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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Trainingscenter - kurze Fälle 2



mundl2
23.04.2007, 23:26
Also 3 Patienten, die ich zZt unter meinen Fittichen habe:

1.

70a Mann, KHK (Lisinopril): waehrend des Mittagessens faellt den Angehoerigen auf, dass er nur mehr in die Leere starrt, nur mehr langsam den Loeffel zum Mund fuehrt, komisch wirkt. Er ist aber noch faehig, aufzustehen, und mit dem Auto wegzufahren. Die Autofahrt, bei der er teilweise nur 30km/h faehrt, verlaeuft komplikationslos, er scheint jedoch nicht voellig orientiert zu sein, da er mehrmals vergebens an einem offensichtlichen Campingplatzeingang, auf dessen Suche er wahr, vorbeifaehrt. Schliesslich schafft er es doch, ist jedoch nicht faehig, aus dem Auto auszusteigen. Er sitzt nur da, sagt nix, und reagiert nicht. Die Angehoerigen ziehen ihn dann aus dem Auto, worauf er 3x einen tonisch-klonischen Krampfanfall bekommt. Die Paramedics geben 10mg Diazepam, der Anfall sistiert. Beim Eintreffen in der Notaufnahme, profunde Azidose, ph 7.1, BE -15, Intubation und Beatmung. Crea 200 (nicht vorbekannt). Ceftriaxon und Aciclovir (10mg/kg 3x) werden gestartet, ein CT bleibt normal. LP unauffaellig, nur leicht erhoehtes Protein. Crea steigt weiter, bessert sich jedoch nach Dosisreduktion von Aciclovir und unter Fluessigkeitsgabe. CRP und alles andere normal. Das Abdomen ist massiv distendiert, und der Pat. hat einige Tage Diarrhoe (Kultur neg.). Angebliche Diagnose dazu: Pseudoobstruktion. Der Patient hat mehrere vergebliche Extubationsversuche, er ist voellig desorientiert und agitiert, muss daher wieder resediert werden. Nach ca. 5 Tagen schliesslich erfolgreiche Extubation. Auf Anraten des Neurologen wird er am 2. Tag auf Phenytoin gestartet. Ein 2. CT ist voellig normal, genauso wie ein cerebrales venoeses Angiogramm (Sinusvenenthrombose?), ebenso wie ein MRT. Als Residual nun, ca. 14T nach Einlieferung, leichte Desorientiertheit. Any ideas?


2.

22a Maedchen, bekannte DM 1, Angst vor Nadeln. Mehrere Aufenthalte auf ITU wegen DKA (diabetischer Ketoazidose) innerhalb der letzten Jahre (erst 3 Wochen zuvor entlassen!), extrem schlechte Compliance. Einen Tag Unwohlsein, gefunden von Freunden mit GCS 10. ABG: pH 6.7 (!), BE nicht messbar (>-30), pCO2 0.6 kPa. Insulin, NaCl, K, uebliche Therapie. Innerhalb 30h Anstieg des pH auf 7.1, BE immer noch -19. Patientin orientiert, faehig ein wenig Joghurt zu essen. Harn ca. 200ml/h, als Infusion haengt Hartmann's (=Ringer) und Phosphat-Infusion. Ihr werdet von der Schwester gerufen, da das K 2.1 ist (trotz 40mmol im letzten Beutel), und sich der BE von -15, -16, -18 innerhalb der letzten 3 Stunden verschlechtert hat. BZ 8 (=~120mg/dL) zZt., HCO3 14mmol, pH 7.1, pCO2 1.4kPa. Was ist passiert und wie ist die Therapie?


3.

50a Frau, keinen nennenswerten Vorerkrankungen. 3 Wochen dysurische Schmerzen, hasst Aerzte/Medikamente. Schliesslich doch Trimethoprim vom HA und Aufforderung viel zu trinken. Einen Tag spaeter, Mann kommt nach Hause, Frau trinkt offensichtlich viel (~1L in 1.5h in denen er zu Hause ist) und fuehlt sich "ein wenig unwohl". Mann faehrt zum Frisoer fuer 20min, kommt zurueck, Frau kaum ansprechbar, GCS 8. Rettungs, Notaufnahme, Intubation mit ThioFentaSux. CT: keine Blutung, jedoch Na 107, Rest ok. Diagnostische Schritte? Differentialdiagnosen? Therapie/Probleme?

Sebastian1
23.04.2007, 23:36
Ceftriaxon und Aciclovir (10mg/kg 3x) werden gestartet, [...]Any ideas?

Mal so gar keine Ideas ad hoc. Was mich am meisten wundert: CRP normal. Von Leukos und Diff-BB (Lymphopenie?) hattest du nix geschrieben. Unter welcher Vorstellung AB und Aciclovir?

Gruss,
Seb

mundl2
23.04.2007, 23:46
Mal so gar keine Ideas ad hoc. Was mich am meisten wundert: CRP normal. Von Leukos und Diff-BB (Lymphopenie?) hattest du nix geschrieben.

Er hatte in der Tat eine leichte Lymphopenie, wenn ich mich recht entsinne.


Unter welcher Vorstellung AB und Aciclovir?

Unklare neurologische Symptomatik: Ceftriaxon+Aciclovir Standard hier. ?Meningitis

Sebastian1
24.04.2007, 00:00
Find ich etwas gewöhnungsbedürftig nach meinem neurologischen PJ-Tertial, aber nun gut, andere Länder, andere Therapien. Eine Lymphopenie kann (!) da ja ganz unspezifischer Hniweis auf einen viralen Infekt sein, aber das war mir mehr im Zusammenhang mit der mir nicht klaren Medigabe in den Sinn gekommen. BTW: Bei unauffälligen Infektionsparametern Meningitis? Bei Immunsuppression/defizienz viellecht, aber sonst kann ich mir da grad nix kosntruieren. Aber mal von vorne: Wie war der Patient vor der Intubation orientiert/ansprechbar? GCS? Fremdanamnese für Epilepsien? Stattgehabte Infekte? Letzte hausärztliche/stationäre Begebenheiten? AB-Therapie? Orientierungslage des Pat. nach erfolgreicher Extubation?
Kompletter Neurostatus inkl Anamnese (ist was aufgefallen iSe Hemisymptomatik etc)? Sprachproduktion, Orientierungslage vor den tonisch-klonischen Entäusserungen? EEG?
Impfstatus? Auslandsaufenthalte? Gewässerkontakte? Irgendwelche Umstände, die an Insekten/Parasitosen denken lassen könnten?
Und da du schon so viel Geschichte geiefert hast frag ich noch mehr:
Labor: Diff-BB, CRP, LDH, ASAT, ALAT, GGT, Lipase, AP, Crea, Harnstoff, MDRD, Harnsäure, INR, aPTT fürs erste, um mal quer durch die Botanik zu schlagen.
Wenn du liefern magst: cerebrale Bildgebung, vorzugsweise MRT.