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stranamore
25.02.2007, 21:15
Hallo,
mal ne Frage zum Thema Arbeitszeiten:
Hab vor nem halben Jahr angefangen zu arbeiten (Innere - Uniklinik).
Arbeite jeden Tag ca. 11 Stunden, zusätzlich jedes 2. WE Sa+So jeweils ca. 4 Stunden. Nacht/Bereitschaftsdienste gibt es keine.
Es ist den ganzen Tag Stress pur, komme seit Wochen auch nicht mehr zum Briefe schreiben, die Akten Türmen sich zu dolomitenartigen Gebirgen im Arztzimmer.
Macht insgesmat so 60 Stunden/Woche, im Januar warens zB. 240 h
Außerdem bin ich allein auf einer Station mit 13 teils ziemlich kranken Patienten, einmal am Tag (so mittlere bis später Nachmittag) kommt mein OA zur Kurvenvisite, trotzdem trage ich den Tag über mit meinen 6 Monaten Berufserfahrung die Verantwortung.
Krank werden ist eigentlich nicht drin, denn wer soll sonst die Station machen?
Die Überstunden wurden bis jetzt zwar registriert aber nicht bezahlt, offiziell besteht die Möglichkeit irgendwann einmal Freizeitausgleich zu nehmen, de facto geht das aber offenbar nur, wenn wenn man kündigt und alle Überstunden am Schluss nimmt, also zB. 2 Monate früher geht...

Mein Frage an euch:

Sind diese Arbeitszeiten normal? - für Deutschland? - in der Inneren? - an einer Uniklinik?

Es kommt mir einfach sehr viel vor, die Lebensqualität sinkt enorm. Aber wer weiß. vielleicht bin ich ja ein Weichei, mich darüber zu wundern / zu jammern. Habe auch keinen Vergleich, nur daß cih den Eindruck habe, daß meine Freunde (teils auch an Unikliniken, aber nicht in der Inneren) nicht ganz so viel arbeiten.

Würde mich über eure Meinungen sehr freuen.

Gruß
Stranamore

Picknicker
25.02.2007, 23:50
Ich denke mal, das ist relativ normal. Aber daß du keine Nacht-/Bereitschaftsdienste hast ist abnormal...Ich war 6 Monate auf ner chir. Station, 40 Betten (meist voll belegt), auch viele relativ morbide Patienten, Arbeitszeit von 7.15-17.30Uhr, dazu ca. 5 Rufdienste (meist nix) und ca. 4 nachtdienste (auch relativ ruhig). Wenigstens wird bei uns die zeiterfassung elektronisch geregelt und zwecks Freizeitausgleich gab´s pro Monat ca eine Woche frei. Ich denke mal, ich hatte es dort relativ gut und Uniklinik ist einfach ne fiese Tortur. Geh doch an ein schönes kommunales Haus.

Feuerblick
26.02.2007, 07:42
Das ist (leider) wirklich ziemlich normal und aufgrund der fehlenden Nacht-/Bereitschaftsdienste fast noch paradiesisch - so schlimm das klingen mag.
Ich habe 8 Monate Chirurgie hinter mir mit ca. 11-12 Stunden an normalen Arbeitstagen, jedem 2. oder mit Glück 3. Wochenende Visitendienst (4 Stunden oder auch mal mehr) plus Rufdienste (umgerechnet pro Monat zwischen 5 und 8, in denen man auch meist in den OP gerufen wurde). Hausdiensten bin ich zum Glück durch Stellenwechsel gerade noch entkommen. Wären dann statt der Rufdienste 5-8 pro Monat gewesen. Freizeitausgleich gab es nicht, die anfallenden Überstunden wurden aber größtenteils ausgezahlt. Ach ja: Kleines kommunales Haus übrigens. Denen in der Inneren gings ähnlich...

