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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum ist ASS frei verkäuflich?



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die chondropathia
07.12.2006, 22:29
Als chirurgisch tätiger Mensch frage ich mich seit langem, weshalb ein Medikament wie Aspirin, dass durch seine Zweitwirkung der Thrombozytenaggregationshemmung zu vielen OP-Verschiebungen -mit entsprechendem volkswirschaftlichem Schaden- und zusätzlicher perioperativer Morbidität und Mortalität führt, noch immer als frei verkäufliches Medikament auf dem Markt ist!?

Eine medizinische Rationale ist angesichts etablierter Alternativen ja wohl kaum gegeben, oder?

DC :-?

Muriel
07.12.2006, 23:10
Es ist Sache des Arztes, den Patienten über das Absetzen bestimmter Medikamente vor OPs aufzuklären, egal ob Antikoagulanzien oder z.B. Metformin. Und ob der Patient das ASS, das ja deutlich preiswerter als z.B. Plavix ist, nun vom Arzt verschrieben bekommt oder selber kauft ist dabei unerheblich.

okulix
07.12.2006, 23:19
_________________-

Sebastian1
07.12.2006, 23:22
Ist schon manchmal ärgerlich mit ASS....aber es gibt durchaus auch ganz frei verkäufliche Medikamente, die sich in fast jedem Haushalt finden, mit denen man sich ganz locker mal um die Ecke bringen kann....und ein Leberzerfallskoma ist nun wirklich keine schöne Art zu sterben, egal ob es nun wirklich in suizidaler Absicht oder als Unfall (Kind isst Tabletten etc) passiert. Da frage ich mich viel eher, warum sowas frei auf dem Markt ist.

okulix
07.12.2006, 23:24
Da hatten wir ja gerade denselben Gedanken.

okulix
07.12.2006, 23:28
ich meine, mal gelesen zu haben, dass in GB? deshalb nur packungen verkauft werden dürfen,in denen eine bestimmte menge nicht überschritten wird. Aber was soll das bringen? Gibt schließlich mehrere Apotheken.

Muriel
07.12.2006, 23:30
Zumal das in GB auch zu den Over-the-counter-drugs gehört, sprich im Supermarkt neben der Zahnpasta steht

die chondropathia
07.12.2006, 23:31
@muriel - das überzeugt mich eben nicht! Denn die "Arztkontrolle" ist doch DIE Begründung für rezeptpflichtige Medikamente. Und als Schmerzmittel ist ASS nicht rezeptpflichtig und wird in Deutschland -zu Unrecht- gern genommen und dann in einer viel höheren Dosierung, so dass schon Einzelgaben deletäre Wirkungen haben. Es versteht nicht jeder, dass ASS mehrere Wirkungen (eben je nach Dosis und klin. Problemstellung) hat!
Und die "Kopfschmerztablette" unterliegt ganz und gar nicht der Kontrolle des Arztes.

@Sebastian - es geht ja nicht um die Möglichkeit, sich bewußt das Leben zu nehmen, zumal vielen Patienten die Thrombozytenaggregationshemmung per low dose nicht bewußt ist.
Das Problem ist ja gerade, dass "Kopfschmerzen" hämorrhagische / OP-pflichtige Ursachen haben können - und das kann ein einfach strukturierter Patient nicht überblicken... :-notify

McBeal
08.12.2006, 05:47
ich meine, mal gelesen zu haben, dass in GB? deshalb nur packungen verkauft werden dürfen,in denen eine bestimmte menge nicht überschritten wird. Aber was soll das bringen? Gibt schließlich mehrere Apotheken.
Das soll es aber schwieriger machen. Klar, wer plant, sich umzubringen, kauft in mehreren Geschäften ein. Man darf auch pro Einkauf nur 3 (oder 2?) Packungen PCM kaufen und die Anzahl der Tabletten pro Packung wurde gesenkt, damit man sich nicht mehr "spontan" umbringen kann, indem man eine gaaaaanze Packung PCM-Tabletten schluckt. Hat wohl wirklich die Suizidrate mit PCM in GB gesenkt...

Back to topic: Ja, es ist natürlich problematisch, dass diese Medis einfach so verkauft werden dürfen, wegen der Gerinnungsstörungen. Dass mit der Suizidgefahr finde ich nicht so problematisch, denn scharfe Messer sind ja auch frei verkäuflich, einen Weg in den Tod findet man immer, wenn man wirklich möchte. Außerdem: wenn diese Medis nicht frei verkäuflich wären, müssten Patienten für jeden Kopfschmerz etc. zum Arzt gehen - das könnten die Niedergelassenen wahrscheinlich gar nicht leisten...

LG,
Ally

Protagoras
08.12.2006, 10:09
Natürlich kann man sich nachwievor in GB mit PCM umbringen. Der Vorteil von der kleinen Packungsgröße ist nur, daß der Entschluß nicht ganz so spontan getroffen werden kann. Es macht einen Unterschied, wenn man erst in mehrere Apotheken gehen muß oder man einfach nur den Badezimmerschrank öffnen kann, um an eine deletäre Menge zu kommen.

Mit dem ASS OTC wäre ich nicht ganz so streng. Notfall OPs macht man ja ohnehin und vor elektiven klärt man die Patienten auf. Insgesamt ist das NW Profil eigentlich ganz günstig von ASS.
Ich habe noch nie erlebt, daß der Pat. abgesetzt wurde, weil z.B. zwei Tage vor OP gegen Kopfschmerzen ASS genommen hatte. Es ging bei diesen ASS Geschichten eigentlich immer um Herzpatienten, bei denen vertrödelt wurde, die 100 mg abzusetzen.
Im übrigen werden manche Patienten ganz bewußt unter ASS operiert z.B. bei Carotis TEA.

