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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : BGA vor Augen-Op



Relaxometrie
20.01.2007, 22:45
In meinem PJ-Haus arbeitet ein Augen-Belegarzt, der an seinen OP-Tagen massenhaft graue Stare operiert. Die Patienten bekommen 'ne Vollnarkose (daß das nicht unbedingt nötig ist, weiß ich auch als nicht-Augenfachfrau) und werden am Vortag der OP stationär aufgenommen. Wieviele Tage sie bleiben, weiß ich jetzt gerade nicht, weil ich mit den Augenpatienten kaum in Kontakt komme. Wir, die chirurgischen PJler, müssen nur die präoperativen Blutentnahmen bei den Augenpatienten machen.
Nun zu meiner Frage: Viele Patienten erzählen mir, wenn ich zur Blutentnahme ins Zimmer komme, daß sie doch schon bei der Blutentnahme waren, was sich dann aber als BGA entpuppt. Mir kommt das komisch vor. Warum braucht man vor einer Star-OP eine BGA? Ist das, wie ich vermute, reine Geldschneiderei? Ob die BGAs nur bei Privatpatienten gemacht werden, weiß ich auch nicht, könnte das aber mal herausfinden.
Wie werden bei Euch, den Augenleuten unter den Lesern, die grauenStar-OPs gehandhabt? Meist doch ambulant und in Lokalanästhesie, oder?
Zugegebenermaßen würde ich persönlich eine Vollnarkose bei einer solchen OP nicht übel finden, aber generell üblich ist das nicht, oder? Ist das nur bei Privatpatienten möglich?

Thomas24
21.01.2007, 12:45
In meinem PJ-Haus arbeitet ein Augen-Belegarzt, der an seinen OP-Tagen massenhaft graue Stare operiert. Die Patienten bekommen 'ne Vollnarkose (daß das nicht unbedingt nötig ist, weiß ich auch als nicht-Augenfachfrau) und werden am Vortag der OP stationär aufgenommen. Wieviele Tage sie bleiben, weiß ich jetzt gerade nicht, weil ich mit den Augenpatienten kaum in Kontakt komme. Wir, die chirurgischen PJler, müssen nur die präoperativen Blutentnahmen bei den Augenpatienten machen.
Nun zu meiner Frage: Viele Patienten erzählen mir, wenn ich zur Blutentnahme ins Zimmer komme, daß sie doch schon bei der Blutentnahme waren, was sich dann aber als BGA entpuppt. Mir kommt das komisch vor. Warum braucht man vor einer Star-OP eine BGA? Ist das, wie ich vermute, reine Geldschneiderei? Ob die BGAs nur bei Privatpatienten gemacht werden, weiß ich auch nicht, könnte das aber mal herausfinden.
Wie werden bei Euch, den Augenleuten unter den Lesern, die grauenStar-OPs gehandhabt? Meist doch ambulant und in Lokalanästhesie, oder?
Zugegebenermaßen würde ich persönlich eine Vollnarkose bei einer solchen OP nicht übel finden, aber generell üblich ist das nicht, oder? Ist das nur bei Privatpatienten möglich?


Cataract Operationen sind mit mehreren Hunderttausend Operationen/ Jahr die häufigste Operation in der Medizin überhaupt (Das liegt auch -aber nicht nur- an der besonderen Geschäftstüchtigkeit der Ophthalmologen, sondern in erster Linie daran, dass die Lebenszeitprävalenz bei 100 % liegt).

Am häufigsten werden diese Operationen ambulant durchgeführt. Hospitalisierungen werden im Regelfall von den Krankenkassen auch nur noch unter besonderen Umständen bezahlt (und ja, es gibt wieder eine sehr lästige Anfrage des MDK oder des Rechungswesens, warum die Op nicht ambulant durchgeführt worden ist).

Die Op muß an sich nicht in Vollnarkose durchgeführt werden. Im Regelfall genügt eine retrobulbäre Spritze (ja, ist so fies, wie es sich anhört), oder -bei sehr versiertem, schnellen Operateur- sogar eine lokale Betäubung.

Oft wird aber bei den niedergelassenen Operateuren eine kurze Rauschnarkose als "Serviceleistung" angeboten (á la Schmerzfrei, keine Angst vor der Spritze, Sie bekommen gar nichts mit...). Und da die meisten Damen und Herren nicht mehr die allerjüngsten und allerfittesten sind, braucht der Anästhesist vor der Op ein paar Infos. Ekg, evtl. BGA, Labor.

