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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Therapie bei Herzinfarkt



Eva255
25.02.2007, 00:12
Hi!

Diesmal haben wir eine Patientin mit Herzinfarkt. Folgender Entwurf liegt vor:


Die Patientin (Marja Tschelitschew aus Gomel / Ukraine, 8 J.) wird mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert, im Rettungswagen wurde bereits mit der Lysetherapie begonnen.

Der Arzt, der die Patientin entgegennimmt, fährt mit der Therapie fort und verlegt die Patientin zur Überwachung auf die Intensivstation.

Kurze Zeit später kommt es bei der Patientin zu Kammerflimmern, eine Defibrillation hilft jedoch.

Der behandelnde Arzt beschließt, der Patientin einen Herzkatheter legen zu lassen.


Kommt das so hin?
Wenn nein: was muss noch geändert werden?

LG,
Eva


Ach ja, und noch eine Frage:

Wie ist das eigentlich mit der Bezahlung von solchen Fällen? Marjas Mutter hat einen Deutschen geheiratet, ist sie da automatisch mitversichert? Und wenn nicht, gibt es irgendwie einen Fond oder so, aus dem solche Behandlungen bezahlt werden?
Man kann die Patientin ja wohl schließlich nicht sterben lassen!

Sebastian1
25.02.2007, 00:18
Ich dachte ja erst, mich verlesen zu haben bzw habe an einen Tippfehler geglaubt, bis ich das von der Mutter gesehen habe. Soll die Patientin mit Herzinfarkt wirklich ein 8jähriges Kind sein??? Wenn ja, das habe ich in meinem Leben bisher genau einmal gesehen, und das war aufgrund eine superextremst-seltenen Gerinnungsstörung. Das ist sowas von unrealistisch...

...ansonsten, bei Erwachsenen: Lyse präklinisch kann man machen, wenn kein krankenhaus mit Kathetermessplatz (sprich: Möglichkeit zur PTCA) in zeitlich reichbarer Nähe ist. In städt. Umgebungen mittlerweile gottlob nicht mehr der Fall. Also keine präklinische Lyse sondern Heparin, Aspisoll und Morphin i.v., ggfs. noch was zum Magenschutz wenn man gründlich sein will, mit Monitoring so schnell wie möglich in die Klinik.

Auch nach PTCA kommt es (oft direkt während des Eingriffs, aberf auch noch Stunden später) zu Reperfusionsarrhythmien, also auch in diesem Setting ist eine höhergradige Herzrhythmusstörung noch realistisch.

Was brauchst du genauer zum management bei einem Infarkt?

Eva255
25.02.2007, 04:22
Stimmt, ein Herzinfarkt bei einem Kind ist hier in Deutschland extrem selten.

Deshalb spielt die Herkunft der Kleinen auch noch mal eine große Rolle: die kleine Marja kommt aus Gomel in der Ukraine und ist erst vor drei Jahren nach Deutschland gekommen.
Die Kinder aus der Gegend von Gomel haben leider viel mit massiven gesundheitlichen Problemen, u.a. auch Herzinfarkten zu kämpfen (eine Bekannte hat mir gestern einige entsprechende Artikel zugespielt.) Man vermutet, dass es damit zusammenhängt, dass die Gegend um Gomel 1986 durch ein schweres Reaktorunglück (Tschernobyl) stark radioaktiv verstrahlt worden ist.

Die Schule, an der meine Bekannte arbeitet, bekommt regelmäßig "Gastkinder" aus der Gegend von Gomel, ich glaube, durch eine Schulpartnerschaft oder so.
Die "Tschernobyl-Kinder" werden dann für einige Zeit in eine Gastfamilie aufgenommen, um sich für mehrere Wochen in einem unverstrahlten Gebiet zu erholen. Da viele Familien (vermutlich die meisten) in Gomel auch sehr arm sind, werden die Kinder beim Abschied oft neu eingekleidet und mit allem Nötigen versorgt zu ihren Eltern zurückgeschickt.

Die Mutter des Kindes in unserer Story hatte nach Deutschland geheiratet, um ihrer Tochter ein Leben in einer unverstrahlten Umgebung und eine gute Schulbildung zu ermöglichen, der Mann meiner Bekannten meinte, das wäre ebenfalls plausibel.



Was brauchst du genauer zum management bei einem Infarkt?

Alles, was nach der Einlieferung ins Krankenhaus passiert, gerne auch eine oder zwei kleinere (nicht tödliche) Komplikationen und was der Arzt dagegen tut.

LG,
Eva

FataMorgana
25.02.2007, 08:27
Die Kinder aus der Gegend von Gomel haben leider viel mit massiven gesundheitlichen Problemen, u.a. auch Herzinfarkten zu kämpfen (eine Bekannte hat mir gestern einige entsprechende Artikel zugespielt.) Man vermutet, dass es damit zusammenhängt, dass die Gegend um Gomel 1986 durch ein schweres Reaktorunglück (Tschernobyl) stark radioaktiv verstrahlt worden ist.

Das mit den Herzinfarkten müsste man aber noch genauer prüfen. Erscheint mir auf den ersten Blick unplausibel. Bei Kindern kommen Herzinfarkte am ehesten noch im Rahmen eines Kawasaki-Syndroms vor. Dafür ist "Marja" aber wiederum tendenziell ein bisschen zu alt.

Leelaacoo
25.02.2007, 10:42
Ach ja, und noch eine Frage:

Wie ist das eigentlich mit der Bezahlung von solchen Fällen? Marjas Mutter hat einen Deutschen geheiratet, ist sie da automatisch mitversichert? Und wenn nicht, gibt es irgendwie einen Fond oder so, aus dem solche Behandlungen bezahlt werden?
Man kann die Patientin ja wohl schließlich nicht sterben lassen!

Wenn die Mutter mit einem Deutschen verheiratet ist und dieser einer GKV angehört, müßte sie in der Familienversicherung mit drin sein. Selbst wenn sich da rechtliche Probleme auftun...die Behandlung wird trotzdem gemacht, ein Notfall ist schließlich ein Notfall und im schlimmsten Fall bleibt das KH auf den Kosten sitzen...oder das Sozialamt muß einspringen...genauere Kenntnisse hinsichtlich dieses Procederes habe ich aber nicht. Wir hatten mal einen Patienten, der 3 Monate bei uns lag, weil keine Krankenversicherung vorhanden war und der eigentlich in ein Heim sollte...und das mit der Kostenübernahme hat eben gedauert (über den Unsinn eines so langen stationären Aufenthaltes, der viel teurer ist, als die Heimunterbringung hat man sich bei den Ämtern wohl keine Gedanken gemacht).

LG Lee

Eva255
25.02.2007, 11:07
Hi!

Ich hab jetzt noch mal nachgegooglet. Anscheinend ist das wirklich so, dass die Kinder in der Gegend rund um Tschernobyl unter anderem auch gehäuft an Herzrhytmusstörungen und Herz-Kreislauferkrankungen leiden. Marjas Fall liegt also wohl tatsächlich im Bereich des Möglichen.

LG,
Eva