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Dr.Dr.Dr.D.r Weber
19.04.2007, 16:47
Kann mir vielleicht jemand weiterhelfen?
Nach meiner Information haben wir hier ein Deutschland einen großen Mangel an Ärzten. Aber warum wird dann einem das Studium mit einem zusätzlichen Eignungstest erschwert? Und warum gibt es nur so wenige freie Studienplätze, wenn doch so viel Ärzte gebraucht werden? :-???

Wäre dankbar, wenn mir mal jemand diese Antwort erklären könnte ...

Scienceman
19.04.2007, 16:51
money money money baby =)

Hellequin
19.04.2007, 16:56
a) Ist der Ärztemangel relativ, in einigen Fächern mehr und in anderen weniger.
b) Liegt der relative Ärztemangel nicht daran, das zu wenige Leute mit dem Studium anfangen, sondern daran das im klinischen Bereich die Arbeitsbedingungen oftmals schlecht sind und die Ärzte in nichtklinische Bereiche oder ins Ausland abwandern.
c) Und für mehr Studienplätze braucht man die entsprechenden Kapazitäten(Platz, Personal etc.) und das kostet wie Firezz ja schon sagte Geld.

Dr.Dr.Dr.D.r Weber
19.04.2007, 17:03
Kann mir mal jemand sagen in welcher medizinischen Fachrichtungen großer Ärztemangel ist, also gesucht werden?

kamillentee
19.04.2007, 17:05
allgemein gilt: gute leute werden überall gesucht ;)

larl
19.04.2007, 17:25
wie wäre es mit proktologe

Dr.Hibbert
19.04.2007, 17:35
geilo

okulix
19.04.2007, 17:42
Zum Thema 'Ärztemangel?' steht schon einiges in diesem Thread:
http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=34999&page=2&pp=5

Entwicklung der Arztzahlen von 1990 bis 2005 (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showpost.php?p=451992&postcount=24)

Hardyle
19.04.2007, 17:46
Hatte das auch bisher immer so mit bekommen dass im ehemaligen "Osten" ein größerer Ärztemangel herrscht als im "Westen". War vorallem auf Klinikärzte (meines Wissens) und die typischen "Landärzte" (also hauptsächlich Allgemeinmediziner) bezogen. Triffts zu?

okulix
19.04.2007, 19:27
Ja, die Anzahl der Einwohner pro ärztlich tätigem Arzt (Arztdichte) ist in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich. In den meisten alten Bundesländen ist sie höher als in den neuen.
Außerdem ist sie in Großstädten und Ballungszentren höher als auf dem Land.

Andererseits ist sie aber selbst in dem Bundesland mit der niedrigsten Arztdichte (Brandenburg) noch etwa 50 Prozent höher als in den Niederlanden.

In den Niederlanden gibt es pro 100 000 Einwohnern außerdem auch nur etwa halb so viel Krankenhausbetten wie bei uns.

Anzahl stationär bzw. ambulant Ärzte pro 100 000 Einwohner ( Zahlen von 2005):

Hamburg: 543
Berlin: 500
Bremen: 485
Bayern: 398
Saarland: 395
Hessen: 379
Baden-Württemberg: 372
Schleswig-Holstein: 370
Nordrhein-W: 365
Meck-Pom: 364
Rheinland-P.: 358
Sachsen: 333
Thüringen: 331
Sachsen-Anhalt: 325
Niedersachsen: 325
Brandenburg: 310


Zahl der ambulant bzw. stationär tätigen Ärzte pro 100 000 Einwohner:

Deutschland: 321 (Jahr 1999) 335 (Jahr 2002) 365 (Jahr 2005)
Niederlande: 192 (Jahr 1999)

Krankenhausbetten pro 100 000 EW im Jahr 2002:

Deutschland: 902
Niederlande: 463

Zahlen für Deutschland (http://www.kbv.de/publikationen/125.html)

Zahlen für die Niederlande und andere EU-Staaten (http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ITY_OFFPUB/KS-BU-05-001/DE/KS-BU-05-001-DE.PDF)

Hardyle
20.04.2007, 14:19
@Okulix: Danke für die ausführliche Info!

alley_cat75
21.04.2007, 16:12
Der deutsche Ärztemangel bezieht sich am ehesten auf den niedergelassenen Bereich. In den neuen Bundesländern müssen Patienten oft etliche Kilometer fahren bis zum nächsten Hausarzt. Meine Cousine braucht 80 km bis zum nächsten Gyn... Gesucht werden vor allem Allgemeinmediziner. Dass Klinikärzte ebenfalls zur Mangelware zählen, wäre mir neu. :-nix

FataMorgana
21.04.2007, 16:43
Dass Klinikärzte ebenfalls zur Mangelware zählen, wäre mir neu. :-nix

Doch, doch. Vielleicht nicht in Berlin. Aber in ländlichen Gebieten suchen die Kliniken teilweise händeringend Ärzte, v. a. in der Chirurgie. Viele dieser Positionen sind mittlerweile von Kolleginnen und Kollegen aus Osteuropa eingenommen worden.