Im Moment arbeite ich 10-11 Stunden am Tag, habe auf drei Monate verteilt 6 Nachtdienste, 2 Wochenenddienste und diverse Rufdienste. Sehr viel entspannter, aber halt auch keins der großen Fächer...

alley_cat75
26.02.2007, 08:20
Hallo Stranamore,

was Du schreibst, klingt leider sehr Uniklinik-like, wobei selbst Freunde von mir an kommunalen Kliniken so schuften müssen und der Chef sich weigert, den Überstundenzettel zu unterschreiben. Im 1. Jahr braucht man eben länger, das ist nun mal so. Kein Grund, jede Minute aufzuschreiben... Ich arbeite in einem konfessionellen Haus in Berlin. Nur FD + SD, Nachtdienst gibt es nicht. Für Wochenenddienste bekomme ich entsprechend die Woche über frei. Überstunden kann ich meist in der folgenden Woche problemlos abbummeln. Meine Arbeitszeit ist jedoch selten länger als von 7 - 16 Uhr (inkl. Mittagspause). An Deiner Stelle würde ich mir demnächst eine kleinere Klinik suchen. Mit Uniklinik-Erfahrung dürfte das sicher kein Problem für Dich werden.

Doktor_No
26.02.2007, 10:21
in meiner chirurgischen zeit hatte ich regelmässig die 100h/woche voll, mit 24ern und wochenenddiensten usw. überstunden wurden nicht dokumentiert.

jetzt hab ich regelarbeitszeiten von 7.15 bis 15.45, ab und zu spätdienst, der geht dann bis 19.30.
in der nachtdienstwoche von 19.30 bis 08.30, 7x am stück, dann eine woche frei. insgesamt deutlich blöder so: weniger kohle, man kennt die patienten kaum und dann ist man eine woche weg und kommt nicht an den tisch sondern hängt zuhause rum.

ich will wieder 24er (bei der personaldecke hier wird es bald auch wieder soweit sein)

alley_cat75
26.02.2007, 11:59
In meiner chirurgischen Zeit hatte ich regelmässig die 100h/Woche voll, mit 24ern und Wochenenddiensten usw. Überstunden wurden nicht dokumentiert.

Und die Chirurgen im Land wundern sich, dass sie keinen Nachwuchs finden. :-dagegen

Feuerblick
26.02.2007, 13:18
Und die Chirurgen im Land wundern sich, dass sie keinen Nachwuchs finden. :-dagegen Ganz deiner Meinung! Wegen solchen Leuten werden Streiks in diesem Land NIEMALS etwas bringen. Aber der No kennt meine Meinung dazu ja schon...:-???

Doktor_No
26.02.2007, 13:45
und du die meinige fire *küsschen* :-))

Relaxometrie
26.02.2007, 14:09
Und die Chirurgen im Land wundern sich, dass sie keinen Nachwuchs finden. :-dagegen
Wirklich erstaunlich, daß die Chirurgen Nachwuchsmangel haben. :-)) :-)) :-))
Mir hat das Fach im PJ sehr viel Spaß gemacht, aber die Arbeitsbedingungen für die Assistenten und die Selbstherrlichkeit des Chefs waren unerträglich.
Ich war einen Großteil des Tertials die einzige PJlerin in der Chirugie und habe oft von morgens bis abends im OP gestanden. Es waren immer für alle 3 chirurgischen OP-Säle PJler eingeteilt, und es war auch klar, daß man auf den 4 Stationen Blut abnimmt. Bis zum Ende meines PJs hat fast niemand begriffen, daß ich mich nicht teilen kann. Und wenn ich zwecks Kräfterationierung beim Hakenhalten mal locker gelassen habe, wenn der Chef gerade nicht im Situs gearbeitet hat (auf Material gewartet, Netz für Leistenhernie zugeschnitten o.Ä.), kamen noch saudoofe Kommentare, daß er sich das früher bei seinem Chef niemals hätte leisten dürfen, den Haken ohne Anweisung auch nur einen Millimeter zu verrutschen. Gleichzeitig hat er erzählt, daß möglicherweise bald eine Stelle frei wird, daß er aber noch keine einzige Bewerbung auf dem Tisch liegen hat. Und für die beiden kürzlich frei gewordenen Stellen hat man Ex-PJler überredet zu kommen, weil man sonst niemanden finden konnte. Zwei Oberärzte sind vor Kurzem gegangen, und im April wird eine Stelle frei, die ein Berufsanfänger bekommen hat, der sich als einziger beworben hat. Tolle Zustände.

Feuerblick
26.02.2007, 15:17
und du die meinige fire *küsschen* :-))*knuuuuuuuuutsch* :-notify

@Relax: Kenn ich, kenn ich. Ich war selbst mal so eine PJlerin und auch eine solche Berufsanfängerin. Für mein Leben haben mir die acht Monate Chirurgie zum einen gereicht und zum anderen viel an Erfahrung mitgegeben. In meinem momentanen Job bin ich nicht mehr ganz so leicht aus der Ruhe zu bringen wie vorher. Aber empfehlen würde ich es trotzdem niemandem.

