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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Muskelkater



Muriel
02.01.2007, 14:55
Hallo,
ich habe mal eine praktische Frage zum Muskelkater, wobei es mir jetzt schnurzpiepegal ist, ob es sich dabei um erhöhte Lactatspiegel, feinste Muskelfaserrisse oder welche theoretischen Überlegung nun auch immer handeln mag.
Nein, die Frage ist ganz einfach:
Da es mal wieder mit Sicherheit kein "richtig" und kein "falsch" geben wird, welche Argumente gibt es für die beiden folgenden entgegengesetzten Aussagen:

1) "wer keinen Muskelkater nach dem Sport hat, dem hat es nichts gebracht, der hat nicht ausgiebig/richtig trainiert"

2) "wer Muskelkater hat, hat was falsch gemacht, es darf nachher nicht weh tun"

Gibt es überhaupt irgendwelche haltbaren Argumente? Wenn ich schon nach jahrelanger Sportabstinenz wieder mal was tu, dann will ich es auch "richtig" machen ;-)

Danke :-)

Smartinchen
02.01.2007, 15:41
Im Stern gab es letztens einen Artikel über Muskeln, da stand Folgendes:


..."In mehr als 70 Studien aus verschiedenen Ländern über die Effekte von Ein-Satz- und Mehr-Satz-Training hat er [Wend-Uwe Boeckh-Behrens, wer auch immer das ist] verglichen, später gemeinsam mit seinem Kollegen Werner Buskies eigene Untersuchungen mit 300 weiblichen und männlichen Sportstudenten zur Wirksamkeit von "hartem" Training (eine Übung wird durchgeführt, bis der Muskel erschöpft ist) und "sanftem" Training (eine Übung wird weit vor der Erschöpfung abgebrochen) durchgeführt.
Das Ergebnis: Es gibt kein Ergebnis - zumindest keines, das für nomale Studiobesucher relevant wäre. Kraftzuwachs und Kraftausdauer hatten sich bei allen Gruppen fast gleich entwickelt. Die Vorteile eines sanften Trainings sind hingegen offensichtlich: Es ist schonender für Gelenke, Sehnen und Kreislauf, hat seltener Muskelkater zur Folge, minimiert das Verletzungsrisiko bei falschen Bewegungen und verhindert ungesunde Pressatmung."


Danach ist Muskelkater also weder nötig noch schädlich für den Muskelaufbau. Ich würde mich dann in jedem Fall für die Muskelkater-freie Variante entscheiden ;)

Skalpella
02.01.2007, 15:51
Der mir gegenübersitzende Sportwissenschaftler :-love sagt folgendes:
Training soll ja einen Reiz setzen, der den Muskel zu Veränderungen im Sinne von Kraftsteigerung und Muskelaufbau anreizt. Zu diesen Anpassungsvorgängen in der Muskulatur kommt es allerdings nur bei überschwelligem Reiz. Beim Muskelkater hat dieser Reiz eben in starkem Maß stattgefunden. Die Mikroläsionen führen zu Umbauvorgängen im Muskel, die diesen gewüschten Veränderungen entsprechen. Je nach Leidensfähigkeit darf dieser Muskelkater auch stärker ausfallen, allerdings sollte man dann in der Lage sein, zwischen Verletzungen(zum Beipiel Zerrung) und Muskelkater zu differenzieren.

Muriel
02.01.2007, 15:57
Ok, dann bin ich also so schlau wie vorher ;-) Hm, ich tendiere dann ja zu Smartinchens Aussage, also die dieses zitierten Herrn und meine, ich darf meine Muskeln schon spüren, aber dass ich mich am nächsten Tag nimmer bewegen kann, ist wohl nicht notwendig, um einen Trainingseffekt erzielt zu haben. Aber ich habe mir wohl schon gedacht, dass es sehr unterschiedliche Ansichten dazu gibt, die wahrscheinlich alle durch irgendwelche Studien "belegt" werden können.
Nichtsdestotrotz danke schön :-)

die chondropathia
02.01.2007, 16:03
Praktische Frage - praktische Antwort:

Als Sportwiedereinsteiger -klassische Neujahrsfrage btw- ist es normal, nach dem Sport etwas Muskelkater zu haben. Je nach Intensität mehr oder weniger.
Effektivität für den Muskelaufbau bzw. zur Leistungsoptimierung des Muskels: sehr gering, so oder so.

