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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Musik für Neu- und Frühgeborene



Pünktchen
24.02.2007, 13:14
Moin :-)

Kennt sich jemand ein wenig damit aus?

Also mir geht es nicht direkt um die Musikauswahl an sich, sondern wie kann man dies durch führen...Kopfhörer? welcher Lautstärkepegel? wie lange wie oft?

Kennt jemand Stationen auf denen Musik den Früh- oder Neugeborenen "angeboten" wird? Wie wird das praktisch durchgeführt?


Gruss
Pünktchen

PS im Internet findet man viele Dinge, aber nichts Praktisches dabei...
http://www.3sat.de/nano/cstuecke/27609/index.html

evi
25.02.2007, 19:39
Hallo,

möchtest du etwas Spezielles damit bezwecken? Kind beruhigen, Intelligenz fördern, ... ?

Also meiner Meinung nach braucht das nicht "durchgeführt" werden (das klingt nach einem klinischen Versuch). Ich würde da nicht mit Kopfhörern hantieren, sondern einfach die Musik abspielen und schauen wie das Baby reagiert. Die Situation sollte nicht ungewohnt wirken, nur so bleibt der natürliche Zugang zur Musik erhalten. Das Kind soll Freude daran haben, fixe Regeln (Länge, etc.) halte ich für unangebracht.. das ist doch individuell. :-meinung

gruss

Pünktchen
25.02.2007, 19:55
@evi
kennst du dich ein wenig damit aus?

Musik wirkt sich auf die Atmung und auf die Herzfrequenzen der Neugeborenen aus. Die Studien zeigten den Effekt mit klassischer Musik. So genannte Womb-Sounds imitieren die Geräusche, die ein Fetus im Mutterleib wahrnimmt, und imitieren bei Frühgeborenen die UterusUmgebung im Inkubator weiter.

Einige Neugeborenenstationen arbeiten damit auch.

Diese Effekte möchte ich den kleinen auch zukommen lassen. Vielleicht hast du schon mal so kleine Kuscheltiere mit integrierten Abspielgeräten gesehen, die den mütterlichen Herzschlag abspielen (hört sich wie im echo an). Die Kinder sind ruhiger und schlafen besser ein.

Es ist wichtig zu wissen, wie man praktisch vorgeht, da man bestimmte Lärmpegel nicht überschreiten sollte und man sollte die Kinder auch nicht den ganzen tag beschallen, da dies für die kleinen dann auch Stress bedeutet.



http://www.fruehchenmusik.de/
http://www.musikmagieundmedizin.com/standard_seiten/wombsounds.html

Flauta
25.02.2007, 22:10
Hallo,

ich habe musikthera. Lit. zum Thema (war mein Thema im Bereich psych. Musikwiss. in meinem 1. Stex Lehramt).
Wenn ich morgen Zeit habe und die Umzugskartons finde, wo die jetzt drin sind, schaue ich nach (ist es eilig)
Aber da gibts was!!

evi
26.02.2007, 11:12
@Pünktchen

ich hab schon von Womb-Sounds gehört aber ich hab mich bei meiner Antwort nicht darauf bezogen, sondern mehr auf normale Musik. (Hab den 3sat-Artikel erst jetzt gesehen.. sorry!)

Klassische Musik (ich glaube insbesondere ein Bach-Stück) soll die Intelligenz fördern (auch schon im Mutterleib) und generell empfindet das Kind die Musik, die seine Mutter mag und auch während der Schwangerschaft gehört hat, als beruhigend, weil es vertraute Töne sind. Ich hab mich auch eher auf Babys bezogen, die nicht (mehr) im Inkubator sind.

gruss evi

Dr. Jekyll
26.02.2007, 16:59
hab gelesen, dass das kind im mutterleib die musik nicht hört,
oder nicht richtig und wenn es was hört, soll das keinen efekt haben.

weiß aber nicht obs stimmt. war aber ne seriöse quelle

Eilika
26.02.2007, 17:02
Jetzt kommt was total persönliches gänzlich ohne seriöse Quelle:
Ich bin mir sicher, dass die Frühchen die Musik zumindest mitbekommen... ob das jetzt einen positiven oder negativen Effekt hat, lass ich mal dahingestellt... aber mein Bruder hat noch Jahre später angefangen zu weinen, wenn er die Melodie von der Spieluhr gehört hat, die er mit im Inkubator hatte.

Flauta
26.02.2007, 17:52
Also, da gibt es sehr viel Material....

Laut BRezinka (1997) gibt es Musiker die angegeben haben, dass sie bestimmte Werke nie haben üben müssen, weil sie von der Mutter während der Schwangerschaft gespielt wurden.