Dem Operateur ist- glaub mir mal- die BGA des Patienten ziemlich wurscht. Den Patienten am Ende der Op wieder wach zu bekommen, ist schließlich der Job des Anästhesisten :-keks

Ob der Anästhesist dafür ein bisserl Geld bekommt, kann ich nicht sagen. Hängt davon ab, ob eure normale Anästhesieabteilung des Job erledigt (keinen müden Cent extra), oder er auch ein Niedergelassenener mit Kooperation mit eurem KH ist (wenigstens ein paar Cent extra).

Relaxometrie
21.01.2007, 13:06
Danke :-)
Dann werde ich mal die Anästhesisten befragen.
Die rein medizinischen Dinge sind mir bei der Fragestellung "die Katarakt ambulant oder stationär operieren" ziemlich klar. Aber das ganze abrechnungstechnische Getue durchblicke ich nicht so ganz. Einerseits interessiert es mich auch nicht. Aber wenn ich bei der präoperativen Blutentnahme immer wieder absolut fitte Patienten sehe, frage ich mich schon, warum die OP nicht ambulant gemacht wird. Da müssen finanzielle Interessen seitens des Ophthalmologen dahinterstecken. Na klar will und soll der Arzt auch etwas verdienen, aber völlig übertriebene Leistungen gehen schließlich zu Lasten der Versicherungsgemeinschaft, der dann vielleicht wirklich nötige Dinge vorenthalten bleiben müssen, weil das Geld nicht reicht. Aber das ist eine andere Diskussion, die ich hier gar nicht anheizen möchte.

Noch eine Frage zu dieser retrobulbären Betäubung. Eklig anhören tut sich das schon. Aber ist es auch wirklich schmerzhaft? Oder trotz des Ekelfaktors ganz gut zu ertragen?

Relaxometrie
21.01.2007, 13:33
Jetzt habe ich mir die Sache nochmal durch den Kopf gehen lassen und gemerkt, daß die Diskussion durchaus nicht ganz einfach ist. Das operieren in Narkose ist natürlich gut, weil der Patient das Auge dann auch wirklich ruhig hält. Die Narkose wiederum ist in einer richtigen Anästhesieabteilung auch immer sicherer, als ambulant.
Von daher ist die Variante "Katarakt-OP stationär und mit Vollnarkose" natürlich nicht doof. Aber ich kenne die Zahlen und Ergebisse nicht genug, um schlußendlich beurteilen zu können, ob diese Mercedes-Variante insgesamt billiger ist (wenn man die dadurch vermiedenen Komplikationen in die Berechnung mit einbezieht), oder ob man mit der ambulanten OP (Narkose, Analgosedierung, Lokalanästhesie) doch ganz gut fährt, wenn der Patient sonst noch fit ist.

Thomas24
21.01.2007, 23:45
Jetzt habe ich mir die Sache nochmal durch den Kopf gehen lassen und gemerkt, daß die Diskussion durchaus nicht ganz einfach ist. Das operieren in Narkose ist natürlich gut, weil der Patient das Auge dann auch wirklich ruhig hält. Die Narkose wiederum ist in einer richtigen Anästhesieabteilung auch immer sicherer, als ambulant.
Von daher ist die Variante "Katarakt-OP stationär und mit Vollnarkose" natürlich nicht doof. Aber ich kenne die Zahlen und Ergebisse nicht genug, um schlußendlich beurteilen zu können, ob diese Mercedes-Variante insgesamt billiger ist (wenn man die dadurch vermiedenen Komplikationen in die Berechnung mit einbezieht), oder ob man mit der ambulanten OP (Narkose, Analgosedierung, Lokalanästhesie) doch ganz gut fährt, wenn der Patient sonst noch fit ist.


Auch eine retrobulbäre Narkose führt zu Bewegungslosigkeit des Op Situs :-top

Das finanzielle Interessen des Ophthalmologen zur vermehrten stationären Op´s führen, wage ich einmal zu bezweifeln. Welches Interesse soll der niedergelassene daran haben, die Patienten, die auch ambulant operiert werden könn(t)en, stattdessen stationär zu operieren? Die DRG Fallpauschale für eine Cat Op ist schon niedrig genug. Die Betonung liegt auf Pauschale.

