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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Traumapatient - wer operiert ??



Grey
27.03.2007, 20:13
Hallo, ich hoffe das hier ist die richtige Stelle für meine Frage....

ich interessiere mich schon länger für die Traumatologie.... und finde immer wieder, dass dafür die Unfallchirurgie / Orthopädie zuständig ist. Auf diversen Seiten von Kliniken, Wikipedia etc. steht unter Unfallchirurgie immer wieder, dass diese sich mit Unfallfolgen beschäftigt(Knochen , Gelenke, Muskeln etc. und auch immer wieder innere Organe) Und genau hier setzt meine Frage an. Da ich mich wie oben beschrieben für Traumatologie interessiere, aber jedoch nicht für die Knochen und Gelenke - Schiene, sondern für alles was mit Abdomen und Thorax zu tun hat. Also, stumpfe und spitze Bauchtraumata (Milz und Leberrupturen, Gefäßverletzungen ...) etc.

1. Wer operiert dies denn jetzt, die Unfallchirurgen, wie auf diversen Seiten beschrieben wird, oder die Visceralchirurgen, oder ..... ?

2. Wie läuft das ab, wenn z.B. ein Pat. nach Verkehrsunfall in die Aufnahme gebracht wird. Ich lese immer wieder die Unfallchirurgen sind hier zuständig, aber was ist, wenn der Pat z.B. ein stumpfes Bauchtrauma hat oder ähnliches ?

Wäre echt dankbar, wenn mir das mal jemand erklären könnte!!! :-))

Vielen, vielen Dank !!!!

Grey

ramirez
27.03.2007, 20:24
Hi,

im Normalfall ist es so, dass diejenige Fachrichtung operiert die sich im OP-Gebiet am besten auskennt... d.h. also in deinem Fall wäre es wohl besser Visceralchirurg zu werden.

Unfallchirurgen operieren also die beim Unfall entstandenen Frakturen. Und wenn du dich für Knochen und Gelenke nicht interessierst ist das definitiv der falsche Job.
Milzrupturen sind meist was für die Visceralos. Nur in wirklich zwingenden Situationen (kein Bauchchirurg schnell genug greifbar) reißen unsere Unfallchirurgen auch mal nen Bauch auf.

In der Ambulanz (Achtung: klinikspezifisch) sind bei uns immer ein Bauch- und ein Unfallchirurg anwesend. Je nach Verletzungsmuster ist dann eben einer von beiden (oder beide) dabei. Bei vitaler Gefährdung des Patienten kommt dann noch der Gasmann mit dazu.

Skalpella
27.03.2007, 20:31
So wie ich das im Moment beobachte, ist das grad im Wandel. Früher haben die Unfallchirurgen sowas wie nen Leberriss operiert. Konnte also sein, dass der Unfallchirurg im Tagesgeschäft nur Knochen flickt und dann hat er in der Nacht den stumpfen Bauch... Hab ich schon gesehen. Der zuständige OA hat dann auch sowas gesagt, wie upps, hatten wir ja schon lang nicht mehr, nen Bauch.
Da die Unfallchirugie und die Orthopädie näher zusammenrücken (wird wohl bald EIN Facharzt sein), werden die Viszeralchirurgen wohl in absehbarer Zeit die Ansprechpartner für Bauch und Thoraxtraumen sein. Kennen sich ja auch besser aus, da. Obwohl die alten Unfallchirurgen das sicher auch können.
Hab allerdings jetzt nur wiedergegeben, was ich so im Krankenhaus gehört hab und wie es bei uns läuft; wie es in den Weiterbildungsordnungen geregelt wird, kann ich net sagen...

Nemesisthe2nd
27.03.2007, 20:33
heutzutage ist es wohl so dass sich die unfallchirurgen vor allem um kaputte knochen/orthopädie kümmern...

und ansonsten eben die spezialisten gefragt sind... also visceral/thorax/neuro-chirurgie...


früher war es wohl anders, da haben sich unfallchirurgen nach und nach alle gebiete mehr oder minder angeeignet... nur das wird dir heute wohl kaum noch ein arbeitgeber bezahlen (so meinte es mal ein unfallchirurgie-OA bei dem wir bei einer berufsfelderkundung waren... dementsprechend jammerte er auch über den neuen Facharzt Unfallchirurgie, der eben nur noch ein knochenklempner sei...)

also wäre für dich wohl eher thorax/visceralchirurgie was... wenn du knochen sowieso nicht magst...

vlsime
27.03.2007, 22:57
Hallo!

Nach den aktuellen Weiterbildungsordnungen der einzelnen Ärztekammern gibt es einen eigenen Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, also einen reinen "Knochenchirurgen", auch wenn der natürlich in seiner Weiterbildungszeit einen gewissen "allgemeinen" Grundstock mitbekommt.

Früher war es so, daß man zuerst Facharzt für Chirurgie werden mußte, also eine allgemein gehaltene Ausbildung durchlief, und dann konnte man zusätzlich Schwerpunktbezeichnungen wie "Unfallchirurgie" erreichen. Ein Unfallchirurg "vom alten Schlag" hat also auf jeden Fall eine allgemeinchirurgische Weiterbildung durchlaufen, so daß er zumindest im Notfall auch ein abdominal- oder thoraxchirurgisches Problem angehen konnte (und hoffentlich immer noch kann!).

Was die ursprüngliche Frage angeht: wer sich nicht für Knochen interessiert, sollte eher Allgemein- bzw. Viszeral- oder Thoraxchirurg oder so etwas werden. Man muß sich aber dessen bewußt sein, daß sich weder der Viszeral- noch der Unfallchirurg überwiegend mit Traumatologie und Unfallopfern beschäftigen, das macht in beiden Bereichen nur einen kleinen Teil der Fälle aus.

Grüße!

Doktor_No
28.03.2007, 06:32
ich kenn das so dass bei mehrfachverletzungen wie man sie oft bei traumapatienten findet die verschiedenen fachrichtungen nacheinander weg ihre baustellen bearbeiten, je nach schwere in der reihenfolge.