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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ausgebeutete Medizinstudenten



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Roxane
05.12.2006, 18:33
Ich will und werde absichtlich keinen allzu langen Vorspann liefern. Kostenlose Arbeitskräfte als Praktikanten, Famulanten und PJler. Lerneffekt: beim KPP gleich null, da war ich Gratisputze und Fußabstreifer. Den Famulanten und PJlern ging's auch nicht so viel besser, die waren eigentlich nur am Blutabnehmen, dass man denen groß was gezeigt hätte, habe ich nicht mitbekommen.

Wie seht Ihr das? Selbstverständlich ist didse Nichtvergütung nicht. Rechts-u. Lehramtsreferendare werden z.B. vergütet, PJler nicht. Der Lerneffekt ist je nach Station und Glück nicht vorhanden bzw. nicht so hoch, wie er sein sollte. Beim KPP bezweifle ich schlicht und ergreifend den Sinn. Und wenn ich zurückdenke, kommt immer noch der Frust hoch. Kann das sein? Darf das sein?

roger rekless
05.12.2006, 18:49
ich find das is ne gute vorbereitung auf die spätere ausbeutung als arzt =)

Roxane
05.12.2006, 18:51
Es geht mir in der Tat nicht vorrangig ums Geld - was mich nur aufregt ist die Tatsache, dass NICHT ausgebildet wird (mir wurden Hygienemaßnahmen wie richtige Desinfektion oder richtiges Handschuheausziehen z.B. nicht gezeigt und ich war nur am Putzen) UND gleichzeitig nicht bezahlt wird. Wenn man wirklich was dabei lernen würde, wäre ich ja noch einsichtig.

Dr. Jackyll
05.12.2006, 18:52
dazu gabs schon mal nen fred

Roxane
05.12.2006, 18:55
dazu gabs schon mal nen fred

Sorry, hab die Suchfunktion nicht benutzt, ich bekenne mich schuldig :-).

ledoell
05.12.2006, 19:17
ändert aber nichts am sachverhalt....es ist doch immer das gleiche: wer die gesellschaftliche (drecks-)arbeit macht, ist der arsch...das gilt für ärzte ebenso wie für lehrer ebenso wie für sozialarbeiter und so weiter....aber kein wunder: wenn ich mir z.B. die gehälter von konzernchefs (um mal bewusst das populistischste weil deutlichste beispiel zu nennen) anschau, ist mir klar, wo das geld steckt, das in kliniken, schulen, kindergärten usw. fehlt...

Roxane
05.12.2006, 19:19
Ich will nicht auf Lehrer eindreschen, die meisten die ich kenne, sind tolle Menschen. Aber: sie werden schon als Referendare bezahlt, nach der Verbeamtung kassieren sie ein gutes Gehalt, haben geregelte Arbeitszeiten und sind unkündbar, selbst der böseste Chef kann ihnen nicht wirklich viel anhaben. Klar gibt es stressige Klassen, klar sind die Ferien nicht nur Freizeit. Aber dieses Leid ist nicht nur den Lehrern vorbehalten, sondern trifft auch auf jeden anderen Beruf zu.

DocCoxen
05.12.2006, 19:33
tja, wir sind leider selber schuld... hätten uns ja auch für den lehrerberuf entscheiden können :-lesen

ledoell
05.12.2006, 19:34
hmm also es gibt wahrscheinlich an jeder schule einen (oder mehrere) lehrer, bei dem man sich fragt, wieso der nicht rausworfen werden kann....aber dafür sollte man m.E. nicht den großteil der lehrer bestrafen, die einen wirklich guten job machen (zumindest an meiner ehemaligen schule)....außerdem sind lehrer zwar praktisch unkündbar, aber damit sind sie eben auch abhängig von schulleiter und vom kultusministerium...ein punkt, der gerne vergessen wird....außerdem glaube ich, dass der lehrberuf grade in real- und hauptschulen einer der härtesten überhaupt ist....und einer der wichtigsten dazu....btw: ein gymnasial-referendar verdient meines wissens mit normalerweise ca. 24-28 jahren etwas weniger als ein bauarbeiter mit 20....

aber es ging ja nicht um lehrer ursprünglich....

Roxane
05.12.2006, 19:36
@Doc
Ich find mit der Argumentation macht man sich's zu einfach. Man kann doch nicht jeden, der sich Verbesserungen wünscht, und sei's auch nur in der Qualität der Ausbildung, mit dem Argument abwatschen 'hättest halt was andres gemacht'. Es ist doch nicht zu viel verlangt, dass man Medizinstudenten, die man später mal eigenverantwortlich auf die Menschheit loslassen will, wirklich was beibringt und sie nicht nur als Gratis-Kulis einsetzt.

