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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hirntod - Eigenreflexe ?



nemala
27.05.2007, 09:23
Hallo und guten Morgen,

ich versuche fürs Hammerexamen zu lernen und da kommen mir immer die komischsten Gedanken:

ich frage mich gerade, ob beim Hirntod Eigenreflexe (wie Patellarsehnenreflex etc.) auch erlöschen. In diversen Büchern steht nur, dass Hirnstammreflexe erlöschen.

Was meint ihr dazu?

Freue mich auf eure Antworten....

Caro

mezzomixi
27.05.2007, 09:34
Morgen! :-)

Schau mal hier http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=966022742&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=966022742.pdf
und such in der pdf nach den Reflexen :-)

nemala
27.05.2007, 09:39
Habe ich schon gemacht, aber ich bin mir nicht sicher, wie verläßlich diese Quelle ist. Dachte, ich poste das mal hier, denn sicherlich haben sich auch schon andere vor mir diese Frage gestellt. Danke aber für deine Bemühungen...

KingLoui
27.05.2007, 09:40
Da der Patellarsehnenreflex, ja wie gesagt ein Eigenreflex ist, kann ich mir kaum vorstellen, dass dieser erlöscht. Es sei denn es lägen parallel auch Rückemarksschädigungen vor.

Evil
27.05.2007, 09:41
Die Eigenreflexe bleiben ja auf spinaler Ebene, solang das Rückenmark intakt ist, sollten die eigentlich noch funktionieren, egal was mit dem Hirn ist... würd ich jedenfalls meinen...

actin
27.05.2007, 11:19
Spontan hätte ich das auch gesagt, aber andererseits übt das Gehrin auch eine steuernde Wirkung auf motorische Reflexbögen aus. Ein Beispiel ist die Steuerung der Auslösbarkeit von Reflexen durch Veränderung des Sollwerts an den Muskelspindeln durch die gamma-Motoneurone. Diese Steuerung müsste beim Hirntod ausfallen. Damit sollte sich zumindest die Auslösbarkeit andern.

Soweit ich weiß, fallen bei Rückenmarksverletzungen auch die motorischen Eigenreflexe unterhalb der Läsionsstelle mehrere Monate lang aus, können aber später wieder ausgelöst werden. Das Phänomen wird meines Wissens spinaler Schock genannt.
Wennn in diesen Fällen die Unterbrechung der Verbindung zum Gehirn die Ursache für den zeitweisen Ausfall motorischer Eigenreflexe ist, warum sollte es dann beim Hirntod nicht ebenfalls so sein?
--------

noch eine off topic-Frage: Wie kriege ich hier das Zeichen für 'gamma' rein?

KingLoui
27.05.2007, 11:59
Schonmal an Babinski gedacht, actin? Durch den Wegfall der hemmenden Impulse aus dem Hirnstamm sollten die Eigenreflexe sogar noch gesteigert sein, denke ich.

Lava
27.05.2007, 12:03
Gesteigerte Reflexe treten doch eher später auf, dachte ich... eine Spastik entsteht ja auch nicht sofort sondern erst im Laufe der Zeit.

actin
27.05.2007, 12:08
Durch den Wegfall der hemmenden Impulse aus dem Hirnstamm sollten die Eigenreflexe sogar noch gesteigert sein, denke ich.Deshalb habe ich ja von steuernder Wirkung des Gehirns gesprochen. Diese kann in einer Herabsetzung der Schwelle für die Auslösbarkeit der Reflexe bestehen oder in einer Heraufsetzung. Und die Steuerung über die gamma-Motoneurone war nur ein Beispiel. Als weiteres war mir noch noch die Hemmung von alpha-Motoneuronen im Rückenmark durch Renshaw-Zellen eingefallen, aber darüber weiß ich nicht viel.

Aber eigentlich dürfte doch die Ausgangsfrage nicht so schwer zu beantworten sein. Das könnte man doch leicht überprüfen und ist doch sicher auch schon untersucht worden.

actin
27.05.2007, 12:40
Ich hab gerade mal im Klinikleitfaden Neurologie nachgesehen (den habe ich mir mal gekauft, als ich nach einem Sportunfall ein neurologisches Problem mit einem Bein hatte.)

Dort steht unter Querschnittslähmung:

Zitat:

*Akut:
in Frühphase spinaler Schock mit schlaffer Lähmung und erloschenen MER unterhalb der Läsion nach Minuten bis wenigen Stunden; ....

*Nach Tagen bis Wochen:
...mit spastischer Parese, oft Paraparese oder -plegie kaudal der Läsion, MER gesteigert ....

pathognom
27.05.2007, 18:13
Hey,


Als weiteres war mir noch noch die Hemmung von alpha-Motoneuronen im Rückenmark durch Renshaw-Zellen eingefallen, aber darüber weiß ich nicht viel.

AFAIK dienen die Renshaw-Interneurone der rekurrenten Hemmung, i.e. agonistische Muskeln bzw. -gruppen hemmen sich selbst. Es wird über das alpha-Motoneuron glutamaterg aktiviert und hemmt dasselbe Axon bzw. agonistische Axone über Glycin. Außerdem hemmt es die Renshaw-Zellen der Antagonisten (sodass diese disinhibiert werden).


Eine nette neurologische Kollegin hat mich gerade auf eine etwas angestaubte Arbeit hingewiesen, wo Hirntod in unmittelbaren Zusammenhang mit dem spinalen Schock gebracht wird. Nach dem Eintreten des Hirntods kommt es demnach tatsächlich zu einer Areflexie, die sich allerdings innerhalb von Stunden zu einer Eureflexie zurückbildet.

Changes in spinal reflex excitability in brain-dead humans.
Electroencephalogr Clin Neurophysiol. 1989 Sep;73(3):206-14.

Die stark an die ständigen Depolarisationen von oben "gewöhnten" Reflexbogen-Interneurone müssen bei einem Querschnitt bzw. spinal shock zuerst eine synaptische Autonomie gewinnen... das dauert einige Zeit.


Liebe Grüße :-winky

actin
27.05.2007, 19:21
Eine nette neurologische Kollegin hat mich gerade auf eine etwas angestaubte Arbeit hingewiesen, wo Hirntod in unmittelbaren Zusammenhang mit dem spinalen Schock gebracht wird. Nach dem Eintreten des Hirntods kommt es demnach tatsächlich zu einer Areflexie, die sich allerdings innerhalb von Stunden zu einer Eureflexie zurückbildet.
Changes in spinal reflex excitability in brain-dead humans.
Electroencephalogr Clin Neurophysiol. 1989 Sep;73(3):206-14.Interessant, hab gerade das Pubmed-Abstract dazu gelesen. Aber irgendwie sind das schon makabre Versuche.:-wow



AFAIK dienen die Renshaw-Interneurone der rekurrenten Hemmung, i.e. agonistische Muskeln bzw. -gruppen hemmen sich selbst. Es wird über das alpha-Motoneuron glutamaterg aktiviert und hemmt dasselbe Axon bzw. agonistische Axone über Glycin. Außerdem hemmt es die Renshaw-Zellen der Antagonisten (sodass diese disinhibiert werden).Danke und Gruß :-)