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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Krampfanfall bei Leitungsanästhesie



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Moorhühnchen
01.06.2007, 16:25
Außerdem kann man sich beim Wald- und Wiesenkrampfanfall die Medikamente sowieso sparen, der hört von alleine wieder auf. Dann spart man auch dem Neurologen in der Notaufnahme den Ärger mit den Patienten, die ewig nicht wieder aufwachen, weil sie Benzos intus haben :-sleppy .
Hatte mich nicht getraut es zu schreiben, stimme Dir aber voll und ganz zu! :-top

lala
01.06.2007, 16:48
Außerdem kann man sich beim Wald- und Wiesenkrampfanfall die Medikamente sowieso sparen, der hört von alleine wieder auf. Dann spart man auch dem Neurologen in der Notaufnahme den Ärger mit den Patienten, die ewig nicht wieder aufwachen, weil sie Benzos intus haben :-sleppy .

Beißkeil geht schon mal gar nicht - aber da waren wir uns ja (fast) einig hier.

Gruß, Ute

Jaaaa. Danke Ute- endlich schreibts einer. Jeder Neurologe freut sich wenn er bald mit dem Patienten wieder sprechen kann. Bitte Benzos nur bei prolongiertem Anfall bzw. Status epilepticus! Praktisch fast nie nötig.... :-top
Einfach beobachten, Umgebung sichern, cool bleiben und nicht in Hektik verfallen durch irgendwelche Beißkeile, i.v. oder i.m.-Spritz-Aktionen....

Evil
01.06.2007, 16:55
Vielleicht hatte der Zahnarzt ja schon bei der LA versehentlich einen iv-Zugang ;-)

Rugger
01.06.2007, 17:51
Außerdem kann man sich beim Wald- und Wiesenkrampfanfall die Medikamente sowieso sparen, der hört von alleine wieder auf.Kann man denn beim Medikamenten- induzierten Anfall von einem Wald- und Wiesenanfall reden?! :-nix

R.

Tombow
01.06.2007, 18:54
Kann man denn beim Medikamenten- induzierten Anfall von einem Wald- und Wiesenanfall reden?! :-nix

R.

Heikle Frage. Würde ich hier an der postiktalen Entwicklung (Wiedererlangung von Bewußtsein, Länge der Reorientierung) festmachen. Wenn Patient wieder das Bewußtsein erlangt und nicht wiederholt krampft, dann könnte man sich die Gabe von Benzos sparen.

IMHO würde die Provokation durch Medikamente eher für ein Wald- und Wiesenanfall sprechen (so manches kann die Krampfschwelle ziemlich tief herunterdrücken).

SidVicious
02.06.2007, 10:30
Ich kann ja nur von meinen Studienerfahrungen sprechen, aber so weit ich weiss und auch gelernt habe ist ein Beißkeil def. obsolet. Ich glaube das ist auch kein Meinungsstreit, wenn ein Neurologe mir das beibringt.
Sinnvoll ist es meiner Meinung nach den Patienten vor selbst verletzung zu schützen, das heißt den Weg freimachen für den Krampf. Rettungswagen rufen und abwarten.

Frei nach Samuel Shem: Erstmal den eigenen Puls fühlen :-)

Ich stelle mir die Frage, ob überhaupt in jeder Zahnarzt praxis auch ein Notfallkoffer mit Diazepam ist?


Gruß

SidV.

milz
02.06.2007, 11:40
Darf der Zahnarzt eigentlich rechtlich irgendwelche Antikonvulsiva spritzen, bzw. über Ersthelfermaßnahmen hinausgehende Eingriffe durchführen? Ist ja eigentlich nicht sein Einsatzgebiet...

Wenn man Patienten Medikamente gibt, dann sollte man auch die Risiken kennen und im Notfall Gegenmaßnahmen einleiten können. Ist aber nur meine persönliche Meinung. Mit Diazepam kann man auch nicht viel verkehrt machen, außer dass der Patient mit dem Atmen aufhört (bei i.v.-Gabe) und man etwas bebeuteln muss.

derAnda
02.06.2007, 11:41
Bei uns in München sind alle die sich viel mit dem Thema beschäftigen große Fans von Tavor Ex. pidet. Einfach buccal reinschieben und gut is.

Evil
02.06.2007, 12:57
Wenn man Patienten Medikamente gibt, dann sollte man auch die Risiken kennen und im Notfall Gegenmaßnahmen einleiten können. Ist aber nur meine persönliche Meinung. Mit Diazepam kann man auch nicht viel verkehrt machen, außer dass der Patient mit dem Atmen aufhört (bei i.v.-Gabe) und man etwas bebeuteln muss.
Und außer daß der Patient dann vielleicht aspiriert und eine fiese Pneumonie bekommt...

Exkavator
02.06.2007, 19:19
Puh, mit so vielen Antworten hätte ich gar nicht gerechnet. :-)
Okay, dann frage ich mal einfach dumm, woher soll ich es auch wissen: Wieso keinen Beißkeil? Bringt's nichts, ist es zu umständlich,...? Wofür wäre der denn überhaupt da?
Was i.v.-Spritzen angeht: Das lernen wir zwar, aber an einem zuckenden und mit dem Armen wedelnden Patienten würde ich es als jemand, der das nicht jeden Tag macht, nicht versuchen wollen.
Und im Zweifelsfall Benzos, ja? Wie lange kann/soll man abwarten, bevor man zur Spritze greift? Kann dabei auch was schiefgehen, wenn man das verabreicht?
Weiß zufällig auch jemand, was man dem Patienten bei der nächsten zä. Behandlung an LA geben kann? Doch nicht etwa das selbe, was auch den Krampf ausgelöst hat. Der P. meinte schon zu mir, dass es so was nicht nochmal braucht. ;-)
Und wie sieht es hier mit der Pathophysiologie aus? Was ist hier schiefgelaufen?