Christoph_A
08.12.2006, 10:34
Also, da muß ich als Kardioassi mit ner großen Herzchirurgie im Haus jetzt auch mal meinen Senf dazu geben-bei uns wird weder vor Bypassoperationen noch vor Klappen ASS abegesetzt, warum auch, die meisten Bypässe werden mit Herz-Lungen-Maschine gemacht, da sind die Knaben hinterher so mit Antikoagulantien vollgepumpt, daß die 100mg ASS pro Tag wirklich so relevant sind wie ein Schneeball im Hochofen.
Was das Blutungsrisiko bei ner Kopfschmerztablette angeht, so bewerten das einige Kollegen hier meiner Meinung nach etwas zu hoch-selbst mit 100 ASS amk Stück kann man sich nicht umbringen, hab das selber schon gesehen.

Evil
08.12.2006, 10:38
Nach einmaliger Einnahme von ASS sind sogar rückenmarksnahe Regionalanästhesieverfahren zulässig. Wurde früher sogar bei Dauereinnahme von 100mg täglich durchgeführt, und gab auch kaum Komplikationen.

Die Komplikationsrate durch Einnahme von Alkohol und Nikotin ist wesentlich größer, vielleicht sollte man das dann rezeptpflichtig machen :-))

catgut
08.12.2006, 10:43
ich meine, mal gelesen zu haben, dass in GB? deshalb nur packungen verkauft werden dürfen,in denen eine bestimmte menge nicht überschritten wird.
In den USA kann man im Supermarkt (!) Acetaminophen und Ibuprofen in der Dosierung 400 mg in Packungen zu 600 Stück kaufen. Für nur 6 Dollar. Ich bin fast umgefallen, als die Dosierung in Verbindung mit der Größe gelesen hab.
Was lernen wir daraus? In Amiland ist alles etwas anders.

ehemalige Userin 24092013
08.12.2006, 10:49
Habs mal aus dem Offtopicbereich rausgenommen - so sinnlos ist der Thread ja nun doch nicht ;-).

Sackbauer
08.12.2006, 11:12
Versteh auch net ganz, was unser UroDoc hier fuer ein Problem mit ASS sieht. Hab noch kaum ein Problem damit gesehen, geschweige denn eine gecancellte OP. Und notfallmaessig wird sowieso bei warfarinisierten bis zu einem INR von unter 2 operiert. Gibst ihm halt ein paar FFPs.

Paracetamol-Intoxikationen sind in UK tatsaechlich haeufig, aber nur selten toetlich.

anba
08.12.2006, 11:39
Hab noch kaum ein Problem damit gesehen
Ich hab mir mal ein kleines Fibroadenom aus der Brust entfernen lassen. Am Tag nach der OP hat mich der Gyn. gefragt, ob ich eine Gerinnungsstörung hätte. Ich hätte wie ein Schwein geblutet und sie hätten dadurch während der OP große Probleme gehabt, obwohl es nur ein ganz kleiner Eingriff war. Das Ding hatte nur einige mm Durchmesser und lag so, dass man relativ wenig schneiden musste, um ran zu kommen.
Die einzige Erklärung war dann, dass ich zwei Tage vor der OP Migräne gehabt hatte und deshalb ASS genommen hatte.

San Pellegrino
08.12.2006, 11:43
Oder aber schlechte OP-Technik (Blutstillung) durch den Chirurgen.

Wofür nur der leiseste Hauch von ASS herhalten muß, ist doch wohl in unseren Breiten mehr als lächerlich.

Und den Zufall gibt es ohnehin nicht mehr- aber ASS immer, oder wie ? :-peng

Sackbauer
08.12.2006, 11:52
Ich hab mir mal ein kleines Fibroadenom aus der Brust entfernen lassen. Am Tag nach der OP hat mich der Gyn. gefragt, ob ich eine Gerinnungsstörung hätte. Ich hätte wie ein Schwein geblutet und sie hätten dadurch während der OP große Probleme gehabt, obwohl es nur ein ganz kleiner Eingriff war. Das Ding hatte nur einige mm Durchmesser und lag so, dass man relativ wenig schneiden musste, um ran zu kommen.

Hab selbst 4 Monate in der Brustchirurgie gearbeitet und auch Fibroadenome entfernt. Hin und wieder blutet es tatsaechlich ganz gut, das aber nur bei Tumorpatienten. Da kanns dann sein, dass es aussieht wie ein Blutbad. Da musst du dann halt ein wenig mehr Gefaessclips nehmen oder ordentlich grillen mit der Bipolaren. Dass ein oberflaechliches FA massiv bluten soll, kann ich mir net so wirklich vorstellen, da hat dein Chirurg eben net so ganz gewusst, was er tut.

anba
08.12.2006, 11:58
Das war ein sehr guter Chirurg. Ich schreib dir die antwort als PN.

Edit:
Es war zwar nur ein kleiner Schnitt, aber aus einem anderen Grund etwas kompliziert.
Das Ergebnis war trotzdem ganz ausgezeichnet. :-D

San Pellegrino
08.12.2006, 12:27
"Sehr gute Chirurgen" sind aber auch keine Roboter´!

Und noch einmal: Es gibt auch den Zufall - sagen selbst die Anatomen !