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RoboDoc
03.12.2006, 21:31
A Survival Guide to Baragwanath

Präambel
- Ein Aufenthalt im Baragwanath, als Famulatur und besonders als PJ-Tertial, in vielen Fachgebieten, aber besonders in der Chirurgie und Gynäkologie, ist trotz aller Widrigkeiten und Risiken die fantastische, einmalige Gelegenheit, noch innerhalb des Studiums vom Studenten zum Arzt zu reifen, Verantwortung zu übernehmen, einen Unterschied zu machen und das theoriebetonte deutsche Medizinstudium ideal zu ergänzen. Im Bara könnt ihr reanimieren, Thoraxdrainagen schieben, zentrale Zugänge und großlumige periphere Zugänge legen, femoral punktieren, rektal und vaginal untersuchen, Urinkatheter legen, intubieren, operieren, nähen, Beschneidungen durchführen, Abszesse spalten, Biopsien entnehmen, großflächig verbrannte Patienten und Polytrauma-Patienten managen, Medikamente anordnen, Röntgenbilder beurteilen, schallen, Druckverbände anlegen, die Untersuchung der weiblichen Brust, aber u.U. auch Peritoneallavage, Gastroskopie, transkutane Gallenwegsdrainage, Durchleuchtung oder sogar Gehirnchirurgie erlernen. Und mit all dem, so lange ihr dies verantwortungsvoll, akademisch und überlegt tut, etwas wirklich Nützliches tun. Also im Großen und Ganzen das Gegenteil von dem, was ein Chirurgietertial in der BRD bedeutet (Vampir und Hakenhalter)…

Vorbereitung:

Fragen nach Kapazitäten:
Alles beginnt mit einer Email an Dawn Francis bezüglich des anvisierten Zeitraumes unter [email protected] oder besser [email protected].
In den Monaten November/ Dezember ist ein PJ-Tertial eigentlich nicht möglich, weil die südafrikanischen Studenten dann Ferien haben, es gibt aber keinen praktischen Grund, warum man dann nicht sein Tertial machen könnte. Von den Seminaren und Kursen sollte man sich sowieso fernhalten, sie sind zwar oft sehr gut gemacht, aber man kommt nun nicht nach ZA, um das bisherige theoretische Wissen durch neues theoretisches Wissen zu verdrängen (hingegen ist es recht nützlich, nach einem praktischen Problem am Abend zuhause in der Literatur oder der Bibliothek auf dem Medical School Campus nach einer Lösung zu suchen).
Kapazitäten gibt es auch immer genug, mangelnde Kapazitäten entstehen nur durch Fehler und Missverständnisse. Während der 4 Monate, die ich im Bara war, war ich der einzige ausländische Student in meiner Unit, laut dem (chaotischen) Plan des chirurgischen Sekretariats waren aber noch drei andere ausländische Studenten („Electives“) in diesem Zeitraum in meiner Unit eingeteilt. Es gibt außerdem immer genug zu tun, Langeweile kommt nie auf, auch nicht bei Vollbesetzung. Dabei ist besonders im surgical pit in den Sommermonaten (Sommer dort, Winter hier) mehr los als im Winter. Es ist auch deutlich angenehmer, im Sommer in ZA zu sein, es wird bei passender Kleidung nie zu heiß, und die Wintermonate sind zwar trocken, aber ganz schön kühl (aber kein Schnee&Eis).
Man sollte möglichst früh mit der Vorbereitung anfangen, beim Visum sollte man wirklich 4 Monate im Voraus mit der Zetteljagd beginnen. Für die Bewerbung bei Dawn sind 15-9 Monate ein guter Vorlauf, aber man sollte, wenn es denn nicht anders geht, auch kurzfristig noch einen Versuch starten. Mit etwas Glück und/ oder Trickserei ist viel möglich (siehe Visums-Abschnitt).

Department:
Ich empfehle, im Bara in die Chirurgie zu gehen.
Das liegt am Patientengut, an der großen Traumatologie, der chirurgischen Notaufnahme, den Möglichkeiten, die sich einem Medizinstudenten an praktischer Tätigkeit ergeben und besonders der jämmerlichen Zeit, die man in der BRD im Chirurgietertial verbringt.
Innerhalb der Chirurgie empfehle ich wärmstens, in die Unit 4 zu gehen (allgemeinchirurgisch), wobei man bei den Intakes meistens der Trauma-Unit aushilft, womit man beide Gebiete gut abdecken kann. Es hindert einen auch keiner, bei einer Trauma-OP zu assistieren oder mal bei der Trauma-Visite mitzulaufen.
Mit der vielgerühmten Unit 1 (vom Chef) habe ich eher schlechte Erfahrungen gemacht, wobei ich das nicht verallgemeinern will und ich Prof. Martin Smith sehr sympathisch finde.
Ist man aus irgendwelchen Gründen für das Innere-Tertial im Bara, kann man sich eventuell trotzdem von einer chirurgischen Unit hijacken lassen.

Recherche Zuschüsse:
Es gibt diverse Zuschüsse, Reisestipendien und ähnliches, die sich ergoogeln lassen. Hierbei ist wichtig, daß man SEHR FRÜH mit der Recherche und Bewerbung beginnt, da diese Angebote einen sehr langen Vorlauf haben (bis zu 24 Monate).

Flugticket:
Je früher, desto billiger. 4 Monate vorher kann man mit ca. 800 Euro rechnen. Wer in zeitlicher Nähe zur Fußball-WM reist, muß früh aufstehen, wobei ich nicht glaube, daß die Republik die Vorbereitungen für die WM hinbekommt. Dafür gehen einfach schon zuviel kleine Dinge schief.

Visum:
Das Visum ist eine schwierige Sache, und einige entscheiden sich trotz eines ganzen Tertials (3 ½ Monate) dafür, keines zu beantragen. Ich werde zu beiden Wegen etwas sagen.

Der offizielle Weg: 4 Monate (!) vorher fängt man an, die geforderten Papierchen einzusammeln. Das Formular zur Antragstellung ist 15 Seiten lang (von denen aber einige frei bleiben), man muß alle möglichen und unmöglichen Dokumente anschleppen, vom Röntgen-Thorax bis zum polizeilichen Führungszeugnis, und das nicht nur, wo die Trottel in der Botschaft sowieso dumm sind wie Stroh und den ganzen Tag nur nasebohrend auf ihrem fetten Hintern rumsitzen und die mühselig zusammengesuchten Dokumente wieder verbummeln, während das Telefon die ganze Sprechzeit durchbimmelt, nein, es wird auch ernsthaft gefordert, daß man den Nachweis erbringt, nicht HIV-infiziert zu sein.
In Südafrika sind ca. 30% der Bevölkerung durchseucht, in der BRD ca. 0,05%. Any questions?
Man muß als Medizinstudent aus der BRD, als der man freiwillig und ohne Bezahlung dort im Krankenhaus arbeitet, ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, weil man dort ja auch in die kriminellste Stadt der Welt reist, und wie wir alle wissen, scheißen sich die Mugger und Raper downtown in die Hose, wenn sie von den hochkriminellen deutschen Medizinstudenten hören (fiese Spezies), die die Stadt mit Erste-Hilfe-Massnahmen und Intrakutannähten überziehen. Da muss die ReGIERung, die sonst nix drauf hat außer AIDS leugnen, Geld verprassen und in Seitenwege ableiten und eine AIDS-Aktivistin vergewaltigen, natürlich Sicherheit schaffen. Any questions? Ich würde gern an der Regierung oder den Botschaftstrotteln etwas Positives finden, aber es ist vergeblich.
Vielleicht so herum: Es geht noch schlimmer.
Das sieht man, wenn man sich ein bis zwei Tage Zeit nimmt, um das Apartheidsmuseum zu besuchen, dann wird deutlich, daß es die Nazis eben noch doller trieben (Rassenschande, Pakt mit Hitler, Folter, Exekutionen, etc.).
Hinzuzufügen ist noch, daß das Study permit=Arbeitsvisum=“Visum für länger als 3 Monate“ ganz schön teuer ist und man zudem noch eine fette Kaution hinterlegen muß, so daß man zumindest vorübergehend 1000 Euro los ist. Das bringt uns auch schon zum

Inoffiziellen Weg: Man kann auch mit dem Touristenvisum einreisen, welches man in ZA am Flughafen bekommt. Dadurch spart man Zeit, Geld und Nerven und kann auch sehr kurzfristig doch noch ins Bara. Das hat zwei Haken: Die Regierung und die Uni. Die Uni wird durch Dawn Francis vertreten, ein herzensguter und entspannter Mensch, der einem keine Steine in den Weg legt und für alle nur das Beste will. Die Regierung wird vor allem durch die Grenzer bei der Ausreise vertreten, die einem bei auch nur einem Tag zuviel einen „overstay“ mit Strafe aufdrücken.

