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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vorschläge für Reformen im Gesundheitswesen



Ehemaliger User 20130505
15.01.2007, 02:40
Ich bin für etwas "mehr Staat" in der medizinischen Grundversorgung, weil die Sicherstellung der medizinischen Versorgung seiner Bürger zu den Aufgaben des Staates gehört.

1. Ambulante Behandlung:

Meiner Meinung nach sollten Länder oder Kommunen Medizinische Versorgungszentren betreiben. Die dort angestellten Ärzte sollten sehr gut bezahlt werden und auch sonst sehr gute Arbeitsbedingungen haben.

Diese MVZs sollten technisch und personell sehr gut ausgestattet sein, und es sollte dort qualitativ hochwertige Medizin betrieben werden.

Besonders wichtig wäre mir, dass dort Diagnostik und Therapie nur nach wissenschaftlich anerkannten Verfahren durchgeführt würden.

Wenn es Ärzten schon weiterhin erlaubt sein soll, im Rahmen der Therapiefreiheit auch unsinnige Verfahren anzuwenden, sollte es wenigstens nicht an solchen MVZs geschehen.

Ärzte, die freiberuflich arbeiten wollen, sollten dies als Privatärzte in einer eigenen Einzelpraxis/Gemeinschaftspraxis/Praxisgemeinschaft machen können.



2. Umfang der Grundversorgung (Leistungskatalog)


Der Umfang der Grundversorgung müsste unter Mitwirkung von Vertretern der Ärzte und Patienten genau festgelegt werden.

Die momentan sehr unterschiedliche individuelle Auslegeung der WANZ-Kriterien durch Vertragsärzte ist mir ein Dorn im Auge.

Einen Ansatz zu einer Diskussion über den Umfang dieser Grundversorgung gab es hier bereits mal:

http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=33938

Ich finds schade, dass sich nur so wenige daran beteiligt haben.


3.. Krankenversicherung

Jeder Einwohner sollte eine Krankenversicherung für eine medizinische Grundversorgung abschließen müssen.

Die Patienten sollten sich an allen Rechnungen mit einem Eigenanteil beteiligen müssen, um unnötige Arztbesuche einzudämmen.

Es sollte ähnlich wie in den Niederlanden (http://www.denieuwezorgverzekering.nl/NR/rdonlyres/4B984730-4FEB-472D-B985-73EBA81860F4/0/VWS01709brochureGER.pdf) zwei Varianten der Pflichtversicherung geben.

Bei beiden Versicherungsvarianten sollte der Arzt direkt mit dem Schuldner abrechnen dürfen (also Abschaffen der Kassenärztlichen Vereinigungen mit ihren undurchsichtigen Honorarverteilingsverfahren).


Variante A: Versicherung als Schuldner des vesicherten Anteils der Rechnung

Der Arzt erstellt eine Rechnung. Jeweils ein Exemplar geht an den Patienten und eines an dessen Versicherung.
Der Patient überweist seinen Eigenanteil direkt an den Arzt bzw. dessen PVS.
Die Versicherung überweist den Betrag für den versicherten Anteil direkt an den Arzt bzw. dessen PVS.

An landeseigenen bzw. kommunalen MVZ hat der Patient Anspruch auf Abrechnung nach Variante A. .

Variante B: Patient als Schuldner des gesamten Rechnungsbetrags

Der Arzt erstellt eine Rechnung. Der Patient überweist den gesamten Betrag an den Arzt und reicht die Rechnung zur Erstattung der versicherten Anteils bei der Versicherung ein.

Freiberuflich tätige Ärzte haben Anspruch auf Bezahlung nach Variante B.


4. Finanzierung der Pflicht-Krankenversicherung:

Jeder (Ausnahmen: siehe unten) sollte die Versicherungsprämie selbst an seine Versicherung überweisen (so wie es heute die PKV-Versicherten machen).

Jeder Arbeitnehmer (auch Beamte; Beihilfe sollte abgeschafft werden) sollte von seinem Arbeitgeber einen bestimmten Prozentsatz der Versicherungsprämie für die günstigste Pflichtversicherung als Zusatz zum Lohn erhalten.


Wer die Beiträge zur Pflichtversicherung nachweislich nicht selbst bezahlen könnte, sollte aus Steuermitteln einen Zuschuss in Höhe des Betrags der Prämie für die günstigste Pflichtversicherung erhalten. Dieser Betrag sollte nicht ausgezahlt, sondern direkt an die Versicherung überwiesen werden, damit der Versicherungsschutz immer gewährleistet wäre.

