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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schichten oder Schuften



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ach die schon wieder
20.01.2007, 18:46
Hallo Leute,

groß Angekündigt war es ja, am 1.1.07 wird sich alles ändern und natürlich alles Besser? Dank Arbeitszeitgesetzt.

Wirklich? Mal ehrlich, wie sieht es bei euch aus? Schieb ihr Schichten und verdient weniger oder Schuftet ihr noch nach dem "alten" System und bekommt die Dienste bezahlt?
Bei uns gibts kein Opt Out, also auch kein extra Geld. Aber dafür 3 Schichten.Das führt bei 9 Assistenten schnell dazu das man niemanden mehr sieht,nichts mehr mitbekommt und weniger Arbeiten als vorher tut man irgendwie immer noch nicht.

Das Super-Arrgument, in anderen Häusern wäre es auch nicht anders, würde ich gerne mal von euch bestätigt vs Wiederlegt bekommen. :-top

Liebe Grüße

Evil
20.01.2007, 18:54
Altes System nach opt-out, Dienste werden wie vorher bezahlt, wir gehen nach dem Dienst nach Hause. Den Verdienstausfall dadurch will der Chef durch Einführung eines Visitendienst am WE kompensieren, der dann de-facto durch den Hausdienst erledigt wird (wie jetzt auch).

Durchschnitt sind momentan in unserer Abteilung 50-55h/ pro Woche (inkl Dienst), ist ein mittleres Haus, chirurgische Abteilung.

Bisher find ich's ganz ok.

statuscuriosus
20.01.2007, 21:49
Also eigentlich wird bei uns seit Mitte letzten Jahres über mehrere neue Arbeitszeit-Modell-Vorschläge diskutiert.
Mit der Begründung, man sei zu keiner akzeptablen Einigung gekommen, wurde nun wieder "erstmal" alles beim Alten belassen und es soll so März/April erneut angefangen werden zu diskutieren.... :-sleppy

Dass es keine Einigung gab, stimmt auch so nicht, die Assistenten und die meisten Chefs waren sich einig. Aber die Verwaltung hätte natürlich, um eines der Modelle realisieren zu können, neue Stellen schaffen müssen. Aber die kann man ja nicht bezahlen. (statt dessen werden neue Leute für DRG, Qualitätssicherung etc. eingestellt, bei denen man sich des öfteren fragt, was die so den ganzen Tag machen. Codieren müssen wir jedenfalls nach wie vor selber! :-??? )

Bei uns (Chirurgie) gibt es einen 1. und einen 2. Dienst.
Der 1. Dienst bleibt im Haus und geht am nächsten Morgen.
Der 2. Dienst geht, wenn nichts mehr zu operieren ist (regulär um 16 h, was so gut wie nie vorkommt) nach Hause und ist bis zum nächsten Morgen rufbereit. (oft ist der 2. Dienst aber bis 1-2h nachts durchgehend in Aktion). Er/sie muss am nächsten Morgen normal weiterarbeiten, egal wie lang die Nacht war. Nicht sehr optimal, finde ich.

Ach ja, Pause gibts bei uns nicht und mit Diensten sind 60- 70 h/Woche keine Seltenheit, mein Maximum bisher waren 76 h/Wo.) (ohne Dienste sind ca. 45-50 Std./Woche normal)
Soviel zu unserem "Arbeitszeitmodell" :-?

LG status

Picknicker
22.01.2007, 12:47
Notaufnahme, ca. 15-17 Arbeitstage im Monat, dafür drei verschiedene Dienste: Früh(!)dienst von 8.30-21 Uhr (ab 17.00 Uhr "Bereitschaftdienst", haha)
Spätdienst von 15.30-22.30 Uhr und
Nachtdienst von 22.30-8.45 Uhr.
Man hat zwar viel frei, aber dafür fällt Zusatzgeld für Dienste weg und an einem Arbeitstag kann man außer dieser nix machen. Weiß nicht so recht, wie ich das alles finden soll...

okulix
22.01.2007, 13:35
Früh(!)dienst von 8.30-21 Uhr (ab 17.00 Uhr "Bereitschaftdienst", haha)
Heißt das, ihr müsst zwischen 17 und 21 Uhr regelmäßig voll arbeiten? Warum lasst ihr es euch dann gefallen, dass die Zeit als Bereitschaftsdienst gewertet wird?

Picknicker
22.01.2007, 17:13
Gute Frage...Damit werden halt die vielen Freizeitausgleichstage aufgefüllt.

blanko
22.01.2007, 17:50
Bei uns ist es schon besser geworden. Vorher 24h Dienste plus x. Jetzt unter der Woche von 15:00-9:00 vorher und hinterher frei und am Wochenende in 2 Schichten von 9-17 Uhr bzw 17-9 Uhr. Allerdings weniger Verdienst bei den Diensten unter der Woche (wir sind dankbar, daß es keine Minusstunden sind) und mehr Wochenend dienste wir früher. Dabei wegen zusätzlichen Ambulanzdiensten tagsüber auch weniger OP-Tage für die Assistenten.

