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stern444
08.02.2007, 15:41
Steckbrief: weiblich, 25 Jahre alt, Journalistikstudentin.

In wenigen Monaten gebe ich meine Abschlussarbeit ab, Ende September ist meine letzte Prüfung. Eigentlich wäre es jetzt an der Zeit, über Bewerbungen in meinem Berufsfeld "Medien" nachzudenken. Aber ich grüble immer wieder und wieder, ob ich nicht doch Ärztin hätte werden sollen. Versteht mich nicht falsch, ich habe keine Angst vorm Arbeiten (das tue ich seit 7 Jahren).

Ich habe noch zu Schulzeiten ein Praktikum im Krankenhaus gemacht und habe Krankenschwestern und Ärzte in den vergangenen Jahren journalistisch begleitet.

Während meines Studiums hatte ich mich bei der ZVS für Humanmedizin beworben und bin zu einem Auswahlgespräch eingeladen worden und erst kurz vor Schluss ausgeschieden. Ich bin allerdings eigentlich ein Typ, der angefangene Sachen immer zuende macht. Ich kann daher nicht genau sagen, ob ich den Studienplatz wirklich angenommen hätte.

Und jetzt frage ich mich, ob eine erneute Bewerbung nach meinem Abschluss Sinn macht. Ob ich noch einmal wenigstens sechs Jahre Studium schaffe. (Ob die Geistenwissenschaften mich nicht "versaut" haben, ob Familie neben dem Studium möglich ist usw.)

Aber hat es nicht etwas zu bedeuten, wenn ein Wunsch/Traum dich immer wieder einholt und von allem anderen ablenkt?

Gibt es jemandem im Forum, der eine ähnliche Vorgeschichte hat oder zumindest auch erst spät ins Studium eingestiegen ist?

Kann man sich wenigstens 60 Prozent des Unterhalts während des Medizinstudiums verdienen, oder ist das illusorisch? Würde ich noch einmal studieren, müsste ich den Löwenteil selbst verdienen.

Hardyle
08.02.2007, 20:13
Hey Stern,

ich denke du bist sicher nicht die einzigste, die ein Zweitstudium macht und sicher auch nicht die einzigste die dieses in der Medizin macht!
Ich selbst kann hier natürlich nicht viel mit Erfahrungsberichten trumpfen, aber ich wollte doch immerhin mal Mut machen! ;)

Viele fangen auch erst nach der Wartezeit mit mitte 20 an, Medizin zu studieren, und auch diese Leute kommen durchs Studium. Eine Bekannte meiner Mutter hat mit Ende 20 angefangen Medizin zu studieren, nach dem sie vorher eine Ausbildung (weiß nicht mehr was) gemacht hatte. Sie hatte 2 Kids und ist jetzt - mit Mitte/Ende 30 - fertig und arbeitet als praktizierende Ärztin!


Ich bin allerdings eigentlich ein Typ, der angefangene Sachen immer zuende macht.
Das sind doch schon einmal optimale Voraussetzungen!!! Ich sag ja immer, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!


Aber hat es nicht etwas zu bedeuten, wenn ein Wunsch/Traum dich immer wieder einholt und von allem anderen ablenkt?
Dann solltest du es versuchen! Du wirst später noch "lange genug" im Berufsleben stehn, da macht es dann kaum einen Unterschied ob du früher oder später anfängst. Außerdem sollte man Wünsche/Träume nicht unterdrücken, da sie einem sonst ja ewig hinterher "spuken".

Ich wünsch dir viel Glück und viel Erfolg (auch für deine Abschlussprüfungen).

Meridion
09.02.2007, 00:43
Vom Alter her - kein Problem. Vom (Zeit)Aufwand her - kein Problem; es fallen eben die ganzen Komplementärangebote weg, aber es geht, in meinem Semester studieren einige mit Familie und Teilzeitjob. Die verbringen eben minimal Zeit an der Uni, kommen aber trotzdem durch die Prüfungen.

Der einzige wirkliche Punkt ist, mach Dir klar was im Studium dran kommt und mach Dir klar, ob Du Dich dafür motivieren kannst. Vorklinik ist Faktenwissen, viel zu oft komplett unnützes Faktenwissen. Und auch was ich aus der Klinik höre ist zwar praxisnäher, aber oft auch so zerdetailiert, dass man nach dem Sinn wohl ne Weile suchen kann...