@leodell
Lehrer sollten jetzt auch nicht als Bashing-Opfer herhalten, sondern waren nur ein Beispiel, wie man's machen könnte. Mit 25 Jahren ist ein Lehrer in der Regel auch noch nicht vollverbeamtet, sondern wenn überhaupt nur Beamter auf Widerruf - man möge mich korrigieren, falls das eine Falschaussage ist, aber ich hab noch im Hinterkopf, dass das erst ab dem 27. Lebensjahr der Fall ist.. Ein verbeamteter Gymnasiallehrer wird meines Wissens nach A16 bezahlt und das ist dann doch ein wenig mehr als das, was der gewöhnliche Bauarbeiter unter 20 mit nach Hause bringt.

Solara
05.12.2006, 19:40
Hängt halt immer von der Qualität der Lehrenden ab - und wie verbessern wir die??

teletubs
05.12.2006, 19:44
hm...aber du wirst ja nicht gezwungen dort zu arbeiten, wo du nichts lernst...oder? ausserdem ist es immer auch eine frage der eigeninitiative, ob man was lernen will oder nicht...zu dem gibt es mittlerweile auch bei uns kliniken, wo pj´ler durchaus nicht nur ein "danke" bekommen! zumindest ist es bei unseren lehrkrankenhäuser so! :-top

...und jeder hat mal klein angefangen! :-keks

Pauker
05.12.2006, 19:50
Ein verbeamteter Gymnasiallehrer wird meines Wissens nach A16 bezahlt ......aber nur der Schulleiter. (Oberstudiendirektor)
Der gewöhnliche Gymnasiallehrer ist und bleibt Studienrat und wird nach A13 beztahlt. An meiner Schule werden 90 Lehrer nach A13 bezahlt, 10-15 nach A14, 5 bekommen A15 und einer A16.

Und noch zu den Referendaren:

Die bekommen zwei Jahre lang ca. 1000 Euro /Monat brutto.
Ärzte bekommen im PJ Null Euro brutto, aber im ersten WB-Jahr ca. 3000 Euro/Monat brutto. Macht im Durchschnitt auf PJ und 1.WB-Jahr 1500 Euro/Monat brutto.

Roxane
05.12.2006, 19:52
Es ist überhaupt nicht nur eine Frage der Eigeninitiative, ich hab überall angeboten mitzuhelfen und war eigentlich auch sonst bereit, neues zu lernen. Wie ich vorhin schrieb: Mir wurden nicht mal einfachste Hygienemaßnahmen gezeigt - das ist nicht nur mir gegenüber fahrlässig, sondern auch den Patienten. Und wenn die PJler vor lauter Blutabnehmen zu nix kommen, dann ist das auch deren Schuld? Sicher, manchmal kann man selbst die Zügel in die Hand nehmen. Vielleicht, weil man das Glück hat, an der richtigen Stelle gelandet zu sein. Manchmal hat man auch Pech. Und anscheinend bin ich da nicht die einzige .

@Pauker
Da hast Du recht, aber das ist immer noch mehr als ein Bauarbeiter unter 20 und auch mehr als ein Assistenzarzt unter 30 (wenn man Überstunden nicht mitzählt). Von den 3000 bleibt bei vielen aber nicht viel übrig, oder? Ich hab schon von Assistenzärzten gehört, sie würden ohne Überstunden 1800 Netto verdienen. Ein vollbeamteter Lehrer hat meines Wissens auf jeden Fall auch Netto eine '2' vorne stehen.

HerrKaleun
05.12.2006, 19:56
Nu fang ma nich an zu weinen. Zivis machen das 10 Monate, ich weiss nicht, was an 3 Monaten arbeiten so schlimm sein soll. Is eben der erste Schein, fertig. :-meinung


Und so manchen tut das mal ganz gut, das ist jetzt jedenfalls meine Meinung nach den ersten Wochen...:-))

Roxane
05.12.2006, 19:58
3 Monate Pflegepraktikum + 4 Monate Famulatur + 9 Monate PJ = 16 Monate.

Zivis bekommen wenigstens ein wenig Gehalt, ich musste fürs Praktikum früher eine Wohnung suchen. Sind: 350 Euro + 40 Euro Fahrtkosten zum Krankenhaus + absolut nix gelernt. Mir geht's nicht vorrangig ums Geld, mir geht's darum, dass nicht bezahlt wird und gleichzeitig nichts gelehrt wird. Aus purer Faulheit. Die PJler bei uns durften kaum was Großes machen - und in einem halben Jahr oder so lässt man sie auf die Menschheit eigenverantwortlich los. Da kann man noch so viel POL machen, noch so viele AOs erneuern - solange man Medizinstudenten praktisch nicht so ausbildet, wie das der Fall sein sollte, bewirkt man gar nichts.

