...), daher möchte ich bitte nicht so angegangen werden.

Es geht hier übrigens weniger um die Infektionsgefahr, sondern darum, Verletzungen primär zu vermeiden. Und bei mir hilft da wie gesagt Handschuhe aus...
Vielen Dank.

Rico
02.12.2006, 14:14
Allerdings gibt es über jedes mögliche Thema Artikel (man kann nicht alles kennen) und ich hab hier nur meine Meinung kundgetan, die im übrigen von der überwiegenden Mehrzahl aller Mediziner die ich kenne geteilt wird (kaum jemand nimmt doch Handschuhe zum Blutabnehmen...), daher möchte ich bitte nicht so angegangen werden. Klar gibt es zu allem möglichen verschiedene Meinungen.
Bei medizinischen Maßnahmen (und nichts anderes ist eine Blutabnahme) gibt es aber Leitlinien, die evidenzbasiert sind und bei denen man gute Gründe haben sollte, wenn man sie nicht befolgt.
Wer meint, einen Volumenmangelschock mit 500ml G5 statt mit HAES & Co. behandeln zu wollen, der hat natürlich das gute Recht (das ja auch berufsrechtlich verbrieft ist), aber darf dann nicht mehr für sich beanspruchen, medizinisch adequat zu handeln und muß damit leben, daß seine Strategie erwiesenermaßen die schlechtere Wahl ist.

Und Argumente der Preisklasse "alle machen das so", "das haben wir schon immer (oder noch nieeeee) so geamcht" hauen mich nicht um.
Es gibt ein gar nicht so kleines Kollektiv an Ärzten, die meinen Hepatitisimpfungen wären nur was für Chirurgen. Das ist natürlich falsch und die Tatsache, daß es Ärzte sind, die diesem Irrtum aufgesessen sind macht es auch nicht besser.

Es geht hier übrigens weniger um die Infektionsgefahr, sondern darum, Verletzungen primär zu vermeiden.Sowohl die Vermeidung des Stichs als auch die Vermeidung der Infektion beim Stich gehören zur Primärprävention. Das jetzt auseinander zu rechnen ist jetzt aber Haarspalterei.

murkel
02.12.2006, 14:53
..., denn da mich die Handschuhe unsicher machen wegen Gefühlsverlust würde ich sagen, das sich dadurch die Stichwahrscheinlichkeit erhöht und somit letztendlich ich mich häufiger stechen würde und der Benefit somit weg ist.

Alles eine Frage der Gewohnheit. Und ich stech mittlerweile mit Handschuhe nicht schlechter als ohne...


..., die im übrigen von der überwiegenden Mehrzahl aller Mediziner die ich kenne geteilt wird (kaum jemand nimmt doch Handschuhe zum Blutabnehmen...),...

Schlechte Beispiele sind nicht unbedingt gute Vorbilder! Ich kenne nicht wenige Mediziner, die nur mit Handschuhen abnehmen. Die hab ich mir als Vorbild genommen...