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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bewusstsein



22.08.2002, 09:39
Wie entsteht Bewusstsein?
Ist Bewusstsein wirklich etwas besonderes?
Um welche Dimension handelt es sich -
Physik - Biochemie - Anatomie - Psychologie - Soziologie?
Hat nicht nur der Mensch ...

luckyblue
28.08.2002, 11:39
Der Begriff "Bewusstsein" subsumiert die "Ich-Erfahrungen und Vorstellungen" des Individuums sowie das evaluative Verhältnis zwischen Individuum und Wirklichkeit, will sagen: Wenn man die Wirklichkeit als Abszisse eines Koordinatensystems und den Wertekanon eines Individuums als Ordinate begreift, spiegelt das Bewusstsein quasi die Kurve wider, deren Verlauf von Bewertung und Sinneswahrnehmung determiniert wird (vielleicht nicht ganz wissenschaftlich korrekt definiert, aber mir gefällt die Metapher trotzdem;-); ist ja schließlich auch von mir).

Unter dieser Voraussetzung sind an der "Bewusstseins-Genese" vor allem zwei Faktoren beteiligt: a) die Verarbeitung von Sinneseindrücken unter Bezugnahme auf den Wertekanon (an dieser Stelle würden frisch gebackene Physikumskandidaten jetzt wahrscheinlich die Phasen der kognitiven Entwicklung nach Piaget runterbeten;-)) und b) die Entwicklung des Wertekanons, ergo die Sozialisation in der soziokulturellen Bezugsgruppe.

Was folgt daraus? Das Bewusstsein des Menschen resultiert aus seiner "Leib-Geist-Natur" im Gegensatz zur "Leib-Natur" der (niederen) Tiere. Worauf gründet die Leib-Geist-Natur? Anatomisches Substrat ist vermutlich (oder irre ich mich?) der frontoparietale Assoziationscortex (ich müsste jetzt doch noch mal ein Physiologiebuch konsultieren; keine Lust;-)). Die starke Ausprägung desselben beim Menschen zeichnet wahrscheinlich verantwortlich für Reduktion der instinktiven Handlungen in Ermöglichung nuancierter und reflektierter Verhaltensweisen. Nicht zuletzt die stärkere Akzentuierung der Stammhirnanteile beim Tier im Gegensatz zum Menschen festigt die Hypothese der Leib-Natur des Tieres (anatomische Dimension;-)).

Bewusstseinsleistungen (Selbstwahrnehmung, soziale Leistungen ohne unmittelbaren Schlüsselreiz-AAM-Bezug, einsichtiges Lernen) können nur bei höher entwickelten Säugern, insbesondere Primaten beobachtet werden. Ich bin wirklich kein Fachmann auf diesem Gebiet, würde aber unumwunden behaupten, dass Vögel und wechselwarme Wirbeltiere kein Bewusstsein besitzen und der Neocortex unterrepräsentiert ist, ergo keine Bewusstseinsleistungen (Bruftpflege läuft instinktiv ab, einsichitges Lernen nicht möglich: Hühner, die durch Glasscheibe von Futter getrennt sind, kommen nicht auf den Dreh, um die Scheiber herum zu laufen; ergo: keine "laterales Denken").

Warum mündet die Leib-Geist-Natur im Bewusstsein? Da diese Konstellation zu einsichtigem Lernen (also Antizipation von Konsequenzen des menschlichen Tuns) befähigt, führt sie zur Bildung sozialer Gruppen als Zweckallianzen. Daraus wiederum resultiert - der Funktionsfähigkeit der sozialen Gruppe geschuldet - das Herauskristallisieren eines Wertekanons. Im Sinne meiner oben angeführten Definition (Koordinatensystem) muss dies zur Entwicklung eines Bewusstseins führen.

Welche Faktoren die "Sozialisation zum Bewusstsein" jetzt konkret in welcher Weise beeinflussen, überfordert meinen vorklinischen Horizont allerdings bei weitem. Der Königerberger Klopse Kant hat mal was von den Modalitäten Raum und Zeit gefaselt, die die Sinneswahrnehmung beeinflussen - kriege ich jetzt aber nicht mehr richtig schlüssig zusammen.

Soziologische Dimension:
Soziologisch wird Bewusstsein gern als Feld aufgefasst, das sowohl kollektiv als auch korrelativ ist ;-), d. h. jedes Individuum entwickelt zunächst (vgl. oben) ein eigenes Bewusstsein, also ein eigenes "Feld". Dieses Feld wird nicht nur von den anderen Feldern (sprich: Gruppenmitglieder) beeinflusst, sondern wirkt auch auf diese zurück, da es nach Watzlawick nicht möglich ist, nicht zu kommunizieren;-) (korrelativ). Diese wechselseitige Überlappung hat zur Folge, dass aus der gegenseitigen Beeinflussung der einzelnen Felder ein neues Feld des "kollektiven Bewusstseins" resultiert, das eine ganz eigene Dynamik entfalten kann (vgl. Massenhysterie), die dem Bewusstsein des einzelnen nicht mehr entspricht.

Physikalische Dimension:
Die soziologischen Erklärungen (vgl. oben) lehnen sich an die Quantenfeldtheorie an - hier würge ich mal ab, bevor ich noch was Falsches poste;-)

Das wäre so mein "point of view", sicher wissenschaftlich nicht ganz up to date, aber solange ich nicht durchs Physikum falle, steht ein Philosphie- oder Soziologiestudium für mich akut auch nicht zur Debatte;-)

Der Meister
28.08.2002, 15:30
@luckyblue

Wie machst Du das?
Warst Du schon immer so Wissensgierig?

Wie Du dich ausdrückst, ist schon der helle Wahnsinn!

Gruss

Johnny :-)