Pauker
05.12.2006, 20:02
Da hast Du recht, aber das ist immer noch mehr als ein Bauarbeiter unter 20Dafür hat er ja auch ein paar Jährchen lang Geld ins Studium investiert und ein paar Prüfungen gemacht, während der Bauarbeiter schon Geld verdient hat. ;-)



Ich hab schon von Assistenzärzten gehört, sie würden ohne Überstunden 1800 Netto verdienen. Ein vollbeamteter Lehrer hat meines Wissens auf jeden Fall auch Netto eine '2' vorne stehen.Lehrer für Mathe, Physik und Chemie werden dringend gesucht. Nur zu! Im ersten Semester kannst Du noch leicht auf Lehramt umsteigen.;-)

Roxane
05.12.2006, 20:06
@Pauker

Das hab ich schon einem Deiner Vorredner gesagt - und ja, ich bin heute oder vielleicht auch immer humorlos - den Kommentar hättest Du Dir grade sparen können :-). Lehrer waren nur ein Beispiel, wie man besser ausbildet und vielleicht weniger verheizt. Und wenn Mediziner in ihrem ersten Assistenzjahr schlecht ausgebildet sind, dann bekommt der Rest der Bevölkerung das zu spüren. Das kann man hinnehmen und sagen 'wenn's Dir nicht passt, dann mach doch was andres', man kann sich aber auch fragen, ob das System nicht krankt. Vielleicht solltest Du Dir einfach meinen vorangehenden Beitrag nochmal durchlesen.

Relaxometrie
05.12.2006, 20:07
ausserdem ist es immer auch eine frage der eigeninitiative, ob man was lernen will oder nicht.
Dieses Argument kann ich nicht mehr hören, weil es nämlich total falsch ist. Bei uns am Lehrkrankenhaus ist die Qualität z.B. in der Inneren absolut davon abhängig, auf welcher Station Du als PJler landest.
Ich war auf der Privatstation eingeteilt und habe mich wider Erwarten sehr wohl gefühlt, was die Patienten, aber auch was die Schwestern angeht. Aber die Lehre war nicht nur schlecht, sondern nicht vorhanden :-kotz
Ein eigenes Zimmer zu bekommen ging nicht....sind ja Privatpatienten. Und die wenigen Kassenpatienten, die auf der Station untergebracht waren, sind von völlig überarbeiteten Assistenten betreut worden, so daß ich auch dort nicht die Möglichkeit hatte, eigene Patienten zu bekommen.
In sämtlichen Funktionsabteilungen war man gerne gesehener Zuschauer, es wurden während der Untersuchungen ein paar Dinge erklärt und Fragen beantwortet. Aber immer nur Zuschauen, ohne wirklich integriert zu werden, ist irgendwann auch langweilig.
Zum EKG-Befunden, was ich mir selbst beigebracht habe, habe ich mich immer wieder in die EKG-Abteilung gesetzt und habe sämtliche EKGs des Tages vorbefundet. Nur leider war oft kein Arzt anwesend, um meine Vorbefunde zu kontrollieren, solange ich dort war. Und ich wäre gerne länger als 17 Uhr geblieben, wenn ich eine reelle Chance gesehen hätte, daß mir dann jemand etwas erkärt. Aber da kam kein Angebot. Ich bin also mit den krassesten EKGs im Haus rumgelaufen und habe die Ärzte zwischen Tür und Angel gefragt, ob meine EKG-Befunde stimmen. Ich habe zwar ein wenig dabei gelernt, aber die Anstrengung, die unter diesen Bedingungen für einen kleinen Wissenzuwachs nötig ist, ist meiner Meinung nach zu hoch.
Weitere Beispiele folgen evtl..........muß jetzt weg :-D

Pauker
05.12.2006, 20:14
@Roxane: Ich stimme dir in allem zu, was du über die unterschiedliche Qualität der Ausbildung während eurer Praktika bzw. Famulaturen und des PJ gesagt hast und dass man sich gegen schlechte Ausbildung und Ausnutzung als billige bzw. kostenlose Arbeitskraft wehren muss. :-top :-dafür


Aber den für mich rätselhaften Zusammenhang zwischen der von dir möglicherweise zu Recht kritisierten schlechten Qualität eurer praktischen Ausbildung und den Lehrergehältern hast du hergestellt. ;-) :-?