PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : An alle Neurologen hier



erbserl
24.02.2007, 14:34
Hi Leute,

bin seit längerer Zeit internistisch unterwegs, jetzt bietet sich mir die Möglichkeit, in die Neurologie umzusteigen (besser gesagt, meine neurolog. Kolllegen animieren mich sehr energisch dazu, bei Ihnen einzusteigen) Nach dem Studium hab ich zwischen Neuro und Innere (bes. Pulmo) geschwankt, hab dann Innere genommen, besser gesagt, es hat sich so ergeben.

Jetzt wollte ich mal die Neurologen unter euch fragen, wie seid ihr generell mit eurem Job zufrieden? Bisher hab ich Neurologen insgesamt als sehr kultivierte, ruhige und allgemein überaus gebildete Menschen erlebt.

Ich mein, es wäre schon irgendwo ein licht am Horizont, endlich mal die ganzen durchfälligen, kotzenden, dyspnoischen Leute, diabetischen Füße oder kolorektale Karzinome hinter mir zu lassen, andererseits hat die Innere aber auch ihre Reize. Und status epilepticus, meningitis oder progressive bulbärparalyse im dienst zu bekommen ist vermutlich aus nicht so lustig, hmm?

Wie schaut es bei euch aus mit Diensten, Arbeitsbelastung, Frustfaktor etc. aus?

Servus und danke für jede Meldung

Tombow
24.02.2007, 14:54
Wie schaut es bei euch aus mit Diensten, Arbeitsbelastung, Frustfaktor etc. aus?
Hatte das (Un)glück, eine suboptimale Stelle annehmen zu müssen. Dienste 5-6/Monat, manchmal kann es aber die Härte sein. Bisher so erlebt, daß die meisten Dienste entweder durcharbeiten von 3 Uhr nachmittags bis irgendwann um neun-halb zehn abends und dann ruhig waren (kleinere Sachen ausgenommen) oder aber es war nicht soviel am abend los, dafür aber wurde man mitten in der Nacht für eine Aufnahme aus dem Schlaf gerissen. Durchschnitt 3 Aufnahmen/Nachtdienst, 4-6 Aufnahmen/Wochenenddienst (24 Stunden). Kommt aber auch auf die Klinik an, habe subjektiv das Gefühl, bei mir sind die Dienste um einiges belastender als bei manchen Kollegen, die anderswo ne Stelle haben. Arbeitsbelastung hoch - wie gesagt, Klinik nicht so optimal, Verwaltung drückt von oben, Oberärzte (momentan noch kein neuer Chef da) fügen sich dem, also wird Marsch geblasen, Liegedauer zu verkürzen und so. Hauptfrustfaktor darin sind aber meistens die fachfremden Untersuchungen (LZ-EKG, TTE/TEE, LZ-RR, etc.), die in dieser kurzen Zeit laufen müssen. Da spielt die Innere nicht an jedem Haus gut mit. Ein aufmüpfiges oder grenzwertig malignes Pflegeteam kann einem gerade in so einem pflegeintensiven Fach wie Neuro zusätzlich den Frustfaktor um ein Paar Ordnungen erhöhen. Nicht daß man die Problematik nicht auch anderswo hätte, aber bei dem Pflegeaufwand in der Neuro fällt es deutlich mehr ins Gewicht als zB in der Kardio oder in der Gastro.


Ich mein, es wäre schon irgendwo ein licht am Horizont, endlich mal die ganzen durchfälligen, kotzenden, dyspnoischen Leute, diabetischen Füße oder kolorektale Karzinome hinter mir zu lassen, andererseits hat die Innere aber auch ihre Reize.
Dann ist Neuro für dich genau richtig. Was schön ist, in dem Fach wird es selbst bei Routinefällen selten langweilig. Und auch internistisch gibt es genug zu tun, aber gleichzeitig bekommt man selten die volle Breitseite, wie von Dir beschrieben. Und selbst es solche Patienten sind, die primär neurologisch geführt werden, wenn man sich mit den Kollegen aus den anderen Fächern gut versteht, läßt sich auch gut eine interdisziplinäre Betreuung organisieren. Was die wirklich verworrenen Fälle im Dienst betrifft - wieder ist eine interdisziplinäre Arbeit hier das A und O. So läßt sich manche neurologisch-internistische Fundgrube im Dienst schnell ausschöpfen (und wird oft auch nachher eher internistisch als neurologisch).

