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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizinstudium ganz konkret



calla5
03.01.2007, 21:48
Hallo an alle Medizinstudenten!

Mich würde es mal interessieren, wie so ein Medizinstudium ganz konkret aussieht!

Ist das Lernen wirklich ein stures Auswendiglernen? Oder muss man viel mehr etwas verstehen, verknüpfen, kombinieren?

Lernt ihr nur abstrakt aus irgendwelchen Büchern oder ganz real an z.B. einem Froschauge oder einer Leiche?

Ab wann lernt man über den gesunden Menschen und ab wann über den pathologischen?

Ist das Studium auch was für Nicht-Überflieger sondern für ganz normale Durchschnittsmenschen?

Wie lange lernt ihr durschnittlich am Tag? Wie viel fürs Physikum? Wie viele Prüfungen gibts überhaupt?

Würde mich über so viele Auskünfte wie möglich freuen!

Feuerblick
03.01.2007, 21:51
Hi Calla und willlkommen im Forum!

Ich denke, dass du zu all deinen vielen Fragen hier im Forum ausführlichste Auskünfte bekommen wirst, denn alle diese Fragen wurden hier schon besprochen. Probier doch bitte mal unsere Suchfunktion (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/search.php?) aus und wenn nach Durchsicht der großen Menge an Beiträgen zu deinen Fragen immer noch Unklarheiten bestehen, dann kannst du dich gerne mit präzisen Fragen an die User hier wenden. :-)

Liebe Grüße
Feuerblick

wanci
03.01.2007, 22:00
Ist das Lernen wirklich ein stures Auswendiglernen? Oder muss man viel mehr etwas verstehen, verknüpfen, kombinieren?

Bisschen verstehen sollte man schon. Aber ich würde mal behaupten, dass man auch mit sturem Auswendiglernen ganz gut durchkommen kann.


Lernt ihr nur abstrakt aus irgendwelchen Büchern oder ganz real an z.B. einem Froschauge oder einer Leiche?

An der Leiche sowieso. Irgendwelche Froschaugen sind mir bis jetzt noch nicht untergekommen, aber das kann ja noch werden.


Ab wann lernt man über den gesunden Menschen und ab wann über den pathologischen?

Erste 4 Semester (Vorklinik) gesunder Mensch, der Rest dann der pathologische. Mit ein paar Überschneidungen natürlich.


Ist das Studium auch was für Nicht-Überflieger sondern für ganz normale Durchschnittsmenschen?

Wir sind doch alle ganz normale Durchschnittsmenschen...


Wie lange lernt ihr durschnittlich am Tag? Wie viel fürs Physikum? Wie viele Prüfungen gibts überhaupt?

Hängt davon ab, was für Prüfungen anstehen. Aber bis jetzt muss ich nie über die 4h/Tag raus, außer unmittelbar vor großen Klausuren vielleicht. Und man lernt ja dann auch nicht gerade jeden Tag...

Lava
03.01.2007, 22:05
1.) Ist das Lernen wirklich ein stures Auswendiglernen? Oder muss man viel mehr etwas verstehen, verknüpfen, kombinieren?

2.) Lernt ihr nur abstrakt aus irgendwelchen Büchern oder ganz real an z.B. einem Froschauge oder einer Leiche?

3.) Ab wann lernt man über den gesunden Menschen und ab wann über den pathologischen?

4.) Ist das Studium auch was für Nicht-Überflieger sondern für ganz normale Durchschnittsmenschen?

5.) Wie lange lernt ihr durschnittlich am Tag? Wie viel fürs Physikum? Wie viele Prüfungen gibts überhaupt?


1.) Das erfragst du am besten mit der Suchfunktion. Dazu gibts endlose Diskussionen ;-)

2.) Sowohl als auch. Anatomie lernt man an der Leiche, viele andere Dinge an sich selbst oder am Kommilitonen (Blut abnehmen, untersuchen, Labortests, Virologie,...). Man bekommt auch einige Patienten vorgestellt, um den Unterricht etwas praktisch zu untermalen. Aber angesichts der Stoffmenge muss man sehr, sehr viel trocken aus den Büchern lernen.

3.) Hmm, eine gewisse Trennung stellt das Physikum dar. In der Vorklinik geht's um die Grundlagen und damit hauptsächlich darum, wie der Mensch normalerweise funktioniert. Im klinischen Studienabschnitt kommen das die pathologischen Sachen dazu. Allerdings lernt man trotzdem in JEDEM klinischen Fach erstmal was über den Normalzustand und Normalbefunde. Sonst erkennt man das das Pathologische nicht. ;-)

4.) Suchfunktion ;-)

5.) Seeeeehr unterschiedlich. Rangiert je nach Student, Lust, Laune und Druck zwischen 0 und 24h pro Tag. :-D Nee, ehrlich, das ist sehr individuell. Es gibt Leute, die werden dir sagen, sie lernen 2 Tage vor ner Klausur und es gibt Leute, die lernen Monate... jeder muss für sich selbst herausfinden, wieviel er braucht. Ich kann dir aber sagen, dass man wesentlich mehr lernen muss als in der Schule. Und Prüfungen gibt's viiiiiiieeeeeeele..... es gibt 2 Staatsexamina (das Physikum und das Hammerexamen), für jedes Fach min. eine Klausur (also letztendlich auch 40, 50 oder so) und teilweise noch Testate.

