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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auswahl des Anästhesieverfahrens



Rugger
29.03.2007, 19:46
Folgender fiktiver Fall:
Der 57jährige Bauarbeiter D. kommt zur TEP in die Klinik.
Vorerkrankungen: Asthma (Medis: Salbutamol b.B.), ansonsten keine wesentlichen Vorerkrankungen. Herz- /Kreislaufmäßig alles im grünen Bereich.
Der OA stellt euch zwei Anästhesieverfahren zur Auswahl:
1) TIVA mit Barbituraten.
2) Balancierte Anästhesie mit Gas und Opiat.

Für welches Verfahren entscheidet ihr euch und warum?

Rugger

Rico
29.03.2007, 22:37
Mag keine TIVAs also ganz subjektiv: 2!
Soll er halt seine Sprays mit in den OP bringen, kriegt er intraooperativ nen Hub....

Sackbauer
29.03.2007, 23:06
Propofol ist auch schon erfunden.

Schädelspalter
30.03.2007, 08:33
Barbiturate sind IMHO bei einem Asthma-Patienten relativ Kontraindiziert, da sie eine verstärkte Histaminliberation auslösen können, was dann der Lunge nicht zuträglich ist.

Eine TEP-Implatation ist ja meist ein geplanter Eingriff bei gut vorbereitetem Patieten.
Denkbar wäre hier auch ein Regionalanästehsieverfahren, ggfl mit gleichzeitiger Schlafinduktion. Ich denke an einen PDK (auch zur postop. Schmerztherapie), etwas zum Einschlafen und LaMa + volatiles Anästhetikum über die OP-Dauer.
Patient schnell wieder wach, kurze Verweildauer im AWR, keine Manipulationen am Kehlkopf, Gas wirkt bronchodilatorisch, optimales postoperatives Schmerzmanagement...

hypnotel
30.03.2007, 13:16
Der OA stellt euch zwei Anästhesieverfahren zur Auswahl:
1) TIVA mit Barbituraten.
2) Balancierte Anästhesie mit Gas und Opiat.


wie bereits erwähnt 2), da für Barb. keine Indikation vorliegt.
Ist das eigentlich die 'Pointe' der Frage, mir wird der Sinn nicht ganz klar? :-nix


Ansonsten geh ich mit Schädelspalter, regionale Verfahren immer anbieten

0815doc
30.03.2007, 16:11
c) eine Spinalanästhesie, ggf. mit kombiniertem PDK zur Post-OP Schmerztherapie

oder d) eine Anästhesie mit Ketanest/Dormicum - das ist bei starkem Asthma (was der Patient offenbar nicht hat) nämlich durch die Bronchodilatatorische Wirkung sicher auch nicht übel.

Was allerdings gegen eine balancierte Anäshtesie sprechen sollte, bei ein bissl Salbutamol als Bedarfsmedikation leuchtet mir nicht so ganz ein.
Also von der Auswahl wohl dann b)
Ich hätte mir da gar keine Gedanken gemacht? Lasse mich aber gerne belehren, dass ich da wäs übershen habe - Anästhesie ist nicht so meins und ich lerne gerne dazu! :-)

Rugger
31.03.2007, 07:35
wie bereits erwähnt 2), da für Barb. keine Indikation vorliegt.
Ist das eigentlich die 'Pointe' der Frage? :-nix
Ja.

R.

Evil
31.03.2007, 09:52
Inhalationsnarkose mit Sevofluran ist auch bei Asthma kein Problem, das gute Sevo hat einen bronchodilatatorischen Effekt.

Ich würd aber auch eine Spinale bevorzugen... und mit TIVAs (Propofol natürlich) hab ich auch keine besonders guten Erfahrungen gemacht...


Lachgas rulz! :-D

Relaxometrie
31.03.2007, 10:19
und mit TIVAs (Propofol natürlich) hab ich auch keine besonders guten Erfahrungen gemacht...
Warum? Ist Dir der Patient zu schnell wach geworden ;-)
Ne, Scherz beiseite. Mich würden, abgesehen von der Kostenfrage, wirklich ein paar Argumente gegen eine TIVA interessieren (allgemein, nicht nur auf diesen Fall bezogen).
Leider habe ich in meinem Anästhesietertial kaum TIVAs gesehen. Gegen Ende des Tertial wurde eine Anästhesistin schwanger, die hat dann ein paar TIVAs gemacht. Aber da lautete die Indikation ja "der Arzt ist schwanger". Ansonsten wurden eigentlich nur TIVAs gemacht, wenn maligne Hyperthermie in der Vorgeschichte des Patienten war.

Eilika
31.03.2007, 10:20
Ich hab Anästhesie ja noch vor mir (in 10 Tagen gehts los), aber während meines Chirurgie-Tertials gerade liefen die allermeisten Narkosen als TIVAs... wobei ich das nie hinterfragt habe, warum das so war...

Hellequin
31.03.2007, 10:24
In dem Haus wo ich gerade meine Anästhesiefamulatur mache, werden fast ausschließlich TIVAs durchgeführt. Läuft auch ohne Probleme. Wo sollen den da die Nachteile sein?

Ich habe selber ja mittlerweile auch selber ein paar OPs hinter mir, davon die letzten beiden in TIVA, fand ich persönlich auch viel angenehmer. Bei den Gasnarkosen hatte ich immer für den Rest des Tages einen Überhang und war platt wie sonst was. Bei den TIVAs war ich innerhalb von 2 Stunden wieder topfit.

Evil
31.03.2007, 18:01
Der Überhang wird aber eher an der Wahl des Opiates gehangen haben... oder vielleicht haben die Dich auch mit Isofluran betäubt.

Wenn man Ultiva verwendet und das mit Desfluran als Gasnarkose kombiniert, sind die Patienten auch ruck-zuck ansprechbar. Und selbst mit Sufenta geht das ganz gut (jedenfalls besser als mit Fenta oder Dipi).

Was mich persönlich an den paar wenigen TIVAs gestört hat, die ich gemacht habe, war
- daß die Narkosetiefe nicht schön zu dosieren war, entweder Patient zu wach oder Kreislauf im Keller (und dann da wieder mit Akrinor gegenzusteuern ist auch nicht grad elegant)
- die Abhängigkeit von einem gut durchgängigen Zugang

Auf der anderen Seite kann man auch Gasnarkose ohne Überhang fahren, und gegen PONV hilft lachgasfrei + ein bissl Fortecortin.

Ist aber sicherlich alles Übungssache... hängt halt von dem ab, was in der Abteilung üblich ist.
Und Regionalanästhesie ist natürlich immer das Mittel der Wahl!