Ehemaliger User 20130505
07.02.2007, 12:50
Weil ich anscheinend von einigen missverstanden worden bin, sags ichs nochmal: Ich hab mit Kommunismus nichts am Hut, bin nicht mal Sozi, sondern eher liberal.

Ich habe einfach mal überlegt, was ich an unserem Gesundheitssystem ändern würde.

An unserem jetztigen Gesundheitssystem stinkt mir unter anderem

- die zunehmende Ausbreitung von aus wissenschaftlicher Sicht unsinnigen Verfahren (Stichwort: Bioresonanz und Co.)

- die angebliche (ich kanns nicht überprüfen) Zunahme überflüssiger Diagnostik und Behandlungen

- dass angeblich viele Menschen viel zu oft wegen Lapplien zu Ärzten und in Notfall-Ambulanzen gehen und/oder zu anspruchsvoll sind

- die Massenvermehrung der IGeL

- das undurchsichtige Anbrechnungsverfahren durch die KVen

- die höheren Medikamentenpreise als in vergleichbaren Staaten
----------------

In meinen nicht gewinnorientierten (z.B. landeseigenen oder kommunalen) Einrichtungen zur medizinischen Versorgung (ambulant und stationär) sollte keineswegs 'Aldi-Medizin' betrieben werden.

Im Gegenteil:

Ich wünsche mir Einrichtungen, in denen evidenzbasierte Medizin unter allerbesten Bedingungen (personell und ausstattungsmäßg) und auf qualitativ höchstem Niveau gemacht wird. Die Ärzte sollten dort in jeder Hinsicht ausgezeichnete Arbeitsbedingungen haben.

Die einzige Einschränkung der Therapiefreiheit sollte im Verbot wissenschaftlcih unsinniger Verfahren (Bioresonanz und Co.) bestehen. Im Rahmen wissenschaftlcih anerkannter Verfahren sollten die Ärzte in Absprache mit dem Patienten selbst über die angewandten Verfahren entscheiden können.

IMHO ist ein Freiberufler, der sich für eine Praxis hoch verschuldet hat, eher versucht, unseriös zu arbeiten, als einer, der als Angestellter in einer super ausgestatteten Einrichtung bei optimalen Arbeitsbedingungen arbeitet und ein sicheres Supergehalt bekommt.

Ich würde selbstverständlich keinen Arzt verpflichten, in einem solchen nicht gewinnorientierten KH oder MVZ zu arbeiten und keinen Patienten zwingen, sich dort behandeln zu lassen. Über den Bedarf an nicht gewinnorientierten Einrichichtungen und privten KH bzw. Privatpraxen sollte der Markt entscheiden.

Dass meine Vorschläge eine unrealistische Vision sind, ist mir schon klar, aber warum sollte man nicht ab und zu mal Tagträume haben dürfen? :-)

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Hier ist übrigens ein Bericht über erste Erfahrungen mit dem neuen niederländischen Versicherungssystem (http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=54361). Ich halte es auf jeden Fall für besser als das, was bei uns gerade in Arbeit ist.

Evil
07.02.2007, 15:05
Staatsmedizin haben wir ja schon, gewinnorientiert ist das doch nur auf dem Papier.

Und auch wenn Du Dich nicht als Sozi fühlst, Deine Vorstellung von einem Gesundheitswesen ist klassisch sozialistisch ;-)

Außerdem solltest Du nicht alles glauben, wo evidenzbasiert draufsteht... das ist da nur in seltenen Fällen drin

mit den statistischen Schwächen der meisten Studien will ich hier jetzt nicht schon wieder nerven

Ehemaliger User 20130505
07.02.2007, 15:34
Staatsmedizin haben wir ja schon, gewinnorientiert ist das doch nur auf dem Papier.Naja, bei dem 'Papier' namens Rhön-Aktie sieht das schon anders aus :-))



Und auch wenn Du Dich nicht als Sozi fühlst, Deine Vorstellung von einem Gesundheitswesen ist klassisch sozialistisch ;-)find ich nicht - und selbst wenn - wenn es für Ärzte und Patienten Vorteile hätte: warum nicht ;-)


Außerdem solltest Du nicht alles glauben, wo evidenzbasiert draufsteht... das ist da nur in seltenen Fällen drin...
mit den statistischen Schwächen der meisten Studien will ich hier jetzt nicht schon wieder nervenDas Problem mit der Statistik ist mir schon klar. Mir gehts mehr um eine Negativliste an Verfahren, die IMHO von Ärzten nicht angewandt werden sollten: Homöopatie, Spagyrik, Bioresonanz, Elektroakupunktur nach Voll, Enderleinsche Dunkelfeldmikroskopie/Isopathie, Laserblutbehandlung......