Man geht folgendermaßen vor:
Am Flughafen in ZA gibt man überall an, man sei Tourist (und das behält man auch bei) und läßt sich das Maximal-3-Monats-Visum geben. Wird man gefragt, wie das mit dem späten Rückflugsdatum zusammengeht, gibt man den ungläubigen Touristen und fragt verwundert zurück, wie die denn darauf kämen, daß man seinen Trip auf Südafrika beschränken würde („3 1/2 months of South Africa - that’s gotta be boring, man“ - auch wenn’s das nicht ist).

Gegenüber Dawn erwähnt man die Visumsproblematik nicht, falls sie doch danach fragen sollte, sagt man, man habe das study permit erhalten. Wenn sie es sehen will, was bisher noch nicht berichtet wurde, hat man den Reisepaß in der jeweiligen Unterkunft vergessen. Das Sekretariat der Chirurgie bekommt wiederum die Informationen von Dawn, so daß damit das Visumsproblem von Uni-Seite aus erledigt sein dürfte. Dawn ist übrigens von den Botschaftstrotteln aufgrund diverser Erfahrungen ebenso genervt wie ich es bin. Man sollte sie trotzdem und auch trotz ihrer Gutmütigkeit aus der Sache heraushalten und das Konstrukt des angeblichen study permits glaubhaft halten.

Die Regierung stellt man dadurch zufrieden, daß man für den Anfang des letzten Drittels seines Aufenthaltes einen etwa einwöchigen Trip in Nachbarländer plant (einwöchig, damit die Fahrt sich auch lohnt). An Schwerpunkten stehen Natur/ Berge/ Küste oder Game, also Großwild zur Wahl.
Mit der Planung sollte man rechtzeitig beginnen und sich möglichst Kontakte suchen und mit anderen zusammentun. In ZA geht so ein Trip nicht ad-hoc, da steckt ein bißchen Arbeit dahinter. Doppelgleisig planen ist zwar etwas asozial, aber aufgrund mangelnder Zuverlässigkeit eventuell notwendig.

RoboDoc
03.12.2006, 21:42
Wenn man dann von den Nachbarländern wieder einreist, läßt man sich ein neues Touristenvisum geben. Dadurch vermeidet man beim Abflug einen overstay. Folge eines overstays ist eine Strafe von 150 Euro (billiger als ein Study permit), welche jedoch nicht direkt, sondern erst in der BRD bei den Botschaftsdeppen bezahlt wird. Bezahlt man diese nicht, so wächst sie mit Verzinsung langsam an. Falls man wieder nach ZA reist, hat ein begangener overstay zur Folge, daß man eine Kaution hinterlegen muss (ähnlich hoch wie die Kaution für das study permit). Man sollte sich mit abgelaufenem Visum nicht von der Polizei erwischen lassen. Den Reisepaß läßt man zuhause, man nimmt maximal den Führerschein mit (wenn man Auto fahren muß) und auch den nur getrennt vom Geld, gut versteckt. Die Registrierung beim HPCSA läuft anscheinend unabhängig von der Visumsbewerbung, jedenfalls kann ich keine Kommunikationswege erkennen, auf denen ein Datenaustausch erfolgt. Ich war jedenfalls schon registriert, als ich das study permit bekam, weil das eine Voraussetzung zur Erteilung ist.
Manche Leute haben ja zwei oder gar drei Reisepässe, entweder illegal durch Neubeantragung nach angeblichem Verlust oder auf Antrag aufgrund von geplanten Reisen in verfeindete Länder (USA-Kuba, Israel-Palästina, etc.). Mehrere Reisepässe machen sich bei Weltenbummlern ja aufgrund des allgegenwärtigen Amtsschimmels immer gut. Wer glaubt, er könne erst sein study permit auf den letzten Drücker beantragen, dann per Touristenvisum einreisen und später per nachgesandtem Paß mit study permit wieder ausreisen, hat sich geschnitten. Zum einen finden die Botschaftstrottel während der „Bearbeitung“ des Antrages immer wieder ein nicht vorhandenes Haar in der Suppe, zum anderen ist sowohl die Post als auch der Zoll in ZA so korrupt, daß viele Pakete durchwühlt werden und nichts halbwegs wertvolles mehr ankommt. Das ist auch ein Grund, weshalb man wirklich alles dabeihaben sollte, was man aus der BRD braucht. Weiterhin sollte man bedenken, daß im Paß bei Ein- und Ausreise ja Eintragungen vorgenommen werden, die stimmig sein müssen.
Zu guter Letzt: Sollte irgendeine Formalie nicht klappen, fliegt trotzdem nach ZA. Laßt Euch nicht abschrecken. Das soll kein Freibrief für schlechte Planung sein, aber letzten Ende heißt es immer noch „T.I.B.!“ und so sehr das Chaos an den Nerven zerrt, so sehr kann man es auch für sich nutzen. Wenn man nicht oder zweimal oder in der falschen oder nicht der gewünschten Unit eingetragen ist, dann ist eben der Computer schuld oder derjenige, der es damals eingetragen hat. Geschickt die Schuld zurückzuspielen ist in ZA ein Volkssport.
Theoretisch könnte man sogar einfach so ins Bara anreisen, sich bei einer Unit als Student ausgeben und dort arbeiten. Qualifizierte Hilfe wird sowieso immer gesucht. Die Frage ist nur, ob man später noch die PJ-Bescheinigung zustande bekommt, aber es soll ja sogar Leute geben, die sich Famulatur- oder PJ-Bescheinigungen im Ausland kaufen (oder gleich fälschen). Das bringt einen wiederum zu der Frage, wieviel Leute mit einem gefälschten Abiturzeugnis einen Medizinstudiumsplatz bekommen haben. Ich schreibe all dies nicht, um für diese Vorgehensweisen zu werben, denn meiner Meinung nach sind sie bei guter Vorbereitung überflüssig, zum Teil langfristig kontraproduktiv und sie können auch zu restriktiveren Vorschriften führen, wenn solche Verhaltensweisen einreißen, ich will sie aber nennen, um zu verdeutlichen, daß es mit ein bißchen Tricks, Information und „gewußt-wie“ immer einen Weg gibt und daß man nie die Flinte ins Korn werfen soll und daß man, wenn es nicht mehr anders geht, auch mal etwas krasser agieren kann.
Es ist im Prinzip wie mit den Securitys an den Toren zum Uni-Gelände: Wenn ich wirklich mal die Passierkarte nicht dabei hatte, fand ich trotzdem irgendeinen Weg, an ihnen vorbeizukommen bzw. durchgelassen zu werden. Alles eine Frage der Strategie bzw. Information bzw. Kreativität.

