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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bonusmeilen für Ärzte bei der Lufthansa



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GOMER
31.01.2007, 12:23
Angeblich, konnte bisher keinen Hinweis auf der Lufthansa-Seite finden, bekommen Ärzte, wenn sie sich beim Check-In zu erkennen geben, 5000 Extra-Meilen auf ihr Miles&More-Konto gutgeschrieben, sollte ihre Hilfe an Bord erforderlich sein, gibt's nochmal extra 35000 Meilen.

LaTraviata
31.01.2007, 13:18
Hmm, hört sich ja einerseits lukrativ an, aber andereseits erweckt es auch einen bitteren Beigeschmack à la: In unserer heutigen Gesellschaft muss man sich Hilfsbereitschaft in Notsituationen schon erkaufen...?!

Kackbratze
31.01.2007, 13:26
Egal wie man es macht, irgendjemand findet immer ein Haar in der Suppe.
Das Lufthansa das macht, ist reine Kulanz.
Wenn ein Arzt gebraucht wird, ist man ja vom Gesetz her verpflichtet zu helfen.
Das einem die Lufthansa da wenigstens einen kleinen Bonus für gibt, ist doch toll!

LaTraviata
31.01.2007, 13:31
Dass einem die Lufthansa da wenigstens einen kleinen Bonus für gibt, ist doch toll!

In Anbetracht der Pflicht zur Hilfe hast Du natürlich Recht... diese Tatsache habe ich wohl ausser Acht gelassen :-blush. Aber mal eine andere Frage: Hat jemand Zahlen dazu, wie oft es überhaupt auf der Flustrecke zu solchen Situationen kommt?! Würde mich mal enrsthaft interessieren...

jellyfish
31.01.2007, 14:19
Hatte es schon zweimal auf nem Atlantikflug, und in der Bahn auch schon diverse Male...

GOMER
31.01.2007, 17:43
Ich fasse mal, ganz ohne Wertung, zusammen:
1.) Man ist verpflichtet, egal ob Arzt oder nicht, erste Hilfe im Rahmen der eigenen Fähigkeiten zu leisten, da die med. Ausstatung an Bord von LH-Maschinen sehr gut ist, geht es also um eindeutig mehr als "mal schnell ein Pflaster kleben"
2.) Spart Lufthansa viel Geld, wenn ein Arzt an Bord feststellt, daß eine Zwischenlandung nicht erforderlich ist, 35000 Meilen sind tatsächlich nicht viel, aber besser als nichts, ich denke ebenfalls, daß man nach einer solchen Hilfeleistung von der Crew noch zuvorkommender behandelt wird, da den FAs in solchen Fällen extrem die Düse geht.

Hier jetzt die Facts:
http://www.focus.de/reisen/trends-service/fliegenundnotfaelle
Lufthansa Link
http://www.lufthansa.com/online/portal/lh/de/info_and_services/partner?nodeid=1907333&l=de

GOMER
31.01.2007, 17:50
Noch etwas:
Ich hatte Kontakt mit denen, das Programm richtet sich definitiv nur an approbierte Ärzte, nicht an Med.-Studis, Rettungsassis, Krankenschwestern, o.ä..
Was natürlich nicht heissen soll, daß sich diese nicht zu einer Hilfeleistung zur Verfügung stellen sollen! :-)

dreamchaser
31.01.2007, 19:57
Gibt aber nur bei der Registrierung, d.h. beim ersten Mal, die 5000 Meilen. Danach anscheinend nur noch, wenn man wirklich Hilfe leisten muss.

flok
01.02.2007, 00:16
hatte in erinnerung, dass sich angeblich aus haftungsrechtlichen gründen (zb die amerikaner und ihre horrenden schadensersatzforderungen...) wenige ärzte melden. ich habe den artikel von damals wieder gefunden, er ist wirklich zu empfehlen (keine sorge, es geht nicht nur ums deliktsrecht).