San Pellegrino
22.01.2007, 21:04
So, jetzt einmal ein paar Basics - laut EU:

MAXIMALE Arbeitszeit am Stück in ständiger Arbeitsbereitschaft am Arbeitsort (mit mind. 3 Stunden Nichtstun): 13 Stunden. Auch im ruhigsten Nachtdienst.

Regel: 8 Stunden (Vollarbeit).

Geht noch: 10 Stunden ( 2 Stunden so lala...)

Alles andere ist BULLSHIT.

NACH getaner Arbeit mindestens 11 h Arbeitsruhe zu Hause oder bei Mutti oder weißderkuckuck - keine Rufbereitschaft, keine Behelligung !

Es gibt KEINE MINUSSTUNDEN VOR oder NACH einem Nachtdienst. Da - siehe oben- ein absolutes Arbeitsverbot herrscht, darf der Arbeitgeber auch keine Stunden abziehen- wo kommen wir denn da hin ?

Das wäre so, als würden für jeden Sonntag, an dem man nicht arbeitet als Otto Normalverbraucher, 8 Stunden abgezogen, weil man ja arbeiten KÖNNTE. Wenn es nicht per Gesetz verboten wäre...

Absurd, wie strohdumm deutsche Ärzte beim an sich völlig klaren Arbeitszeitrecht sind.
Wenigstens sollte man wissen, was Unrecht ist !

Trojan
22.01.2007, 21:36
Es gibt KEINE MINUSSTUNDEN VOR oder NACH einem Nachtdienst. Da - siehe oben- ein absolutes Arbeitsverbot herrscht, darf der Arbeitgeber auch keine Stunden abziehen- wo kommen wir denn da hin ?



Absurd, wie strohdumm deutsche Ärzte beim an sich völlig klaren Arbeitszeitrecht sind.
Wenigstens sollte man wissen, was Unrecht ist !

Stimme vollkommen zu. Ich muss auch am WE tagsüber arbeiten, damit ich meine "Minusstunden" aus dem Nachtdienst wieder reinhole :-(
Aber woran liegt es, dass man als Arzt ( und nur als Arzt) sowas mit sich machen lassen muss?
Wir haben einfach keine Lobby...
Es ist meiner Meinung nach zu spät. Durch den vergurkten Streik haben wir die Möglichkeit verloren, uns erneut in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen.
Die Folge: Stetige Abwanderung.
In 20 Jahren werden Patienten schlichtweg versterben, weil kein Arzt mehr erreichbar ist, der ihre Leiden behandeln kann.
Selbst schuld, Deutschland.:-meinung

okulix
22.01.2007, 22:22
Aber woran liegt es, dass man als Arzt ( und nur als Arzt) sowas mit sich machen lassen muss?
Das liegt zum Beispiel auch daran, dass 86 Prozent der betroffenen MB-Mitglieder für Tarifverträge gestimmt haben, die eine Abweichung von den Paragraphen 3 (http://bundesrecht.juris.de/arbzg/__3.html) und 6 (http://bundesrecht.juris.de/arbzg/__6.html) des Arbeitszeitgesetzes zulassen.

actin
22.01.2007, 23:25
Durch den vergurkten Streik haben wir die Möglichkeit verloren, uns erneut in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen. Vor allem die Glaubwürdigkeit hat durch die hohe Zustimmung zu den Tarifverträgen gelitten.
Ihr habt für bessere Arbeitsbedingungen gestreikt, der MB-Vorsitzende hat in sämtlichen Interviews und Talkshows sehr beeindruckend erzählt, wie gefährlich es sei, nachts von einem Arzt behandelt zu werden, der schon seit dem frühen Morgen im Krankenhaus ist, und dann handelt der MB Tarifverträge aus, die es zulassen, dass einArzt bis zu 24 h/Tag und bis zu durchscnittlich 66 h/Woche arbeitet, und eine große Mehrheit der MB-Mitglieder segnet das ab.

In 20 Jahren werden Patienten schlichtweg versterben, weil kein Arzt mehr erreichbar ist, der ihre Leiden behandeln kann.Macht nix. So alt will ich sowieso nicht werden. :-))

San Pellegrino
23.01.2007, 07:00
Das liegt zum Beispiel auch daran, dass 86 Prozent der betroffenen MB-Mitglieder für Tarifverträge gestimmt haben, die eine Abweichung von den Paragraphen 3 und 6 des Arbeitszeitgesetzes zulassen.

Wie die angeblichen 86% zusammengekommen sind, will man aber schon im Detail wissen, oder ?


Die Folge: Stetige Abwanderung.
Bis auf die Dummen, Selbstlosen und Rückgratlosen. Die bleiben.....