Das Wichtigste: Motivation. Wenn Dus wirklich willst stehen Dir die äußeren Umstände (Zeit, Geldverdienen, etc) nicht im Weg.

Meri

Dr. Geiger
09.02.2007, 08:22
Hallo stern444,

und noch eine... :-)

Also, Du bist damit überhaupt nicht alleine. Benutze mal die Suchfunktion mit den Stichworten "Zweitstudium", "Oldie" usw. Da wirst Du einiges finden. Es gib auch ein "Oldies&Familie" -Unterforum hier unter der Rubrik "Studium-Allgemeines" - wenn Du Dich da mal durchliest, dann erfährst Du Unmengen zu der Thematik.


Schau auch mal hier:

http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=34320&highlight=Lebenstraum+Oldie

Da hab' ich mit dem Thema angefangen und es gab ein riesen Menge an Aufmunterung und Information.

Trotzdem will ich mal kurz was zu Deinen Fragen sagen:



Aber hat es nicht etwas zu bedeuten, wenn ein Wunsch/Traum dich immer wieder einholt und von allem anderen ablenkt?

Na und ob. Es ist nämlich die Vorraussetzung für das Zweitsstudium. Denn auf dieser Basis hast Du die Motivation, die Du brauchst. Außerdem muss man versuchen, diesen Traum zu verwirklichen, sonst kann es passieren, dass man da ewig dran kaut - und insofern nix wirklich dagegen spricht und das tut es bei Dir m.E. nicht...



Und jetzt frage ich mich, ob eine erneute Bewerbung nach meinem Abschluss Sinn macht. Ob ich noch einmal wenigstens sechs Jahre Studium schaffe.

Na sicher, warum denn nicht. Wenn Du nicht gerade faul und doof bist...



(Ob die Geistenwissenschaften mich nicht "versaut" haben, ob Familie neben dem Studium möglich ist usw.)

Quatsch. Haben maximal Deinen Horizont erweitert und das kann sich u.U. sehr positiv auswirken, weil Du damit einfach eine interessantere und vielseitigere Person bist als "Nur-Medizinier"!

Du musst Dir natürlich schon im Klaren sein, dass Du die beiden Studiengänge nicht vergleichen kannst. Das wird mit Sicherheit ne andere Welt. Kann das aber jetzt auch nicht aus Erfahrung sagen. Hab zwar ein geisteswissenschaftliches Diplom aber noch keine Erfahrung mit Med. Braucht aber nicht viel Phantasie um sich vorstellen zu können, dass man das nicht vergleichen kann!



Gibt es jemandem im Forum, der eine ähnliche Vorgeschichte hat oder zumindest auch erst spät ins Studium eingestiegen ist?

Mir geht's ähnlich (Siehe obiger Link) und es gibt noch ne Menge mehr von uns.... Wie gesagt - suchen!



Kann man sich wenigstens 60 Prozent des Unterhalts während des Medizinstudiums verdienen, oder ist das illusorisch? Würde ich noch einmal studieren, müsste ich den Löwenteil selbst verdienen.

Auch keine Erfahrung aber ne Meinung: :-D

Denke, das wird schwierig aber geht schon. Natürlich dann kaum in der Regelstudienzeit - das Studium ist halt aufwendig aber auch hier ist jeder anders. Allerdings hast Du dann bereits einen Abschluss/Qualifikation und das kann ein großer Vorteil sein - vielleicht gerade als Journalist!? Genau dazu (Verdienstmöglichkeiten, Zeitaufwand etc.) wurde hier auch schon viel geschrieben. Es lohnt sich wirklich mal zu stöbern u.a. hier:

http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=34866

Ich will Dich abschließend gerne ermuntern, die Sache durchzuziehen, denn Träume muss man sich erfüllen. Sei aber bitte nicht blauäugig. Informier Dich ausführlich denn es wird nicht leicht (viel lernen, langes Studium, Verdienstausfall...) und die Zukunft ist auch nicht nur geil (Arbeitsbedingungen, Gehalt, Strukturen...) - übrigens auch hierzu: suchen, suchen, suchen - alles breit ausgewalzt in irgendwelchen threads! Aber wenn Du Dir darüber klar bist, was auf Dich zukommt und es trotzdem noch willst, dann mach es!