-Exkavator

milz
02.06.2007, 21:41
Wenn man im Venen punktieren keine Übung hat (als ZA), ist das vielleicht doch keine so gute Idee. Wenn man Diazepam i.v. gibt sollte man es auf jeden Fall fraktioniert geben, denn was drin ist ist drin. Das mit dem Nasenspray wäre aber vielleicht eine elegante Lösung, wenn es das gibt und es funktioniert.

Zum Beisskeil s.o.

Ex-PJ
03.06.2007, 16:34
Bezügl: Pathophysiologie: Senkung der Krampfschwelle hat zum Krampfanfall geführt bzw. diesen begünstigt; dies könnte vom Adrenalin direkt herrühren, denkbar ist aber auch eine Hypoxidose (Minderversorgung des Gehirns) durch Herzrhythmusstörungen, z.B. können LA wie Lidocain usw. zu Bradykardie oder AV-Block führen oder verstärken.
Zudem sollte abgeklärt werden ob nicht eine strukturelle Läsion des ZNS z.B. kleine Narbe / angeborene Zyste oder tumoröse Raumforderung des ZNS oder der Hirnhäute vorliegt, Krampfanfälle begünstigt oder deren Ursache ist.
--> also bildgebebende Diagnostik mit MRT (im allgemeinen besser auflösend als CT); zudem (am besten nach Bildgebung) neurolog. Vorstellung;
bei Verdacht auf kardiale Probleme weitere kardiologische Abklärung z.B. Echo, LZ-EKG; kann beides im allgemeinen ambulant erfolgen

tonexxx
03.06.2007, 22:04
Wofür wäre der Beisskeil denn überhaupt da?
Damit kann man, mitsamt Patient gefangen im Aufzug, prima die Schiebetüren aufspreizen. Echt jetzt!

vlsime
04.06.2007, 21:47
Hallo!


Okay, dann frage ich mal einfach dumm, woher soll ich es auch wissen: Wieso keinen Beißkeil? Bringt's nichts, ist es zu umständlich,...? Wofür wäre der denn überhaupt da?

Viele Patienten, die einen generalisierten Krampfanfall erleiden, beißen sich im Rahmen des Anfalls in die Zunge, meist übrigens im seitlichen Randbereich und ohne weitere Konsequenzen. Diesen Zungenbiß, der in der Regel zu Beginn des Krampfanfalls passiert, könnte man verhindern, wenn man einen Beißkeil VOR Beginn des Krampfanfalls zwischen den Zähnen hat. Wenn der Krampfanfall erst begonnen hat, ist der Zungenbiß auch schon passiert, der Beißkeil also nutzlos; das gewaltsame Einbringen des Beißkeils gegen den Widerstand des bereits krampfenden Patienten kann jedoch zu Verletzungen und Schäden führen.

Klar?
Grüße!

hennessy
05.06.2007, 13:08
Hallo zusammen.
Ich war jetzt eine Woche in Urlaub und bin erfreut über die rege Diskussion.
Speziell zu meinem Fall:
Die Patienten (motorisch gehandicapt) begann zu würgen und hatte uns teilweise ihr Frühstück aufs Tablett gelegt, als ich mich dazu entschloss, den Rest des Erbrochenen abzusaugen. Um einigermaßen freien Zugang zu haben und um mehr oder weniger meinen Saugschlauch zu schonen habe ich ihr den Keil zwischen die Frontzähne gelegt. Während der Absaugung begann sie dann zu krampfen. Sie bekam übrigens keine zahnärztliche Injektion. Bis der Notarzt gekommen war, hatte ich ihr eine Ampulle Diazepam i.m. gespritzt. Ihre Begleitperson hatte uns (leider erst im Nachhinein) erklärt, dass sie schon öfters einen Anfall auch bei anderen Ärzten hatte.

gruß
hennessy

vlsime
05.06.2007, 14:19
Hallo!


...Um einigermaßen freien Zugang zu haben und um mehr oder weniger meinen Saugschlauch zu schonen habe ich ihr den Keil zwischen die Frontzähne gelegt. Während der Absaugung begann sie dann zu krampfen.

Das ist also etwas anderes: der Beißschutz war schon vor Beginn des Krampfanfalls im Mund, wurde also nicht erst zur "Therapie" des Anfalls eingelegt...

Grüße!

DanielOliver
06.06.2007, 18:37
Bei einem generalisierten Krampfanfall in engstem zeitlichen Zusammenhang mit der Anwendung eines Lokalänesthetikums würde ich bis zum Beweis des Gegenteils immer von einer zentralnervösen Nebenwirkung durch Überdosierung/vasale Injektion ausgehen.

Insofern würde ichsowas so schnell wie möglich mit Benzos therapieren, Sauerstoff geben und Reanimationsbereitschaft herstellen.

Krampfanfälle können schon bei relativ geringen systemischen Dosen auftreten, bei weiterer Resorption können sich aber sowohl die neurologischen als auch die kardiovaskulären Probleme schnell verschärfen.

Sytemische Nebenwirkungen sind eine Frage der Dosis, nicht einer Überempfindlichkeit gegen ein bestimmtes LA, insofern bestünde beim beschriebenen Fall vermutlich keine absolute Kontraindikation das selbe LA nochmal anzuwenden.

Allergische Reaktionen (bei dem geschilderten Fall eher unwahrscheinlich) auf LAs vom Amidtyp richten sich meist gegen den Begleitstoff Methylparaben, insofern wäre ein Wechsel des LAs hier nicht hilfreich