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tascha
22.03.2007, 16:10
Hey,
ich bin im Moment ziemlich unglücklich. Ich studiere bereits im 5. Semester Medizin, bin aber schon seit einiger Zeit am Zweifeln, ob das wirklich die richtige Entscheidung war. Aber ich habe mir immer gesagt: Warte bis nach dem Physikum, vorher kannst du es eh nicht beurteilen...
Jetzt, nach meiner ersten Famulatur ist die Unsicherheit nicht weggegangen. Ich muss auch sagen, dass mich der Arbeitsalltag in der Klinik nicht gerade vor Begeisterung umgehauen hat. Ich weiß gar nicht mehr genau, warum ich eigentlich damit angefangen habe und sehe nur noch negative "Schlagzeilen" vor mir wie: schlechte Arbeitszeiten, viel Stress und viel Arbeit, unangemessene Bezahlung, keine Zeit für Familie. Das Risiko, eine eigene Praxis zu öffnen scheint ja auch immer größer zu werden und die Situation immer schlechter....und überall hört man, wenn man sich nicht 100%ig sicher ist, dann sollte man am besten gleich damit aufhören...
Deswegen überlege ich, mein Studium abzubrechen. Ich weiß allerdings nicht, ob ich den Beruf nur so negativ sehe, weil die Situation so schlecht ist oder weil ich den Beruf generell nicht mehr machen möchte...
Mein Problem ist weiterhin, dass ich keine richtige Alternative weiß...wüsste ich eine, mit der ich glücklich wäre, hätte ich wahrscheinlich schon lange aufgehört..
Aber nur weil ich keine Alternative weiß, kann ich doch nicht Medizin weitermachen und dann am Ende unglücklich im Job kaputt gehen...oder?

Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Medizin studieren wollte ich eigentlich seit ich 10 bin, daher habe ich mich nie großartig um andere Berufe gekümmert...Jetzt bin ich 22 und bereue das wie wahnsinnig. Und ich habe Angst, noch einmal die falsche Entscheidung zu treffen und dann mit 30 immer noch nichts zu haben.

Was würdet ihr tun? Habt ihr irgendwelche Gedanken, die mir weiterhelfen? Ich würde mich über jeden noch so kleinen Gedankenanstoß wahnsinnig freuen!
Vielen Dank schonmal,
Tascha

Nemesisthe2nd
22.03.2007, 16:20
wo steht denn geschrieben dass du als arzt unbedingt im krankenhaus oder in der praxis arbeiten musst.....

gibt ja auch noch viele andere sachen die du mit einem abgeschlossenen med-studium machen kannst... zB in die forschung gehen, zur krankenkasse (wenn dich deine komilitonen dann nicht wegen fahnenflucht erschießen) etc...

denn interessant findest du medizin doch schon, oder? wenn du nur überlegst abzubrechen weil die aussichten vielleicht schlecht sind, dir das thema aber grundsätzlich liegt würde ich weitermachen...

denn sooo toll siehts auf dem arbeitsmarkt in anderen bereichen auch nicht aus... da ist medizin doch schon relativ sicher...

tascha
22.03.2007, 16:35
erstmal danke für die Antwort
das ist es ja gerade..mein Interesse lässt in letzter Zeit stark zu wünschen übrig...warum ich eigentlich angefangen habe war ja auch der Grund, dass ich tatsächlich als Ärztin in praxis/Kh arbeiten wollte...
Forschung kann ich mir nicht vorstellen und nur um später mal im Gesundheitsamt zu sitzen...ich weiß nicht,ob ich dafür das Studium durchziehen möchte..das wäre für mich ne Notlösung gewesen.
Im Moment hab ich eigentlich keine Lust mehr, mein Interesse hält sich in Grenzen

Leisure Suit Alex
22.03.2007, 16:37
Wenn du keine Alternative hast, dann bringt es auch nichts abzubrechen und was anderes zu machen.

tascha
22.03.2007, 16:41
Aber wenn ich später nicht 100%ig dahinterstehe, dann ist es glaube ich als Ärztin schlimmer als in anderen Berufen. Wenn sogar Assistenzärzte, die gerne arbeiten über die Bedingungen meckern und unzufrieden sind...