Luftverkehr
Kein Arzt an Bord?

http://www.faz.net/s/Rub7F74ED2FDF2B439794CC2D664921E7FF/Doc~E1CAE657A5FFA4389B73B3005CEF8B203~ATpl~Ecommon ~Scontent.html

zitate:

Luftverkehr

Kein Arzt an Bord?

http://www.faz.net/s/Rub7F74ED2FDF2B439794CC2D664921E7FF/Doc~E1CAE657A5FFA4389B73B3005CEF8B203~ATpl~Ecommon ~Scontent.html


Theoretisch ist ein gut ausgerüstetes Flugzeug der beste Ort, um einen Herzinfarkt zu bekommen", sagt Michael Weinlich, Notarzt von International-SOS, einer Notruf-Hotline für Fluggesellschaften. Was wie ein zynischer Witz klingt, hat einen wahren Hintergrund. Zwar ist man nirgendwo so weit weg von einem guten Krankenhaus, aber gleichzeitig sind die nötigen Hilfsmittel nirgends so schnell zur Hand wie im Flugzeug. Tatsächlich hat sich die medizinische Ausrüstung von Verkehrsflugzeugen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Mit der Ausstattung in einem modernen Notfallkoffer kann man Medikamente spritzen, Infusionen legen und sogar einen bewußtlosen Patienten über einen Tubus beatmen.
...


In einer amerikanischen Umfrage gab die Hälfte der befragten Ärzte an, sie würden sich in einem Flugzeug lieber nicht zu erkennen geben. "Nur in 33 Prozent aller Notfälle an Bord hat sich ein Arzt gemeldet", zitiert Steve Holstein von der amerikanischen Nofallhotline MedAire eine Statistik seines Hauses. Und auch britische Ärzte scheinen sich nicht immer angesprochen zu fühlen: Das britische General Medical Council sah sich erst kürzlich veranlaßt, seine Mitglieder ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß sie die ethische Pflicht hätten, sich im Notfall um Patienten zu kümmern - auch im Flugzeug. Schließlich spricht ein geflügeltes Wort unter Stewardessen für sich: "Der, der sich am tiefsten duckt, wenn ein Arzt ausgerufen wird, der ist der Arzt."
Warum aber sollte sich ein Mediziner im Notfall ducken? Warum sollte sich jemand verweigern, der einen Eid auf medizinische Hilfe geleistet hat? Die Antwort ist einfach: aus Angst. Aus Angst davor, einen lebensgefährlichen Fehler zu machen. Aus Angst davor, juristisch belangt zu werden. Und aus Angst vor allem vor amerikanischen Anwälten, die den unfreiwilligen Notarzt und die Fluggesellschaft auf horrendes Schmerzensgeld verklagen können.
...


Zunächst kann der unfreiwillige Notarzt sich damit trösten, daß die meisten medizinischen Zwischenfälle unproblematisch sind. In 22 Prozent aller Notfälle, so ergab die bisher größte Studie des amerikanischen Luftfahrtministeriums FAA, ist nur ein entgleister Blutdruck zu behandeln. In acht Prozent aller Fälle geht es um Magen-Darm-Erkrankungen - zumeist Durchfall und Erbrechen. Aber in jedem fünften Notfall hat der Patient eine Herzerkrankung, in jedem achten ein neurologisches Problem, etwa einen epileptischen Krampfanfall. Und dann kann es sehr schnell sehr ernst werden. Viele der zufällig anwesenden Ärzte sind da schlicht überfordert.
...

In diesen Stunden muß der unfreiwillige Notarzt vor allem eine Frage beantworten: landen oder weiterfliegen? Wird sich der Zustand des Patienten verschlechtern, oder ist er stabil? Muß er sofort intensivmedizinisch versorgt werden, oder ist es besser, wenn er in seinem Heimatland behandelt wird, wo die Ärzte seine Sprache sprechen? Ist die Erkrankung überhaupt lebensbedrohlich, oder hat der Patient einfach nur Angst, die ihm aufs Herz schlägt? Die Unterscheidung ist oft schwierig, hat aber erhebliche Konsequenzen. Eine außerplanmäßige Landung kann die Fluggesellschaft leicht 100000 Euro kosten. Eine zu späte Behandlung dagegen kostet den Patienten möglicherweise das Leben.
...