Krankenversicherung:
Man braucht einen Nachweis, daß man auch im Ausland versichert ist. Ich hatte diesen über das kostenlose PJ-Paket von MLP.

Registrierung:
Beim HPCSA.

Studiengebühren:
Leider teuer (~1000 Euro).

Kreditkarte, Auto mieten:
Eine Kreditkarte braucht man eigentlich nur für den Mietwagen. Für kleinere Einkäufe sollte man wegen Betrugsgefahr sowieso keine Kreditkarte verwenden. Mietwagen sind teuer, und wenn man irgendwie privat ein Auto mieten oder von einem anderen Studenten abkaufen kann, kommt man besser mit weg. Ich habe mir einmal für 10 Tage einen Kleinwagen (Hyundai) bei Top Notch Car Rental c.c. geliehen ((027) 082 - 8570044/ (027) 011 - 435-5436, AB heißt Rückruf, 44 Trossachs Road, The Hill, Johannesburg, www.topnotch.co.za; eher teuer aber gut, kostpflichtiger Bring- und Abholservice, lockere Übergabe, extrem spritsparendes neues Auto, ich habe für die gesamte Zeit nur für 50 Rand tanken müssen). Über die Konkurrenz (Kinetic Car Rentals (027) 083 - 6595933/ (027) 011 - 4407907) und „Rent a wreck“ (billige, alte Kisten mit gutem Pannenservice und sehr günstigen Angeboten, die allderdings nicht all-inclusive sind) kann ich nicht viel sagen, Errol Hurwitz von Kinetic war jedenfalls so im Gespräch ganz sympathisch und wird auch von Dawn empfohlen. Eine Bekannte ist mit Maximum Cars ((027) 083 - 610 11 47/ (027) 011 - 640 4444, www.maximum.co.za) gut gefahren und hat auch klugerweise den „Extra Insurance Excess“, also eine Minderung der Selbstbeteiligung, abgeschlossen. Ohne diese Minderung liegt man je nach Alter des Autos bei monatlich 2700,- bis 3500,- Rand, die Minderung kostet 20 Rand pro Tag. Für mich fiel Maximum flach, weil ich das Auto an einem jüdischen Feiertag brauchte, und da haben die zu.

Internationaler Führerschein:
Nicht notwendig

Internationaler Studentenausweis:
Nicht notwendig

Malariaprophylaxe:
Für Johannesburg nicht notwendig, im restlichen südlichen Afrika gibt es einige wenige Endemiegebiete.

Kopien aller wichtigen Dokumente:
Keine schlechte Idee (Perso, Registrierung, englischsprachige Bestätigung der Krankenversicherung, Reisepaß, Führerschein, etc.)

Anmeldung 3.Stex bzw. Hammerexamen bzw. was die sich als nächstes über unsere Köpfe hinweg ausdenken:
Sollte fristgerecht geschehen. Hier kommt es darauf an, in welchem Tertial man ins Bara geht. Meist iost die Anmeldefrist 1 Woche nach Ende des 2.Tertials zu Ende.

Freistellung vom Sem-Ticket:
Dafür muß man vorher einen Antrag stellen. Klappt sogar.

Karten, Stadtpläne, Literatur:
In der BRD bekommt man die besseren Karten. Bis ich in ZA eine gute Karte für ganz JHB gefunden hatte, mußte ich erst ein paar Malls besuchen.
Reiseführer (Referenz wie immer „Lonely Planet“) sind dann nützlich, wenn man den touristischen Aspekt betonen will.
Oft gibt es aber auch bei privaten Unterkünften Literatur über Land und Leute.

LPA:
Das Landesprüfungsamt Berlin verlangt derzeit im Voraus nicht, daß man das Krankenhaus als äquivalent anerkennen läßt. Statt dessen gibt es eine Liste von Krankenhäusern auf der hp des LPA, auf der das Baragwanath gelistet ist. Nach der Rückkehr muß man sich dann seine hoffentlich mit der richtigen Bettenanzahl, Stempeln und Siegeln versehene Tertialbescheinigung anerkennen lassen, was kostpflichtig ist. Den Platz für das Tertial in der BRD für denselben Zeitraum sollte man so spät wie möglich (Sicherheit) und so früh wie nötig (damit noch eine Zuteilung an andere, suchende Studenten möglich ist, z.B. bei der Tauschbörse) aufgeben.

Haftpflicht/ Malpractice Insurance:
Ich war sowieso über die Charite Berlin versichert. Zudem gibt es die Haftpflicht zusätzlich noch bei entsprechenden kostenlosen Versicherungspaketen (z.B. MLP). Und schließlich glaube ich nicht, daß es im Bara zu einem Haftungsfall kommt. Das ist traurig, aber das ist eben so.

Sprache:
Im Bara kommt man mit Englisch sehr weit. Zulu, Xhosa und so weiter wird von den Sisters übersetzt (wenn man sie dazu bringt). Einfache Vokabeln („tief einatmen“ etwa „pree fo muhla“) nimmt man schnell mit. Afrikaans spielt eine sehr untergeordnete Rolle.
Ein wenig Auffrischung (gerade von Medical English) ist angebracht, sei es durch Tandems (-> Schwarzes Brett an der Uni), Internet, Musik oder Filme. Hauptsache, ihr geht nicht zu „Wall Street Institute“ und ähnlichem teuren Unsinn. Medline-Junkies sind wahrscheinlich eh fit. Das Buch „Medical English“ von Thieme ist sehr gut geeignet, da es auch die Herangehensweisen und Dokumentationsformen im angelsächsischen Raum treffend erläutert. Siehe den Punkt „Medical English“.

PJ Bestätigung:
Man druckt sie sich am Besten schon in der BRD zweimal aus und läßt sie dann von allen geforderten Stellen unterschreiben, stempeln, siegeln und so weiter. Immer lieber ein Siegel zuviel als zuwenig! Die beiden (!) Exemplare bewahrt man von da an streng getrennt auf. Man sollte sich spätestens 2 Wochen vor Abreise darum gekümmert haben.

Äquivalenzbescheinigung:
Die Äquivalenz wird nach der Rückkehr im LPA beantragt und kostet - wie bald alles inklusive Luft und Sonnenstrahlen - Geld.

RoboDoc
25.12.2006, 10:30
Wohnung/ Studentenwohnheim:
Positive Erfahrungen mit den Studentenunterkünften sind mir nicht bekannt. Private Unterkünfte sind billiger, komfortabler und schöner. Für die Wahl einer der Unterkünfte aus der Liste, die Dawn einem zuschickt, gibt es folgende Kriterien: Der Weg ins Bara, Sicherheit, Ausgehmöglichkeiten. Und natürlich den Preis.
Der Weg ins Bara hängt stark vom gewählten Fortbewegungsmittel ab. Fährt man zB mit den Bussen der Uni, sollte man auch relativ nahe an der Uni wohnen. Oder man fährt wie ich jeden Morgen mit dem Rad von Melville zur Uni, um von dort aus den Bus zu nehmen.
Für die Sicherheit gilt grob: Je nördlicher, desto sicherer.
Die Ausgehmöglichkeiten sind sowieso sparsam, aber am ehesten in Melville vorhanden.
Bewerbt Euch frühzeitig oder parallel bei mehreren Gastgebern, die Antworten können dauern oder auch gar nicht kommen. Außerdem wollen die ja auch planen können.
Ich war bei Hilary Geber und fand’s bottom line super.
Bei deutschen Gastgebern zu wohnen finde ich keine gute Idee, ich finde, soviel Kulturschock muß sein, daß man sich wenigstens auf englischsprachige Gastgeber einläßt. Für das Erlernen der Sprache ist es auch viel besser.
Ganz anders sieht es in der Freizeit und im Bara aus: Da sollte man sich ruhig an die Deutschen dranhängen (und erstmal nicht mehr loslassen).