Ich hab da im Bekanntenkreis einige haarsträubende Dinge erlebt. Sogar das Auflegen von Heilsteinen auf den Kopf eines Privatpatienten durch eine FÄ für Neurologie u. Psychiatrie, die allerdings ohne KV-Zulassung praktiziert. :-))

Doktor_No
08.02.2007, 03:18
Das Problem mit der Statistik ist mir schon klar. Mir gehts mehr um eine Negativliste an Verfahren, die IMHO von Ärzten nicht angewandt werden sollten: Homöopatie, Spagyrik, Bioresonanz, Elektroakupunktur nach Voll, Enderleinsche Dunkelfeldmikroskopie/Isopathie, Laserblutbehandlung......

Ich hab da im Bekanntenkreis einige haarsträubende Dinge erlebt. Sogar das Auflegen von Heilsteinen auf den Kopf eines Privatpatienten durch eine FÄ für Neurologie u. Psychiatrie, die allerdings ohne KV-Zulassung praktiziert. :-))

wir haben einen freien beruf, auch wenn das anscheinend bald abgeschafft werden soll, und darum kann ich diese verfahren anbieten wenn ich will. da keine kasse sie zahlt gibts auch kein verlogenes aufschreien der solidargemeinschaft.

und wer sich diesen quatsch als patient verpassen lässt: bitte, freies land mit freier arztwahl, soll doch jeder selbst entscheiden wofür er sein geld zum fenster rauswirft. wenn jemand einen heilstein will soll er ihn haben. und wenn es dann durch autosuggestion noch hilft: was will man mehr?!

dieses aufoktruieren von "das darfst du als arzt, das aber nicht, und das da nur ein bisschen" ist gängelei. wir leben in einer marktwirtschaft, und praxismedizin ist zu einem guten teil lifestyle-medizin des überflusses. wie in allen bereichen des lebens bin ich für weniger staat in der medizin als für mehr. lauterbach, "uns ulla" oder seehofer: alles lügner und betrüger.

Ehemaliger User 20130505
08.02.2007, 14:14
und wer sich diesen quatsch als patient verpassen lässt: bitte, freies land mit freier arztwahl, soll doch jeder selbst entscheiden wofür er sein geld zum fenster rauswirft. wenn jemand einen heilstein will soll er ihn haben. und wenn es dann durch autosuggestion noch hilft: was will man mehr?!Da stimme ich Dir zu. Der Heilstein hat bei meinem Bekannten sogar tatsächlich geholfen. Ich will hier keine Einzelheiten nennen, aber dieser Fall hat mich dazu motiviert, mich mit alternativen Methoden zu beschäftigen.
Ich lehne sie nicht grundsätzlich ab. Voraussetzung wäre allerdings, dass man zuvor mit Methoden, die dem momentanem Stand der Forschung entsprechen, eine 'nach bestem Wissen und Gewissen' korrekte Diagnose gestellt hat und alle momentan wissenschaftlich anerkannten Therapieverfahren keinen Erfolg gebracht haben. So war das im Fall meines Bekannten. Diese Neurologin hat ihn vor der Anwendung der Heilsteine sogar extra darauf hingewiesen, dass ihr, nachdem alles andere nichts gebracht hatte, nur noch eine Methode aus dem Reich des Schamanismus einfiele. Er darauf: "Macht nichts. Hauptsache es hilft." Und es hat geholfen. Dieses Vorgehen finde kann ich apzeptieren. Ich kann mir vorstellen, dass diese Ärztin eine recht gute Psychologin ist, er sich von ihr gut verstanden gefühlt und deshalb an die Heilsteine 'geglaubt' hat.


wir haben einen freien beruf, auch wenn das anscheinend bald abgeschafft werden soll, und darum kann ich diese verfahren anbieten wenn ich will. da keine kasse sie zahlt gibts auch kein verlogenes aufschreien der solidargemeinschaft.Mir gehts dabei weniger darum, dass ich solche Dinge über meine Versicherungsprämien evtl. zwangsweise mitfianziere (was ich als PKVler übrigens mache, denn die PKV bezahlt einigen Unsinn), sondern um meine Einstellung zu solchen Ärzten.

Wenn ich manche Homepages von Änbietern solcher Verfahren sehe, wird mir übel.

Bei einem Ärzt, der solche Dinge macht, weil er z. B. die "wissenschaftlichen Hypothesen" hinter diesen Verfahren für zutreffend hält, habe ich Zweifel an seiner fachlichen Kompetenz.

Hält er sie jedoch für naturwissenschaftlichen Unfug, erzählt aber seinen Patienten das Gegenteil, habe ich Zweifel an seiner Seriosität.