Können sich Babys im Mutterleib unterschiedliche Töne merken?
Laut Heteren (2000) wurde in einer Habituierungsstudie folgendes festgestellt:Föten haben ein Kurzzeitgedächtnis, das mind. 10 Minuten hält und ein Langzeitgedächtnis mit Dauer von einem Tag wo man deutlich erkennen kann, dass die Föten die vorgespielten Tonfolgen wiedererkennen konnten. (genaueres gerne per pn)
Feijoo 1981: klassische Konditionierung beim Ungeborenen mit Hilfe von Musik: Peter und der WOlf von Prokofiev.
Im 7. und 8. Monat wurde den Müttern mehrmals pro WOche das Thema des Wolfes (Fagott) vorgespielt. Die Mütter sollten sich hierbei tief entspannen.
Durch diese Entspannung haben die Föten mehr Bewegungsfreiheit.
Das Thema wurde dann wieder in der 37. Woche vorgespielt: die Babys, die vorher schon das Fagott-Thema gehört hatten, reagierten sofort, die anderen Babys der Kontrollgruppe nicht.
Spielte man das Thema rückwärts ab, kam keine Reaktion.


Hören/erkennen nach der Geburt:
wenn man den Babys den HErzschlag der Mutter vorspielt, schreien die Babys weniger und verlieren postnatal weniger GEwicht, siehe Murooka et al. 1976). Babys bevorzugen auch den Sound des "echten Herzschlages der Mutter" einer Imitation durch eine chinesische Trommel "Kurihara 1996)

ok, mal fürs erste, wird sonst zulang....

Flauta
26.02.2007, 18:04
Ein Experiment hat gezeigt, dass Babys Texte nach der Geburt wiedererkennen können: (De Casper, Spence in 1986). Die Mütter lasen postnatal den Babys Texte vor. Ein Text ist auch schon pränatal vorgelesen worden, die anderen nicht. Die Babys erkannten den bekannten Text im Gegensatz zu den fremden ganz deutlich.

Laut Fifer und Moon 1989 bevorzugen die Babys die Stimme der Mutter, wenn sie durch elekrtische MEthoden so verstellt werden, wie sie im Mutterbauch geklungen hat der natürlichen Mutterstimme.


Eine Studie befasste sich mit dem Erkennen einer Titelmeldodie einer US-Soap.
Mütter sahen sich diese Serie pränatal regelmässig an. Entspanntes Zurücklehnen im TV-Sessel.... postnatal hatte das Vorspielen genau dieser Titelmelodie einen entspannenden Effekt auf die Babys, deren Mütter die Serie angeschauthatten, nicht jedoch der Babys der Kontrollgruppe.


Laut Sohmer e a. 1994 sinkt bei der Geburt die Hörschwelle um ganze 20 dB ab. Trotzdem hören Säuglinge weniger gut als ab dem Alter von 2 Jahren (Schneider& Trehub 1985).

(orientiert an Spitzer: Musik im Kopf, seeeeehr interessantes Buch!!!!!)


Ab dem Alter von 3 Monaten singt/lallt das Kind in seiner Muttersprache, d.h. man erkennt die Sprachmelodie resp. unterscheidet eine unterschiedliche Sprachmelodik je nachdem ob es ein dt, franz. oder russisches Baby ist. (laut Boysson-Bardies 1986)

es gibt noch viel, viel mehr...

Muriel
26.02.2007, 18:08
Weiter,weiter, weiter, das ist total spannend :-)

Flauta
26.02.2007, 18:47
Akustische Stimulation in der Schwangerschaft ist sehr wichtig:
wie bei der Entwicklung der Sehfähigkeit gibt es auch fürs Hören eine "kritische Phase". Diese ist im Gegensatz zum Sehsystem aber bereits viel eher abgeschlossen, wann genau steht bei Spitzer nicht. Im Gegensatz zur Sehfähigkeit im Mutterleib kann akustische Stimulation sehr wohl stattfinden und um somit bis zum Ende der kritischen Periode ein Maximum an Stimulationsinfos zu vermitteln ist somit akustisches Stimulieren durch Singen, reden etc sehr hilfreich (laut Moore 1985)

Fernald 1985, 1991 zeigte, dass effektiv ein höheres Sprechen in Babysprache (also Stimme anheben und genau das machen, was allgemein als übertrieben abgetan wird ("ja wo iiiist den das Babys? uiuiuiuiui uiiiiiiiiiiiiii) von den Babys als wohltuend und äusserst willkommen angesehen wird.Besonders amerikanische Mütter tendieren hierzu. Wieso das so ist, darüber kann man nur spekulieren (angenehmerer Klang, erleichtert die Aufmerksamkeit....).