Packen Checkliste:

Man nimmt keinen Kittel mit. Kittel tragen im Bara nur die Medizinstudenten, und es ist nicht richtig, diese Rolle einzunehmen. Jeder läuft herum, wie es ihm paßt, und Ärzte erkennt man eher am Auftreten, der Ethnie, dem Stil der Kleidung sowie dem um den Hals baumelnden Stethoskop.

Ganz wichtig ist ein leeres, ca. 50 Seiten umfassendes Buch, idealerweise DIN-A-5/ DIN-A-6 und kariert. Darin schreibt man dann ab dem ersten Tag an alles Merkenswerte rein:
Die Auflistung aller für einen zentralen Zugang oder eine Naht notwendigen Utensilien, die Wunschliste der Burnt-Unit bezüglich Therapie und Diagnostik für einen Patienten vor Übernahme, die „Hashnumbers“ von sympathischen oder wichtigen Leuten im Bara, die Kriterien für eine Vorstellung eines Patienten bei den Neurochirurgen, die Liste der Dinge, die der Radiologie Reg wissen will, bevor er ein CT macht, die von Degiannis gewünschte Reihenfolge bei der Dokumentation der Trauma-Untersuchung, gängige Medikamentendosierungen, Kürzel, neue Erkenntnisse von Patientenvorstellungen und wardrounds, Pläne, Pincodes, Ausgaben, Emailadressen und und und…
Schon bald wird man ein Nachschlagewerk haben, das einem das wiederholte Nachfragen erspart und Verläßlichkeit vermittelt.

Genauso wichtig ist eine Weste, die man - systematisch - mit Latexhandschuhen, Spritzen, Kanülen, verschiedenen Skalpellklingen, Alkoholpads, Mullkompressen, NaCl, Vacutainern, Zugängen, Flexülenpflastern, Tape, Adrenalin, LA, Heparin (für BGAs), Nahtmaterial, Handdesinfektion, Abdecktüchern, Infusionsbesteck, Faltschere, Stirnlampe, Eiweissriegeln und so weiter vollstopfen kann, damit man nicht ständig nur sinnlos auf der Suche nach dem nächsten Teil durch die Gegend rennt. Dadurch spart ihr sehr viel Zeit und Nerven, außerdem gibt es weniger Konflikte mit den Schwestern, die meist keine Ahnung haben und/ oder sich nicht zuständig fühlen und/ oder im Schneckentempo arbeiten und/ oder streiken und/ oder auf Ansprache nicht reagieren und/ oder behaupten, hier gar nicht zu arbeiten und/ oder angeben, gerade etwas viel wichtigeres zu tun zu haben und/ oder etwas unverständliches als Antwort murmeln und/ oder euch dahin schicken, wo ihr schon gesucht habt.
Umhängetaschen erfüllen den Zweck der Weste zwar auch, sind aber unübersichtlicher und unbequemer. Mit blutigen Händen bekommt man aus so einer Tasche nichts raus, bei der Weste klappt’s immer irgendwie. Außerdem können sich an der Weste auch andere gut bedienen, gerade wenn ihr beide Hände voll habt.

Inventar beim Packen (Rückflug):

UNTERLAGEN
Führerschein ****
Personalausweis ****
Krankenkassenkarte, Notfallausweis, Studentenausweis ***
EC Karte ****
Kreditkarten **** (für’s Auto mieten)
Flugtickets ****
Kleingeld ****
Geld ****
Brustbeutel **** (ganz wichtig! Sehr sicher, sehr praktisch)
Geldbörse -
Sämtliche denkbar notwendigen Unterlagen bzw. Kopien ****
2 Handykarten **** die südafrikanische dort gek.
Valium **** (für den Flug, mit Alk mischen; etwas kürzere HWZ: Flunitrazepam, Lorazepam)
Impfbuch -

TECHNIK
Laptop mit Kabeln **** (unbezahlbar für etwas Ausgleich: spielen, lesen, komponieren, mails tippen)
Kopfhörer ** (Musik, Laptop) dort gekauft
Diverse Audio und Videokabel **** (für Transfers und Verbindungen zwischen Cam, Laptop, etc.)
D-Cam und Bedienungsanleitung **** (Fotos, Filme)
Verlängerungsschnur Steckdose **** (Adapter habe ich dagegen immer vorgefunden)
USB-Stick **** (Datentransfer zwischen I-Cafe, ComputerLab, Laptop) dort gek.
USB-Adapter mit Flashkarte **** (zweiter Stick, war oft notwendig)
Handy **** (am besten gleich noch ein paar billige von Ebay zusätzlich mitnehmen!)
Handyladegerät ****
2 Akkulader **** einer dort gek.
Reisewecker ****
Musik CDs ****
Update CDs (Computerdaten von zuhause) ****

STUFF
Essen **** (vor allem für den langen Flug und die Zeit drumherum)
Täglich eine 60 in 1 Tablette ** (schlechte Ernährung im Khs, Powerbars ruling)
Plastiklöffel *** (für den Kaffee)
Nähnadel ** (Kleidung aus ZA geht schneller kaputt. Nähe aber ungern, außer Menschen)
2 Sonnenbrillen *** (Auto fahren, Vermummen, Berge, Rad,…)
Bundeswehrtasche **** (kleine schwarze Baumwolltasche zum Umhängen, sehr nützlich)
Hipbag ****
Fernrohr - (nützlich für Game Parks)
Schlafsack **** (bei Freunden übernachten, zur Sicherheit unterwegs über Land)
Termarest ****
Rucksack ****

KLEIDUNG
2 Mützen **** (Berge, Wintermonate, Vermummung) dort gek.
Facemask **** (Vermummung heißt Sicherheit)
Sympatexjacke **** (für Regen&Rad, für die Berge)
Regenjacke *** dort gek.
2x Hemd ** (oder ein T-Shirt…)
2 Sweatshirts *** (wenig getragen)
Unterhosen ****
Socken *** (wichtig sind vor allem Stützstrümpfe! (langes Stehen, OPs) und Sandalen)
Stützstrümpfe **** (man muß viel stehen)
Schwarze Trainingshose ****
Thermounterhose **** (für Wintermonate, für die Berge)
Fleecehose **** (für die Berge& Wintermonate)

SCHUHE
Sandalen **** (keine Schweissfüße)
Sicherheitsstiefel **** (gute Waffe, sicherer Tritt, gute Bergschuhe, fürs Bara zu heiß)
Aquaschuhe *** dort gek. (schwitzig)
Turnschuhe * (zu schwitzig)
weiße Krankenhaushalbschuhe – (zu schwitzig)

GETTING AROUND
Karte Joburg **** dort gek., aber lieber hier kaufen, dort gibt’s fast nur Schrott
Road Atlas Southern Africa **** dort gek.
MTB mit Vollgummi **** dort gek., chinesische Trashbikes, Schwinn und Giant sind günstig, +Tax-Refund!
Fahrradschloss **** dort gek.
Schraubenschlüssel **** (für’s Rad) dort gek.

