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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Umfrage zur Kinderonkologie



suninsteel
21.01.2007, 15:15
Hallo liebe Medizinstudenten, Ärzte oder sonstige Personen!

Ich studiere Lehramt und erstelle als Zulassungsarbeit eine Einzelfallstudie zu einem 12-jährigen Mädchen mit stPNET.

Von euch würde ich gerne eure Meinungen und Erfahrungen kennen lernen.

1. Welche Erfahrungen hast du mit der Kinderonkologie bisher gemacht?

2. Kannst du dir vorstellen auf der Kinderkrebsstation zu arbeiten? Warum / Warum nicht?

3. Inwiefern bewertest du die Situation eines krebskranken Kindes gegenüber eines krebskranken Erwachsenen als besonders?

4. Gib bitte noch dein Geschlecht, Alter und Semesterzahl im Falle eines Medizinstudiums an. Solltest du kein Medizinstudent sein, wäre es nett wenn du deinen Beruf angibst.

Ich bedanke mich schon im voraus, hoffe auf rege Teilnahme und, dass die Beiträge nicht nur für mich, sondern auch für euch interessant sind.

Liebe Grüße von suninsteel!

eatpigsbarf
21.01.2007, 20:52
das soll folgende Tumorgruppe sein, oder: supratentorielle primitive neuroektodermale Tumoren? Ich kenn den Ausdruck nämlich nicht (oder hab ihn nach 6 Jahre mit 100erten von Abkürzungen einfach aus meinem Gehirn gestrichen...).

suninsteel
22.01.2007, 08:44
Ja richtig! Ein ziemlich böser Hirntumor. Wird oft den Medulloblastomen zugeordnet, wobei es da wohl Unterschiede gibt. Aber ich bin ja keine Medizinerin. Das Mädel is jetzt nach 18 Monaten fertig mit der Therapie. Müssen wir sehen und hoffen, dass alles gut geht. Immerhin hat sie es bisher schon geschafft :) Meine Arbeit schreibe ich in Moraltheologie. Der genaue Titel heißt: Krebs im Kindesalter - Möglichkeit einer Betrachtung als Herausforderung. Ein Fallbeispiel unter theologisch-ethischer Perspektive.
Meinst du ein paar Leute beantworten meine Fragen?

eatpigsbarf
22.01.2007, 15:30
Ich hab keine Ahnung :-nix - Ich kann Dir leider gar nicht weiterhelfen, weil ich von den Dingern wirklich noch nichts gehört habe.. Viel Glück!

suninsteel
22.01.2007, 19:03
Brauch ja keine fachlichen Ratschläge, sondern allgemeine Eindrücke. Zwei Freunde meinten, die Arbeit auf der Kinderkrebsstation sei eine der Heftigsten...
Aber macht nix, vielleicht hat irgendwer was dazu schon erlebt. Ich will den Ärzten auf der Station nicht auf die Nerven gehen. Die haben schon genug zu tun.
Grüßle...

suninsteel
03.02.2007, 17:30
Überfordern euch diese Fragen oder interessieren sie euch nicht?

McBeal
03.02.2007, 18:58
Überfordern euch diese Fragen oder interessieren sie euch nicht?
Hallo,

wie wohl die meisten hier bin ich noch Studentin und soweit ich weiß, kommt man im Studium mit diesem Thema wenig in Kontakt. Ja, ich war während einer meiner Famulaturen auch mal für ein Seminar auf einer Kinderonko, aber richtig Zeit verbracht habe ich dort nicht. Ich kenne jemand, die dort famuliert hat, ich selbst aber eben nicht. Und im Pädiatrieblockpraktikum kommt man, zumindest bei uns, nicht auf diese Station. Finde ich auch richtig so, dass da nicht noch andauernd immer wieder neue und fremde Studenten rumlaufen, die was lernen wollen...
Also: Obwohl ich Pädiatrie machen möchte, bin ich mit dem Thema einfach noch nicht wirklich in Berührung gekommen. Schwer kranke Kinder: ja, Tod von Kinder: ja, aber auch beides nur im Rahmen von Famulaturen. Von daher glaube ich, dass die meisten hier nich Dir nicht helfen wollen, sondern nicht können.

Liebe Grüße,
Ally

annekii
03.02.2007, 20:55
Hallo!

Ich vermute, die wenigsten haben damit bereits zu tun gehabt und haben keine Meinung. Ich versuch's mal, auch wenn ich noch nie auf einer Onko (weder Kinder- noch Erwachsenen-) gearbeitet habe.

