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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lymphresorption aus Geweben



lalab
08.12.2006, 15:10
Hej ihr alle,

ich hab mal eine Frage, die ich auch nach längerem Suchen nicht richtig klären konnte:
Wie funktioniert die Lymphresorption aus den Geweben?
Klar ist, dass Flüssigkeit und gelöste Stoffe durch den Kapillardruck dort hinein gepresst werden und über die Lymphgefäße abtransportiert werden. Das ist aber auch das genaueste, wie man es finden kann. Weiß jemand noch mehr darüber?
Vielen Dank schonmal
Laura

Dr. Jackyll
11.12.2006, 12:44
wie noch genauer willst du es denn? bzw. was fehlt dir dabei?????

Papagena
11.12.2006, 13:39
Ich glaube die Frage ging dahin, dass nirgendwo so recht steht, durch welche Kanäle, Pumpen wie auch immer das Zeug dann geht. Es ist schon klar, dass es "rausgepresst" wird.
Ist schon eine berechtigte Frage, aber mal eine Gegenfrage. Wozu musst du das so genau wissen? Einfach aus Interesse oder wollen das die Profs bei euch so genau?

LG

scope
11.12.2006, 22:14
Guten Abend,

Ich versuchs mal: Es gibt vier wichtige Drücke im Bereich der Blut- und blind im Interstitium endenden Lymphkapillaren:

- Blutkapillardruck (durchschnittlich 25 mmHg; im art. Schenkel mehr, im venösen Schenkel weniger!)

- kolloidosmotischer Druck des Blutplasmas (KODp) -> durch die Proteine im Blutplasma (auch ca. 25mmHg, allerdings ist dieser Wert im Bereich der gesamten Blutkapillare konstant, da Blutkapillarwand für Proteine nicht permeabel ist!)

- kolloidosmotischer Druck des Interstitiums (KODi) -> durch die Proteine im Interstitium (ebenfalls konstant)

- interstitieller Druck (ID) (auch konstant)

weiterhin wichtig: KODp > KODi


Im arteriellen Schenkel der Blutkapillare wird das Blut "abgepresst", da:

BKD + KODi > KODp +ID

von diesem "Bruttoultrafiltrat" werden 90% durch den venösen Schenkel der BK reabsorbiert (venöser Schenkel: BKD + KODi < KODp + ID)

Die restlichen 10% ("Nettoultrafiltrat) werden über das Lymphgefäßsystem abtransportiert. Und das funktioniert so (Ich hoffe jetzt ganz schwer dass alles bisher geschriebene nicht überflüssig war):

Durch den erhöhten interstitiellen Druck wird das umliegende Gewebe auseinander gedrückt. Dadurch entsteht ein Zug an den Ankerfilamenten der Lymphkapillaren (LK), die die LK mit dem Gewebe verbinden und so für eine gewisse Stabilität sorgen. Nun setzt sich dieser Zug auf die Endothelzellen der LK fort, und da diese wie Ziegelsteine auf- und nebeneinanderliegen öffnen sich die "open junctions", also die Räume zwischen den Endothelzellen.

Der interstitielle Druck ist größer als der Druck in den LK, und so fließt das Nettoultrafiltrat in die LK. Durch die Druckverlagerung lässt der Zug auf die Ankerfilamente nach -> Retraktionskräfte lassen die Filamente erschlaffen -> open junctions schließen.

Nun kommt es z.B. durch Bewegung oder Muskelkontraktion zu einer Druckerhöhung auf das Gewebe, sodas die Gewebsflüssigkeit hierdurch und durch die durch den erhöhten Druck in den LK geöffneten Klappen der Präkollektoren in eben jene gelangt.
Von hier aus geht es über die Kollektoren (mit eigener Angiomotorik + Klappen ähnlich wie im venösen System -> Saugwirkung!) in die jeweiligen Trunci (jugularis, subclavius, bronchomediastinlis, gastrointestinalis und lumbalis; jeweils dex. und sin.) in den Ductus lymphaticus dexter (rechter oberer Körperquadrant durch Tr. jugularis dex., Tr. subclavius dex., und Tr. bronchomediastinalis dex.) und Ductus thoracicus (restliche Körperquaranten). Diese beiden Stammgefäße münden jeweils in den rechten und linken Angulus venosus.

Positiv auf den Lymphabfluss wirken also:

- Lymphkollektorkontraktionen
- Arterienpulsation
- Muskelpumpe
- Rechtsherzsog
- Zwerchfellsog
- und natürlich manuelle Lymphdrainage
:-)

Ich hoffe man kann dieses Durcheinander halbwegs verstehen

:-oopss

mfg scope

Doctöse
11.12.2006, 22:19
Hab das Thema mal in die Fachsimpelei verschoben :-)

scope
12.12.2006, 17:44
Hi! Hab gestern die Lymphknoten, die in den Lymphstrom eingeschaltet sind, vergessen:

Die Form ist nierenförmig, und die Lymphe erreicht die Knoten über mehrere zuführende Vasa afferentia. Der Abfluss erfolgt über ein oder zwei Vasa efferentia, die sich auf der konkaven Seite des Lymphknotens befinden und dicker sowie klappenreicher sind als die Vasa afferentia.
Im Innern besteht ein Lymphknoten aus einen stark verzweigten Hohlraumsystem (Sinus).
Dadurch wird der Lymphstrom verlangsamt, sodas die im Sinus enthaltenen Makrophagen die Lymphe "filtern" können. Die hierbei gewonnen Antigene lösen eine entsprechende Immunantwort der T- und B-Zellen aus.
Allerdings gibt es nicht antigen stimulierte Knoten und antigen stimulierte Knoten. Bei Ersteren befinden sich in der efferenten Lymphe fast überwiegend rezirkulierende Lymphozyten, während sich bei Letzteren fast ausschließlich neu gebildete Lymphozyten herumtreiben.

Schlussendlich regeln die Lymphknoten auch das Proteingehalt der Lymphflüssigkeit. Ist die Proteinkonzentration in den afferenten Gefäßen zu hoch, wird über die Lymph-Blut Barriere proteinfreie Flüssigkeit in die Lymphe filtriert, bei zu niedrigem Proteingehalt wird Flüssigkeit aus der Lymphe resorbiert.

mfg scope