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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was "lernt" Ihr nach dem Arbeiten noch?



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sagaro1810
08.04.2007, 11:46
Hallo,

bin seit einigen Wochen "stolze Assistenzärztin in der Weiterbildung" und hab - wie vermutlich die allermeisten - noch sehr das Gefühl, viel zu viel nicht zu wissen...
Teils natürlich Dinge, die ich eigentlich schon mal gelernt, aber wieder vergessen hab, teils aber auch (insbesondere pharmakologische) Leitlinien, von denen ich noch nie gehört hab....

Ich hab deswegen immer wieder vor, abends noch was nachzulesen, aber ich weiß einfach nicht, wie ich daran gehen soll.... nur punktuell nachzulesen, was ich tagsüber nicht wusste erscheint mir irgendwie nicht "genug"... aber selbst wenn ich den Herold noch mal lese (was ich natürlich nicht schaffe), weiß ich nicht, ob ich nachher "klinisch betrachtet" schlauer bin???

Hat vielleicht irgendjemand eine Lösung für dieses Problem gefunden? Oder kann mir ein Buch empfehlen - irgndwas zwischen Herold und Checkliste vielleicht?

Würd mich über jede Antwort sehr freuen!

sagaro

Fino
08.04.2007, 12:19
Das kommt mir soooo bekannt vor...
Mir riet mein Betreuer, regelmaessig in 1-2 Fachzeitschriften zu blicken und immer wieder mal ueber Themen zu lesen, die gerade z.B. auf Station eine Rolle spielen.
Ich finde es jedoch nach wie vor schwierig, eine Art Themenauswahl zu treffen, denn es gibt ja immer mehrere aktuelle Themen auf Station. Da ich jemand bin, der eher systematisch lernt, anstatt immer mal wieder diverse Themen durchzuarbeiten, habe ich mir vorgenommen, mir eine Art Curriculum zusammenzustellen und immer wieder abends oder - ein wenig(!!)an Wochenenden - zu lernen. Dabei will ich allerdings eher pragmatisch / evidenzbasiert vorgehen und nicht wie an der Uni abstrakt-theoretisch.

annekii
08.04.2007, 16:44
Hallo!

Ich lese immer mal Dinge nach, die gerade auf Station sind. Dann blätter ich in Fachzeitschriften und irgendwas, was mich gerade interessiert. Mein momentaner Plan ist das Sonobuch, denn der Kurs, den ich machen will, ist erst im September, ich will aber schon vorher was lernen, denn ich kann jetzt schon unter Anleitung schallen und würde gerne etwas systematischer rangehen.

Alles in allem habe ich aber gar keine wirkliche Zeit dafür, da ich 1 h Arbeitsweg habe, ein Kind und noch Haushalt dazu. Es bleibt also recht wenig Zeit und irgendwie geht es. Ich lese auch mal während der Arbeit nach, wir erarbeiten uns unter den Kollegen durch die Differentialdiagnosen auch einiges.

LG
Annekii

Relaxometrie
08.04.2007, 18:46
Die Frage habe ich mir auch schon gestellt.
Während des PJs hatte ich ja schonmal einen Vorgeschmack, wie müde man abends sein kann. Das fördert nicht gerade eine effektive Lernerei am Abend.
Aber trotzdem:
Was würde es bringen, sich erstmal systematisch zu den 10 häufigsten Krankheitsbildern des Fachs, in dem man gerade arbeitet, zu belesen.
Da gibt es ja immer Fakten, die man während des Studiums nicht für relevant gehalten, und deswegen nicht gelernt hat. Oder man hat es wieder vergessen, weil man es nie angewendet hat.
Im Stationsalltag ist man aber ständig damit konfrontiert, also würde es sich optimal ergänzen, zusätzlich die Leitlinien, Untersuchungsmöglichkeiten, Therapieansätze nochmal durchzuarbeiten.
Wenn man die häufigsten Krankheitsbilder durch hat, kann man sich nach und nach bis zu den Exoten des Fachs durcharbeiten, oder auch nochmal kurz die Biochemie und Physiologie der häufigen Krankheitsbilder wiederholen.

Keine Ahnung, ob der Plan etwas taugt. Aber es wäre immerhin ein Konzept für den Anfang. Und mit Konzept lernt es sich meiner Meinung nach besser, als wenn man nur mal eben ein wenig im Buch blättert, alles ganz interessant findet, aber nichts richtig liest und lernt.

Sackbauer
08.04.2007, 19:19
Krankheitsbilder aktueller Patienten nachlesen bringt mE das meiste, da man, bzw. ich, es mir am besten merke, wenn ich einen praktischen Bezug, ein Gesicht, dazu habe.