Wenn ich sage, dass ich keine Alternative habe, dann heißt das: keine, die mich mehr überzeugt..über verschiedene Sachen habe ich schon nachgedacht..bin generell nicht so besonders entscheidungsfreudig..
Bin im Moment auf der Schiene: lieber nicht zufrieden in nem geregelten, familienfreundlichen Job weil Med. abgebrochen als unzufrieden in der Medizin, wo die Arbeit sogar schon zufriedenen total an die Substanz geht..

alley_cat75
22.03.2007, 16:45
Ich habe gerade ein Déjà Vu! Warum diskutiert ihr nicht bei uns mit? Ist lustig!

http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=36464

Leisure Suit Alex
22.03.2007, 16:51
Aber wenn ich später nicht 100%ig dahinterstehe, dann ist es glaube ich als Ärztin schlimmer als in anderen Berufen. Wenn sogar Assistenzärzte, die gerne arbeiten über die Bedingungen meckern und unzufrieden sind...

So schlimm sind die Bedingungen meiner Meinung nach nicht, sind halt nicht mehr wie vor 30 Jahren, auch die Zahnärzte verdienen nicht mehr ohne viel Mühe Millionen - normalerweise nicht mal mehr mit viel Mühe ;-)
Es wird nur oft übersehen, dass z.B. BWLer die mal was erreichen wollen, noch viel mehr arbeiten müssen als nen Assistenzarzt.
Der einzige Beruf bei dem man noch ein gutes Arbeits/Verdienstverhältnis hat ist halt Lehrer ;-)

alley_cat75
22.03.2007, 17:07
Heute muss so jeder Akademiker für sein Geld schuften und Überstunden schieben (außer vielleicht Lehrer, aber tauschen würde ich mit denen nicht). Viele geben es nur nicht zu. Mein Bruder ist Jurist und kommt abends nicht vor 21 Uhr nach Hause. Und der Porsche vor der Haustür ist in gaaanz weiter Entfernung...

joker29j
22.03.2007, 18:58
habe letztens gelesen,das mehr als 50% der mediziner in deutschland mittlerweile schon über 50 jahre alt sind,demnach müsste in zukunft ein ärztemangel herrschen,wenn das stimmt hast du eine gute zukunft vor dir

alley_cat75
22.03.2007, 19:02
:-sleppy

Roxi
22.03.2007, 20:58
Wollte nur sagen, das ich so einige unglückliche Ärzte kenne, die sich in den Arsch beißen, dass sie nicht füher die Notbremse gezogen haben...
Ich mein, wenn dir die Klinik nicht gefällt, solltest du dich vielleicht wirklich nach etwas anderem umsehen. Nimm vielleicht ein Urlaubssemester oder so.
Niemand wird denken, dass du gescheitert bist, schließlich hast du ja auch das Physikum...

Leisure Suit Alex
22.03.2007, 21:02
habe letztens gelesen,das mehr als 50% der mediziner in deutschland mittlerweile schon über 50 jahre alt sind,demnach müsste in zukunft ein ärztemangel herrschen,wenn das stimmt hast du eine gute zukunft vor dir

Aus Osteuropa können die Krankenhäuser tausende von Ärzten importieren, ich halte wie gesagt nicht viel von dem, was in der Presse steht.
Ist alles eine Frage der Politik und die hat man nicht im Griff.
Wenn einem der Beruf als Beruf an sich gefällt, dann sollte man ihn machen, wenn man den Beruf nur wegen der Jobaussichten macht, dann sollte man ihn nicht machen.