Während ein deutscher Mediziner verpflichtet ist, sich im Notfall zu melden, kann ein englischer oder amerikanischer Kollege zumindest juristisch mit gutem Gewissen sitzenbleiben. Wenn der Betroffene nicht zufällig sein Patient ist, ist er zur Hilfe nicht verpflichtet. Ein deutscher, französischer oder holländischer Arzt dagegen könnte wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt werden und damit auch seine ärztliche Zulassung verlieren. Entsprechend unterschiedlich ist die Moral der Ärzte: In Flugzeugen amerikanischer Gesellschaften ist die Chance, daß ein Arzt hilft, geringer als in europäischen.
Notfälle in der Luft sind ausgesprochen häufig, auch wenn die Fluggesellschaften nur ungern Auskunft darüber geben. Bei jährlich etwa zwei Milliarden Flugpassagieren wird geschätzt, daß zwischen 50000 und 150000 Notfälle an Bord passieren. Das sind zwischen 140 und 400 pro Tag. Die Zahl der an Bord Verstorbenen soll pro Jahr irgendwo zwischen sechs und 500 liegen. Edgar Bührle von Medifan, einem Ausbilder für Notfallmedizin, geht allerdings von ganz anderen Zahlen aus: "Wir glauben, daß sich zwischen 2500 und 5000 Todesfälle pro Jahr in Flugzeugen ereignen - leider existiert darüber keine zentrale Dokumentation."

flok
01.02.2007, 00:33
ergänzung:

focus schreibt in dem von gomer geposteten artikel:

In Dreiviertel der Fälle kann eine medizinisch ausgebildete Kraft ausfindig gemacht werden. Sie behandelt den Patienten und ist von jeglicher Haftung befreit.

http://www.focus.de/reisen/trends-service/fliegenundnotfaelle/im-notfall_aid_9217.html

so wie's ausschaut bezieht sich die faz vor allem auf die lage in den usa, focus auf europa. naja, im ernstfall wird jeder das ihm mögliche tun und nicht über haftung so oder so nachdenken. :-meinung

Rugger
01.02.2007, 10:54
Zu dem Thema gabs übrigens auch schonmal eine Diskussion in unserem "Partnerforum": Link (http://www.rippenspreizer.de/forum/showthread.php?s=&threadid=6705).

R.

jemand
05.08.2007, 18:30
Spannender Thread...

Wie ist das ueberhaupt rechtlich. Gilt im Notfall das Rechtswesen des Herkunftslandes der Fluggesellschaft oder ist die Nationalitaet des Patienten ausschlaggebend? Die verlinkten Artikel waren hier wiederspruechlich...

Ist es die Ausnahme, dass Leistungen des Arztes durch die Versicherungsgesellschaft des Arztes haftungsrechtlich abgedeckt sind, oder ist das die Regel?

Tombow
06.08.2007, 00:33
Herkunftsland der Fluggeselschaft. Bzw. die entsprechenden Regulationen des jeweiligen Landes, was Notfälle am Bord betrifft. Und schlimmstenfalls (alles vage geregelt), handelt es sich um eine Rechtsgüterkollision, wo klar das Wohl des Patienten als höherwertiges Rechtsgut angesehen werden kann (und meistens auch wird).

flok
06.08.2007, 00:57
grundsätzlich gilt offenbar immer das recht des staates, über dessen gebiet sich das flugzeug gerade befindet...
und über internationalen gewässern das recht des herkunftslandes.

...Luftfahrzeuge sind nach dem völkerrechtlich zu beachtenden Gewohnheitsrecht im Unterschied zu Handelsschiffen nicht Teil des Territoriums ihres Heimatstaates. Die Frage des Aufenthaltsortes eines Luftfahrzeugs ist deshalb für die Beantwortung, welches Recht zur Anwendung kommt, von entscheidender Bedeutung.
In Artikel 1 des Abkommens vom 7. Dezember 1944 über die Internationale
Zivilluftfahrt (ICAO-Abkommen), dem mittlerweile 185 Staaten angehören,
erkennen die Vertragsstaaten ausdrücklich an, daß jeder Staat
über seinem Hoheitsgebiet die volle und ausschließliche Lufthoheit besitzt.
Der in diesem Abkommen zum Ausdruck kommende Territorialitätsgrundsatz
unterwirft damit jedes Luftfahrzeug zu allererst dem jeweiligen
Recht des Staates, in dessen Territorium es sich aufhält. Daneben gilt
gewohnheitsrechtlich jedoch auch das Recht des Heimatstaates des Luftfahrzeugs (sog. Flaggenrechtsprinzip). Für die Regelung des Luftverkehrs ist insbesondere Artikel 11 des ICAO Abkommens beachtlich, wonach die Gesetze und Vorschriften eines Vertragsstaats über den Betrieb und den Verkehr der Luftfahrzeuge innerhalb seines Hoheitsgebiets zu befolgen sind.Wo der materielle Inhalt deutscher Luftverkehrsvorschriften dem ausländischen Recht nicht erkennbar entgegensteht, gilt aber auch im Ausland in Übereinstimmung mit dem Flaggenrechtsprinzip deutsches Recht an Bord eines deutschen Luftfahrzeugs (§ 1 a LuftVG). Für den Bereich des Strafrechts gilt ebenfalls grundsätzlich das nationale Recht des jeweiligen Staates, in dem sich das Luftfahrzeug aufhält.