Meuli
26.02.2007, 15:18
Das hier ist ein anständiges Forum!!!! :-))

Feuerblick
26.02.2007, 15:19
Das hier ist ein anständiges Forum!!!! :-))*lach* Meuli, lass mal, wir dürfen das! :-notify

Hoppla-Daisy
26.02.2007, 16:27
Meuli, dat is MEIN Satz :-))

alley_cat75
26.02.2007, 16:35
Für mein Leben haben mir die acht Monate Chirurgie ... gereicht ...

Grundsätzlich finde ich das bedauerlich. Mir hat Chirurgie im PJ auch extrem viel Spass gemacht, perspektivisch konnte ich mir das jedoch nicht vorstellen. Als PJlerin habe ich viel Stationsarbeit gemacht, hatte also Abwechslung, nicht nur OP. Wenn ich so zurück denke, war außer mir und noch einer PJlerin keiner auf Station - die waren alle immer den ganzen Tag schnippeln. :-dagegen

Evil
26.02.2007, 17:27
Ich bin ja auch mehr für 24h-Dienste, allerdings ist es an unserem mittelgroßen kirchlichen Haus so, daß man meist von 7:30 - 17 arbeitet und Überstunden bisher vergütet wurden... allerdings kommen auch wir über die 54h/Woche, so daß wir gerade ein wenig Konfrontation mit der Verwaltung fahren... die meisten meiner Kollegen haben schon ihr Wochenlimit erreicht, dementsprechend enthält der März-Dienstplan viele weiße Flecken.
Blöderweise wird Chef aber wahrscheinlich umfallen :-nix

Und auch nicht so ganz lustig finde ich, daß ich nach grandiosen 6 Wo Einarbeitungszeit Hausdienste schieben durfte... als einziger Chirurg im Haus auf dem Notfall... mit Gefäßchirurgie...

actin
26.02.2007, 17:52
Blöderweise wird Chef aber wahrscheinlich umfallen :-nix
Hauptsache: Ihr fallt nicht um.

medimädchen
26.02.2007, 19:35
Hab im Januar in der Inneren in meinem kleinen Haus unter privater Trägerschaft angefangen. Im Schnitt arbeite ich jeden Tag 10-11 Stunden. Überstunden werden nicht bezahlt. So jedes 3. WE gibt es Samstag und Sonntag 12 Stunden pro Tag...Nacht oder TAg....naja ich hoffe mal es wird sich noch ein wenig bessern, sind nämlich ein recht neu zusammen gewürfeltes team.

ANsonsten ist der Chef echt super an Weiterbildung interessiert....das ist ja schon mal was - nicht nur für Bürokram verheizt zu werden!!!

Werwolf
26.02.2007, 20:28
Und auch nicht so ganz lustig finde ich, daß ich nach grandiosen 6 Wo Einarbeitungszeit Hausdienste schieben durfte... als einziger Chirurg im Haus auf dem Notfall... mit Gefäßchirurgie...

Oooch, ´ne Amputation wirst Du doch hinkriegen, das ist ´ne Anfänger-OP. Und bei den Gefäßwracks blutet´s auch nicht doll. Die ganzen komplizierteren Eingriffe, für die man schon ein bißchen gefäßchirurgisch gearbeitet haben sollte, sind doch sowieso sinnlos. Hokuspokusfemorocruraler Bypass, 3x thrombektomiert, dann doch endgültig dicht und doch das Bein abgehackt. *läster* :-D

Werwolf, leidenschaftlicher Gefäßchirurgiehasser

Muriel
26.02.2007, 20:33
Werwolf, leidenschaftlicher Gefäßchirurgiehasser


das merkt man Dir aber gaaaaaaaaaaaaaaa nich an :-))

alley_cat75
27.02.2007, 09:46
Hokuspokus femorocruraler Bypass, 3x thrombektomiert, dann doch endgültig dicht und doch das Bein abgehackt.

Hi, hi, genauso isses in der Gefäßchirurgie. Dort würde selbst ich mir Hausdienste zutrauen. Ob man nun früher oder später amputiert - who cares. :-nix