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Hallunke
13.02.2007, 13:44
Ich habe bei YouTube mal die folgende und sehenswerte Doku gesehen:

Gebt dazu bei YouTube die Suchbegriffe "aerzte in not" ein und schon finded ihr den schönen Zweiteiler...

Hier noch die Hintergrundinfos von der ARD-Seite:



Die Not der deutschen Ärzte
2006

Die Not der deutschen Ärzte
Viel zu volle Wartezimmer, Überstunden, Bürokratie und Sparzwänge - und trotzdem: Landarzt Walter Pöpel liebt seinen Job. Die Menschen, die er in Elmpt am Niederrhein betreut, kennt er seit vielen Jahren. Das ist es, was ihn trotz aller Ärgernisse mit dem Gesundheitssystem weitermachen lässt.

Acht Uhr morgens in Elmpt am Niederrhein: Walter Pöpel ist Landarzt hier, Allgemeinmediziner in einer Gemeinschaftspraxis. Die Menschen hier nennen ihn "Herr Doktor" und "Herr Pöpel", ein Drittel sagt einfach "Walter". Er kennt seine Pappenheimer, weiß um ihre familiären Umstände und medizinischen Lebensläufe. Das ist es, was ihn an seinem Job fasziniert.

Doch die Debatten um Gesundheitsreform und Eckpunktepapiere, Budgets und Bürokratie zermürben den Landarzt: In Deutschland Mediziner zu sein, "das ist im Moment niemandem zu raten. Die Situation ist so ungünstig und mit so vielen wirtschaftlichen Risiken verbunden", so Pöpel. Seinen Kindern könne er nicht empfehlen, in seine Fußstapfen zu treten, sagt er.

Überfüllte Wartezimmer, unzählige Überstunden und die Bürokratie machen Landärzten nicht nur das Leben, sondern auch die Suche nach einem kompetenten Nachfolger schwer. "Es kommen nicht mehr so viele junge Leute nach", klagt Pöpel. Es sei mehr als fraglich, "ob wenn wir alt sind, noch genügend Ärzte da sind, die uns versorgen". Häufige Notfalldienste und Hausbesuche mit langen Wegen, die Abgeschiedenheit und die Aussicht, wenig Zeit für Freunde, Familie und Hobbys zu haben, schreckten viele potenzielle Nachfolger ab.

Vor allem aber sind es die immer erdrückenderen Sparzwänge im Gesundheitswesen, die Pöpel die Arbeit so schwer machen: Oma van Gool etwa muss er quasi gratis behandeln. Weil er in den ersten beiden Monaten des Quartals bereits sehr viele Patienten behandelt hat, hat Pöpel sein Budget-Limit erreicht. Mehr Geld gibt es nicht von den Kassenärztlichen Vereinigungen. Theoretisch müsste der Landarzt die Praxis nun bis zum Monatsende schließen. Das aber geht nicht: "Die meisten hier betreue ich schon seit Jahren. Denen kann ich nicht sagen: 'Jetzt kriege ich kein Geld mehr für Dich!'"

Seit 13 Jahren macht Pöpel den Job. Dass es nicht mehr schlimmer kommen kann, davon war er schon früh überzeugt. "Eigentlich aber ist es stets schlechter geworden." Nicht nur für ihn, sondern vor allem für die Patienten, sagt er. Zum Beispiel für Frau Kreuz: Erst Krebs, dann ein Schlaganfall. Seitdem braucht sie Pflege rund um die Uhr. Ehemann Josef kümmert sich rührend um sie. Er kämpft für sie und mit den Regeln des Gesundheitssystems.
Wer hat da noch Lust in D sich niederzulassen? :-?

Sebastian1
13.02.2007, 21:09
Sorry, ich musste da leider die Links rausnehmen. War bestimmt eine spannende Doku, aber auch wenn wir alle GEZ-Gebühren bezahlen, sind diese Inhalte bei YouTube nicht gestattet. Ja, ich weiss, man hätte es sich auch aus dem Fernsehen zu Hause aufzeichnen können, das wäre legal gewesen. Ist es aber in dieser Form leider nicht, und da wir ja alle nicht wollen, dass Medi-Learn mit ganz fiesen Klagen von noch fieseren Anwälten, die für fiese Arbeitgeber fiese Abmahnungen schreiben, überzogen wird, bitte ich darum, das Posten von Links auf YouTube (und Co), die offenbar copyrightgeschützte Inhalte wiedergeben, doch zu unterlassen. Nix für ungut, aber müssen wir so machen.

Es dürfen gern Kommentare zu der Doku folgen. Eine Diskussion über die Entfernung der Links bitte ich hier zu unterlassen, wie gesagt, wir können das nicht anders handhaben. Wenn da dennoch Fragen/Diskussionsbedarf bestehen, gerne PN an mich.