1. Welche Erfahrungen hast du mit der Kinderonkologie bisher gemacht?
Ich habe dort noch nicht gearbeitet, bin nur regelmäßig durchgelaufen. Persönlich kenne ich eine Mutter gut, deren Kind einen Hirntumor hat und das noch in Chemo ist.

2. Kannst du dir vorstellen auf der Kinderkrebsstation zu arbeiten? Warum / Warum nicht?
Ja, kann ich mir vorstellen, aber ich weiß nicht, ob ich es auf Dauer könnte. Ich denke, ich werde meinen Platz woanders in der Pädiatrie finden.

3. Inwiefern bewertest du die Situation eines krebskranken Kindes gegenüber eines krebskranken Erwachsenen als besonders?
In der Kinderonkologie wird ALLES getan. Da scheut man nicht vor den höchsten Kosten für Medikamente zurück, es gibt kein Aufgeben, bevor es nicht absolut ausweglos ist. Es ist meiner Meinung nach viel hoffnungsvoller als Erwachsenen-Onko.

4. Gib bitte noch dein Geschlecht, Alter und Semesterzahl im Falle eines Medizinstudiums an. Solltest du kein Medizinstudent sein, wäre es nett wenn du deinen Beruf angibst.
w, 28, schon fertig, Assi in der Pädiatrie

LG
annekii

Tahel
05.02.2007, 22:42
Also, glaube nicht, dass ich Dir wirklich viel sagen kann. Bei uns kann man im Pädiatriepraktikum auf die Kinderonkologie kommen, wo ich auch war, allerdings ist das Praktikum nur sehr kurz, so dass ich entsprechend nur einen kleinen Einblick bekommen habe. Was mich ziemlich erstaunt hat, war dass die Station gar nicht in dem Masse deprimierend war, wie man sich das immer vorstellt, was nicht zuletzt an den Kindern lag, die totsterbenskrank immer noch gut gelaunt waren. Man macht sich vorher schon Gedanken, wie man mit diesen Kindern umgeht, aber sie haben es uns wirklich leicht gemacht. Ich hatte den Eindruck, sie haben sich (@ McBeal) über uns Studenten gefreut (Abwechslung??) und haben sich fast alle gerne für Untersuchungen zur Verfügung gestellt. Ich fand es sehr beeindruckend, wie die Kinder mit ihrer Krankheit umgegangen sind. Die "größeren" unter ihnen (ab ca. 6) waren schon richtige Experten, haben bei der Visite immer nach ihren Leukozyten-zahlen gefragt und dann dem Zimmernachbarn später Bericht über die Entwicklung ihres Blutbildes erstattet. Ich glaube, Annekii hat Recht, wenn sie sagt, dass Kinderonko hoffnungsvoller ist, als Erwachsenenonko. Ich habe langezeit auf der Erwachsenenonkologie gearbeitet (Pflege) und fand das wesentlich deprimierender als das, was ich in der Kinderonko gesehen habe (war wiegesagt halt auch nur sehr kurz).
Ich bin w, 26, und im Juni hoffentlich fertig. Habe nicht vor, in die Pädiatrie zu gehen, daher werde ich auch keine Kinderonkologie machen.

suninsteel
06.02.2007, 07:46
Hey vielen Dank schonmal für eure Beiträge, die sehr interessant sind.

@McBeal: Wollte mit überfordern nicht negativ klingen, falls das so rüberkam - nur wie du selbst sagst - wenn die Leute das nicht können, dann ist das für mich überfordert. Es fehlen Erfahrungen um sich darüber zu äußern.

Trotzdem wäre es für mich spannend zu hören inwieweit es vielleicht Unterschiede in Bezug auf Vorstellungen und Erfahrungen ergibt. Denn tatsächlich ist es bei vielen so, dass sie unsicher sind und die Kids einem die Angst nehmen können. Man denke nur mal an Klinikclowns - einfach mal n paar tod- und schwerkranke kinder zum Lachen bringen. Das stellte ich mir schwer vor.

@annekii: Mittlerweile kann ich mir aber auch vorstellen ein paar jahre dort zu unterrichten - warum nur ein paar Jahre? Ja weil es dann doch wieder sehr hart ist und man oft traurig wird, wenn gerade diese kinder, die es einem leicht machen, dann doch sterben. Bei so etwas gibt`s keine Routine.