Erkennen von melodisc hen Strukturen:

Eine Tonfolge mit 6 Elementen, wobei die 3 ersten und 3 letzten die gleichen waren, so z.B. AAAZZZ Die gruppen haben unterschiedliche Klangfarbe und Tonhöhe.
Das Studienziel bestand darin herauszufinden, ob Säuglinge bereits fähig sind, ein Motiv, also eine Gruppe von 3 Tönen zu erkennen oder doch nur einzelne akustische Signale wahrnehmen können.
Den Babys wurden folgende 2 Varianten vorgespielt: AAA ZZZ und: AAAZ ZZ
Die Babys reagierten wirklich unangenehm bei Stimulus Nummer 2 während Stimulus A als angenehm und "richtig" empfunden wurde

ähnliche eine Rhythmus-Studie: den Babys spielte man folgende rhythmische STruktur vor: XX X in verschiedenen Tonhöhen. GEgenstimulus war X XX
Die STruktur 1 wurde wieder gelernt und die Kinder unterschieden sie unabhängig der Tonhöhe von Struktur 2. ¨Hnliche Ergebnisse mit den Stimuli: X XXX und XXX X

Trehub& Trainor fanden 1993 heraus, dass Säuglinge schon auf Sprechpausen reagieren, je nachdem ob diese "richtig" oder "falsch" gesetzt werden: Je nachdem ob die Pausen am Satzende oder nach Kommas kamen oder mitten in einem Satzteilgefüge waren reagierten die Säuglinge eindeutig und bevorzugten die "richtigen" Pausen.
(das Erkennen von Rhythmen funktionierte übrigens auch bei Vögel wie Staren und Tauben.....also nicht mensch-spezifisch)

Bille11
26.02.2007, 18:54
ich hoffe, sohmer hat berücksichtigt, dass die hörschwelle in einem leitenden medium flüssigkeit (hier fruchtwasser) eine andere ist als in einem leitenden medium luft.

(wenn ich schwimmen geh (mit 80-90dB verlust der hörschwelle) muss man auch nicht mehr sooo schreien, wenn ichs HÖREN soll was man mir sagt)

dementsprechend relativiert sich der hörverlust um die 20dB bei geburt durch änderung des leitenden mediums..

und die hörentwicklung des kindes entwickelt sich ab der 24.ssw --> 2. lj durch synapsenverschaltung &tcpp progredient, d.h. ein neugeborenes hört ca. "60dB schlechter" als ein 2jähriges oder ein erwachsener..

Flauta
26.02.2007, 19:04
Kinder werden sehr schnell in ihr kulturell vorherschendes Tonsystem "eingebürgert".
Die Kontur kennzeichnet eine Melodie, d.h. beim 1. Hören merken wir uns wo es "hoch und runter" geht, aber nicht die genauen Intervalle. Spielt man die Melodie in einer anderen Tonart, dann erkennen wir sie auch als die gleiche Melodie.

Unsere Tonkultur ist ja vom Dur-Moll-System gekennzeichnet, als BAsis der 3 Klang. Die Studie Krumhansl 1990 wollte herausfinden, ob bereits 9-Monate alte Säuglinge fähig sind, diese Freiklänge wahrzunehmen, Gewählt wurden Dur-3Klänge mehrerer Tonarten: z.B: C-E-G-E-C, also 1-3-5-3-1. Als 2. Stimulus wurde ein TOnarten-fremder Klang verwendet: 2 grosse Terzen, z.B. C-E-Gis
Wieder wurden Kopfbewegungen als Reaktiongemessen: säugling liet auf einer Matte 45Grad von der Schallquelle, es muss somit den Kopf zur Quelle drehen.
Genau wie die Erwachsenen reagierten die Kinder unangenehm auf den "falschen" Dreiklang. Zu den Dur-3Klängen wandten sie sich nicht, sie wurden als angenehm und "normal" empfunden.
Zudem: Wenn man im Quintenzirkel verwandte Akkord-Folgen spielte, also zuerst C-Dur, dann 1 Stufe abwärts F-Dur. Die Reaktionen zwischen TErz-erz Akkord und Dreiklang differnzierte sich deutlicher zwischen Quintenzirkel-verwandten Tonarten als zwischen sehr entfernten Tonarten. Somit sind schon Babys empfindlich für diese Tonartenverwandschaft und nehmen die Quintverwandschaft intuitiv wahr (noch ein Grund mehr, die Dodekaphonie nicht zu mögen.....)