Sorry,
Sebastian

anba
13.02.2007, 21:13
... und da wir ja alle nicht wollen, dass Medi-Learn mit ganz fiesen Klagen von noch fieseren Anwälten, sorry, offtopic: Denkst Du da etwa an Meulis Anwaaaaalt, den geilen Harald ;-)

Sebastian1
13.02.2007, 21:15
Nö, den kenn ich nich ^^

Hallunke
14.02.2007, 10:51
Kein Problem... Die Links findet man auch ganz einfach, wenn man bei YouTube nach "aerzte in not" sucht... :-music

Sidewinder
14.02.2007, 11:29
Budgets, Honorare, der Arzt als unfreiwillig ausführender Arm der fehlgeleiteten Gensundheitspolitik der Regierung - eigentlich Sachen, die wir alle schonmal gehört oder am eigenen Leibe (in ärztlicher Tätigkeit oder als Patient) erfahren haben, aber hier im Film wird es nochmal eindrucksvoll dargestellt.
Wenn kein Geld mehr, aber noch viel Monat übrig ist, dann schaut's halt Mau aus mit der Patientenversorgung.
Der Fall mit der bettlägerigen Schlaganfallpatientin, der bringt einen schon ins Grübeln, weil man da halt sieht, daß sich der ganze Stuß an der Arzt-Patient-Beziehung ausgeht: einerseits kann man den Ehemann verstehen, der sich einfach eine bessere Versorgung für seine Frau wünscht, andererseits kann man aber auch den Arzt verstehen, der halt einfach schlecht über seine Grenzen des Budgets hinausarbeiten kann. Eine absolut verfahrene Situation, wie ich finde, allerdings herrscht bei der Frage nach möglichen Lösungen ja auch nur betretenes Schweigen, was soll man machen?

Viele Dank für den Hinweis, jedenfalls, war echt interessant anzuschauen!

Sebastian

zweistein
14.02.2007, 11:42
Eine absolut verfahrene Situation, wie ich finde, allerdings herrscht bei der Frage nach möglichen Lösungen ja auch nur betretenes Schweigen, was soll man machen?

Viele Dank für den Hinweis, jedenfalls, war echt interessant anzuschauen!

SebastianVom interessierten Zuschauen wird sich die verfahrene Situation wohl kaum ändern. Wie wärs mit einem Lösungsvorschlag? Meiner lautet: Rauf mit den Kassenbeiträgen! :-)

Doktor_No
14.02.2007, 11:43
manche leute sprachen ja vom sozialverträglichen frühableben...

Zoidberg
14.02.2007, 11:53
fand den Beitrag auch interessant und das Suchen über Youtube ist rechtlich für das Forum denke ich auch kein Problem!

Sidewinder
14.02.2007, 12:05
Vom interessierten Zuschauen wird sich die verfahrene Situation wohl kaum ändern. Wie wärs mit einem Lösungsvorschlag? Meiner lautet: Rauf mit den Kassenbeiträgen! :-)

Ich weiß es ganz einfach nicht, ich denke nicht, daß es mit Einzelmaßnahmen getan ist.

Ehemaliger User 20130505
15.02.2007, 00:33
So, nun hab ich die Videos mit dem "Kassenarzt" auch gesehen.

Auf die Frage, was er von seinem Beruf hält, sagt er, Arzt sei ein toller Beruf, eine ganz prima Sache. Man solle ruhig Medizin studieren, aber dann nach England gehen, um ordentlich arbeiten zu können.

Kassenarzt in Deutschland zu werden, könne man im Moment niemand ernsthaft raten.

Seine Kinder würde er fesseln, wenn sie Medizin studieren wollten, um Kassenarzt in Deutschland zu werden. Zitat "Aber in Großbritannien oder Skandinavien: Klasse!!!"

@Evil und Doktor No: Und was haben Großbritannien und Skandinavien (zumindest Schweden)? :-?

Vorwiegend Staatsmedizin. :-)) Und die meisten Ärzte sind keine Freiberufler, sondern Angstellte staatlicher Krankenhäuser und MVZs. :-D Ihr würdet das wohl als sozialistisches Gesundheitssssystem bezeichnen. :-)

Ehemaliger User 20130505
15.02.2007, 00:36
Ich weiß es ganz einfach nicht, ich denke nicht, daß es mit Einzelmaßnahmen getan ist.Meine Vorschläge stehen dort: :-)
http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=35164

Doktor_No
15.02.2007, 07:49
@chris: schau dir bitte die situation der niedergelassenen in GB oder skandinavien an, und dann sage mir was daran sozialistisch ist?!

Ehemaliger User 20130505
15.02.2007, 08:54
@chris: schau dir bitte die situation der niedergelassenen in GB oder skandinavien an, und dann sage mir was daran sozialistisch ist?!Soweit ich weiß, gibt es in Schweden und Großbritannien so gut wie keine Ärzte, die mit unseren Niedergelassenen vergleichbar sind.