KÖRPERPFLEGE
Rasierapparat ****
Nassrasierer *** (Körperrasur verhindert üblen Muff nach 36h-Schichten)
Haarbürste **** (bei langen Haaren…)
Nailclipper ****
Zahnseide ***
Zahnbürsten, Pasta ****
Duschgel **** dort gek.
Mundwasser *** dort gek.
Handwaschmittel ****

BARA
Weste **** (gefüllt mit allem, was man im Bara so braucht, unverzichtbar)
OP-Kleidung **** (aus der BRD)
OP Kleidung Bara *** (Einmalscrubs, als Ersatz) dort gekl.
„schlaues Buch“ ****
Haargummis **** dort gek
Ohrstöpsel **** (für Übernachtungen im Bara, bellende Wachhunde,…)
Handcreme **** (es gibt kein Desinfektionsmittel, deshalb muß man die Hände oft waschen, auch für die OP-Vorbereitung)
Desinfektionsmittel ****
Kulis **** (Mangelware)
Schutzbrille **** dort gek.
Brille -
Pupillenleuchte **** dort gek.
2 Stirnlampen **** (zum Nähen unverzichtbar!, zum Radfahren, als Sicherheit) dort gek.
Akkus **** dort gek
Stethoskop ****
Stauschlauch **** (gibt’s da nicht!)
Uhr ****
Reflexhammer -
Faltschere **** (muß sein!) dort gek.
Schweizer Taschenmesser **** (allein schon wegen dem Korkenzieher)
Schere ** (Faltschere ist besser)
Schraubenzieher **** (braucht man ab und zu, beim Rad und im Khs)
Gaffa ** (für alle Fälle, nie verkehrt)
Paracetamol **
Arzneimittelinfo plus *** (wenig gebraucht, aber dann sehr nützlich)
Medical English (Thieme)****

BOOKS
MLP Chirurgie *** (angelesen, hilfreich)
Langenscheidt Englisch *** (wenig nachgekuckt)
Bücher (Chir Kompendium, Lexikon, Naw, EKG) ** (ich hab wenig gelesen)
Med. Wörterbuch Englisch ***
Hexal Lexikon **

WAFFE
Tonfa **** (die beste Waffe: lange, schnell zu ziehen, auch defensiv)
Sticks (Schlagzeug) **** (als Waffe oder zum Üben)
Schusshemmende, stichhemmende Weste **** (lohnende Investition)
Zwille – (als Distanzwaffe) dort gek.
Reizgas – (nicht heftig genug)
Bowieknife – (zu wertvoll, begehrenswert, schwer zu tragen und zu ziehen)
(Ein anderer deutscher PJler hatte ein Stiefelmesser griffbreit in der Hosentasche, da er viel zu Fuß unterwegs war.)

Wichtig:
Kleiderbügel (gern mit fast ganz abgebrochenen Schenkeln) -> als Ersatz für Infus-Ständer!
Blutdruckmanschette (es gibt keine)!!!!
Händedesinfektion mit Kittelfläschchen.
Vernünftiges medizinisches Klebeband.
Scrubs gibt’s da, aber unsere sind schöner.
Handschuhe gibt es genug, wirklich.
Gleiches gilt für die PEP-Packs (aka PostExpositionsProphylaxe, Starter Packs). Wirklich.

Abholung vom Flughafen:
Vom Flughafen aus sollte man KEIN Minibustaxi nehmen. Laßt euch erst dann ausrauben, wenn wenigstens die wichtigsten Sachen in Sicherheit sind. Einen „Shuttle“ (=Taxi, nur teuerer) kann man für heruntergehandelte 200 Rand kriegen - ihr habt die freie Auswahl, das macht das Handeln leicht. Hilfreich ist auch ein „I was told not to pay more than 200.“ 250 gehen aber auch noch in Ordnung.
Für 250 Rand kann man 60mal durch die ganze Stadt mit dem Minibustaxi fahren, trotzdem: Shuttle muss sein.

RoboDoc
25.12.2006, 10:33
Handy:
Falls ihr nicht von jemand anderem eine Karte erbt, müßt ihr Euch die am Flughafen kaufen (kostet überall gleich viel, und je früher desto besser). Handys sollte man sich aus der BRD mitbringen - einfach und robust (zB gebraucht bei Ebay). Warum der Plural? Weil sie Euch geklaut oder geraubt werden und ein super Geschenk sind. Airtime ist günstig und da sollte man nicht sparen. Welche der beiden Telefongesellschaften man nimmt ist wahrscheinlich egal, ich bin mit Vodafone gut gefahren.

Emails:
Kann man entweder im Bara (Learning Center) oder der Uni (Computerraum) schreiben, oder aber man geht in einen der Internetläden.

Bibliothek, Sport, Mensa:
Der Zugang wird einem von Dawn erklärt. Im Prinzip geht alles über die (freigeschaltete) Studentenkarte, wobei Störungen und Fehlfunktionen wie Stromausfälle auf der Tagesordnung sind - das System wurde immerhin von Diebold gebaut, und die bringen ja sonst auch nix zustande, außer Residenten mit programmierbaren Wahlcomputern in die Regierung zu putschen.
Auf Sport (->Uni) habe ich - vom Rad fahren abgesehen - verzichtet, dazu war mir das Bara zu wichtig. Außerdem ist das pünktliche Erscheinen auf dem Hauptcampus zur jeweils richtigen Zeit nur mit einem Mietwagen vorstellbar.
Die Mensa auf dem Campus „Medical School“ (dort, wo Dawn residiert und das Joburg Gen gleich nebenan ist) hat ca. con 11:00-14:00 offen und hat eine reiche Auswahl an Salaten, Pizza, Eiweissriegeln und Sandwiches.
Ein paar Meter entfernt gibt es einen Bookstore, der günstige Schutzbrillen und teure Bücher anbietet. Interessant fand ich eigentlich nur die südafrikanischen Chirurgiebücher, die sehr abgefahrene Operationstechniken mit vielen Bildern beschreiben.

Surfen, Bungee:
Joburg liegt nicht am Meer, aber ein Abstecher nach Cape Town genießt einen verdammt guten Ruf.
Soviel ich weiß gibt es in ZA den tiefsten freien Bungee-Fall.
Surfen macht süchtig.

Wandern:
Es gibt in ZA natürlich jede Menge überwältigende Natur, die allerdings auch nur mit dem Auto erreichbar ist.
Hiking ist lohnenswert, entweder mit einem der zahllosen Hiking-Clubs oder auf eigene Faust (Magaliesberg, Pilanesberg, Drakensberg,…). Das meiste, was „…-berg“ heißt, ist aber mehr Hügel. Für die Drakensberge (ca. 250 km südlich von JHB) galt: Bed&Breakfast ca. 250,- Eintritt ca. 30,-, Autobahnmaut ca. 50,- plus Essen, Sprit, Automiete.

Einkaufen:
Es gibt in ZA ein paar außerirdisch anmutende Nahrungsmittel, das Essen ist ungefähr so teuer wie hier. Schön ist, daß es in den Supermärkten Eiweissriegel gibt, so kann man die desaströse Versorgungssituation im Bara etwas abmildern.
Preislich bestätigen Ausnahmen die Regel, es ist zB unglaublich, was für geile Pizzen man bei „Perfect Pizza“ (Melville) für umgerechnet 3,20 bekommt. Auch einige elektronische Geräte sind deutlich billiger, Kleidung ist dem niedrigen Preis entsprechend weniger haltbar, ein Tertial reicht meist, um das Zeug in Lumpen zu verwandeln. Beim Heimflug kann man dann das eine oder andere verschenken oder an gerade angekommene Studenten weitergeben, meist hat man ja ein Problem mit Übergepäck, besonders wenn man sich beim Packen daheim nicht zügeln konnte.