Die dritte Variante wäre eben die, nach der die Ärztin im Fall meines Bekannten verfahren ist: Den Patienten direkt vor der Anwendung ganz nachdrücklich und deutlich in einem Gespräch darauf hinzuweisen, dass es Schamanismus ist. Kann man meinetwegen machen; ist wenigstens ehrlich. Gut find ichs trotzdem nicht, wenn Ärzte mit Esoterik und Co. arbeiten.

Andererseits: Wenn es dem Patienten hilft und ihn nicht von einer anderen, dringend nötigen Therapie abhält? Warum nicht? Ist imho ein ganz schwieriges Thema. Aber sehr interessant.

Dr. Hyde
09.02.2007, 00:03
Der Heilstein hat bei meinem Bekannten sogar tatsächlich geholfen. Ich will hier keine Einzelheiten nennen, aber dieser Fall hat mich dazu motiviert, mich mit alternativen Methoden zu beschäftigen.

das hat er echt getan?
er hat geholfen?
der stein?

das war aber mal ein feiner stein...
normalerweise werden die menschen von selbst gesund, die steine waren nur zufällig dabei.
insofern würde ich gerne kontakt mit dem diesem helfenden stein aufnehmen, er würde sich im eingangsbereich meiner "lifestyle"-praxis direkt neben dem gerät mit dem elektroresonanzverstärkungsreflektionsintensivieru ngstherapie-dingsbums echt gut machen.

ich würde den betreffenden stein auch täglich mit wasser besprühen, oder was ihm sonst so gefällt.
also, sollte er noch nicht vertraglich gebunden sein, bitte kontaktieren :-D

Ehemaliger User 20130505
09.02.2007, 00:54
das hat er echt getan?
er hat geholfen?
der stein?

:-DNatürlich war es nicht der Stein, sondern der Glaube an Frau Doktor ;-)

Ich vermute, dass das Vertrauen zu dieser Ärztin bei ihm eine Placebowirkung ausgelöst hat. Sie scheint eine Art Gesprächspsychotherapie zu machen. Das Auflegen des Heilsteins würde ich eher als begleitendes Ritual betrachen. Wie bei den Schamanen. :-))

Ehemaliger User 20130505
09.02.2007, 03:29
das war aber mal ein feiner stein...

insofern würde ich gerne kontakt mit dem diesem helfenden stein aufnehmen, er würde sich im eingangsbereich meiner "lifestyle"-praxis direkt neben dem gerät mit dem elektroresonanzverstärkungsreflektionsintensivieru ngstherapie-dingsbums echt gut machen.

ich würde den betreffenden stein auch täglich mit wasser besprühen, oder was ihm sonst so gefällt.
also, sollte er noch nicht vertraglich gebunden sein, bitte kontaktieren :-D
Dieser Stein ist leider schon vergeben, ;-) aber wenn Du noch etwas Stilvolles für die Lounge Deiner Liefestyle-Praxis suchst, empfehle ich Dir den Stein der Weisen (http://www.galaxy1.de/html/stein_der_weisen.html) oder das Galaxy-Gate (http://www.galaxy1.de/html/galaxy_gate.html) aus Materia Tachyon Incognita (http://www.holobalance.ch/index.php?option=com_content&task=view&id=19&Itemid=35) :-top
(http://www.holobalance.ch/index.php?option=com_content&task=view&id=19&Itemid=35)

schmittrich
09.02.2007, 08:36
Dieser Stein ist leider schon vergeben, ;-) aber wenn Du noch etwas Stilvolles für die Lounge Deiner Liefestyle-Praxis suchst, empfehle ich Dir den Stein der Weisen (http://www.galaxy1.de/html/stein_der_weisen.html) oder das Galaxy-Gate (http://www.galaxy1.de/html/galaxy_gate.html) aus Materia Tachyon Incognita (http://www.holobalance.ch/index.php?option=com_content&task=view&id=19&Itemid=35) :-top
(http://www.holobalance.ch/index.php?option=com_content&task=view&id=19&Itemid=35)

"Aus ******* Gold machen..." - im wahrsten Sinne des Wortes. Wie geil!
Da fragt man sich wieso man sich überhaupt noch die Mühe macht ein zeit- und kräftezehrendes Studium zu absolvieren. Vor allem mit dem Wissen, dass man danach in den Mühlen des deutschen Gesundheitswesens gnadenlos ausgebeutet wird. Genau genommen kommt man sich so doch reichlich dumm und auch verarscht vor.
Dabei liegt das Geld auf der Straße, man muss es nur sehen (und aufheben). Tjaja... und jeden Tag steht ein Dummer auf...