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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Neue Niere, neues Glück?



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milz
30.01.2007, 15:43
"Ivan Klasnic hat Glück: In spätestens acht Wochen soll ein zweiter Versuch unternommen werden, ihm eine neue Niere einzupflanzen."

Ich finde das schon etwas bedenklich, wie da am Fließband neue Nieren beigeschafft werden. Die Medien berichten da auch sehr unkritisch drüber und es kommt einem so vor, als ginge es mehr um den Fussballer, der mit einem kleinen Eingriff schnellstmöglich wieder auf den Rasen soll als um den Menschen.

Siehe auch den Leserbrief hierzu:

http://www.sueddeutsche.de/,yl1/gesundheit/artikel/992/99893/

Würdet Ihr eine Niere lebend spenden? Ich habe so meine Bedenken. Zum einen kann man auch mit Dialyse leben und auf ein Organ von einem Toten warten, zum anderen ist der Erfolg nicht garantiert (siehe Beispiel) und es ist für den Spender nicht unproblematisch, sowohl akut als auch auf Dauer.

LaraNotsil
30.01.2007, 16:01
Meiner Schwester würde ich sogar mein Herz spenden, wenn es ihr das Leben rettet. Dann scheiß ich auf mein eigenes Leben :-meinung
Heißt, wäre sie in der Situation wie er jetzt, wäre ich die Erste, die schreit: "Hier, nehmt mich und zwar flott".

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30.01.2007, 16:18
Ich persönlich würde spenden - aber nur für Familie & nahe Verwandte.

Hellequin
30.01.2007, 16:28
Ist halt wahnsinnig viel PR bei dem Thema Klasnic mit dabei.
Und für die Familie (um das mal böse auszudrücken) ist ein spielender Fußballprofi halt mehr wert als einer der an der Dialyse hängt.

Ob es dem Thema Organspende insgesamt gut bekommt, wenn mehr oder weniger suggeriert das genügend Organe bereitstehen ist natürlich eine andere Sache.


Zum einen kann man auch mit Dialyse leben und auf ein Organ von einem Toten warten, zum anderen ist der Erfolg nicht garantiert (siehe Beispiel) und es ist für den Spender nicht unproblematisch, sowohl akut als auch auf Dauer.
Naja das Eingriffsrisiko wird im Artikel für den Spender mit 0,3 Promille angegeben. Finde ich jetzt nicht sonderlich hoch, wenn die Zahl stimmt.
Zumindestens für den Empfänger lohnt sich das schon, bei der Hämodialyse hat er ja mit den Shuntthrombosen, -Infektionen, Dysäquilibrium-Syndrom etc. ja eine nicht gerade geringe Komplikationsrate.

michael333
30.01.2007, 17:05
Wer würde denn nicht für einen engen Verwandten eine Niere spenden, wenn der oder die sie wirklich braucht? Das müsste doch ein Unmensch sein :-meinung

McBeal
30.01.2007, 17:24
Viel interessanter finde ich die Frage, von wem ich eine Niere annehmen würde! Also, wer sich für mich unters Messer legen und das Risiko der OP und des weiteren Lebens mit nur einer Niere auf sich nehmen dürfte. Ich glaube, dass das annehmen viel schwieriger ist als das geben...
Bei Bekannten von mir ist gerade der Fall, dass der Vater eines Freundes eine Niere von seiner Frau bekommen hat, die von seinem Sohn aber abgelehnt hat, obwohl sie viel besser gepasst hätte... Und wenn die Niere jetzt noch abgestoßen wird (gab schon einige Komplis)? Ich glaube nicht, dass er die Niere seines 23jährigen Sohnes haben will...
Spenden würde mir auf jeden Fall leichter fallen als annehmen. Und um auf die Frage zu antworten: Ja, ich würde spenden und zwar allen Menschen, die mir wirklich nahe stehen (enge Verwandte und echte, "dicke" Freunde).

LG,
Ally

anba
30.01.2007, 17:58
Spenden würde mir auf jeden Fall leichter fallen als annehmen. Und um auf die Frage zu antworten: Ja, ich würde spenden und zwar allen Menschen, die mir wirklich nahe stehen (enge Verwandte und echte, "dicke" Freunde).
Genau so sehe ich das auch.

Flauta
30.01.2007, 20:46
Ich hoffe, dass ich im Fall der Fäll so entscheiden würde wie ihr gerade berichtet habt....aber ich glaube, wenn man nicht im Fall ist, kann man sich nicht so in die Situation hineinversetzen, dass man jetzt hier eine Entscheidung voraussagen kann...ich hoffe nur, dass ich spenden würde. Ob ich annehmen könnte? Kann ich nicht sagen.....

milz
30.01.2007, 20:46
Wer würde denn nicht für einen engen Verwandten eine Niere spenden, wenn der oder die sie wirklich braucht? Das müsste doch ein Unmensch sein :-meinung

Ich glaube, dann bin ich ein Unmensch. Allerdings weiß man nicht, wie man in der konkreten Situation handeln würde und ich hoffe inständig nie in diese Situation zu kommen. Die Entscheidung würde mir wahrscheinlich nicht leicht fallen.

Die Frage ist dann auch, inwieweit derartige Spenden wirklich aus "freiem Willen" geschehen (ob Leber, Niere o.a.). Der moralische Druck scheint hoch zu sein.

Ganz generell sehe ich auch das Problem, dass angesichts dieser "Alternative" das unbehagliche Thema der Totenspende noch mehr ausgeblendet wird.