Abgesehen davon findet der MDK ohnehin schon genügend Gründe, die "Notwendigkeit einer stationären Versorgung in Frage zu ziehen", oder bittet im Dutzend mal eben um "eine kurze Stellungnahme, warum im gegebenen Fall nicht auch eine ambulante Versorgung hätte ausreichen können". Auf jeden Fall wird schon mal pauschal die Vergütung des präoperativen Tages gestrichen. Bei Beschwerden: bitte Stellungnahme schreiben. Schließlich hätten präoperative Untersuchung, Prämedikation, Aufklärung, IOL Ausmessung etc. auch alles ambulant geschehen können....(anscheinend haben die lieben Herrschaften aus der Krankenkostenabteilung oder dem MDK mit ihrer geregelten 5 Tage Woche und regelmässigen Mittagessen wohl vergessen, dass der großteil unserer Klientel eben nicht mobil, oder als "halbwegs fit" zu bezeichnen ist). Egal.
Als angehende Fachärzte für das Formular und Begutachtunsgwesen, macht es uns ja nichts aus, auch in Zukunft prompt jede MDK/ Krankenkostenabteilungs-/ BG/ Versorgungsamt-/ Unfallversicherungs- etc. Anfrage zu beantworten. :-kotz


Ich finde es schon eher merkwürdig, dass euer KH ein Interesse daran haben soll, die Cat Patienten stationär zu halten. Ich vermute mal eher, dass Sie vormittags kommen (von euch gepiekst werden), dann operiert werden, und dann nach einigen Stunden wieder nach Hause gehen, ohne Übernachtung. Könnte es nicht so sein? Du sagst ja selbst, dass du mit denen im weiteren Ablauf nicht viel mit den Patienten zu tun hast. Vermute mal, dass der niedergelassene als Belegoperateur nur die Klinik Infrastruktur benutzt, die Op aber ambulant verläuft.

Komplikationsrate ist bei Phako sehr gering. Die Quote wirklich ernsthafter Probleme (sprich Endophthalmitis usw.) liegt bei 0,3 %.

Muriel
22.01.2007, 18:15
Bei uns werden die meisten Cats ambulant und ich Tropfanästhesie gemacht. Nur wenn der Patient zu Hause gar nicht versorgt wäre oder aber wenn riesige Latten an Vorerkrankungen vorliegen, wird es noch stationär gemacht, naja, oder eben Ps ;-) Die Kassen fragen übrigens nicht nur nach, warum eine Cat-OP stationär gemacht wurde, nein, Ende letzten Jahres irgendwann hatte ich ne Anfrage der AOK bei mir, warum man denn angegeben habe, bei der Frau XY die Cat operiert zu haben, das sei ja schließlich schon gemacht worden. Dass Frau XY (wie im Übrigen die meisten, Menschen, die ich kenne) unverschämterweise gleich zwei Augen hatte, die auch noch beide ne Cat entwickelt hatten, war der AOK nicht so recht begreiflich zu machen :-))

Skalpella
22.01.2007, 18:32
Bei uns gibt es mehrere Beleger, die alle unterschiedlich vorgehen. Eine Ärztin macht nur noch Tropfanästhesie, ein anderer noch die Retrobulbäre nach LA der Schleimhaut. Da bei uns in jedem Fall die Anästhesie im Standby mit dabei ist (sind irgendwie Anästhesisten mit ambulanter Zulassung), hab ich schon sehr viele dieser OPs gesehen (Nadellegen, Ankabeln...)
Worauf ich hinaus will: Diese Betäubungen scheinen wirklich auszureichen, weil ich schon extrem aufgeregte Patienten erlebt habe, die dann völlig indolent daliegen und sich ne neue Linse einbauen lassen und vorher ne Retrobulbäre machen lassen, ohne dass sie das groß stört. Die meisten bekommen 1mg Midazolam dazu, aber des kanns ja net ausmachen, bei sonem Reiz. Ich glaube die Retrobulbäre ist am schlimmsten für den Zuschauer :-))
Ich hab nur sehr selten erlebt, dass diese Katarakte nicht ambulant operiert wurden. Und die allermeisten sind sehr alt und oft sehr krank. Da kennen die Kassen keinen Spaß. Da braucht man schon handfeste Gründe, warum man den Patienten dabehält...

Relaxometrie
22.01.2007, 18:34
Du sagst ja selbst, dass du mit denen im weiteren Ablauf nicht viel mit den Patienten zu tun hast. Vermute mal, dass der niedergelassene als Belegoperateur nur die Klinik Infrastruktur benutzt, die Op aber ambulant verläuft.
Vor ein paar Tagen gab es auf der Station, auf der die Augenpatienten untergebracht sind, abends noch Blutentnahmen bei 6 Patienten, die wohlig und gesund im Bett lagen, oder am Tisch saßen, Kreuzworträtsel lösten und auf die OP am nächsten Tag warteten. Diese OPs liefen also schonmal nicht ambulant ab. Ob der Belegaugenarzt zusätzlich noch ambulante OPs macht, habe ich bisher nicht in Erfahrung gebracht. Aber wie mir scheint, ist das ein Thema, zu dem ich im KH noch einige Fragen stellen kann.