In Schweden arbeiten die meisten (so gut wie alle?) in der ambulanten Patientenversorgung tätigen Ärzte als Angestellte in den Vardcentralen der Landstings (vergleichbar mit einem vom Land oder der Kommune betriebenen MVZ :-D) und in GB sind die Hausärzte Angestellte des NHS. Über ambulant tätige Ärzte in GB kann ja vielleicht Sackbauer etwas berichten. ;-)

Doktor_No
15.02.2007, 09:12
http://www.bdi.de/bdi/content/020/010/060112.jsp;jsessionid=9B847258EDCD48067F15787FE511 BF04

lies das erstmal bsws.
ich hab keine lust auf diese realitätsferne diskussion, mach dein studium und schau dir das alles als teil des komplexes mal an, denn das vermittelt die weder famulatur noch PJ, das studium schon gar nicht. herr lauterbach sucht vielleicht noch praktikanten?!

Ehemaliger User 20130505
15.02.2007, 09:16
herr lauterbach sucht vielleicht noch praktikanten?!Gute Idee ;-)

Ehemaliger User 20130505
15.02.2007, 09:51
@chris: schau dir bitte die situation der niedergelassenen in GB oder skandinavien an, und dann sage mir was daran sozialistisch ist?!

Niedergelassene, die mit unseren Vertragsärzten vergleichbar wären, gibt es in GB und Schweden (über andere skand.Länder weiß ich wenig) meines Wissens nicht, aber vielleicht können die GB- Und Skandinavienkenner etwas dazu sagen?

Soweit ich weiß, arbeiten die meisten deutschen Ärzte, die nach GB oder Schweden ausgewandert sind, dort nicht als Freiberufler in Privatpraxen, sondern als Angestellte des Staats. Bei uns würde das einer Tätigkeit im öffentlichen Dienst entsprechen, so wie ich es in dem anderen Thread vorgeschlagen hatte. Evil hat meinen Vorschlag dort als sozialistisch bezeichnet ;-).

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Edit:
Sorry, aber ich finds einfach grotesk, wenn gegen eine angeblich von KBW-Ulla und Propeller-Kalle geplante Abschaffung der Freiberuflichkeit und Einführung einer Staatsmedizin protestiert und gleichzeitig mit dem Auswandern nach Schweden und England gedroht wird, wo die meisten (oder so gut wie alle) aus Deutschland zugewanderten Ärzte als Angestellte in staatlichen Einrichtungen arbeiten.:-))

Evil
15.02.2007, 17:13
Soweit ich weiß, arbeiten die meisten deutschen Ärzte, die nach GB oder Schweden ausgewandert sind, dort nicht als Freiberufler in Privatpraxen, sondern als Angestellte des Staats. Bei uns würde das einer Tätigkeit im öffentlichen Dienst entsprechen, so wie ich es in dem anderen Thread vorgeschlagen hatte. Evil hat meinen Vorschlag dort als sozialistisch bezeichnet ;-)
Das ist nicht der Punkt.
Du favorisierst ein System, in dem der Staat die Medizin vollständig kontrolliert und die ärztliche Handlungsfreiheit einschränkt.
Wer mich bezahlt, ist mir vollkommen egal, aber Einschränkungen der Therapiefreiheit durch Bürokraten ist für mich inakzeptabel. Abgesehen davon will ich nach Leistung bezahlt werden, und wenn das nicht der Fall ist, schraube ich meine Leistung halt herunter... soweit die Patienten dadurch nicht zu kurz kommen.

Btw: in Skandinavien wie auch UK gibt es kaum niedergelassene Fachärzte, das Hausarztsystem ist da nicht sooo viel anders.

Ehemaliger User 20130505
15.02.2007, 17:34
http://www.derwestallgaeuer.de/news.php?id=3282

Hier ist ein Interview mit einem Allgemeinmediziner, der seine Hausarztpraxis in D aufgegeben hat, nach Schweden ausgewandert ist und dort als Angestellter in einer Vardcentral arbeitet. Dass man eine Vardcentral in Lappland nicht mit einer Praxis in D vergleichen kann,ist klar. Aber warum sollte man nicht auch bei uns Ärzten die Möglichkeit bieten, als Angestellte zu ähnlichen Bedingungen wie in Schweden zu arbeiten?

Evil
15.02.2007, 17:40
Du verstehst es immer noch nicht, oder?
In Schweden ist der Staat zwar der Arbeitgeber, trotzdem hat der Arzt die Entscheidungsfreiheit bei der Therapie, und genau das geht bei Deinem Modell verloren.

Arbeite mal eine Zeitlang in unserem System und lern es kennen, dann dikutieren wir weiter.