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confused24
05.06.2007, 22:44
hallo an alle,

ich bin en bisschen verzweifelt und wollte euch mal um rat fragen... vielleicht ist jemand da draussen der mir helfen kann oder dem es ähnlich geht. ich hab mein medizinstudium in berlin nach 6 jahren abgeschlossen, dr.arbeit alles fertig und ich bin weiblich und 27 jahre alt. egal welche fachrichtung, ich kann es mir nicht mehr vorstellen ärztin zu werden. welche alternativen berufswege kennt ihr ? im moment hab ich das gefühl ich weiss nicht mehr wo mein weg ist...während dem studium war ich die ganze zeit so in diesem system...aber jetzt nach mehr als einem halben jahr abstand zum 3. stex, bin ich echt verzweifelt.
wem geht es auch so ?

für tipps und hilfe bin ich sehr dankbar.
vlg,
mel

Kunstpfuscher
05.06.2007, 23:07
Hallo!

Wie sieht es mit Forschung aus? Würde Dir das Spaß machen?
Oder was ist mit Wissenschaftsjournalismus?

Gruß, Kunstpfuscher

tonexxx
05.06.2007, 23:34
Meine mal gehört zu haben, dass man relativ mühelos Bio-Lehrer werden kann...

Egal, welche Fachrichtung... Hmmm, auch mal an Exoten wie Rechtsmedizin, Pathologie, Labormedizin (moderner Alchemist) oder Radiologie gedacht?

Beratungstätigkeiten würden mir noch einfallen...

alley_cat75
06.06.2007, 07:36
Mich würde interessieren, worin Du die Gründe siehst, keine Lust mehr auf den Job zu haben? Arbeitsumfeld, Arbeitszeiten, die Patienten an sich? Bist Du unsicher, welche Fachrichtung Dir Spaß machen würde? Wie war Dein PJ? Ehrlich gesagt, würde ich an Deiner Stelle wenigstens mal ein halbes Jahr als Assistenzärztin arbeiten und dann erst resignieren bzw. etwas anderes suchen. Wie hier schon angedeutet, gibt es eine Menge Alternativen. Bürojob bei den Krankenkassen, Verlagsarbeit, Dozententätgikeit (Krankenpflegeschule) etc. Hänge doch noch ein Studium ran. BWL, Public Health. Nebenbei ein paar KV-Dienste machen und Du musst nicht hungern. Nicht den Kopf hängen lassen!

Kieler Sprotte
06.06.2007, 16:29
@ confused24...bist Du die nette asiatische Ärzten aus der Fernsehreihe "Anfänger in Weiß"?

Wenn ja, dann kann ich Dich gut verstehen :-D


Nee, mal im Ernst...was gibt es für einen wichtigen Grund, sich überhaupt nicht mehr mit dem Berufszweig eines Arztes zu entscheiden?

Geh doch in die Pharmazieindustrie oder in die Verwaltung von Krankenhäusern (wenn das überhaupt möglich wäre). Wie wärs mit Ärztekammer?!

trina1081
07.06.2007, 07:09
@ confused24...bist Du die nette asiatische Ärzten aus der Fernsehreihe "Anfänger in Weiß"?

Wenn ja, dann kann ich Dich gut verstehen :-D


looool
:-D

Relaxometrie
07.06.2007, 10:29
Nebenbei ein paar KV-Dienste machen und Du musst nicht hungern.
Oft gehört, nie verstanden, mich nie darum gekümmert, jetzt gehe ich es an
:-D :

Was sind diese KV-Dienste? KV steht für kassenärztliche Vereinigung, aber mehr weiß ich nicht.
Kann man sie, so wie Du es hier empfiehlst, als Berufsanfänger ohne Berufserfahrung machen?

alley_cat75
07.06.2007, 11:31
KV-Dienst: das sind die Ärzte in den rosa Golfs der kassenärztlichen Vereinigung oder auch Hausbesuchsdienst. Den, den Du rufst, wenn Du um 3 Uhr nachts mit einer eitrigen Tonsillitis im Bett liegst und niemand anderes Dir helfen kann. Zum KV-Dienst werden alle Niedergelassenen verdonnert; daher kommen die Geschichten, wenn ein Gyn sich um Deine Tonsillitis kümmern kommt. :-) Findet der Niedergelassene einen Vertreter, muss er den nicht machen. Vertreter kann auch der angestellte Assistenzarzt sein. Zwei Kollegen von mir (2. und 4. WBJ) fahren regelmäßig KV und verdienen ganz gut nebenbei damit. Ob man das als frische Approbierter machen kann, :-nix , aber warum eigentlich nicht. Einfach bei der KV nachfragen.