In 20 Jahren werden Patienten schlichtweg versterben, weil kein Arzt mehr erreichbar ist, der ihre Leiden behandeln kann.
Passiert schon jetzt.
Kenne etwa ein Beispiel aus der "Altmark" in Sachsen-Anhalt, wo eine Jungassistentin in der Chirurgie nicht bloß ein akutes Abdomen im Nachtdienst so gut abliegen hat lassen, daß.....
Nun, weil man in der Altmark sonst niemanden mehr bekommt, mußt man die Assistentin mit Migrationshintergrund auch noch weiter ertragen. Meinte der Chefarzt.

Feuerblick
23.01.2007, 07:50
*grins* Die abstimmenden MB-Mitglieder hat man aber offensichtlich mit viel Bedacht ausgewählt, denn weder ich noch meine Kollegen haben jemals ein Merkblatt oder gar eine Aufforderung zur Abstimmung erhalten. Schon spannend irgendwie...:-???

Doktor_No
23.01.2007, 08:27
Kenne etwa ein Beispiel aus der "Altmark" in Sachsen-Anhalt, wo eine Jungassistentin in der Chirurgie nicht bloß ein akutes Abdomen im Nachtdienst so gut abliegen hat lassen, daß.....
Nun, weil man in der Altmark sonst niemanden mehr bekommt, mußt man die Assistentin mit Migrationshintergrund auch noch weiter ertragen. Meinte der Chefarzt.

und solange es chefs gibt, die dann über ihre mitarbeiter herziehen anstatt sie auszubilden, damit sowas nicht wieder passiert gibt es in der altmark auch keinen grund sich zu beschweren...

Feuerblick
23.01.2007, 08:48
Vor allem die Glaubwürdigkeit hat durch die hohe Zustimmung zu den Tarifverträgen gelitten.
Ihr habt für bessere Arbeitsbedingungen gestreikt, der MB-Vorsitzende hat in sämtlichen Interviews und Talkshows sehr beeindruckend erzählt, wie gefährlich es sei, nachts von einem Arzt behandelt zu werden, der schon seit dem frühen Morgen im Krankenhaus ist, und dann handelt der MB Tarifverträge aus, die es zulassen, dass einArzt bis zu 24 h/Tag und bis zu durchscnittlich 66 h/Woche arbeitet, und eine große Mehrheit der MB-Mitglieder segnet das ab.
Macht nix. So alt will ich sowieso nicht werden. :-))Tja, hochspannend, dass viele Mitglieder diese Abstimmung nicht mitbekommen haben. Noch spannender fände ich aber, wieviel unser lieber MB-Vorsitzender für die Annahme des Vetragsentwurfes bekommen hat, den er eine Woche vorher als "völlig unzumutbar" abgelehnt hat. Schon hochinteressant wie ich finde und ein Grund dafür, warum ich aus dem Verein austrete (muss nur noch den Brief zur Post bringen)... :-))

actin
23.01.2007, 11:06
Tja, hochspannend, dass viele Mitglieder diese Abstimmung nicht mitbekommen haben. Das war doch kein Problem. Den Wahlzettel für die Abstimmung an den Uniklinikenn konnte man sogar von der Homepage des MB runterladen. Ich hatte mir auch einen ausgedruckt.:-))Konnte ihn aber leider nirgends abgeben.;-)

Feuerblick
23.01.2007, 11:12
Tja, wenn du aber keinen Internetzugang gehabt hättest, dann hättest du auch diesen Zettel nicht ausdrucken können.

Derartige Abstimmungen hat der MB meiner Meinung nach jedem Mitglied schriftlich mitzuteilen und den Wahlzettel beizulegen. Nichts dergleichen ist passiert - es gab nicht einmal eine E-Mail zu dem Thema und keine Info, WANN diese Abstimmung erfolgt. Da frage ich mich doch sehr, ob der MB vielleicht kein Interesse daran hatte, eine möglichst hohe Mitgliederzahl mit der Abstimmung zu erreichen? Frei nach dem Motto: "Die, die viel arbeiten müssen, haben keine Zeit, sich um das Formular zu kümmern und dem Rest ist es sowieso wurscht, wie der neue Tarif aussieht."

Ich selbst habe - unter anderem dienstbedingt - einen Tag NACH der Abstimmung davon erfahren. Das sind schon Machenschaften, die sich für eine "Gewerkschaft" schlicht nicht gehören, wie ich finde!

actin
23.01.2007, 11:41
.... ein Grund dafür, warum ich aus dem Verein austrete (muss nur noch den Brief zur Post bringen)... :-)) Schau mal in diesem Video (http://www.wdr.de/themen/global/webmedia/webtv/getwebtv.phtml?p=4&b=122&v=1) die Minuten 68 bis 74 an und bring dann endlich diesen Brief zur Post.:-)

Feuerblick
23.01.2007, 12:14
Werde ich dann beides heute Abend machen... :-dance

Hoppla-Daisy
23.01.2007, 12:24
ist ja nicht zu ertragen, was der Heini da verzapft!