Roxane
23.03.2007, 00:37
Das alles perfekt ist, möchte ich nicht sagen. Dass es allen Ärzten angeblich so schlecht geht - da verdrehe ich die Augen und sehe das ganze ein bisschen wie alley_cat. Mediziner haben die Tendenz, ziemlich viel über ihre Arbeitsbedingungen zu schimpfen - optimierbar sind diese auch sicherlich. Am Hungertuch nagen tun sie trotzdem nicht, und nicht jeder Arzt schiebt regelmäßig 100-Stunden-Dienste. Medizinstudenten, die in Personalunion Arztkinder sind, nörgeln oft über die schrecklichen Arbeitsbedingungen ihrer Väter. Was ich mich dann oft frage: Warum studiert man das gleiche wie der Vater bzw. wie die Mutter, wenn der Job so fürchterlich, unbefriedigend und wenig ertragreich ist? Wenn die so wenig wie ein Verkäufer bekommen - warum schicken die dann ihre Kinder nicht einfach zu Aldi, da haben sie dann ja wenigstens zusätzlich noch einigermaßen befriedigende Arbeitszeiten.

Ich weiß nicht, wie das bei chirurgischen Assistenzärzten aussieht, die ziemlich viel Zeit im OP verbringen müssen. Aber in der Inneren hält sich der Stress und die Belastung meiner Meinung nach ziemlich in Grenzen. Windelnwickeln, lagern, Patienten mobilisieren und waschen tun Ärzte nämlich nicht. Und wer ärztliche Verantwortung und den Klinikalltag so schrecklich findet soll halt Verkäufer oder Kindergärtner oder Lehrer werden. In den seltenen Sekunden, die man als Medizinstudent mit Nicht-Medizinern verbringt, könnte man fast den Eindruck bekommen, dass auch andere Leute als Ärzte, wie z.B. Juristen, Maschinenbauer etc. arbeiten und Verantwortung tragen. Sicher weiß ich das allerdings natürlich nicht.

Zu guter Letzt: Ums mal mit unserer Dekanatssekretärin zu sagen: Eure Medizinstudienplätze werden nicht lange leer bleiben, draußen gibts genug Leute, die nichts mehr im Leben haben wollten als mit Euch zu tauschen. Wenn Ihr tatsächlich hinschmeißen wollt, dann tut's doch. Ein wahrer Held definiert sich nicht über Worte, sondern über Taten.

Möglicherweise sind diese Worte hart gewählt. Aber in regelmäßigen Intervallen tauchen hier Leute auf, die angeblich abbrechen wollen. Ja, ich bin auch gefrustet, grade wenn es mal nicht so gut klappt in einigen Klausuren, grade, wenn mir wie jetzt, der Rücken und der Kopf vom vielen und monotonen Arbeiten und von den vielen Wechselschichten wehtut - alles des Studiums wegen. Klar fragt man sich manchmal, ob es das alles wert ist. Aber auch Juristen und Konsorten kriegen ihr Studium nicht hinterhergeschmissen und auch bei denen ist der Berufsalltag nicht immer eitel Sonnenschein. Aber 'weltschmerz' ist im Englischen nicht umsonst als Lehnwort aus dem Deutschen zu finden.

Dr. Jekyll
23.03.2007, 01:22
ich glaube man hört nur deshalb so viele klagen und diskussionen
über abbrecher, weil wir hier in einem medizinerforum sind.

also so viel wird gar nicht geschimpft, aber ich muß zugeben, dass
immer mehr ärzte auf der strecke bleiben.

mich ärgert nur das, das sich dieser "wertewandel" herrscht,
sozusagen früher geachtete tätigkeiten verdienen wenig, während
andere immer mehr verdienen.



dann gehen wir halt nach osteuropa, da muß ja dann ärztemangel herrschen.

aber ich muß sagen, dass die osteuropäischen kollegen deutlich
schlechter (...ja mal wieder pauschalisiert...) ausgebildet sind,
NUR gestützt auf meine objektiv, subjektiven erfahrungen

wenn ich mir die abteilung "vor dem studium" so durchlese,
wie gerierig sie nach plätzen herumlungern und geifern mit ihren großen augen
und klaffenden mündern, da denk ich mir, deine sekretärin mit dem spruch
hat eigentlich recht.

also: meckern erlaubt, aber nicht den kopf hängen lassen

Bradypus thorquatus
23.03.2007, 06:06
Und wer ärztliche Verantwortung und den Klinikalltag so schrecklich findet soll halt Verkäufer oder Kindergärtner oder Lehrer werden. Genau! Warum studieren Arztkinder eigentlich nicht lieber Lehramt als Medizin?
20-Stunden-Woche, niemals Nacht-, Wochenend- oder Feiertagsarbeit, pro Jahr drei Monate Urlaub, null Stress, null Verantwortung und vor allem einb höheres Gehalt als jeder Arzt. Was will man mehr?