Ex-PJ
07.06.2007, 11:57
Zitat:

Was sind diese KV-Dienste? KV steht für kassenärztliche Vereinigung, aber mehr weiß ich nicht.
Kann man sie, so wie Du es hier empfiehlst, als Berufsanfänger ohne Berufserfahrung machen?[/QUOTE]

Alleycat hat den Dienst als solchen gut beschrieben.
Dienst als Berufsanfänger darf man faktisch nicht machen u. sollte man auch nicht machen. Z.B. fatal wenn Du die Bauchschmerezen bei einem 70-jährigen Hypertoniker auf seine Cholecystolithiasis beziehst u. Ursache eine beginnende Dissektion eines Bauchaortenanuerysmas ist. :-((
--> sofort kommt bei rechtlichen Auseinandersetzungen anschließend das Argument der fehlenden Erfahrung
--> Darum KV-Dienste nur mit mindestens 6 Monaten Berufserfahrung (besser noch länger)

Relaxometrie
07.06.2007, 12:08
--> Darum KV-Dienste nur mit mindestens 6 Monaten Berufserfahrung (besser noch länger)

Das sehe ich absolut ein. Wirklich sicher würde man einen solchen Dienst auch nach 6 Monaten noch nicht beherrschen, aber als absoluter Berufsanfänger schonmal gar nicht.

Ich war aber so erstaunt, daß alley_cat75 diese Dienste als gute Einnahmequelle angepriesen hat, daß ich doch mal nachfragen musste. Nicht, daß mir da etwas entgangen wäre :-D

Francamour
07.06.2007, 12:22
Hallo,

also, ganz ohne Erfahrung oder mit wenig Erfahrung sind diese KV-Dienste nicht zu machen!
Ich glaube, bei uns (KV Nordrhein) war die Voraussetzung eher drei Jahre klinische Erfahrung und die Absolvierung des 80-stündigen Notfallmedizinkurses, den man auch für den Notarzt braucht (wenn auch nicht den Notarztschein).

Salut, francamour

PS: als Facharzt jeglicher Fachrichtung braucht man das alles komischerweise nicht, nur als Nicht-Facharzt. Ist schon komisch, daß ein Dermatologe, HNO, Augenarzt oder Gynäkologe einfach so Notdienst machen könnte (die meisten dieser Fachärzte geben ihre Dienste ab), ein Assistenzarzt, der zwei Jahre Innere gemacht hat, aber alle möglichen Zusatzqualifikationen braucht.

confused24
08.06.2007, 23:26
zu meinen gründen :
ich hab im pj ziemlich viel gearbeitet - der bürokratische teil war ziemlich nervig und sehr zeitaufwendig, ich hatte einen mega stress jeden tag weil ich u.a. eine komplette staton alleine gemanaged habe, da die jungen assis selbst dermaßen überlastet waren... zt. hat es mich erschreckt und total ernüchtert was ich da erlebt habe, wie mit patienten umgegangen wird...ein bisschen auch meinen glauben an ärzte verloren. ich würde jetzt nie wieder einem arzt so vertrauen wie ich das früher getan habe... es wurde gepfuscht und verarscht...
das hat mich ziemlich gefrustet. grossartige erfolgserlebnisse hatte ich nicht, aber den menschen beim sterben zugesehen, das hat mich echt verändert... nach dem praktischen jahr hab ich wohl resigniert, war ziemlich down.... nach meinem 3 stex hab ich gemerkt wie sehr mich diese erfahrungen runtergezogen haben...am liebsten wollte ich wegrennen von all dem leid, den problemen, den sterbenden menschen, den problemen der menschen und mich nur noch mit positivem umgeben... ihr werdet jetzt sagen, das leben ist nunmal hart... klar, weiss ich das...
und ich weiss von all den fachrichtungen... augen, hno und die nicht ganz so krassen fachrichtungen, aber die sind allesamt nichts für mich und langweilen mich...

ich danke euch für eure beiträge...

ich hoffe nicht, dass ich die ewig-suchende bin....

vlg !!