okulix
21.04.2007, 16:44
Der deutsche Ärztemangel bezieht sich am ehesten auf den niedergelassenen Bereich. Die Tatsache, dass die Anzahl ambulant tätiger Ärzte (überwiegend niedergelassen) von 1990 bis Ende 2005 um 46 Prozent zugenommen hat, während die Anzahl der Einwohner annähernd gleich geblieben ist, spricht eher gegen einen generellen Ärztemangel im niedergelassenen Bereich. Der Mangel ist nur regional (auf dem Land und im Osten) und es steht ihm ein Überangebot in Ballungszenztren gegenüber.

ambulant tätige Ärzte:
31.12.1990: 92 289
31.12.2005: 134 798*
=> Zunahme: 46%

Bei den Fachgebieten hat eine relative Abnahme der FÄ für Allgemeinmedizin zugunsten einer Zunahme des relativen Anteils an FÄ anderer Fachrichtungen stattgefunden. Deshalb der drohende generelle Mangel an Hausärzten.

Auf www.kbv.de (http://www.kbv.de/publikationen/125.html) gibts dazu unter 'Grunddaten' jede Menge Zahlen und Grafiken.

nanni83
21.04.2007, 16:47
Doch, doch. Vielleicht nicht in Berlin. Aber in ländlichen Gebieten suchen die Kliniken teilweise händeringend Ärzte, v. a. in der Chirurgie. Viele dieser Positionen sind mittlerweile von Kolleginnen und Kollegen aus Osteuropa eingenommen worden.

Kann ich nur bestätigen

okulix
21.04.2007, 16:52
Doch, doch. Vielleicht nicht in Berlin. Aber in ländlichen Gebieten suchen die Kliniken teilweise händeringend Ärzte... Und das, obwohl auch die Anzahl stationär tätiger Ärzte von Jahr zu Jahr weiter zugenommen hat:

Bei den Ärztekammern registrierte Ärzte insgesamt:
31.12.1990: 289 170
31.12.2005: 400 562
=> Zunahme: 38,5%

Berufstätige Ärzte:
31.12.1990: 237 750
31.12.2005: 307 577
=> Zunahme: 29,4%

ambulant tätige Ärzte:
31.12.1990: 92 289
31.12.2005: 134 798*
=> Zunahme: 46%

* darunter: 7 400 Privatärzte, 118 800 Vertragsärzte, 8600 angestellte Ärzte incl. Praxisassistenten

stationär tätige Ärzte:
31.12.1990: 118 087
31.12.2005: 146 511
=> Zunahme: 24%

in anderen Bereichen ärztlich tätige Ärzte:
31.12.1990: 27 374
31.12.2005: 26 268
=> Abnahme:4%

Ärzte ohne ärztliche Tätigkeit (dazu gehören auch die, die bereits in Rente sind):
31.12.1990: 51 420
31.12.2005: 92 985
=> Zunahme: 80%

okulix
21.04.2007, 17:14
Der deutsche Ärztemangel bezieht sich am ehesten auf den niedergelassenen Bereich. In den neuen Bundesländern müssen Patienten oft etliche Kilometer fahren bis zum nächsten Hausarzt. Meine Cousine braucht 80 km bis zum nächsten Gyn... Gesucht werden vor allem Allgemeinmediziner. Im Westen, wo die durchschnittliche Vertragsarztdichte deutlich höher ist als im Osten, hat die Anzahl an niedergelassenen Ärzten bisher immer noch zugenommen, während sie im Osten abgenommen hat:

Anzahl der Vertragsärzte ("Kassenärzte")

Deutschland insgesamt:

2000: 126.832
2005: 131.802

=>Zunahme ca. 4 Prozent
----------------------
Früheres Bundesgebiet und Berlin Ost:

2000:106.874
2005:111.960

=> Zunahme: knapp 5 Prozent
------------------------------------------
Neue Bundesländer ohne Berlin Ost:

2000: 19.958
2005: 19.842

=> ca. 0,6 Prozent Abnahme!

habichnicht
22.04.2007, 07:48
Zahl der ambulant bzw. stationär tätigen Ärzte pro 100 000 Einwohner:

Deutschland: 321 (Jahr 1999) 335 (Jahr 2002) 365 (Jahr 2005)
Niederlande: 192 (Jahr 1999)

Krankenhausbetten pro 100 000 EW im Jahr 2002:

Deutschland: 902
Niederlande: 463

Also wenn in Deutschland galoppierender Ärztemangel herrscht, sind die Niederlande medizinisches Notstandsgebiet. :-wow

Stephan_003
22.04.2007, 09:14
Da muss man sich auch nicht wundern, warum die Gehälter für Ärzte in den Niederlanden höher sind :-)

FataMorgana
22.04.2007, 10:00
Könnte es sein, dass die Ärzte in den Niederlanden nicht so stark mit berufsfremden Tätigkeiten zugemüllt werden?