Freizeit:
Falls man zuverlässige und nicht nur freundliche Leute kennenlernt, kann man das recht spärliche Freizeitangebot nutzen. Zum einen ist das das Filme gucken und shoppen in den Einkaufsmalls. Die Straßen von Joburg sind nachts eine no-go-area, und die auch als Konsumtempel bezeichneten Einkaufsmalls mit ihren Multiplexen und Securities stellen die Inseln darin dar.
Zum anderen sind das Konzerte (z.B. im London Calling) oder Clubs (z.B. das Snobtreffen „Moloko“ im Rosebank-Mall, d.h. rumstehen und zeigen, wie reich man ist. Ohne Protzkleidung kein Einlass). Der Reiseführer nennt noch 206 live und 208, in 206 Louis Bothave, Orange Grove und Kilimanjaro in 17 High Street, Melrose Arch, Melrose, beides habe ich nicht getestet. Gute Konzerte soll es auch im „Back to Basix“ geben (200m vom Helen Joseph Hospital entfernt). Die Raves sollen auch ziemlich abgehen, mit wildem Drogenkonsum. Ernstzunehmendes Nachtleben habe ich nicht angetroffen, auch weil ich niemanden fand, der von einem solchen berichten konnte.
Das Fernsehen ist penetrant, da sollte man lieber eine schicke DVD ausleihen oder ins Kino gehen. Morgens um 4:00, direkt nach den Pornos, fangen die religiösen Fanatiker mit realsatirischen Fernsehpredigten an. Die Nachrichten sind lachhaft und auf ZA beschränkt - was in der Welt passiert, erfährt man nur per Internet.
Ein Laptop kann bei der Freizeitgestaltung sehr helfen (aber bitte nicht mit sich rumtragen…).

Zuverlässigkeit:
Ein Wort ist nicht ein Wort. Auf eine Zusage kann man sich nicht unbedingt verlassen, Abmachungen, Vereinbarungen, Pünktlichkeit - das wird loser gehandhabt als daheim.

Fortbewegung:
Zu Fuß:
Nur mit Erfahrung, eher tags als nachts, eher Männer als Frauen, eher sichere Gebiete, eher in Gruppen, eher schnell (schnell gehen oder joggen), am besten stetig umschauen, beweglich bleiben und die Umgebung aktiv wahrnehmen. Bewaffnung ist kein Fehler, aber hat auch Risiken. Ein Stock oder Metallrohr ist gut. Generell benutzen diejenigen, die einen überfallen ihre Waffen, also ist es besser, man gibt ihnen einfach, was sie wollen. Das ist andererseits keine Garantie dafür, heil davonzukommen.
Fazit: Man sollte sich, wenn man nicht auf ernsthafte Gefahr aus ist, möglichst schnell freikaufen und nur dann verteidigen, wenn das nicht hilft. Ich habe darauf verwiesen, daß ich „a doctor“ sei und hatte auch mein Stethoskop dabei. Hat man nichts wertvolles (Handy, Geld) dabei, kann man anbieten, sich durchsuchen zu lassen. Ein gutgeteimtes Lächeln oder „I’m sorry“ kann die Situation entschärfen.

Mit dem Rad:
Für jede Ausnahme steht eine Person (Moritz meinte, die sisters im Bara seien cool und die Versorgung besser als in der BRD, Jan meinte JHB sei gar nicht gefährlich, und irgendwer ist angeblich regelmäßig ins Bara GEJOGGT), und obwohl man auf den Straßen von Joburg keine Radfahrer sieht, gibt es doch einen, der dem Prinzip trotzt: Prof. Oettle (gespr. „ütli“), der mit dem Rennrad zur Arbeit heizt (und der mich ermutigte, meine Fahrradvernarrtheit auch in JHB auszuleben). Allgemein läßt sich an Grundsätzen sammeln:
Tagsüber kein Problem, nachts möglichst nur grosse Strassen, und eher bergab als bergauf, eher schnell als langsam. Bikejacking kommt vor, auch mit bösen Verletzungen, also Augen auf. Road Rage ist gefährlich, immer defensiv fahren, keine Diskussionen anfangen, höflich bleiben und den Autofahrern ihre Spur lassen. Kein Autofahrer wird für einen ein Überholmanöver starten. Die bleiben auf ihrer Spur und der Rest ist euer Problem. Man hat nie Vorfahrt. Das Rad sollte Vollgummireifen (keine Platten!!!) und einen großen Rückspiegel besitzen. Helm tragen. LEDs an. KEINE DISKUSSIONEN ANFANGEN.

Universitätsbusse:
Es gibt verschiedene Linien, die interessanteste ist die von der Medical School zum Bara. Werktags um 7:00; 11:45; 16:30; Zeiten schwanken stark, manchmal starten die Busse 20 min früher, manchmal 1h später. Manchmal fährt der Bus auch über die Blackwood Avenue, man kann dann auf dem Weg zusteigen (in der Blackwood Ave kann man auch gut Obst kaufen). Am Wochenende fahren keine Busse. Dann muß man sich einen „lift“ organisieren, die Minibustaxis nutzen oder im Bara bleiben.

Minibus Taxis:
Eine Möglichkeit, mobil zu sein. Es bleibt das Risiko von Verkehrsunfällen. Mit Hilfe von Handbewegungen zeigt man, in welche Richtung man will. Zulu ist von Vorteil. Das Wichtigste ist aber, die Routen zu kennen:
Von Melville nach Downtown: Kingsway zusteigen, MTS Taxi Rank aussteigen.
Zurück: Von Bree Street starten, Richtung Cresta.
Von Downtown nach Medical School + Rosebank: Ecke Eloff Street/ Plein Street zusteigen.
Von Downtown nach Bara + Apartheid-Museum: MTS Taxi Rank (Spur 7,8 oder 9 - mehrere Leute fragen).
Von Bara nach Downtown: Im Taxi Rank vor’m Krankenhaus relativ weit vorne, ganz links (in Fahrtrichtung gesehen).
Routen können auch leicht von den südafrikanischen Studenten erfragt werden.
Der Preis ist immer zwischen 4 und 5,50, egal wie lange man fährt.
Den Wunsch, auszusteigen signalisiert man mit einem „after robot“ (= Halt nach der nächsten Ampel).
Immer fragen, wo es hingeht, ruhig mehrere Personen, und immer offen, nie suggestiv.
Downtown ist gefährlich, überfallen werden ist normal, also entsprechend verhalten (mobil bleiben, umsehen, wahrnehmen, Fluchtwege offen halten, selbstbewußt auftreten).
Touri-Outfit geht gar nicht.
Hillbrow und Berea sind eine schlechte Idee.
Mit 16 Leuten im klapprigen Minibus kommt schon mal Achterbahnfeeling auf, im Guten wie im Schlechten…

Auto mieten, leihen, kaufen:
Teuer, aber sehr komfortabel, flexibel und fast das sicherste. Aber auch hier gibt’s Exekutionen, Carjacking und Unfälle, also aufpassen, defensiv fahren, wenn’s irgendwo brenzlig wird rechtzeitig Vollgas geben und nachts nirgendwo halten (auch nicht an roten Ampeln, wenn’s nicht gerade unbedingt sein muß). Schilder warnen manchmal vor gefährlichen Bereichen, die dann zB wegen „Smash&Grab“-Attacken berüchtigt sind (dabei wird eines der hinteren Autofenster zerschlagen, jemand springt hinein und zerrt aller greifbare mit sich).

Kauf:
ist Vertrauenssache.

Mieten:
siehe unter „Kreditkarte“.

Staatliche Buslinien:
Ich hab das System nicht kapiert. Ich kenne keinen, der’s kapiert hat. Einmal hat mich einer mitgenommen, als ich in einer wilden Aktion auf der Autobahn gejoggt bin. Den habe ich dann halt so lange genommen, wie er in meine Richtung fuhr.

Freunde: Haben auch Autos, aber die grassierende Unzuverlässigkeit macht schnell einen Strich durch die Rechnung.

