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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was tun bei Diagnosefehler?



Nilani
28.12.2006, 19:31
Hallo,

ich weiß nicht, ob man hier son Thema diskutieren kann/darf/soll und ich halte es deswegen auch extra allgemein, ansonsten bitte einfach schließen oder löschen.

An wen wendet man sich am besten bei Verdacht auf eine Fehlbehandlung durch einen Arzt? Z.B bei falsch gestellter Diagnose und angeratenem Abwarten ("muß von allein weggehen") mit daraus resultierenden bleibenden Schäden? Im I-Net findet man ziemliche Horrorgeschichten, ne Menge Werbung u.ä., jedenfalls nichts brauchbares.
Ich persönlich würde fürs Erste Krankenkasse und/oder Ärztekammer empfehlen, aber dort findet man auch keine Ansprechpartner, Tips oder Hinweise, was man bei arztrechtlichen Problemen tun kann.

Wie gesagt, halte ich mich erstmal mit näheren Infos zurück, da ich auch nicht sicher bin, ob der Sachverhalt überhaupt für irgendwelche rechtlichen Schritte ausreichen würde (eigentlich fast "Kinderkram" im Gegensatz zu den Sachen, die man so im Netz findet, aber trotzdem ärgerlich) und man eigentlich nur Fallbsp. diskutieren soll. Wäre aber für Tips dankbar.

parthenope
28.12.2006, 20:09
Normalerweise gibt es bei der Ärztekammer einen Ansprechpartner - einfach mal im Netz gucken oder anrufen und fragen. Für die Ärztekammer Rheinhessen steht der Name im Internet, zuständig sind die.

Trojan
28.12.2006, 20:15
Wie gesagt, halte ich mich erstmal mit näheren Infos zurück, da ich auch nicht sicher bin, ob der Sachverhalt überhaupt für irgendwelche rechtlichen Schritte ausreichen würde (eigentlich fast "Kinderkram" im Gegensatz zu den Sachen, die man so im Netz findet, aber trotzdem ärgerlich) und man eigentlich nur Fallbsp. diskutieren soll. Wäre aber für Tips dankbar.


Wenn es (gottseidank) nicht so gravierend sein sollte, solltest Du darüber nachdenken, ob der Kollege das ganze wirklich aus Fahrlässigkeit übersehen hat und evtl. auf solche Schritte verzichten, denn:


Was tun bei Diagnosefehler?

Daran denken, dass Ärzte auch nur Menschen sind.
Und wenn Deine Patienten später auch so denken, bist Du denen richtig dankbar.

:-meinung

Leijona
29.12.2006, 13:45
:-meinung
ich würde mir erstmal ne 2. meinung von einem anderen facharztkollegen einholen....?!
(bevor ich zur äk geh...)

Nilani
29.12.2006, 13:53
Wenn es (gottseidank) nicht so gravierend sein sollte, solltest Du darüber nachdenken, ob der Kollege das ganze wirklich aus Fahrlässigkeit übersehen hat und evtl. auf solche Schritte verzichten, denn:


Daran denken, dass Ärzte auch nur Menschen sind.
Und wenn Deine Patienten später auch so denken, bist Du denen richtig dankbar.

:-meinung

Mag sein, irren ist menschlich und wir sind ja auch noch nicht sicher, ob wir was unternehmen, aber wenn man wegen eines recht eindeutigen Befundes und falscher Diagnose innerhalb weniger Tage fast komplett das Augenlicht auf einem Auge verliert, ist das vielleicht "Kleinkram", wenn man das Ausmaß bei anderen Fehlern bedenkt, aber doch eine ziemliche Einschränkung. Hab inzwischen aber bei der KBV paar Infos gefunden mit Tel. der zuständigen Ärztekammer und werden uns dort erkundigen.