Gruß

dreamchaser
09.02.2007, 16:40
Bin nach der Zwischenprüfung aus den Geisteswissenschaften ausgestiegen (Germanistik/Anglistik) und habe mit Medizin weitergemacht. Ist wirklich komplett unterschiedlich, aber für jeden gut machbar. Wegen dem arbeiten nebenher würde ich mich über die Curricula der Unis informieren: einige haben Modellstudiengänge mit viel Anwesnheitspflicht, also aufpassen!!!
Viel Erfolg beim Studium - es ist nie zu spät!!!

alley_cat75
09.02.2007, 16:49
Hallo Stern,

bewerben + studieren! Mit 25 wirst Du an der Uni zu den Kücken gehören, glaub`s mir. Studium mit Familie ist genauso wie eine 40-h-Woche mit Familie - eine Frage der Organisation. Als fertige Journalistin würde ich mir bereits vor dem Studium einen Nebenjob als Lektorin bei einem medizinischen Verlag o. ä. Tätigkeit suchen. Lebe Deinen Traum. :-top Diverse Anregungen findest Du mittels Suchfunktion. Zu diesem Thema wird immer wieder gern heiß diskutiert. Viel Erfolg!

stern444
12.02.2007, 13:57
Ich danke euch für eure aufmunternden Worte. Ich bin noch immer hin- und hergerissen, habe jetzt aber beschlossen, die Bewerbung auf jeden Fall abzuschicken. Vor einigen Tagen sagte ein guter Freund zu mir: Manche Träume sollen nicht in Erfüllung gehen, nicht mal die großen.

Ich bin da anderer Meinung. Jeder Mensch hat Talente und ist meiner Absicht nach verpflichtet, mit diesen Talenten das bestmögliche aus seinem Leben zu machen. Oder mit den Worten einer Modegöttin: Ich bereue nur, was ich nicht getan habe.

Liebe Grüße
Stern444

Dr. Geiger
12.02.2007, 19:09
Vor einigen Tagen sagte ein guter Freund zu mir: Manche Träume sollen nicht in Erfüllung gehen, nicht mal die großen.

Klar, immer schön zufrieden sein mit dem was man hat. Auf die Art und Weise wird GEschichte geschrieben, wird die Welt verändert :-keks

Ich würde es so formulieren:

Nicht alle Wünsche können in Erfüllung gehen, auch nicht die großen, aber wenn Du es versuchst und scheiterst, schläfst Du trotzdem ruhiger als wenn Du es gar nicht erst probierst!

Stell Dir mal vor, Ghandi hätte sich in Südafrika gedacht: "Ist nun mal so mit dem Rassismus. Was kann ein kleiner Inder da schon ändern. Ich geh' wieder nach Hause und werde Schaffner, ist ruhiger." ...

medigirlie
13.02.2007, 01:10
Wahnsinn - würde sagen ich sitze im selben Boot wie du.

Nur dass ich gerade 26 geworden bin. Bin derzeit auch noch an meinem Geisteswissenschaftlichen Studium (Hauptfach Englisch, Nebenfach Jura) dran und werde meinen Bachelor-Abschluss nächstes Jahr im SS 2008 machen. Arbeite auch neben dem Studium.

Nun ists schon seit längerem mein großer Traum, Medizin zu studieren und er lässt mich einfach nicht mehr los. Nur hab ich Angst davor, was mein Umfeld (Familie, Partner) dazu sagen wird - dass sie zB kein Verständnis zeigen... Aber ich bin fest entschlossen, mich bei der ZVS zu bewerben wenn ich kurz vor meinem Studienabschluss stehe.

Es heißt doch man soll seine Träume leben, oder...? Was meint ihr dazu?

Wünsch dir auf jeden Fall alles erdenklich Gute und viel Erfolg!



Steckbrief: weiblich, 25 Jahre alt, Journalistikstudentin.

In wenigen Monaten gebe ich meine Abschlussarbeit ab, Ende September ist meine letzte Prüfung. Eigentlich wäre es jetzt an der Zeit, über Bewerbungen in meinem Berufsfeld "Medien" nachzudenken. Aber ich grüble immer wieder und wieder, ob ich nicht doch Ärztin hätte werden sollen. Versteht mich nicht falsch, ich habe keine Angst vorm Arbeiten (das tue ich seit 7 Jahren).