RoboDoc
25.12.2006, 10:38
Medical English:
Hier wieder der Hinweis auf das Buch von Thieme, aus dem Inhalt:
- Bezeichnungen für Körperteile
(Wipern = eyelashes, Ohrmuschel = auricle, Rippenbogen = costal arch, Leiste = groin, Wade = calf)
- und für Arbeitsmaterial
(Tupfer = swap, Mundschutz = face mask, Spatel = tongue depressor, detaillierte Kurve = ICU chart)
- Medical History und PE (Physical Examination) mit Dokumentation und Abkürzungen
Einige davon, zusammen mit Bara-spezifischen Kürzeln und Worterklärungen:
Hx = History of (oft mit Zeitangabe)
FHx = Family History
FBC U&E = Full Blood Count Urea&Electrolytes
durchgestrichener Kreis = kein
Fx = Fracture
SOB = Shortness of Breath
NAD = No acute distress/ No abnormality detected
NGtube = Nasogastric Tube
+ = vorhanden
MCNS = Microscope, Culture and Sensitivity
A&P = Auscultation&Percussion
WNL = were normal limits
RVD = Retroviral Desease (weniger stigmatisierende Bezeichnung für HIV)
TIB = Kurz für “This is Bara!” (Verzweiflungsschrei im Chaos und Universalerklärung für alles was schiefgeht
Hash = # (Raute)
Dorm Morph 10/10 = Dormicum und Morphium je 10 mg auf 10ml Spritzen aufgezogen
Dx = diagnostisch
D/C = Discharge
I&D = Incisision&Drainage
IMI stat = Gabe i.m. sofort
TPN = Total Parenteral Nutrition
Exam = On Examination
NPO = Nil per Os
W/O = without
UTI = Urinary Tract Infection
C/O =Complains of
B/O = Because of
BM = Bowel Movement
TKO = To keep open (langsamste Infusionsgeschwindigkeit)
ENT = Ear, Nose and Throat
Medical = die Innere Medizin betreffend
DVT = Deep Vein Thrombosis
tender, sore = schmerzhaft
CC = Chief Complaint
ABG = Arterial Blood Gasses
BID = Bis in Die (zweimal täglich)
PV, PR = vaginale, rektale Untersuchung
FROM = Full Range of Motion
CSF = Liquor
yo = … years old
PID = Pelvic Inflammatory Desease
LFTs = Liver Function Tests
MAE = Moves all Extremities
OPD = Outpatients Department (Ambulante Sprechstunde)
LN, LA = Lymph Node, Lymphadenopathy
LOC = Loss of Conciousness (Kriterium für 24h-Obs bei SHT)
no ∆ = no change
Quadranten: LUQ, RUQ, RLQ, LLQ
S1, S2 = erster, zweiter Herzton
normal saline = isotone Kochsalzlösung
theatre = OP
the pit = Notaufnahme, SPIT = surgical pit
ward = station

Es gibt einige Buchstabenreihen wie NVDC (nausea, vomiting, diarrhea, constipation) und DEARTH, bei denen positive Zeichen mit einem hochgestellten v über dem betreffenden Buchstaben markiert werden.
Davon zu unterscheiden sind „Satzakronyme“ wie EOMI (extraocular movements intact) oder PERRLA (pupils equal, round, reactive to light and accomodation), die eher einen einzelnen Normalbefund zusammenfassen.

- Case Histories mit entsprechendem Fachvokabular (der Großteil des Buches)


BARA:

Friends of Bara Building:
Im zweiten Stock hilft einem Vivianne, die fitte Sekretärin des Surgical Department weiter. Hier wird man in eine der Units eingeteilt. Ich empfehle Unit 4 und empfehle auch, darauf zu bestehen.
Auf dieser Etage finden auch die morgendlichen Trauma- und andere Meetings statt. Die Morbidity und Mortality-Meetings (Märchenstunde für Erwachsene) findet man DO morgens im Erdgeschoß, wenn man reinkommt hinten links immer den Gang lang, dann in einem Zimmer links. Hier werden alle Patienten präsentiert, bei denen fast alles glatt lief und die trotzdem starben. Die, bei denen handfeste Fehler gemacht wurden, werden verheimlicht. Keiner der Patienten, dessen Tod ich miterlebte, tauchte in einem M&M-M auf. Das Ganze dient dem akademisch gedrechseltem Selbstbetrug und sollte schleunigst durch ein Critical Incidence Reporting System ersetzt werden. Naja, des Kaiser’s neue Kleider…

Learning Center:
Von 8:00 bis 16:00 offen, nur mit Karte zugänglich. Etwas dysfunktionale Computer, aber nicht so katastrophal wie an der Medical School. Der Learning Center ist, wenn man vom Friends of Bara Building aus wieder entlang des eingezäunten Parkplatzes in Richtung Wards läuft und auf die Strasse trifft ca. 100m nach rechts die Strasse runter, in einem Hinterhof.

Theatre/ Cuchina:
Es gibt fast immer Milch und Kaffee. Braucht man auch.

Fitnessstudio:
Soll es geben, nie gefunden.

Sicherheit:
Im Bara selbst ist man wirklich sicher. Waffengebrauch im Krankenhaus ist extrem selten.

Essen:
Katastrophale Situation.
Patientenessen ist nicht zu kriegen.
Der food store ist jämmerlich, das Essen eklig.
Der verkauft auch die ZuckerKioskScheiße, die auch überall von Hawkers angeboten wird, und einem nicht wirklich weiterhilft.
Lösung: Pizzaservice 011 9424401 (!!!) oder in Supermärkten Gekauftes mitbringen (vor allem Proteinriegel, Studentenfutter, Kekse). Lagern kann man die Nahrungsmittel im hoffentlich organisierten Spint im staff change des OP-Traktes. Auf der Brücke, die über die Straße vor dem Bara führt, bieten Hawkers Obst an, das ist noch eine Möglichkeit.

Schlafen:
Theoretisch kann man ein Zimmer im Schwesternwohnheim mieten, dazu muß man aber frühzeitig am Tag den Schlüssel abholen. Also nutzlos, wenn man mal wieder nach 5 Ops den letzten Bus verpaßt hat. Autofahrer seien übrigens vor dem Fahren bei Übermüdung gewarnt - ganz schlechte Idee.
Bleibt also noch das Improvisieren, und wenn die Porter und Sisters sich einfach so nachts auf die nächstbeste Pritsche pflanzen, steht euch das auch zu. Man findet mit etwas Suchen auch noch nutzbare leerstehende Gebäude oder Zimmer, kann andere Docs fragen oder die Bänke im Umkleideraum des OP-Traktes nehmen. Kennt man einen Intern, der im Bara wohnt, kann man unter Umständen bei ihm/ ihr pennen.

Units/ Surgery:
Unit 1 – Prof. Smith (Head of Unit, Head of Department, hepabiliärer Schwerpunkt)
Unit 2 – Prof. Degiannis (Trauma-Unit, im Gegensatz zur BRD gehören die ganzen Fx aber zu Orthopaedics; Degiannis flippt gerne mal aus, schreit rum, macht einen doof an und so, aber ich fand ihn trotzdem eher sympathisch, vielleicht, weil Rumschreien einfach die sympathischere Reaktion auf das TIB-Chaos ist…)
Unit 3 – Mr. Kiss
Unit 4 – Prof. Berzin (the way to go…)
Unit 5 – Mr. Lakhoo

Einstellung generell:
Immer fragen. Wenn man’s nicht verstanden hat, nochmal fragen. Umformulieren. Jemand anders fragen.
Immer alles double-checken.
Immer „hier“ schreien und nach Arbeit verlangen.
Geben und Nehmen: Wer den Ärzten Arbeit abnimmt, kriegt auch eher was erklärt.
Manchmal muß man, zum Wohl des Patienten auch mal Konfrontationen riskieren. Dabei führen Kreativität und Umformulierungen von Ansagen zu Fragen meist zu besseren Ergebnissen.

Patienten generell:
Das Bewußtsein für den eigenen Körper ist nicht so besonders ausgeprägt. Hier sieht man Pathologien im Endstadium. Patienten kommen, weil’s so stinkt, nicht, weil das Gesicht schon halb weggefault ist. Die Patienten möglichst offen und nicht suggestiv befragen. Ein „Yes, yes“ wird oft aus Höflichkeit bei Unverständnis dahingesagt. Im Zweifel die Fragen ins Gegenteil umformulieren. Bei schwierigen Fällen einen Übersetzer hinzuziehen (Pflegepersonal oder Angehörige bzw. andere Patienten). Die Compliance ist gering.