Folglich ist ein behutsamer Start empfehlenswert.

Nach 2-4 Trainings sollte sich die Muskulatur an die Belastung gewöhnt haben, der Bewegungsablauf (Koordination!) verbessert sich, man hat das Gefühl, sich deutlich stärker belasten zu können.

CAVE: Belastung weiter sukzessive erhöhen, da sich bis zu diesem Zeitpunkt meßbar nur die Koordination verbessert hat, eine Überlastung der bradytrophen Gewebe (Sehnen, Knorpel, Bänder) droht.

Wenn man regelmäßig dabei ist, braucht man -wohlgemerkt disziplinspezifisch!- keinen Muskelkater mehr zu fürchten...


DC, ehemaliger Kraftsportler, seit Jahren Triathlet. Für Detailfragen gerne PM :-)

Muriel
02.01.2007, 16:05
DC, so in etwa hört sich das für mich sehr vernünftig an und ist auch so in etwa das, was ich mir erhoffe :-)
ach ja, der Zeitpunkt hat übrigens nichts mir Neue-Jahr-Vorsätzen zu tun ;-)

BL4
02.01.2007, 16:11
Naja, meine persönliche Meinung sieht anders aus (die ist auch garantiert NICHT wissenschaftlich untermauert ;-) )

Also mein Training zielt immer (!!) auf Muskelkater ab, denn ich gebe dem jeweiligen Muskel dann so cirka 7-10 tage um zu regenerieren. geht man von der Theorie der reissenden Muskelfasern aus, dann geht Muskelgewebe kaputt und muss dann wieder repariert und hypertrophiert werden, damit eine Superkompensation (hm war das jetzt alles richtig :-oopss ) erreicht wird.

Dabei muss man aber sagen, dass die verschiedenen trainingsmethoden (also Ein-Satz-Training und Volumentraining) theoretisch anders wirken.
Das Volumentraining zielt eher drauf ab, soviel Muskelfasern wie möglich kaputt zu machen, um durch den wiederaufbau eine Hypertrophie zu erreichen, wohingegen das Ein-Satz-Training (Es lebe Mike Mentzer :-blush) eher über das ZNS versucht, den Körper dazu zu bringen eine hypertrophie der muskulatur zu erreichen (deshalb sollte man beim 1-Satz-training auch länger pausieren, um nicht ins Übertraining zu kommen).


Ehrlich gesagt, denke ich, dass das Ergebnis, welches im stern stand, sich auf dauer nicht halten kann, weil man in der ersten Phase des trainings IMMER aufbaut, egal wie man trainiert (egal welche trainingsmethode, egal ob man bis zum Muskelversagen trainiert oder nicht). Bloß gewöhnt sich der Körper nunmal nach einiger zeit an die belastung, weshalb man andere trainingsreize setzen muss, um nicht in einem Plateau zu landen.

Wenn man muskelkater hat (hab mich mal genauer mit dem thema befasst), dann sollte man allerdings nicht nochmal hart trainieren, gegen muskelkater hilft leichtes training der selben muskelgruppe, da die durchblutung dieser gesteigert wird und der schmerz verschwindet (ka wie das genau funktioniert, aber bei mir klappt das wunderbar). Massagen etc irritieren den muskel nur. Hatte da mal einen Artikel beim ärzteblatt gefunden, den muss ich nochmal suchen.