http://dip.bundestag.de/btd/14/014/1401454.pdf

http://aleph.mpg.de/F?func=find-c&local_base=vrh01&ccl_term=nta=VR%2022.2

jemand
06.08.2007, 05:06
Ein weiterer Aspekt ist ja auch noch, dass die deutsche Approbation in manchen Laendern gar nicht anerkannt ist. In den USA muesste ich z.B. ECMG certified sein...

Gilt man dann ueber US amerikanischem Hoheitsgebiet als Arzt oder als Laie oder als sonst irgendwas...?:-???


oh mann, ich reise in Zukunft nur noch im Privatjet... :-notify


EDIT:
wenn sich das Flugzeug ueber England befinden wuerde, dann muesste ich mich z.b. nicht melden, weil Aerzte nach englischem Recht dazu gar nicht verpflichtet sind (stand in einem der Artikel), oder was?

wenn mein flug ueber russland nach japan fuehrt, dann werde ich nach aerztl. fehlbehandlung ueber GUS Territorium in Russland eingebuchtet *grusel*

oder ueber dem Iran werden mir gleich vom begleitenden Flugpersonal die Haende abgehackt... :-))

Da wird einem ja schwindlig :-notify :-notify :-notify

Tombow
06.08.2007, 05:17
In USA oder Kanada wäre man auch ohne eine gültige Lizenz nach dem "Good Samaritan law" von etwaigen Rechtsansprüchen freigestellt, egal ob Arzt oder nicht.

jemand
06.08.2007, 05:40
gerade mal nachgesehen:
fuer usa gibt es ein eigenes Gesetz, den "Aviation Medical Assistance Act". Scheint also doch nicht diese Samariter Geschichte zu sein...

hier stehts: http://www.flyingdoctor.org/wENGLISCH/notfall/recht.asp?navid=18

Und hier der Hinweis, man solle bei Fluegen mit kleineren Airlines eine extra Haftpflichtversicherung abschliessen hier (http://www.wdr.de/tv/service/gesundheit/inhalt/20050502/b_1.phtml)

Und bei flyindoctor.org der Clou: "no person providing assistance is ultimately protected, as an insurance company cannot insure against criminal action. In this case, the person concerned can only argue exoneration on the basis of an exculpatory emergency."

gruesse

flok
06.08.2007, 21:00
das zitat aus dem wdr-artikel finde ich ja mal geil (auch wenn die meisten airlines besser ausgerüstet sind) :-?

...Nach internationalem Recht der IATA sind die Gesellschaften lediglich zum Mitführen eines Verbandkastens verpflichtet, wie man ihn in ähnlicher Form aus dem Auto kennt.

http://www.wdr.de/tv/service/gesundheit/inhalt/20050502/b_1.phtml

trinity
16.08.2007, 16:35
Also, ich hab neulich gelesen, dass es nur auf das Herkuntsland des Flugzeugs ankommt, nicht darauf, über welchem Land man fliegt...
D.h.
Deutscher Arzt in amerikanischem Flugzeug muß nicht helfen, US-Arzt in deutschem Flugzeug schon...

jemand
16.08.2007, 18:46
Deutscher Arzt in amerikanischem Flugzeug muß nicht helfen,...

Du meinst wahrscheinlich, dass ein deutscher Arzt dort dann ggf. als Laie hilft und nicht als Arzt, oder? Als anerkannter Arzt ist man in den USA, mithin auch als Deutscher Arzt mit ECFMG certificate, m.W. gesetzl. zur Hilfeleistung verpflichtet. ich habe gelesen, dass allerdings in England diese Pflicht nicht besteht...

Wuerde mich interessieren, wo du noch etwas zum thema gefunden hast... gibt es einen link?

gruesse