Gast26092018
09.06.2007, 10:23
Oh..das is traurig…jetzt hast du so viel Energie und Zeit in dein Studium gesteckt und jetzt so was =( …na ja aber du bist ja noch jung…

zt. hat es mich erschreckt und total ernüchtert was ich da erlebt habe, wie mit patienten umgegangen wird...ein bisschen auch meinen glauben an ärzte verloren.
Aber ist dies nicht n Grund um weiterzumachen und um den Anderen Ärzten den richtigen Weg zu zeigen? Wenn du mal n hohes Tier wirst kannst du ja den Ton angeben!
In jedem Berufsfeld gibt es Menschen die krank im Kopf sind…Ärzte sind keine Halbgötter, es sind nur Menschen...

CHALi
09.06.2007, 12:00
Huhu Confused,
das ist echt traurig!

Aber gerade solche Erlebnisse waren es, die mich dazu bewegt haben, Medizin zu studieren.

Ich fand es vorher schon interessant, aber nachdem ich als Patient selbst total verarscht wurde und wie der letzte Dreck behandelt, mir nicht der wirkliche Befund nach einer OP mitgeteilt wurde, ich beleidigt wurde und unter aller sau operiert hab ich mich nur noch mehr bestätigt gefühlt.... Ich werde Doc und ich mach es besser!

Ich würde es als chance sehen... du hast die *********Ärzte gesehen.. und weißt, es hat dich so geschockt.. so willst du nie werden!

Mach es besser!
Einen aufmunternden Gruß
CHALi

PS: Evt. mal einfach ein Jahr was anderes machen oder geh doch irgendwo hin, wo du helfen kannst.. Ärzte ohne Grenzen?

Kackbratze
09.06.2007, 14:16
Was ist mit Pathologie? Da kann man seine Patienten nicht schlecht behandeln. Nur die Kollegen, die Behandlungsfehler begehen?

confused24
09.06.2007, 17:51
ärzte ohne grenzen kann man auch nur machen wenn man mehrere jahre berufserfahrung aufweisen kann...so ist das ziemlich mit allem...beratertätigkeiten, pharmabranche, medjournalismus....ihr stellt euch das zum thema "alternative berufsfelder" genauso einfach vor wie ich mir anfangs... ist es aber nicht...

alive
09.06.2007, 18:56
Liebe confused,

wo hast du denn PJ gemacht? Onko, Gefäßchir. und Stroke-Unit???

Ich kann dich ehrlich gesagt nicht wirklich verstehen. Klar ist Verwaltungskram äzend, aber den haste in den "alternativen Berufsfeldern" auch.
Und trotzdem ist auch der Papierkrieg von Haus zu Haus unterschiedlich. Ein Haus das eine Station von nem PJler "managen" lässt - da würd ich auch nicht arbeiten wollen.

Mein rat wäre dich in anderen Häusern und evtl. ganz neuen Fachrichtungen um zu sehen. Du hast bestimmt noch nicht alles gesehen...

LAH_in_GAZ
09.06.2007, 20:26
Erzählt ein Vorkliniker einer Dame die nen Dr. und das dritte Staatsexamen hat ... :-oopss

Kommt doch ein bisschen lächerlich oder? Was hast du denn schon alles so gesehen außer Onko, GCH und Stroke? ...

Das nenn ich mal typisches Medizinertum ... in den Wolken schweben ;)

Um nicht nur ne Offtopic zu produzieren;

@ confused24

Du hast dich ja sicherlich schon sehr damit auseinandergesetzt und weißt wahrscheinlich auch noch besser bescheid, ich bin bis jetzt auch immer davon ausgegangen, dass einem als Mediziner die Tore sperrangelweit offen stehen, auch in der Wirtschaft sprich Pharmaindustrie oder sonst diversen Institution, aber dies hast du ja verneint.

Ich denke, du alleine wirst die Welt auch nicht umdrehen können, sprich es wird immer Kollegen geben, die die Patienten nicht nach deinen Ansprüchen versorgen und behandeln. Es stellt sich also für dich wahrscheinlich die Frage, kommst du mit diesen Umständen klar oder geht das gar nicht für dich ....

Und sonst eben vielleicht die Lehre? Professur, keine Ahnung ... echt schwierig ...

Ich hoffe, du wirst den richtigen Weg für dich finden und bist damit zufrieden ...

so long ..

nightingale
09.06.2007, 21:07
Oder z. B. Aufbaustudium Public Health?
:-love

Nessie79
11.06.2007, 08:36
Wie wärs mit Umwelt-, Arbeits- oder Sozialmedizin? Oder Hygiene und Mikrobio? Da hast du immer noch Patientenkontakt, allerdings vorrangig in der Impfberatung und die sind meist alles andere als totkrank...