Duncan84
03.01.2007, 22:09
Da ich grad eh nix zu tun habe (naja, müsste lernen, aber so kann ich mich ablenken :b), versuch ich mal die Fragen zu beantworten:

Ist das Lernen wirklich ein stures Auswendiglernen? Oder muss man viel mehr etwas verstehen, verknüpfen, kombinieren?

Halb-Halb, sehr genau sogar, würde ich sagen. Man tut sich auf jedenfall leichter, wenn man versucht Dinge zu verstehen, was gerade in Biochemie oder Physiologie die Sache bei weitem vereinfacht. Man kommt aber auch mit sturem auswendiglernen durch, dann ist es aber nochmal nen Stück zeitintensiver, will ich behaupten.
Aber natürlich gibts auch Fächer wie Anatomie, die schon zu 75 % aus reinem auswendiglernen bestehen.

Lernt ihr nur abstrakt aus irgendwelchen Büchern oder ganz real an z.B. einem Froschauge oder einer Leiche?

Hauptsächlich aus Büchern, aber durchaus auch relativ viel praktisch. Es gibt nen Präpkurs, der je nach Uni 1-2 Semester geht, bei dem du ne komplette Leiche durchpräparierst. Dann gibts nen Mikroskopierkurs mit ca. 100 mikroskopischen Präparaten, sowie einige Praktika zu Chemie, Physik, Biochemie und Physiologie. An der Zahl in der Vorklinik ca: 8 - 5 - 6 - 12. So ungefähr ist es ca. bei uns.

Ab wann lernt man über den gesunden Menschen und ab wann über den pathologischen?

Die Vorklinik (1.-4. Semester) beschäftigt sich hauptsächlich mit dem gesunden Menschen. Wobei immer mehr Wert auf Verknüpfung zu pathologischen Zuständen gelegt wird. Die restlichen 8 Semester, die Klinik, beschäftigen sich dann hauptsächlich mit dem kranken Menschen.

Ist das Studium auch was für Nicht-Überflieger sondern für ganz normale Durchschnittsmenschen?

Kommt auf die Definition an. Man brauch ne starke Motivation und ne Gewisse Selbstdisziplin. Man sollte Sachen recht schnell verstehen (v.a. naturwissenschaftliche) und sich viel Wissen in kurzer Zeit aneignen können. Das sind zumindest sehr gute Voraussetzungen, das Studium zu schaffen.
Überflieger muss man definitiv nicht sein. Da sind andere Studiengänge, wie Mathe oder Physik schon wesentlich komplexer.
Btw erlernt man die genannten Fähigkeiten zum Teil auch im Studium.

Wie lange lernt ihr durschnittlich am Tag? Wie viel fürs Physikum? Wie viele Prüfungen gibts überhaupt?

Da gibts extrem große Unterschied, je nachdem, welchen Anspruch du an dich hast. Willst du nur bestehen und dir liegt die Materie halbwegs, dürfte sich der Lernaufwand in Grenzen halten. Willst du gut sein bzw richtig gut sein, musst du pro Tag ein paar Stunden einrechnen. Je nachdem, wie gut du sein willst: 3-4 oder noch mehr. Nach oben sind keine Grenzen gegeben. Man kann immer noch mehr lernen. Das ist btw auch eins der Hautprobleme, für mich zumindest. Man muss irgendwann nen Schlusspunkt setzen, das sollte man lernen.
Fürs Physikum lernen die meisten sod 8-10 Wochen, täglich mehrere Stunden. Behauptet wird, dass manche bis zu 10 Stunden lernen, was für mich aber nichtmal annähernd auszuhalten wäre. Was man auch lernen sollte: was die Leute labern, entspricht selten der Wahrheit, besonders, wenns um ihr Lernverhalten geht. Aber es is schon anstrengend, wenn man ne gute Note hinbekommen will und ne umbedingte Voraussetzung ist, dass man in dem zwei Jahren davor ordentlich gelernt hat.
Prüfungen sind von Uni zu Uni verschieden, denke ich, bei uns waren es:
5 in Anatomie, 1 in Chemie, 1 in Physik, 1 in Termi, 2 Integrierte (Biochemie, Physio, Zellbio)

Soweit erstmal, man mir is wirklich langweilig *g*
PS, ups sorry, das meiste bezieht sich auf die Vorklinik, da ich selber noch net weiter gekommen bin ;) Es gibt natürlich beispielsweise noch wesentlich mehr Prüfungen.

