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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage an "Zweitstudierende"



stuff
26.04.2007, 12:41
Hab mal eine Frage an alle, die Medizin als Zweitstudium machen bzw. gemacht haben:
Es heißt ja immer, das wäre so viel zum Lernen. Aber in anderen Studiengängen muss man ja auch einiges lernen und da gibt's auch Hammerfächer, nur heißen die halt dann nicht unbedingt Biochemie oder so.
Deshalb würde mich mal ein Vergleich zwischen eurem Erststudium dem Medizinstudium interessieren (z.B. Lernaufwand). Ist es wirklich so viel schlimmer oder eben doch wie in jedem anderen Studium auch oder liegt's nur am Fakten auswendig lernen?
Danke+ Gruß :-winky
stuff

Skalpella
26.04.2007, 12:49
:-)
Verrat uns doch mal, was du schon studiert hast, vielleicht kann mans dann besser einordnen, so im Vergleich...

stuff
26.04.2007, 13:20
Informatik gepaart mit Ingenieurswissenschaft und Vertiefung Mathe

stuff
27.04.2007, 08:39
Na super, ob ich damit jetzt nicht alle eher vertrieben hab? :-keks

Der Vergleich muss ja nicht mit meinem Studienfach sein, sondern allgemein mit dem Erststudienfach. Vielleicht finden sich ja doch noch ein paar Zweitstudenten. Wär schön. :-)

SuperSonic
27.04.2007, 11:04
Hallo,
ich habe letzte Woche mit dem Zweitstudium Medizin begonnen und stelle jetzt schon fest, dass der Lernaufwand deutlich höher ist als früher. Es wird nicht mehr reichen, sich ein paar Tage vor der Klausur den Vorlesungsstoff noch mal zu Gemüte zu führen; man muss kontinuierlich lernen, weil zwischen Praktikum & Seminaren und der Abschlussklausur nicht viel Zeit bleibt sich vorzubereiten. Außerdem sind die Seminare so angelegt, dass man sich mit dem aktuellen Praktikumsstoff auseinandersetzen muss (Kurzvorträge, Diskussionen). In ein paar Wochen, nach der ersten Klausur, kann ich Genaueres dazu schreiben.

Gruß,
SuperSonic

stuff
27.04.2007, 11:59
hey SuperSonic, danke für deine Antwort! Ich bin schon gespannt, was du berichtest. Du hast ein Chemie-Studium hinter dir, oder? Da müssten aber doch zum Glück ein paar harte Brocken (Biochemie, ...) wegfallen.
Darf ich noch fragen, wie du das Studium finanzierst?

M.Cushing
28.04.2007, 18:52
Ich habe vorher Wirtschaftsingenieur an einer Universität studiert. Gilt als anspruchsvoller, anstrengender Studiengang (Ist ein Doppelstudium aus BWL+Ingenieurwissenschaft)

Ich würde - ohne Witz - den Zeitaufwand mit etwa dem Faktor 10 vergleichen. Das Medizinstudium ist etwa zehnmal zeitaufwendiger, vor allem seit der Klinik. Insbesondere, wenn man gleichzeitig noch Doktorarbeit macht. Ich studiere allerdings in Göttingen, wo wir ein ganz speziell aufwendiges System haben...

Trotzdem macht es Spaß. Man lernt halt immer etwas sinnvolles, und man kann nach jedem Fach hinterher sagen, man ist klüger als vorher. Das ist bei anderen Studiengängen nicht so (ich denke, du weisst was ich meine).

Angel Oak
01.05.2007, 17:41
Also, ich war schon überwältigt vom Lernaufwand in der Vorklinik, ich habe für ein Anatomietestat (immer nur ein Teilbereich) mehr gelernt, als für meine gesamten Chemie-Diplomprüfungen (und ich habe für meine Diplomprüfungen ordentlich gelernt, nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht ;-) ). Aber es war alles machbar und nach einer Weile hat man den Dreh raus. Die Klinik finde ich vom Aufwand eher vergleichbar mit dem Erststudium, vielleicht auch weil die Inhalte mir noch mehr Spaß machen.

Gruß,
Angel Oak

Ocean
02.05.2007, 22:27
@ Angel Oak

Das spricht aber nicht für Deine Uni von Deinem Erststudium.:-D

P.S. Habe auch Chemie-Diplom gemacht, das war damals nicht ohne mit allen Prüfungen innerhalb des Prüfungszeitraum von 6 Wochen. Die Monate davor kräftig geschwitzt. Das war in Tübingen.

spic
13.05.2007, 20:04
Ich bin gerade im zweiten Semester Medizin und habe vorher Informatik an deutscher FH und schwedischer Uni studiert. Zwischen Informatik und Medizin gabs dazu noch fuenf Jahre Leben als angestellter Programmierer.

Fazit fuer die Medizin bisher: der Aufwand ist aehnlich wie bei der Informatik an besagter Uni, setzt sich aber erheblich anders zusammen. Will meinen, es gilt in der Medizin-Vorklinik ziemlich viele mehr oder weniger verpflichtende Veranstaltungen zu besuchen, dafuer gibts so gut wie keine Projekt-Arbeiten und derlei Fleissaufgaben zu Hause zu erledigen. Der "Faktenwissen"-Lern-Teil ist fuer einen Informatiker erstmal sehr ungewohnt, aber da das im Grunde jeder kann, habs auch ich begriffen. Und brauche jetzt so zwischen 30-60 Minuten pro Tag zu Hause dafuer. Ist mehr eine Frage der Disziplin als des Aufwands, m.E.