Ich habe noch zu Schulzeiten ein Praktikum im Krankenhaus gemacht und habe Krankenschwestern und Ärzte in den vergangenen Jahren journalistisch begleitet.

Während meines Studiums hatte ich mich bei der ZVS für Humanmedizin beworben und bin zu einem Auswahlgespräch eingeladen worden und erst kurz vor Schluss ausgeschieden. Ich bin allerdings eigentlich ein Typ, der angefangene Sachen immer zuende macht. Ich kann daher nicht genau sagen, ob ich den Studienplatz wirklich angenommen hätte.

Und jetzt frage ich mich, ob eine erneute Bewerbung nach meinem Abschluss Sinn macht. Ob ich noch einmal wenigstens sechs Jahre Studium schaffe. (Ob die Geistenwissenschaften mich nicht "versaut" haben, ob Familie neben dem Studium möglich ist usw.)

Aber hat es nicht etwas zu bedeuten, wenn ein Wunsch/Traum dich immer wieder einholt und von allem anderen ablenkt?

Gibt es jemandem im Forum, der eine ähnliche Vorgeschichte hat oder zumindest auch erst spät ins Studium eingestiegen ist?

Kann man sich wenigstens 60 Prozent des Unterhalts während des Medizinstudiums verdienen, oder ist das illusorisch? Würde ich noch einmal studieren, müsste ich den Löwenteil selbst verdienen.

stern444
13.02.2007, 16:01
In puncto Eltern geht es mir ähnlich wie dir. Natürich sind wir erwachsen, aber ganz ehrlich, wer kann schon allen Ernstes auf den Segen der Eltern verzichten. Ob 25 oder 45, wir wollen, dass unsere Eltern hinter unseren Entscheidungen stehen.

Wir "Zweit"Studenten haben bereits ein komplettes Studium absolviert, wurden von Mama und Papa möglicherweise finanziell, meist aber auf jeden Fall moralisch unterstützt. Mama und Papa freuen sich jetzt auf die nächsten "ruhigen" Jahre. Keine schlaflosen Nächte, was wohl einmal aus dem Töchterchen wird. Enkel sind in Aussicht. usw.

Mit der Entscheidung noch einmal zu studieren, nehmen wir ihnen diese Sicherheit. Liebende Eltern werden sich verpflichtet fühlen, uns auch weiterhin zu unterstützen (und sei es nur mit dem Bahngeld für die Heimfahrt).

Mir graut schon jetzt davor, mit meinen Eltern über meine Pläne zu sprechen.
Mein Partner weiß Bescheid, und kämpft noch mit sich und seinen Gefühlen.

Im Moment weiß ich nur eines: Ganz allein wird es verdammt schwer.

Flauta
13.02.2007, 16:08
GEnau das haben wir zu Hause auch durchgemacht, ich habe meinen Eltern sehr oft erzählt, wie das gedacht ist, damals wars auch anders weil ich eine sicher geglaubte Promotion ins Aussicht hatte.
Sie fanden es nicht gut, waren ansich dagegen, haben mich aber weiterhin unterstützt und wollten unter keinen Umständen, dass ich einen Kredit aufnehme.
Aus zusätzlichen anderen Gründen musste ich zwar jetzt unterbrechen, aber meine Eltern wären weit gegangen, zu weit für mich jetzt, um mir das Studium zu ermöglichen.....krass....aber das hätte ich nicht annehmen können....
Es war mir aber auch wichtig, bereits ab dem Moment der Bewerbung ihnen davon zu erzählen....
Der Kommentar meiner Schwester: du weisst schon, dass auch du irgendwann mal sterben wirst.....

Dr. Geiger
14.02.2007, 08:31
Der Kommentar meiner Schwester: du weisst schon, dass auch du irgendwann mal sterben wirst.....