Und natürlich immer und immer wieder sich Notfall-Themen reinzuziehen, also halt alle Dinge, wo man keine Zeit zum Nachlesen hat. Alles andere kann man erfragen bzw. erlesen.

Relaxometrie
08.04.2007, 19:23
Hey Sackbauer, das ist ja mal eine Antwort ganz ohne Polemik und Besserwisserei.
Man kann sogar ein gewisses Verständnis für das Vergessen von wichtigen Fakten heraushören.
Ich bin begeistert. Denn ich hätte eher mit einem Kommentar, wie "nach dem Studium müsst ihr das drauf haben" gerechnet, als ich gesehen habe, daß Du geantwortet hast.
Nix für ungut :-))

Pünktchen
08.04.2007, 20:01
Ich versuche immer die Themen nach zu lesen die aktuell auf Station sind.Aber an einem Kleinen Krankenhaus bleibt nach 1 Jahr wenig exotisches übrig. So das ich die Weiterbildungsthemen der fachspezifischen Monatsschrift für Kinderheilkunde lese und bearbeite.

Feuerblick
08.04.2007, 22:34
Hmm, ich bin ja gerade in der "glücklichen" Lage, Schülerinnen unterrichten zu müssen. Das bringt mich schon zwangsläufig dazu, alle Krankheitsbilder nochmal en detail zu wiederholen, weil ich mich ja nicht bei Fragen blamieren möchte.
Ansonsten lese ich immer genau das nach, was mit in der Ambulanz oder auf Station "über die Füße läuft". Bringt mehr, als gezielt Kapitel für Kapitel zu lesen. Denn das habe ich meist genau dann vergessen, wenn der passende Patient vor mir steht...:-nix

alley_cat75
09.04.2007, 09:35
Hallo,

ich schaue meist auch noch mal Krankheitsbilder nach, die mir auf Station begegnet sind. Ansonsten lese ich momentan sehr intensiv zwei Fachzeitschriften und absolviere bei meinem Chef einmal wöchentlich einen Ultraschallkurs - gute Gelegenheit, Unklarheiten zu beseitigen. Ansonsten kann ich Dir nur wärmstens die Anschaffung eines PJ oder Famulus empfehlen. Da ist man den ganzen Tag am lernen und kramt das ein oder andere aus seinem Gehirn hervor. :-))

Picknicker
09.04.2007, 09:53
@alley_cat: welche Zeitschriften liest du da? Bin auch grade am Überlegen, welche ich mir abomäßig zulegen soll, schwanke zw. DMW und MMW. DMW ist ein bißchen seriöser aufgemacht, die MMW ist mMn ein bißcxhen trivialer, was aber den Lesespaß doch merklich erhöht... :-))

alley_cat75
09.04.2007, 09:58
Ich stehe insgesamt total auf die Thieme Zeitschriften (sind so schön bunt). Ich lese "Der Klinikarzt" - ein Mischmasch aller Fachbereiche sowie "Pneumologie".

Kaya777
09.04.2007, 10:08
Uns wird ja vom Chef immer wärmstens das NEJM empfohlen. Zumindest den Fall sollte man jedesmal lesen, meint er. Ist sehr studienlastig, also les ich noch den Internisten, zumindest den CME-Teil. Und wie meine Vorschreiber auch schon sagten, PJler/Famulanten zwingen einen dazu, das zu verstehen, was man erzählt, Studentenkurse helfen auch. Aber ich muss auch zugeben, dass sich manchmal bei all dem Stress das zusätzliche Lesen in Zeitschriften arg in Grenzen hält und man nur versucht, grade so über die Runden zu kommen. Essen und schlafen muss man ja auch noch ab und zu.

Muriel
09.04.2007, 10:18
Hilfe, ich bewundere Euch. Ich schaff das einfach nicht. Der Ophatlmologe, der mir seit 15 Monaten ins Haus flattert, ist bisher ca 3mal gelesen worden (oder durchgeblättert mit kleiner Lesekomponente ;-) ), obwohl der echt gut ist. Aber nee, ich bin einfach zu platt. Manchmal lese ich in nem Buch etwas nach, aber echt selten.
Schreibt Ihr von Euren guten Vorsätzen (die habe ich auch), oder von dem, was Ihr wirklich macht :-D

Kaya777
09.04.2007, 10:58
Gute Vorsätze... Hauptsächlich. Manchmal geht es besser, da lese ich mehrmals die Woche was. Aber oft schaff ich es nur im Urlaub oder bestenfalls am Wochenende. Also kein Stress. Grade am Anfang hat man doch genug zu tun, die Station über den Tag zu schaffen, dann ist man am Abend so platt, dass man nur noch TV-Serien schauen kann. ;-)

alley_cat75
09.04.2007, 11:15
:-blush Mehr Vorsätze als Taten. Eigentlich wollte ich über Ostern gaaaaanz viel nachlesen. ... Dafür sieht mein Garten jetzt Spitze aus und Berge von Wäsche sind gewaschen. :-))