32-monatige Kinder können Dissonanz von Konsonanz deutlich unterscheiden: 2 Phrasen, 2-stimmig, die eine Version im ABstand einer konstanten kleiner Terz (also Unterstimme kl. Terz tiefer) und Nummer 2 im Abstand einer kleinen Sekunde (aaaarghhhh). Wieder die 45-Grad-Kopfdreh-Methode. Die Knder interessieren sich deutlich mehr für die konsonante Musik und waren ruhiger und weinten weniger bei den konsonaten Folgen. Da die dissonante Melodie NEuland für die Kinder war, nahm man vorher eher an, dass sie sich erstaunt zur dissonten Version hindrehen würden.
Die Studie wurde nach Kagan und Zentner 1996,98 in 1999 von Trainor und Heinmüller mit Säuglingen wiederholt.
JE mehr Vorerfahrung die Babys in der Schwangerschaft mit Musik hatten, umso differenzierter nahmen die Babys die Unterschiede zwischen Konsonant-Dissonanz und einzelnen Intervallen wahr.

Flauta
26.02.2007, 19:15
Schellenberg&Trainor 1996 und Schellenberg&Trehub 1996 testeten mit 7 monatigen Babys, ob sie 2 Sätze einer Mozart-Sonate nach 2 Wochen regelmässigem Hören und anschliessend 2 Wochen Pause ohne Hören unter anderen klassischen Werken (auch anderen Mozart-Sonaten) problemlos wiedererkannt haben.

Eine weitere interessante Studie:
man verwendet eine Melodie, bei der man einen Ton auf zwei Methoden verändert:
1) man verwendet einen tonartfremde Ton (z.B. eine Melodie in G-Dur, eine 1. Stufe eine Note h, die zu einem cis oder f wird)
2) man verwendet einen anderen harmonie-eigenen Ton( z.B. 1 Stufe G-Dur, aus dem h wird ein hohes g, oder aus dem g ein d....).

Junge Erwachsene und Säuglinge machten das gleiche Experiment: die "richtige" Melodie und die Variantenb wurden vorgestellt.
Die jungen Erwachsenen hörten deutlich den falschen Ton der Variante 1 (tonarten fremder Ton) aber nicht den "falschen" harmonieunfremden Ton der Variante 2, für sie war die Melodie "gleich" und richtig.
Test bei den Säuglingen: Überraschung: die Säuglinge merken beide VEränderungen gleich oft.
Hören die Säuglinge "Besser"?
Die Lösung scheint die zu sein, dass die Erwachsenen viel stärker ins Dur-Moll-System integriert sind und Variante 2 als auch Dur-Tonal und somit "wohlklingend" während die Säuglinge einzelne Intervalle wahrnehmen und nicht ausschliesslich Dur-moll-geprägt die korrekte Tonart wahrnehmen. interessant!

Flauta
26.02.2007, 19:24
und wieder Mozart.

Säuglinge können erkennen, ob man bei einer Mozart-Sonate die Takte in richtiger oder falscher Reihenfolge spielt (die richtige VErsion wurde vorher vorgespielt).

Zum Mozart-Effekt kann ich auch was sagen, muss das aber nochmals durchlesen...
nur soviel: er ist durch Studien widerlegt worden.
Dass es einen positiven Effekt gibt, ist unumstritten, aber er liess sich seltsamerweise auch bei Musik Britney-Spears und anderer "moderner" und "klassischer" Komponisten nachweisen, bei anderen klassischen und modernen Komp/oder Sängern jedoch nicht...interessant....liegt es an klarer Melodierführung, einfachen HArmonik, einfach nachvollziehbaren Phrasierungen???

Schimmelschaf
26.02.2007, 19:44
Mal so rein theoretisch.. Möchte euch nicht den SPass verderben, aber ist das Abschreiben nicht ein Verstoss gegen das Copyright?

Feuerblick
26.02.2007, 20:39
Wer schreibt hier was wortwörtlich ab?
:-lesen

Hoppla-Daisy
26.02.2007, 20:45
Lenchen liebte auch Mozart und Bach :-) .... da war es im Bauch ganz ruhig

Feuerblick
26.02.2007, 20:52
Lenchen liebte auch Mozart und Bach :-) .... da war es im Bauch ganz ruhigDa hätte mein Kind ja keine Chance drauf - sowas höre ich alle Schaltjahre mal. Das müsste mit A-capella, Meat Loaf und ABBA leben lernen... ich glaub, es ist gut, dass ich keine Kinder mehr haben werde...;-)

Schimmelschaf
26.02.2007, 21:12
Mozart Allegro molto aus Symphonie No.40 g-Moll KV 550 :-love Klassik is schön, v.a. Geige, aber egal.

Dachte nur, dass Flauta die Texte aus dem Buch abschreibt. Habs ja nicht bös gemeint...