Zweite Meinung haben wir so gesehen von der Uniklinik. Die hat endlich die richtige Diagnose gestellt und verlangt von der Ärztin auch eine Rückmeldung, weil sie nicht verstehen konnten, dass sie bei diesem eindeutigen Befund (der von 2 Ärzten bestätigt wurde, von der einer leider paar Tage zu spät die Klinikeinweisung in die Wege leitete), nicht reagierte.

mezzomixi
29.12.2006, 14:05
wenn man wegen eines recht eindeutigen Befundes und falscher Diagnose innerhalb weniger Tage fast komplett das Augenlicht auf einem Auge verliert, ist das vielleicht "Kleinkram"

Das ist für Dich Kleinkram?! :-nix

Cassjo
29.12.2006, 14:09
Zweite Meinung haben wir so gesehen von der Uniklinik. Die hat endlich die richtige Diagnose gestellt und verlangt von der Ärztin auch eine Rückmeldung, weil sie nicht verstehen konnten, dass sie bei diesem eindeutigen Befund (der von 2 Ärzten bestätigt wurde, von der einer leider paar Tage zu spät die Klinikeinweisung in die Wege leitete), nicht reagierte.

Wenn die Klinikleitung sich bereits darum kümmert versteh ich ernsthaft nicht warum ihr meint auch noch euren Senf dazugeben zu müssen.
Aber manche brauchen das einfach für ihr Ego.
Damit will ich nicht sagen das man keine Fehler melden soll, aber wenn doch der Fall eh schon geprüft wird.
Man darf nicht vergessen dass nicht immer alles so ist wie es den anschein hat. Also lass besser diese überstürzte Wichtigtuerei, denn wenn die Klinikleitung doch nichts unternimmt kannst du immer noch den Helden spielen.

milz
29.12.2006, 15:02
Ich halte es bei schwerwiegenden Sachen für durchaus legitim nachzuhaken, am besten erst mal bei dem Arzt, der den Fehler gemacht haben soll. Die Klinikleitung wird vielleicht bei dem Arzt nachfragen, aber damit hat es sich auch.

Krankenkasse und Ärztekammer sind sicher die erste Adresse. Rechtliche Schritte sollte man erst einleiten, nachdem man sich gut informiert hat. Die meisten Probleme können außergerichtlich geklärt werden.

Hier mal ein paar Tips der BKK Hoesch:
http://www.bkk-hoesch.de/Behandlungsfehler.190.0.html

Cassjo
29.12.2006, 15:29
Ich halte es bei schwerwiegenden Sachen für durchaus legitim nachzuhaken, am besten erst mal bei dem Arzt, der den Fehler gemacht haben soll. Die Klinikleitung wird vielleicht bei dem Arzt nachfragen, aber damit hat es sich auch.



Mag sein, aber wie gesagt dann kann man immer noch Innitiative zeigen. Denn überstürzte Heldentaten, so leid mir der Patient auch tut, sind nicht immer klug. Und es ist einfach ein bisschen anmassend wenn ein Erstsemstler darüber urteilt ob jemand einen Kunstfehler gemacht hat.
Und wenn das alles exakt genau so ist wie dargestellt, wäre es da nicht sinnvoller wenn ein erfahrener Arzt gebeten wird sich der Sache anzunehmen, bevor hier der Zwergenaufstand geprobt wird.
Denn wie ebenfalls schon mal gesagt ist nicht immer alles so wie es getrascht wird. Warst du bei den Untersuchungen dabei, bist du Facharzt, weißt du 100% wie der Patient genau bei der Ärztin sein Problem geschildert hat? Ich will diesem Patient, Gott weiß nichts unterstellen, aber es soll schon mal vorgekommen sein das Patienten bei dem einen Arzt ihr Problem drastisch heruntergespielt haben und erst beim zweiten Arzt ehrlich waren und Laborwerte sind auch nicht unbedingt immer eindeutig. Darum sollte man mit vorschnellen Urteilen vorsichtig sein. Denn genau das könnte uns allen einmal passieren das ein Patient nicht ehrlich ist (ausdrücklich nicht auf den obigen bezogen) die Laborwerte nicht eindeutig und der Patient dann vielleicht auch noch den Wunsch äußert " ins Krankenhaus mag ich aber nicht, es ist doch bald Weihnachten und die Enkel kommen" oder sowas ähnliches. Und im nachhinei ist man immer klüger und es soll auch Patienten (wieder ausdrücklich nicht auf den obigen bezogen) geben die nach Komplikation die aufgetretten sind wütend sind und emotional bedingt ( wieder nicht auf den obigen Patienten bezogen) die Wahrheit ein wenig verzehren. Und dann kommt da so ein Erstsemstler und schwärzt dich vielleicht sogar ungerechtfertigt bei der Kammer an.