Und genau deshalb sollte man das bisschen Zeit bis dahin nicht damit verbringen, unzufrieden einer Sache nachzuhängen, sondern versuchen diese Sache zu machen! :-meinung

Stromer
14.02.2007, 09:19
Ich weiß, das ist offtopic, aber:

Hattest du mal eine Brieffreundin? Hatte jetzt so ein Gefühl, aber kann auch einfach eine vage Erinnerung sein... :-oopss

zum Thema: Bin zwar keine Zweitstudentin, aber mit festem Job und wage zum nächsten Wintersemester den Schritt in die Unselbständigkeit (naja nicht so richtig, aber finanzieller Rückschritt) bzw. ins Medizinstudium.
Wenn ich anfange, werde ich 26 Jahre JUNG sein. Ich hatte auch erst Angst, aber inzwischen bi ich mir sicher, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe. Selbst wenn ich Anfang/Mitte 30 bin, bin ich immernoch jung genug, um Jahrzehnte Steuern zu zahlen :-D

Bei dir ist es zwar ein abgeschlossenes Studium, aber wenn du was anderes willst, mach es. Die Chancen sich zu verwirklichen, standen noch nie so gut- vor allem für Frauen.

vlg

bobbit
14.02.2007, 10:14
Wenn ich anfange, werde ich 26 Jahre JUNG sein.
Keine Angst, mit dem Alter bist du noch vielen Bewerbern sehr nahe, die ihr Glück über die Wartezeit probieren (müssen).

Stromer
14.02.2007, 10:31
Inzwischen glaube ich das auch :-blush

Damals, als meine Schwester anfing, war sie mit 22 das "alte Eisen"- um nicht zu sagen der Rost am Eisen. Aber dank widerlich krassem NC komme ich in den Genuss mit vielen Gleichaltrigen zusammen zu finden- lustelitch

Flauta
14.02.2007, 10:52
Muss auch sagen, dass es diesbezüglich bei uns eine andere Mentalität gibt als in Deutschland. Mal ein Jahr als FSJ auszusetzten, oder ein Semester rumzureisen, sich umzusehen, was man denn jetzt studieren will ist nicht üblich. Hier ist viel mehr Zeit-Stress. Nach 4 Jahren Studium hatten alle bis auf 3 aus meiner Abi-Klasse einen festen Job, und wir 3 waren DIE Ausnahme...
Ein ZWeitstudium ist mehr als Verpönt, ein "HErumgesuche" nach dem Richtigen ebenfalls. Es gilt eher die Devise: maximal schnell studieren, maximal schnell Geld verdienen, der Rest ist Nebensache.
Irgendwie kann ich es auch verstehen, da wir bisher immer im Ausland studieren mussten, da es keine Uni gab, und die neugegründete Uni ist auch keine Voll-Uni, so ist das finanziell meist nicht leicht....
Aber bei uns sieht man das nicht so easy, daher hatte ich da grosse Probleme, mich zu rechtfertigen.....solche Sachen sind dann eher auch peinlich und sowas hängt man nicht an die grosse Glocke....

alley_cat75
14.02.2007, 11:33
Ich finde es immer total schade, zu lesen, dass sich Leute das Studium nicht zutrauen, weil sie bereits 25 Jahre und älter sind. Ich habe ja nun auch Ausbildung + Studium hinter mir und war letztens bei einem 10jährigen Klassentreffen. Dort gehörte ich ungelogen zu der Minderheit mit abgeschlossener Ausbildung und Berufsalltag. Die meisten Mädels haben Kinder bekommen (tolle Sache, wen das allein glücklich macht...) und Ausbildung ab- bzw. unterbrochen. Die Männer probieren sich derzeit beim Dritt- oder Viertstudium aus. Klar möchte man auch mal fertig werden, Geld verdienen, sich vermehren, doch letztendlich sollte man einfach glücklich sein. Und wenn Glück bedeutet, mit 25, 30 oder 50 Jahren nochmal ein Studium zu beginnen - ja, warum denn nicht? "Irgendwann stirbt man". Super. Manche sterben mit 15 oder 20. Wer weiß das schon. :-nix

stern444
14.02.2007, 12:05
Sich selbst verwirklichen, Träume ernst nehmen: Ja! Ja! Ja!

Aber was, wenn wir damit anderen weh tun. In meinem Fall gibt es vier Menschen, für die mein Zweitstudium eine harte Nuss wäre:

1. Meine Eltern: Sie würden mich unterstützen (vor den Prüfungen/Klausuren sicherlich auch finanziell), weil sie gar nicht anders könnten. Sie wollten nicht, dass ich nach meinem (Erst)-studium Schulden habe, und haben mir das nötigste ermöglicht (alles andere habe ich selbst verdient). Sie haben auf Urlaub verzichtet, und mir geholfen.