Ob diese dinge auch für ausdauersport gilt, kann ich jetzt nicht sagen...


p.S.: ich habe nach dem training IMMER muskelkater, ist doch auch ganz cool, dann weiss ich, dass sich das training gelohnt hat :-top

Muriel
02.01.2007, 16:17
ich mache jetzt Kiesertraining, also auch keinen Ausdauersport. Die Überlegung, Übungen nur 2min mit der passenden Belastung zu machen, gefällt mir eigentlich ganz gut. Dann merke ich, dass ich etwas gemacht habe, bin aber nicht vollkommen hinüber. Außerdem habe ich noch nie in meinem Leben freiwillig Sport gemacht, und die letzte Pflichtstunde in der Schule ist 8 Jahre her :-blush

BL4
02.01.2007, 16:22
achja ok kiesertraining :-)

Also wenn man einfach nur fit bleiben will, etwas zum ausgleich sucht und sich entspannen will, dann ist man mit kieser bei einer ziemlich guten adresse, wenn man allerdings richtig muskeln aufbauen will (auf längere zeit gesehen) und extrem verbissen bei der sache ist, würde ich von kieser abraten.

Ich würde mir insofern keine grossen gedanken machen, wie du trainierst, die helfen da einem denke ich ganz gut, die erste zeit wird sich deine Form eh verbessern :-top

Muriel
02.01.2007, 16:33
Nee nee, Muskelprotz ist nicht so mein Traumziel ;-)
es geht mir bei dem Ganzen halt eher darum, meiner Skoliose bzw dem daraus und aus dem Rest meines eigenartigen Rückens unweigerlich Folgendem an Wehwehchen durch Muskelstärkung etwas Einhalt zu gebieten und dazu, denke ich, ist Kiesertraining das Richtige :-) Die Sache mit dem Muskelkater kam halt dann irgendwie nach dem ersten Training ;-)

BL4
02.01.2007, 16:54
Hab den link gefunden:

http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=30395

die chondropathia
02.01.2007, 20:36
@bl4 - deshalb hatte ich auf die Möglichkeit einer PM verwiesen, weil man das Thema schon sehr eng fassen muß, will man nicht in enorme Weitschweifigkeit (z.B. Formen/Ziele des Krafttrainings) verfallen...

Und das Prinzip "Muskelkater", das du hier propagierst, ist sicher NICHT sinnvoll oder zielführend oder zur Nachahmung zu empfehlen. Wenn ich mein eigenes Training reflektiere, wäre das sogar unmöglich. Wie trefflich in dem Artikel beschrieben, ist es mir bei regelmäßigem Training NICHT MÖGLICH einen Muskelkater zu induzieren. Da müßte ich schon mit Macht unphysiologisch/falsch trainieren...

Insgesamt kann ich -aus der eigenen Erfahrung mit Phasen der nachlassenden Motivation bzw. fehlenden Zeit- nur empfehlen, Sportarten zu betreiben, die man regelmäßig betreiben mag und die per se dem Bewegungsapparat zuträglich sind.
Dann bekommt man keinen Muskelkater, aber man bleibt dabei und hat vll einen Neujahrsvorsatz weniger... ;-)

Flauta
02.01.2007, 21:34
sorry fürs OT...

trotz vorigem Fitnesstraining habe ich sonst immer beim ersten Skitraining oder normalem Skifahren Muskelkater. Dieses Jahr hatte ich gar keine physische Vorbereitung, bin gleich intensiv ski gefahren und habe KEINEN Musikelkater....
*verstehedasnicht*

die chondropathia
02.01.2007, 21:54
ich auch nicht :-party

BL4
02.01.2007, 23:14
Das mit der Meinung war auch gar nicht gegen dich gerichtet, sondern gegen diesen stern-artikel, als ich aber mit schreiben fertig war, hattest du und die anderen bereits geantwortet. :-oopss