Feuerblick
29.12.2006, 17:19
Sorry, hier soll ja primär nicht nur angeschwärzt sondern auch nachgehakt werden. Und das ist und bleibt das gute Recht eines Patienten.
Eine entsprechende Nachforschung wird meist zu einem Gutachten führen. Und in einem Gutachten wird dann schon klar werden, ob es für die zuerst behandelnde Ärztin möglich gewesen wäre, die richtige Diagnose zu stellen.
Ja, JEDER von uns Ärzten kann irgendwann mal in diese Situation kommen, aber ich muss ehrlich sagen, mir wäre es lieber, wenn man mir sagt, dass ich was verbaselt habe, als dass die gesamte Ärzteschaft mal wieder den verschwiegenen Schulterschluß übt.

Lava
29.12.2006, 18:24
Es gibt doch Interessenverbände für Patienten! Fragt mich jetzt nicht, wie die heißen, aber die sitzen doch sogar in so einem wichtigen Gremium zusammen mit Vertetern der Krankenkasse und Ärztekammern, die wiederum irgendsoein anderes Gremium beraten, die alle wichtigen Gesetzesentscheidungen treffen. Oje, hätte ich doch nur besser aufgepasst in Gesundheitsöko. :-oopss

Lange Rede, kurzer sinn: es gibt Patientenverbände, die auch Gutachter und Anwälte vermitteln. an die würde ICH mich wenden, wenn ich das Gefühl habe, da sei was schief gelaufen :-top

Sackbauer
29.12.2006, 19:06
Ich weiß net, hab ichs überlesen oder versteh ichs net ganz, aber @Nilani, bist DU derjenige, der da bleibende Augenschäden erlitten hat? Oder einer deiner Angehörigen/Freunde/...?

Wenn ja, dann findest du sicher bei Patientenanwaltschaften, Ärzekammern usw. Ansprechpartner, wenn nein, d.h. du sprichst da über einen dir unbekannten Patienten, den du irgendwo gesehen hast, dann halt ichs mit @Cassjo (nicht in Dinge einmischen, die einen nix angehen).

Cassjo
29.12.2006, 20:31
Und das ist und bleibt das gute Recht eines Patienten.


Da liegst du absolut richtig. Das ist das Recht jedes Patienten aber nicht das Recht eines dahergelaufenen desillusionierten Erstsemstlers, der bitter feststellen musste das Ärzte doch nur Menschen und keine Halbgötter sind.
In diesem Sinne

Nilani
29.12.2006, 20:32
Danke erstmal für die bisherigen Antworten. Es handelt sich um eine sehr nahe Verwandte, bin also schon persönlich betroffen und nicht irgendwo aus der Ferne, obwohl einen das natürlich auch etwas subjektiv denken läßt.

Abgesehen davon, dass mein 1. Semester nicht unbedingt etwas über meine medizinischen Vorkenntnisse aussagt (hab schon paar Jahre mehr aufm Buckel, auch wenn meine Kenntnisse zugegebenermaßen im Augenbereich offenbar nicht wirklich viel hergeben :-nix), geht es mir hier nicht um Heldentum oder darum, einfach mal so aus "Langeweile" jemanden zu verklagen. Von diesem Punkt sind wir ja auch noch weit entfernt und einen jahrelangen Rechtsstreit haben wir auch nicht unbedingt im Sinn.

Es geht jetzt erstmal um die Anfrage, wohin man sich wendet, da der Fall zwar relativ eindeutig, aber auch recht komplex ist und wir eben nicht genau entscheiden können, wieviel da genau schiefgelaufen ist (auch wenns für mich im Nachhinein zumindest sehr eindeutig scheint). Mit der Augenärztin werden/müssen wir ja eh nochmal reden, mal sehen, was dabei rauskommt. Was die "Einmischung" der Uniklinik angeht, fürchte ich auch, dass die Uniklinik zwar ne Rückmeldung haben möchte, sich damit für die diese Sache auch erledigt hat (geht auch um Ursachenforschung u.ä.). Ich kann mir nicht vorstellen, dass die irgendetwas an die Ärztekammer weiterleiten.