Diagnose: Lehrer (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showpost.php?p=474182&postcount=30)

alley_cat75
23.03.2007, 08:45
... mich ärgert nur, dass dieser "wertewandel" herrscht, sozusagen früher geachtete tätigkeiten verdienen wenig, während
andere immer mehr verdienen.

:-??? Wer bitte sind die "Anderen", die angeblich mehr verdienen? Wir ach so armen, armen Ärzte verdienen uns zwar keine goldene Nase, aber wie Roxane bereits festgestellt hat, nagen wir nicht am Hungertuch. Ich verdiene im 1. Weiterbildungsjahr zwar nur etwas mehr als eine Krankenschwester, dafür ist diese aber auch 8 Stunden auf Trab - während ich zwischenzeitlich in meinem Dienstzimmer gemütlich Briefe schreibe oder Studis bei Medilearn mit meinen Schlauheiten nerve. Während ich mit jedem Jahr mehr Geld bekomme, wird die Krankenschwester bis zum Renteneintritt auf ähnlichem Niveau bleiben und sich weiter abrackern. Soviel mal dazu.

Und zu dem sog. Wertewandel: das ist doch alles Unfug! Und warum sollte eine bestimmte Tätigkeit mehr wert sein als eine andere? Bin ich ein besserer Mensch, weil ich Arzt bin? Ich habe kein Problem damit, Feuerwehrleute, Pflegepersonal, Lehrer besser als mich zu bezahlen. Deren Job möchte ich nämlich nicht machen. Diese Berufsgruppen sind schon mit 40 derart am Ende, dass sie nur noch mein Mitleid haben.

Andi G. Schütze
23.03.2007, 19:13
@alley_cat75
Es gibt noch andere Mediziner, die so denken, danke! Ne, mal im ernst, wir werden im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen, wie Krankenpflegepersonal, Leutz aufm Bau etc etc pp, nämlich noch was von unserer Rente haben (so es sowas wie Rente dann denn noch gibt...) und nicht total fertich sein.
Ich muss ehrlich sagen, die Leute, die sich jetzt aufregen, von wegen keine Anerkennung etc mehr, die hätten sich darum vor dem Studium mal Gedanken machen sollen. Unser Job unterscheidet sich nicht Groß von anderen Berufen, in denen mensch zum Teil ja auch Verantwortung für Menschenleben hat (schon mal darüber nachgedacht, wenn der Flugzeugmechaniker vergisst, ne Schraube anzuziehen?).

Andi G. Schütze...

alley_cat75
24.03.2007, 07:34
@ Andi :-top ... ich bin beruhigt. Manche Studis bzw. Jungassis kommen mir so vor, als wurden sie zum Studium gezwungen. :-nix Oder als hätten sie sich vorher nicht schlau gemacht, was sie im Studium und vor allem danach erwartet. Das ist dann wohl Schuld eigene. :-D

KingLoui
24.03.2007, 09:53
Sehe ich genauso, die Schwestern die wirklich ihren Job gut machen, verdienen meiner Meinung nach mindestens den gleichen Respekt wie gute Ärzte.

Allerdings bekommen die Schwestern im Gegensatz zu den Ärzten die Stunden, die sie arbeiten auch ordentlich abgerechnet und müssen nicht dauernd ohne Bezahlung arbeiten.

alley_cat75
24.03.2007, 10:00
Grundsätzlich hast Du natürlich Recht, aber aus eigener Erfahrung weiss ich, dass man als Schwester auch nicht immer pünktlich wegkommt, Doppelschichten schieben muss, welche lediglich mit Freizeitausgleich vergolten werden.