Feuerblick
30.01.2007, 20:51
Wer würde denn nicht für einen engen Verwandten eine Niere spenden, wenn der oder die sie wirklich braucht? Das müsste doch ein Unmensch sein :-meinungTja, dann schlagt mich, ich bin ein Unmensch! :-nix

Lava
30.01.2007, 20:56
Ich würd's tun. Allerdings nicht bedenkenlos, sondern ich möchte schon darüber aufgeklärt werden, wie groß die Chance ist, dass mein Organ auch gut angelegt ist sozusagen. Sinnlos verschwenden möchte ich meine Nieren nicht... aber wie gesagt: ich würd's tun.

Roxane
30.01.2007, 20:57
Ich kann's halt nicht verstehen. Wenn meine kleine Schwester sie bräuchte, was Gott verhüten möge, würde ich auch keine Sekunde zögern. Das hat nichts groß mit Moral zu tun - nur mein Leben wird für mich erst durch bestimmte Menschen wertvoll. Für meine kleine Hexe würde ich halt alles tun ;-)

Feuerblick
30.01.2007, 21:02
Tja, vielleicht liegt es daran, dass ich definitiv außer meinen Eltern keine nahen Verwandten habe, für die ich als Spender in Frage kommen würde. UND dass ich keinen Menschen kenne, für den ich mein eigenes Leben aufs Spiel setzen würde... Mag egoistisch sein, aber so ist es nun einmal...

michael333
30.01.2007, 21:04
Tja, dann schlagt mich, ich bin ein Unmensch! :-nix

Leider bin ich in Sachen Nieren nicht bewandert. Aber kann es soweit kommen, dass der potentielle Empfänger so krank wird, dass er sterben könnte, bzw. auf Dauer schwere gesundheitliche Schäden auf ihn zukämen?

Wenn dies passieren kann, dann möchte ich in diesem Fall mein Statement, dass Menschen, die für nahe Verwandte nicht bereit sind zu spenden Unmenschen sind, unterstreichen.

Eine Niere zu spenden, nur damit bspw. der eigene Vater nicht von der Dialyse abhängig wird, halte ich hingegen für unangemessen.

Werwolf
30.01.2007, 21:07
Meinem Bruder würde ich sofort und ohne zu zögern eine Niere spenden. Obwohl ich es aus grundsätzlichen Erwägungen für falsch halte. Solange es die Möglichkeit der Lebendspende gibt bzw. diese Möglichkeit immer mehr ausgebaut wird (nicht nur allerengste Verwandte, sondern auch Lebenspartner, etc.), gerät die Kadaverspende immer mehr ins Abseits. Auch die Bereitschaft zur Kadaverspende wird abnehmen. Die Frage nach "Schuld" an irgendeinem Organversagen wird immer wieder auftauchen (wie? Mein verstorbener XXX soll "ausgeschlachtet" werden, damit irgendwelchen Rauchern, Säufern, Fressern, etc. die Organe transplantiert werden können? Nö. Die haben doch selber schuld. Und wenn sie weiterleben wollen, sollen sie sich halt in der eigenen Verwandtschaft nach Lebendspendern umschauen...). Meines Erachtens wird die Lebendspende (so hilfreich und "human" und "nächtenliebend" sie auch im Einzelfalle sein mag) über kurz oder lang dem Organhandel Vorschub leisten. Das halte ich für extrem gefährlich und beängstigend.
:-meinung

Eilika
30.01.2007, 21:09
Ich hab jetzt keine Zahlen im Kopf, aber ich glaube, mich daran zu erinnern, dass die durchschnittliche Lebensjahren von Patienten, nachdem sie dialysepflichtig wurden, doch eine sehr geringe ist...
Und ja, für meine Eltern und Geschwister würde ich auf alle Fälle spenden...

Feuerblick
30.01.2007, 21:10
Ich glaube nicht, dass es irgendeinem Menschen zusteht, über einen Nicht-Spender zu urteilen und ihn als Unmensch zu betiteln :-meinung

Roxane
30.01.2007, 21:13
Ist in Indien schon heute so - was ich ziemlich bitter finde.

Für mich hat aber der oben genannte Fall nichts damit zu, genauso wenig mit Moral - und ich verurteile niemanden, der das für sich ablehnt. Sofern das aber irgendeinen Sinn hat und keine andere Möglichkeit besteht, wäre für mich in diesem Fall dann die Frage entschieden. Hängt halt immer davon ab, wie sehr jemand einem etwas bedeutet - und wenn das so unendlich viel ist, dann ist das auch kein Thema, was man noch groß diskutieren müsste.


Edit:
@Feuerkatze
Tue ich auch nicht - ganz und gar nicht. Ich kann's sogar irgendwo sehr gut verstehen.

Werwolf
30.01.2007, 21:15
Ich glaube nicht, dass es irgendeinem Menschen zusteht, über einen Nicht-Spender zu urteilen und ihn als Unmensch zu betiteln
Nö, absolut nicht!
Und ich würde eher mich selbst als Unmenschen bezeichnen wollen, weil ich bereit wäre, meinem Bruder eine Niere zu spenden. Aus den genannten Gründen. Aber das Hemd (= mein Bruder) wäre mir ganz entschieden näher als die Hose (meine Überlegungen bezüglich Organhandel). Hochgradig inkonsequent... Aber so ist man halt, wenn Emotionen im Spiel sind. Und wenn´s bei meinem Bruder um sowas ginge, wäre das eine verdammt emotionale Kiste für mich.

michael333
30.01.2007, 21:17
Ich glaube nicht, dass es irgendeinem Menschen zusteht, über einen Nicht-Spender zu urteilen und ihn als Unmensch zu betiteln :-meinung

Stimmt natürlich. Solche Verallgemeinerungen sind immer falsch.

Aber in meinem Kopf spukt der Gedanke, dass in einer Familie der Vater eine Niere braucht und die Kinder sind zu egoistisch zu spenden und schauen ihm beim Leiden zu.

Es kommt sicherlich auch immer auf den spezifischen Fall an.