Traumatologische Patienten sind im Verhalten oft ethyltoxisch moduliert. Ein Festzurren von Patienten auf den Pritschen kann sekundäre Verletzungen vermeiden. Regelmäßige Durchsicht / Triage der in der Schlange wartenden Patienten verhindert den Tod aufgrund von Überfüllung.

Wer in den Resus (Rea-Raum) kommt und wer nicht, ist eine ärztliche Entscheidung. Wenn das Aussehen des Patienten nicht sowieso alle Fragen erübrigt, ist es bei Vorhandensein eines Reg klug, diesem die grundlegende Verfassung des Patienten pointiert zu schildern, wobei man viel lenken kann. So habe ich beispielsweise einen hämodynamisch stabilen, sitzenden Patienten gegen den Willen der Schwestern in den Resus gebracht, da seine Messerstichverletzung sehr nahe an der A. subclavia war. Bei Disembowelment (aus dem Bauch hervortretende Eingeweide), Kopfschüssen, Thoraxverletzungen, bewußtlosen und klinisch toten Patienten geht’s gleich in den Resus, in dem ungefähr 8 Patienten Platz haben. Viel Blut ist hingegen kein Kriterium, wer also nach einem Druckverband hämodynamisch stabil ist, kann auch erstmal 3 Stunden auf alles weitere warten.
Der Resus ist gefüllt mit oft nicht funktionierenden Beatmungsmaschinen, Monitoren mit schlecht eingestellten Alarmgrenzen (die deshalb dauerhaft durchpiepen, ohne eine wirkliche Alarmfunktion zu erfüllen), Materialfächern (Mull, Zugänge, Laken, Handschuhe), Sauerstoffanschlüssen in den Wänden und einem Schrank mit angewärmten Infusionen. Hier lagert auch die reiche Auswahl an Nahtmaterial.

Der Rest vom SPIT ist wie der Resus auch eher klein, etwa wie ein größeres Wohnzimmer, und in 4 mit Stoff abgehangene cubicels eingeteilt, in denen jeweils eine Liege und ein kleiner Materialschrank stehen. Man ruft mit einem „Next one!“ den nächsten Patienten auf (die Patienten wissen, wer als nächster an der Reihe ist) oder zieht Patienten in schlechtem Zustand oder Kinder vor. Nach einem Blick in die Akte fragt man sich über die momentanen Probleme des Patienten zu seinen Symptomen vor. Eine halbwegs ausführliche körperliche Untersuchung (Status: ZNS, Herz, Lunge, Abdomen, Nieren, Wirbelsäule) wird fast nur bei Patienten vorgenommen, die aufgenommen werden. Beim Rest versucht man meist, auf schnellstem Weg von den Symptomen zur Therapie zu kommen, was angesichts der typischen Probleme (Wunden, Verbrennungen, Brüche, Abszesse, Hämorrhoiden, Koprostase, Bridenileus, Appendizitis, PID, etc.) des chirurgischen Arbeitsfeldes auch angebrachter ist als in der Inneren Medizin oder gar der Psychosomatik. Aufnahmen müssen mindestens vom senior registraar abgesegnet werden. Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma, die einen Bewußtseinsverlust erlitten haben (weitere Zeichen: Amnesie, Übelkeit, Erbrechen, Somnolenz, mangelnde Orientierung zu Zeit, Ort, Person, zunehmende Kopfschmerzen, gestörte Pupillenmotorik) werden für 24h-Observation aufgenommen. Sie bleiben aber meist einfach im SPIT auf einer Trage liegen, auch weil Sie meist nicht direkt nach dem SHT ins Krankenhaus kommen und so der Ablauf der 24h meist nicht so weit entfernt ist.

Sackbauer
25.12.2006, 12:22
Also ich famulier lieber in einem der 192 anderen Laendern dieser Welt, wo mir nicht ernsthaft eine kugelsichere/stichfeste Weste und ein Schlagstock als Standardausrüstung empfohlen wird.

Scienceman
03.01.2007, 00:21
verdammt krass.

Sizwe
01.02.2008, 10:45
Habe gerade ein halbes Tertial Trauma im Bara hinter mir. Im grossen und ganzen kann ich mich diesem ausfuehrlichen Artikel nur anschliessen. Allerdings moechte ich zum Thema Sicherheit/Waffen etwas hinzufuegen. All die Geruechte die man so ueber Jo'burg hoert und auch die "Waffenliste" vermitteln den Eindruck als wuerde man in ein Kriegsgebiet fahren. Der Eindruck wird natuerlich auch noch dadurch verstaerkt, wenn man es mit Traumapatienten zu tun hat, die meistens Opfer krassester Gewalthandlungen sind.
Generell kann man aber auch Jo'burg fuer zwei Monate ueberleben ohne, dass einem etwas passiert. Ich habe in Mondeor, dem Suburb das am nahesten am Krankenhaus dran ist, gewohnt. Die groesste Gefahr dort war vor Langeweile zu sterben. Mit dem Auto ist es 10 Minuten vom Krankenhaus entfernt und der Weg ist absolut kein Problem. Wie eigentlich auch sonst man in Jo'burg zumindest tagsueber problemlos Autofahren kann. Ich war die ganze Zeit unbewaffnet und glaube auch nicht das es ratsam waere, bei einem Ueberfall sich zu wehren. Und wenn doch, muesste man schon ziemlich geuebt im Umgang mit Waffen sein. Und ich habe wirklich herum gefragt, aber ausser Sicherheitspersonal und Polizisten rennt niemand mit schusssicheren Westen herum. Natuerlich muss man aufpassen wo man hingeht, an wen man sich wendet usw. aber etwas Vorsichtigkeit und der gesunde Menschenverstand sollten reichen.
Ich kann nur jedem raten, einen Teil des PJ im Bara zu machen. Man lernt eine Menge, darf mehr als in Deutschland machen (unter Anleitung natuerlich) und bekommt vor allem Sicherheit in der Notfallversorgung. Und um Soweto mal selber zu betreten und nicht nur als Mythos zu sehen, ist ein Wochenende in Lebo's Backpackers (Adresse im Coast to Coast) inklusive Fahrradtour ein absolutes Muss!

hadeda
19.04.2008, 11:36
Kann als Südafrikanerin RoboDoc 100% zustimmen. Jeder der mit Aussagen kommt " die Kriminalität ist nicht so schlimm" oder " wenn man aufpasst, passiert nichts" oder die in Slums fahren um mal nett mit der einheimischen Bevölkerung zu quatschen spinnen.
Südafrika ist eines der Länder mit der höchsten Mordrate der Welt.
Dort zu sein und einem passiert nichts ist einfach nur verdammtes Glück!
Ich krieg das kotzen wenn irgendwelche schlauen Deutsche meinen, tollen Rat zu geben, wie sicher es doch sei.... aber keinen Schimmer haben davon wie es wirklich ist. Die Nachrichten laufen hier nicht im Fernsehen, das erfährt man von Leuten, die dort leben.
Wie Leute einfach gefoltert, vergewaltigt, gequält werden und schließlich getötet werden nicht um ausgeraubt zu werden sondern weil es Spaß macht. Und da spielt es keine Rolle ,ob das Opfer eine Baby oder eine alte Oma ist, schwarz oder weiß, arm oder reich.
Ich würde keinem empfehlen in SA zu arbeiten, der sich dieser Gefahren nicht bewußt ist und diese nicht bewußt auf sich nimmt.

Medizinsche Erfahrungen in einem Land mit wunderschöner Natur sind halt leider auch nicht alles, wenn man dort stirbt.