Anna-Tomie
03.01.2007, 22:17
Hi@calla5
wir haben bisher 3 Ana-Testate hinter uns gebracht und das Termi-Testat. Ich hab zwar keine 24h gelernt aber schon ne Menge. Am Anfang hat man halt noch kein Gefühl dafür, wie viel man lernen muss, um einigermaßen gut durch zu kommen. Bin auch kein Überflieger, aber bisher klappt es gut
lg Anna

Grübler
03.01.2007, 22:39
Lol, wo ich grad die Frage nach dem Lernen nach Verstehen sehe :-)

Viele bei uns im ersten Semester hatten darauf gesetzt. Auch weil der Prof. das immer sehr betont hat in seinen Vorlesungen ("Es geht nur um den Bauplan" - "Bilateral symmetrisch" *g*). Deshalb habens ein paar Leute ziemlich lasch angehen lassen und sind natürlich auch prompt ... mh ... überrascht worden ... im Antestat zum Präpkurs ;-)

Mit tumbem in den Kopf-Gepresse kann man in der Tat sehr gut fahren, aber es ist ja dann doch nicht nur das. Manchmal kommt dann sogar eine Erleuchtung, während man total öden Stoff durchnimmt, und dann bleibts einem doch im Gedächtnis haften.

(Mich hat es beeindruckt, als auf einmal die beiden Schemata von Insulin-Signaltransduktion und Glykolyse zu _einem_ sinnigen Bild verschmolzen sind. Tolles Gefühl :D)

Man sollte auch relativ früh gewichten lernen. Was wird mich in der Prüfung gefragt werden? Es gibt Sachen, die sollte man auf jeden Fall wissen, Ergänzungen dazu, und schließlich Fitzeldetails, die sowieso nie gefragt werden.

Gerade das ist am Anfang schwer, und hat mich auch ziemlich nahe an den Rand des Studienabbruchs gebracht. Weil, wie schon weiter oben geschrieben, der Stoff (scheinbar) bis ins Unendliche weitergeht. Am Anfang sieht nämlich _alles_ wichtig aus ;-)

Wenn man das gelernt hat (durchs erste Semester muss jeder durch ;-) ), dann kann man sich auch mal Gedanken machen, ob man mit dem Stoff ausgelastet ist, oder nicht vielleicht doch ein wenig mehr lernt und auf die 1 im Physikum hinarbeitet :-)

calla5
03.01.2007, 22:45
Wow, danke für die vielen Antworten.

Ich bin mit recht wenig Lernaufwand eine, ich würde mal sagen mittelmäßige Schülerin.

Mache gerade ein Praktikum im Krankenhaus und merke, dass ich unbedingt Medizin studieren will!

Und da ich in Deutschland keine Studienplatz bekommen werde, überlege ich, das ganze im Ausland anzufangen.
Nur dann muss ich mir 1000%ig sicher sein, dass das das richtige ist wegen des vielen Geldes!! Und ich muss mir auch 1000%ig sicher sein, dass ich es bis zum Physikum schaffe, da ich danach wechseln könnte und sonst alles vergebens wäre.

Aber mal so einen kleinen Einblick zu bekommen, wie es denn wirklich abläuft, hilft ungemein, sich zu entscheiden! :-)

(Und dass es eine Suchmaschine gibt wusste ich gar nicht. Und ich hatte auch keine Lust, das ganze Forum abzusuchen)

Feuerblick
03.01.2007, 22:48
In welchem Schuljahr bist du denn? Ich meine, würde sich mit einem deutlich gesteigerten Lernaufwand (da kannst du dich schon mal ans Lernen gewöhnen... :-D) nicht vielleicht ein brauchbares Abi hinbekommen lassen? Oder wie wäre es mit einer Krankenpflegeausbildung o.ä. während der Wartezeit? Dann hast du Zeit für die Entscheidungsfindung und das viele Geld fiele schon mal flach...
Schau dich ruhig mal hier im Forum um - genug Infos gibt es ganz sicher...

calla5
03.01.2007, 23:03
Hab auch schon sehr viel darüber nachgedacht...bin momentan in der 13, d.h. 2/3 meiner abinote steht schon fest.
Und ich finde, vier bis fünf Jahre auf einen Studienplatz zu warten ist mörderisch lang. Andere machen in der Zeit ein ganzen Studium!
Bin da über dieses System ein bisschen frustriert...

Feuerblick
03.01.2007, 23:08
Tja, schade dass du dich nicht früher entscheiden konntest (oder solche Eltern hattest wie ich... die haben mich, obwohl ich nie studieren wollte, zu maximal guten Noten getriezt, damit ich auch ja irgendwann mal einen guten Ausbildungsplatz bekomme. Den Lernaufwand hab ich allerdings auch eher klein gehalten :-oopss:-)))...