Die generelle Frustseite der Neuro dürftest Du auch schon kennen - der Fach ist zwar vielfältig, die Diagnostik kann manchmal echt spannend sein, aber wenn es um Therapie geht, läuft man oft gegen ne Wand. Und das erfordert schon einiges an Kondition, um damit umzugehen. Und so mancher Patient, der fachlich schon eine Herausforderung ist, kann einem den letzten Nerv rauben, wenn es darum geht, den einigermaßen stabil auf Station zu führen. Da läßt die Motivation auch sehr schnell nach.

Last but not least - schau' Dir die Klinik gut an, in der Du anfangen willst. Wie immer, manche Läden sind die reinsten Knochenmühlen, und selbst bei Interesse und Spaß an dem Fach wirst Du da spätestens nach dem zweiten Monat nullkommanull Bock mehr auf Neuro haben. Was schade wäre.

Relaxometrie
11.03.2023, 13:26
Ich habe mal diesen Thread ausgebuddelt :-oopss
Entweder habe ich einen Neurologen-Thread übersehen, oder es gibt noch keinen. Wollte nicht extra einen neuen eröffnen. Aber dieser Thread hier ist schon echt alt und grau :-))

Zwei Fälle im Bekanntenkreis, die mir in letzter Zeit erzählt worden sind (einmal V.a. psychogene Anfälle, einmal V.a. psychogene Synkopen), haben mich über die Fahrtauglichkeit solcher Personen nachdenken lassen. Was sagen die mit solchen Fällen erfahrenen Kollegen zur Fahrtauglichkeit bei diesen Krankheitsbildern?
Sind sich die betroffenen Personen im Unterbewusstsein irgendwie der Gefahren bewusst, die entstehen können, wenn sie z.B. als Fahrer eines Kraftfahrzeugs einen Anfall/ eine Synkope bekommen? Oder müssten diese Patienten, analog zu den Empfehlungen, die man bei einer Epilepsie ausspricht, die gleichen Empfehlungen bekommen: keine aktive Teilnahme am Straßenverkehr/ keine Arbeit in großer Höhe/ nicht alleine baden u.s.w.?

Nefazodon
11.03.2023, 13:42
Bei Synkopen hängt die Frage der Fahrtauglichkeit stark von der Ursache ab. Bei erstmaligen kardialen Synkopen ist ein Fahrverbot von 3 Monaten erforderlich.

Bei einer gesicherten Reflexsynkope nach bekanntem Auslöser (z.B. Anblick von Blut) würde ich persönlich kein Fahrverbot aussprechen. Der Reiz ist ja klar definiert. Meintest Du sowas mit einer psychogenen Synkope?

Bei "echten" psychogenen Anfällen kommt es sehr auf die Häufigkeit und Ausgestaltung der Anfälle an.
Wenn diese Anfälle immer nur in bestimmten Situationen auftreten, würde ich ebenfalls kein Fahrverbot aussprechen.
Ergibt die Anamnese aber, dass die Anfälle vollkommen unvorhersehbar auftreten oder schonmal in potenziell gefährlichen Situationen aufgetreten sind, oder sehr häufig vorkommen, würde ich immer ein Fahrverbot und ggf. Tätigkeitsverbot (s.o.) aussprechen.
Es hängt also, wie so oft, von der konkreten Situation ab.

Das ist meine persönliche Meinung und stellt keinen konkreten auf den Einzelfall bezogenen medizinischen Rat dar. Angaben ohne Gewähr für Richtigkeit. Im Zweifel sollte bei Anfällen bzw. psychogenen Anfällen ein erfahrener Epileptologe und/oder Psychiater zu Rate gezogen werden.

Relaxometrie
11.03.2023, 17:11
Deine Herangehensweise an das Fahrverbot klingt logisch, Nefazodon.
Soweit ich das verstanden habe, gibt es keinen klar benennbaren Auslöser für die psychogenen Synkopen. Da müsste nochmal nachfragen, wie genau eine solche Synkope denn aussieht.

davo
11.03.2023, 17:27
Panikattacken sind in dieser Hinsicht auch interessant...