2. Mein Partner: Ich bin 25, gleich mit dem Studium fertig, beruflich sieht es zwar nicht rosig aus, aber ich fände sicherlich eine Nische. In ein zwei Jahren wäre die perfekte Zeit für Kinder. Er weiß zwar über meinen Wunsch Bescheid, hofft aber sicherlich, dass ich mich dagegen entscheide.

3. Mein Bruder: Er hat einige Zeit im Leben gebraucht, um seinen Platz zu finden. Er schließt bald seine Ausbildung zum Krankenpfleger ab und erntet in der Familie dafür viel Beifall. Ich würde ihm die Schau stehlen.

Daher meine Frage: Dürfen wir all das wirklich ignorieren, um uns einen großen Wunsch zu erfüllen. Dürfen wir in diesem Fall egoistisch sein?

Roxane
14.02.2007, 13:27
Wenn Du das willst und sonst Dein ganzes Leben dran zu knabbern haben wirst: Ja. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass all diese angesprochenen Personen nach einem ersten kleinen Schock ziemlich stolz auf Dich sein werden, spätestens wenn Du Dein Studium abgeschlossen hast ;-).

Aber im Gegensatz zum hier verbreiteten Slogan 'Lebe Deinen Traum' wage ich einfach mal, skeptischere Töne anzuschlagen.

Ist das Dein Traum? Etwas, von dem Du glaubst, es in zehn Jahren zu bereuen, falls Du es nicht tust?

Hast Du wirklich Lust, nochmal von vorne zu beginnen, mit nörgeligen spätpubertierenden Abiturienten (;-)) im Hörsaal in einer Reihe zu sitzen, Dir in der Mensa Gespräche über die neueste Haarglättmethode anzuhören?

Kann Dir die Aussicht auf Laborarbeit nicht die Lust vergällen, auch wenn andere zu Zeiten, in denen Du Dir irgendwelche Muskelschemata einbläuen musst oder bis spät abends im Labor stehen musst, schon feiern?

Wenn Du all das mit nem überzeugten 'Ja' beantworten kannst, dann nichts wie los mit der Bewerbung. Was hätte schon Dein Freund von einer Partnerin, die miesmutig zu Hause sitzt, weil sie um seinetwillen ihren großen Traum nicht verwirklichen konnte?

Stromer
14.02.2007, 15:09
Bis auf den ersten Grund sehe ich deine Bedenken irgendwie nicht. Wie kann dein Partner !traurig! sein, wenn du etwas machst, das dir Spaß macht? Was hat er denn erwartet? Dass du zwei Jahre arbeitest und dann Kinder bekommst? Wenn er welche will und hinter dir steht, werdet ihr das schaffen. Organisationstalent werdet ihr dann schon entwickeln.

Und was heißt denn hier "Schau stehlen"? Jedes Individuum steht doch für sich. Und nur weil du ein Medizinstudium anfängst, heißt das nicht, dass du mehr Erfolg hast. Während du studierst, kann sich dein Bruder schon weiterbilden und hocharbeiten - am Ende auf einer Ebene mit dir sein...das liegt an ihm und seinem Ehrgeiz. Konkurrenzdenken sollte man irgendwann ablegen, zumal man nicht für die Zuneigung der Eltern lebt.

Dass du mit einem festen Partner, der mit dir Kinder bekommen möchte, gleichzeitig auf deine Eltern angewiesen bist, finde ich auch komisch. Irgendwann sollte man als 2er Team auftreten- nicht? Und ein gutes Argument ist doch: Als Freischaffende bist du dem Markt krass ausgeliefert und kannst ganz schnell fallen. Als Arzt- wenn es denn geschafft ist, hast du überall auf der Welt Möglichkeiten (sogar in Deutschland :-wow )

Du machst deine Entscheidung von sehr vielen anderen Menschen abhängig, fraglich, ob die es umgekehrt auch so machen würden...Du schuldest keinem etwas, ausser dir selber. Wenn du mit dem Denken eine Entscheidung zu Ungunsten des Med.stud. fällst, könntest du deinen Ärger irgendwann auf die projizieren, wegen denen du die Entscheidung trafst. DAS ist dann richtig SCH*** :-((

also, hör mal auf dich, nicht auf die zwänge in dir