In zwei Wochen ist das letzte Anatomie-Testat rum, und die Histologie gleich noch dazu - ich bin schon sehr gespannt auf den naechsten Teil Medizin-Studium, und bis hierher nach wie vor enthusiastisch bei der Sache. Also, mein Herr Informatiker-Kollege, einfach tun, gehen wirds bestimmt!

Dies noch zum Beweis, dass neben dem Studium auch noch Zeit fuer Freizeit bleibt: http://www.schneetobi.de :-)

Stagger Lee
14.05.2007, 13:06
Ich glaub wir können bald ein eigenes Unterforum für die ganzen Informatik-zu-Medizin-Umschüler aufmachen... :-party

M. Cremaster
18.05.2007, 13:14
Ich bin gerade im zweiten Semester Medizin und habe vorher Informatik an deutscher FH und schwedischer Uni studiert. Zwischen Informatik und Medizin gabs dazu noch fuenf Jahre Leben als angestellter Programmierer.


dito, ersetzte in meinem Fall Informatik durch ETechnik. Der Lernaufwand in Humanmed ist deutlich höher; Faktor 10 kann schon hinkommen. In meinem ersten Studium hab ich -zumindenst bis zum Vordiplom- ausser Anwesenheit bei den Prüfungsterminen und Laboren NICHTS gemacht (im Prinzip lief ein 80% Job nebenher).

Die Motivation ist aber auch eine ganz andere; die Lernerei fällt somit garnicht so arg auf und tut auch nicht so weh ;-)

Komisch dieses einfache Wort "Medizin" zieht mich in seinen Bann, wie es die anderen Verbalakrobaten nie geschafft haben:
"European Business Academic Elite Program"
"Master of Industrial Automation Science" usw

Ulle
20.05.2007, 15:58
Ich habe vorher Biologie studiert und bin dabei Richtung Molekularbiologie/Biochemie gegangen.

Einige Dinge sind für mich dadurch natürlich ziemlich einfach, Biochemie musste ich z.B. nicht mehr machen (gleiches gilt für alle Naturwissenschaften) - Physiologie war zumindest vom Verständnis wohl etwas leichter.

Im Moment bin ich im vierten Semester und steh kurz vorm Physikum. Bisher war der Aufwand in etwa vergleichbar. In Bio fühlte ich mich eher selbst motiviert und habe gerne gelernt - man konnte die Sachen am nächsten Tag auch gleich im Labor gebrauchen oder seine Profs mit wahnwitzigen Theorien konfrontieren. In Medizin muss irgendwie immer der Silberstreif am Horizont (Klinik-Phase bzw. Studienende) herhalten.

Aber in beiden Studiengängen lief bzw. läuft es als Halbtagsjob - in Biologie hab ich auch viel Freizeit genossen und auch viele Sachen gemacht, die mit dem Studium nur am Rande zu tun hatten. In Medizin geht neben der Freizeit zusätzlich noch viel Zeit für Nebenjob (wissenschaftliche Arbeit) drauf - und nach absolvierten Erststudium brennt man sicherlich auch nicht mehr so auf neues Wissen, ich könnte sicherlicher noch wesentlich mehr tun.

Anatomie ist für mich sehr schwer, ich bin an einer Universität, in der die Anatomie in der Lehre klar vor den anderen Disziplinen liegt und ich hasse stupides Auswendiglernen. Dennoch hab ich bisher jedes Testat bestanden und hoffe, dass mit dem Physikum dieses Kapitel dann auch sein Ende nimmt.

Aber das ist es auch dann, für Medizin braucht es Disziplin, man muss ja nichtmal Mathe machen (im Biostudium hat es ~50% meiner Kommilitonen an Mathe und Chemie zerrissen, Biologie als naturwissenschaftlicher Studiengang wird wohl häufig unterschätzt). Biologie war in vielerlei Sicht lockerer, an einigen Punkten dann aber auch wirklich schwerer - außerdem wird nicht nur Wissen erwartet, sondern man muss es auch anwenden können - das verlangt in der Medizin wirklich keiner und manchmal nimmt dieses sture Faktenwissen ohne jegliches Verständnis skurile Formen an.

Ich würde mal pauschal behaupten, dass sämtliche Ingenieurs- und Naturwissenschaftler ein Medizinstudium nicht fürchten brauchen, vom Anspruch wird es weniger, dafür braucht es mehr Disziplin. Andere Studiengänge kann ich nicht bewerten, da habe ich keine Erfahrungen.

anorte
20.05.2007, 19:50
Hallo Ulle,
hab auch Bio studiert und will jetzt Zweitstudium Medizin anfangen. Wie stehen denn die Chancen für einen Biologen einen Platz zu bekommen? Seit einem Jahr bin ich jetzt mit meiner Promotion beschäftigt; bewerbe mich jetzt fürs WS 08. Was hast du so in deine wissenschaftliche Begründung geschrieben?
Grüßle anorte