Auch euer Aspekt zum Thema Hoffnung ist sehr wichtig und wird in meiner Arbeit ein eigener Punkt sein. Klar ist, dass die Heilungschancen besser sind als bei Erwachsenen, d.h. allein diese Zahl macht Mut. Aber irgendwas ist da noch und ich kann es nicht richtig fassen. Vielleicht stimmt ihr mir zu oder denkt anders: Kinder sind kleine Kämpfer - eigentlich waren sie gerade dabei ihren Platz in der Welt einzunehmen - sie verteidigen diesen Platz, denn das Leben ist für die meisten schön und diese Lebensfreude schwindet nicht nur weil sie krank werden. Kinder haben einen großen Glauben an Dinge, die Erwachsene nicht mehr oder nicht so sehen können. Sie sind so lange fest von ihrer Heilung überzeugt, bis sie den Tod kommen spüren. Manchmal wissen sie es aber auch nicht genau - wenn es ihnen sehr schlecht geht - dann brauchen sie Hoffnung von außen und lassen sich aber auch Mut machen, wenn sie spüren, dass man ehrlich mit ihnen ist.

Soweit so gut - freu mich über weitere Beiträge!
LG suninsteel

trina1081
06.02.2007, 08:34
1. Welche Erfahrungen hast du mit der Kinderonkologie bisher gemacht?

Ich hab mein KPP dort gemacht, war echt super. Kannte die Station aber schon vorher und wollte unbedingt dorthin. Ich finde den Bereich nach wie vor interessant. Im Pädi-Blockpraktikum war ich dann auch wieder auf ner Kinderonko, auch das war wieder super interessant.

2. Kannst du dir vorstellen auf der Kinderkrebsstation zu arbeiten? Warum / Warum nicht?

Ich wollte das immer machen, das stand für mich schon mit 12 Jahren fest. Aber mittlerweile hat mich ein anderes Fach noch mehr begeistert, das Interesse an der Kinderonko ist aber nach wie vor da.

3. Inwiefern bewertest du die Situation eines krebskranken Kindes gegenüber eines krebskranken Erwachsenen als besonders?

Ich denke, dass das insofern etwas besonderes ist, weil das Kind, das möglicherweise an der Krankheit stirbt, noch sein Leben vor sich hat. Der 80jährige, der am Bronchial-CA verstirbt, ist in einer anderen Situation.

4. Gib bitte noch dein Geschlecht, Alter und Semesterzahl im Falle eines Medizinstudiums an. Solltest du kein Medizinstudent sein, wäre es nett wenn du deinen Beruf angibst.

w, 25, 9

annekii
06.02.2007, 17:10
Hallo!

Ja genau wie Trina es schreibt: Man schenkt einem Kind das ganze Leben, wenn es geheilt wird. Ein 80 jähriger hat schon so viel gelebt. Dafür geht man als Patient, als Angehöriger und als Arzt nicht mehr jede Nebenwirkung ein. Für ein Kind sind die Nebenwirkungen ein Stück auf dem Weg für ein ganzes Leben.

LG
Annekii

Angel Oak
12.02.2007, 15:02
1. Welche Erfahrungen hast du mit der Kinderonkologie bisher gemacht?

Ich habe eine Famulatur gemacht und mache meine Doktorarbeit in einem entsprechenden Labor

2. Kannst du dir vorstellen auf der Kinderkrebsstation zu arbeiten? Warum / Warum nicht?

Früher unbedingt, inzwischen ist allerdings ein ganz andere Fach in den Mittelpunkt gerückt, dass eine kleine Schnittmenge mit der Kinderonko hat

3. Inwiefern bewertest du die Situation eines krebskranken Kindes gegenüber eines krebskranken Erwachsenen als besonders?

Bei einem krebskranken Kind ist die ganze Familie betroffen und seit ich selber Mutter bin fühle ich vor allem mit den Müttern. Beeindruckend ist wirklich die gute Stimmung auf Station und in der Ambulanz, die aber ins Bodenlose fällt wenn ein Kind dann doch stirbt. Die Famulatur ist inzwischen eineinhalb Jahre her aber es sterben immer noch Kinder, die ich in dieser Zeit kennengelernt habe, das ist dann immer sehr schlimm.
Das schönste sind die Langzeitüberlebenden, die als junge Erwachsene vorbeischauen.

4. Gib bitte noch dein Geschlecht, Alter und Semesterzahl im Falle eines Medizinstudiums an. Solltest du kein Medizinstudent sein, wäre es nett wenn du deinen Beruf angibst.

34, w, 9. sem