Muriel
09.04.2007, 11:17
ich bin beruhigt :-))

capucine
09.04.2007, 14:09
Letztendlich nimmt man sich immer vor, viel nachzulesen und schafft es kaum.
Ich mache es auch so wie viele hier: Patient spezifisch nachlesen, wenn ich das auch fast nie schaffe, sondern ein kurzer Blick in den Klinikleitfaden zur Auffrischung der DDs reichen muß.
Bei schwierigen Fällen nehm ich mir dann gelegendlich auch mehr Zeit, gerade wenn der Patient, das 2. oder 3. mal kommt und ich mir dann denke: Mist, du weißt immer noch nicht mehr über diese doofe super seltene Fettstoffwechselstörung, die der Junge da hat...!

Aber das ist, denke ich, relatistisch.

Meine Monatszeitschrift von Springer blättere ich zwar immer durch, aber mehr als einen Artikel aus aktuellem Anlass z.B. les ich nie....ein richtiges Lernkonzept habe ich auch nie für realisierbar gehalten. Ich verbringe eh schon super viel Zeit in dieser Klinik, da will ich abends auch mal abschalten.
Und außerdem gibt es ja auch noch genug Fortbildungen an der eigenen Klinik oder außerhalb..

Also,nicht so viel Gedanken machen...

LG capucine

Evil
10.04.2007, 15:02
Hilfe, ich bewundere Euch. Ich schaff das einfach nicht. Der Ophatlmologe, der mir seit 15 Monaten ins Haus flattert, ist bisher ca 3mal gelesen worden (oder durchgeblättert mit kleiner Lesekomponente ;-) ), obwohl der echt gut ist. Aber nee, ich bin einfach zu platt. Manchmal lese ich in nem Buch etwas nach, aber echt selten.
Schreibt Ihr von Euren guten Vorsätzen (die habe ich auch), oder von dem, was Ihr wirklich macht :-D
Geht mir ähnlich.
Ich versuche, einigermaßen auf dem Laufenden zu bleiben, konzentriere mich momentan aber mehr darauf, möglichst viel direkte Erfahrung bei der Behandlung der Patienten zu sammeln unter Anleitung meiner erfahrenen Kollegen.
Allerdings ist die Chirurgie ja nun auch nicht ganz so theorielastig wie andere Bereiche ;-)

hennessy
10.04.2007, 15:18
was wollt Ihr Alle eigentlich noch lernen???????
Ihr habt alle bereits ein Riesen-Wissen angesammelt. Jetzt geht es doch "nur" noch darum, das Wissen sinnvoll einzusetzen. Ich habe z.B. für meinen Beruf in meiner Assi-Zeit mehr gelernt als in allen Vorlesungen und Praktika zusammen. Und ich lerne jetzt mit jedem einzelnen Patienten dazu. Vor allem auch den simplen Umgang mit den Patienten. Niemand hat uns z.B. im Studium gelehrt, mit Lehrerinnen mit Doppelnamen mittleren Alters umzugehen. Oder mit renitenten Kindern.
Die Theorie haben wir alle drauf. Nun kommt die Praxis dran. Ich finde es wichtiger und besser, mit meinen Patienten gut umzugehen und ihnen das Gefühl zu geben, beim richtigen Behandler zu sein als irgendwelche höchst seltene Syndrome oder Tropenkrankheiten auswendig herunter beten zu können. Niemand von uns wird bei einem Patienten, der sich beim Skifahren den Haxn gebrochen hat, als erstes den Kopfumfang messen wollen.
So gesehen ist mein Threadnachbar über mir (evil) auf dem vollkommen richtigen Weg. Die Zeit wird Euch mehr lehren als viele Bücher.

gruß hennessy

Feuerblick
10.04.2007, 15:37
ich bin beruhigt :-))*grins* Miri, wie schon gesagt, meine mir angeborene F... ääähhh... Arbeitsallergie... wird in diesem Fall freundlicherweise durch die Unterrichtsvorbereitungen ausgeknockt. Ansonsten würde ich wahrscheinlich kaum was nachlesen. Auch ein examinierender Chef in MOrgenbesprechungen macht insofern Panik, als dass man als Diensthabender wenigstens mal ein wenig Theorie zu den aktuellen Aufnahmen nachliest... Motivation ist alles :-)) :-)) :-))