Fehler macht jeder und bei "uns" (ok, ich brauch noch ne Weile, aber irgendwann ....) Ärzten hat das dann auch teilweise gravierende Folgen, aber wenn man einen macht, sollte man auch bereit sein, die Konsequenzen zu tragen (auch wenn ich mich unbeliebt mache, aber dafür gibts ja auch ne Versicherung *hust*). Das ganze ist relativ frisch und hat sich auch erst kurz vor Heiligabend jetzt entwickelt, von daher ist es nur ein erste Umhören, ehe man sofort ne Klage lostritt. Wir sind schon gespannt auf die Reaktionen der beteiligten Ärzte, die wir nächste Woche eh konsultieren müssen, also bitte keine Panik oder Vorverurteilung :-meinung

Feuerblick
29.12.2006, 20:36
Da liegst du absolut richtig. Das ist das Recht jedes Patienten aber nicht das Recht eines dahergelaufenen desillusionierten Erstsemstlers, der bitter feststellen musste das Ärzte doch nur Menschen und keine Halbgötter sind.
In diesem SinneTja, vielleicht hast du es vorher nicht herausgelesen, aber spätestens jetzt ist klar, dass es sich hier nicht um einen desillusionierten Erstsemestler handelt. Warum diese heftige Reaktion?
Und ich erweitere gerne, bevor hier wieder Mißverständnisse aufkommen: Es ist das gute Recht jedes Patienten und seiner Angehörigen...

Cassjo
29.12.2006, 20:50
Da geb ich dir auch recht (insofern es sich um nahe Angehörige handelt) aber das hatte sie vorher ja auch nicht gesagt, da muss man dann schon genauer sein.
Und ich reagiere deswegen deiner Meinung nach so heftig, denn selbst wenn nachgewiesen wurde, dass den Arzt/ die Ärztin keine Schuld trifft bleibt immer ein "Da lief Mal ein Verfahren, man konnte zwar nichts nachweisen aber......"
das muss doch nicht sein oder.

Xylamon
29.12.2006, 22:02
Gewöhn dich dran, das ist so im medizinischen Bereich - immerhin hantieren wir hier mit der Gesundheit des Menschen. Wenn du damit nicht leben kannst, wechsel halt die Branche, Müllmann kannst du immernoch werden :-)

Cassjo
30.12.2006, 09:41
Du schon wieder mit deinen höchst geistreichen Kommentaren ......
*kopfschüttl*

Naja gegen deine Kompetenz, Erfahrung und diesen unglaublichen Charm komm ich nicht an, deswegen zieh ich mich aus der Disskussion lieber zurück bevor hier ein Niveau erreicht wird bei dem ich nicht mithalten will.

Leijona
30.12.2006, 10:59
ich denke mir halt einfach, dass ICH SELBST (medizinerdasein hin oder her) bei einem groben behandlungsfehler, egal ob an mir oder einem nahen angehörigen, sehr wohl den entsprechenden kollegen zur rechenschaft gezogen haben möchte und kann nilanis anliegen darum gut nachvollziehen.... :-meinung

es gibt leider gottes einfach auch so viele richtig SCHLECHTE mediziner (hand aufs herz, von einigen deiner kommilitonen würdest du dich doch auch nie im leben behandeln lassen, oder?)

Evil
30.12.2006, 12:54
Und es ist einfach ein bisschen anmassend wenn ein Erstsemstler darüber urteilt ob jemand einen Kunstfehler gemacht hat.

Das ist das Recht jedes Patienten aber nicht das Recht eines dahergelaufenen desillusionierten Erstsemstlers, der bitter feststellen musste das Ärzte doch nur Menschen und keine Halbgötter sind.
Wenn Du doch so für Bescheidenheit unter Erstsemestlern eintrittst (was ich durchaus unterstütze), warum fängst Du nicht bei Dir selber an und gewöhnst Dir einen höflicheren Umgangston an? :-lesen