Und ich versuche hier gar nichts zu propagieren, jeder soll so machen, wie es ihm am besten spass macht, in erster Linie.
Die Frage, ob jedes mal muskelkater sinn macht oder nicht (oder man falsch trainiert) kann man auch totdiskutieren, für mich zählt, dass man speziell im bodybuilding keine nachteile hat, wenn man immer (oder meistens) muskelkater hat, der 1-3 tage anhält, alles weitere ist denke ich auch auf zu intensives oder falsches training zurückzuführen. Ich kenne viele professionelle bbler die das genauso sehen.
Zum thema ausdauersport hatte ich mich rausgehalten, weil ich da keine ahnung habe, aber ich meine auch, dass ein ehemaliger freund von mir, seines zeichens sehr erfolgreicher läufer, auch selten bis nie muskelkater hatte, da sieht man halt, dass ausdauersport und kraftsport zwei paar schuhe sind.


einen schönen abend wünschend,

bl4

die chondropathia
03.01.2007, 10:28
ich mache jetzt Kiesertraining

Hoi Muriel, hatte obiges völlig überlesen...

Also in deinem ganz speziellen Fall mag das eine gute Wahl sein, weil du ja ganz offensichtlich Rückenprobleme hast.

Allgemein halte ich von Werner Kieser und seinem Konzept jedoch eher wenig. Habe ein Buch von ihm gelesen und fand das darin präsentierte sportmedizinische Wissen mehr als dürftig.

Das Marketingkonzept des Vereins ist natürlich spitze - da jeder Rückenprobleme kennt! Allerdings finde ich die Trainingskonzeption zu starr (i.e. one concept fits all) und es fehlen eindeutig Kardiotrainingskurse!!!

Beweglichkkeit und Ausdauer sind m.E. mindestens so wichtig wie Kraft. Schwimmen z.B. ist eine Sportart, die mit Sicherheit gesünder ist, als das rohe Krafttraining a la Kieser...

DC, der sich auch gerade ein -eher alternatives- Fitnessstudio für die kalten Wintermonate gesucht hat :-)

hottentotte
03.01.2007, 11:10
Muskelkater sagt dir eigentlich nur, dass du deinen Körper auf eine ihm unbekannte Art und Weise belastet hast. ;-)
Ob das jetzt wünschenswert oder nicht ist... ist dir überlassen.
Für nen Kraftsportler bringt die Rückmeldung Muskelkater immerhin die Information einen überschwelligen Reiz im trainierten Muskel gesetzt zu haben (oder den Muskel nicht aufgewärmt zu haben)- was ich persönlich ganz praktisch finde.
Beim Laufen bekomme ich nach "normalen" Einheiten keine Muskelkatze, die bekomme ich aber z.b. wenn ich mal nur wenige Kilometer bergauf gewandert bin weil die Belastung eine andere ist/war.

Wend Uwe ist glaube ich eine Sportwissenschaftlerkoryphäe an der Uni Bayreuth.
mfg
/ totte

Smartinchen
03.01.2007, 16:08
Der mir gegenübersitzende Sportwissenschaftler :-love sagt folgendes:
Training soll ja einen Reiz setzen, der den Muskel zu Veränderungen im Sinne von Kraftsteigerung und Muskelaufbau anreizt. Zu diesen Anpassungsvorgängen in der Muskulatur kommt es allerdings nur bei überschwelligem Reiz.

Das mit dem Reiz stand auch noch in diesem Stern-Artikel. Allerdings hörte sich das so an, als ob man diesen überschwelligen Reiz auch setzen kann, ohne hinterher Muskelkater zu haben. Also -> kein Muskelkater bedeutet nicht automatisch = kein überschwelliger Reiz gesetzt.

Ich frag mich nur, woran man denn nun merkt, wo die Schwelle ist :D

BL4
03.01.2007, 16:57
In dem du stärker und irgendwann auch mal "breiter" wirst... :-peng