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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hallo ihr Deutschen!



silversheep
24.08.2002, 23:19
Grüß Euch!

Hab seit ner Ewigkeit nicht mehr geschrieben, hoffe es geht Euch gut :)

Ich würde gerne wissen, wie schwer es ist, einen Medizinstudiumsplatz in Deutschland zu bekommen.

Ich würde mich über genaue Infos freuen, d.h. wie viele Studienplätze gibt's in Eurem Land und wie viele Bewerber jedes Jahr?

Was sind die beliebtesten Unis?

Ich möchte wissen, was der NC für Medizin ist. Kann man mit einem Abi von 3,x Medizin studieren?

Later, silversheep

Dr.Dolor
25.08.2002, 06:09
Hallo,

wo immer Du auch bist - versuch da Medizin zu studieren :-)

Okay, also mit Abi 3,x wird´s schwierig, zumindest musst Du Dich auf einige Semester Wartezeit einstellen. Unmöglich ist nix, aber es kann halt dauern...
Studienplätze pro Jahr glaube ich ca. 12.000 - Bewerber sind es aber gut 20.000, d.h. es kann nur knapp die Hälfte tatsächlich studieren. Den Studienplatz würde ich mir nach dem Umfeld aussuchen, der wissenschaftliche Ruf einer Uni hat keinerlei Einfluss auf die Qualität der Lehre. Vorbei die Zeiten, als alle nach Heidelberg, Margurg oder Tübingen wollten. Also; gibt noch andere schöne Städte - erstmal Arzt werden und dann Karriere machen :-)
Weitere NC-Infos: www.zvs.de

Gruss, Daniel.

silversheep
25.08.2002, 06:31
Hallo Daniel,

danke, dass Du beantwortet hast :)

Keine Angst, ich beabsichtige nicht, Medizin in Deutschland zu studieren! Ich fange nächsten Monat mit dem Medizinstudium bei GKT in London an.

10.000 Plätze? Dies ist eine großzügige Schätzung laut ZVS. 8.232 gibt's für 2002/2003. (Danke für den Link).

20.000 wollen Medizin studieren? Ich hätte gedacht die Zahl der Bewerber wäre viel geringer. Warum denke ich das? Weil es mir gesagt worden ist, dass Medizin in Deutschland nicht mehr so angesehen sei.

Ach, noch ne Frage ist mir gerade eingefallen... Muss man Chemie/Biologie/Physik als Leistungskurs gehabt haben, um Medizin studieren zu dürfen?

Könntest Du mir bitte eklären, was die "Wartezeit" ist? Sie gibt's nämlich bei uns nicht.

Wie viele ausländische Studenten gibt's ungefähr bei Dir und aus welchen Ländern kommen sie?

Nochmals danke schön,
silversheep

Dr.Dolor
25.08.2002, 06:44
Hi Silversheep.

So früh schon wach? :-D
Das Fach Medizin war schon immer sehr beliebt in Deutschland, leider waren (und z.T. sind) die späteren Arbeitsbedingungen aber mehr als bescheiden und in den 90ern schwebte das Gespenst der Arbeitslosigkeit über der deutschen Ärzteschaft. Inzwischen scheinen sich aber die Bedingungen zu bessern, nicht zuletzt deswegen, weil in den letzten Jahren mehr und mehr Ärzte/Ärztinnen nicht den klassischen Weg in die Klinik/Praxis einschlagen sondern ins Ausland oder in die Industrie/Wirtschaft abgewandert sind.
Parallel dazu wurden in Deutschland die Anzahl der Studienplätze Humanmedizin reduziert. Die Anzahl an Bewerbern hielt sich aber soweit ich weiss recht konstant. Diese gesamte Entwicklung wird uns in den nächsten 5 - 10 Jahren in einen nicht unerheblichen Ärztemangel steuern (siehe schon jetzt in Ostdeutschland).

Definierte schulische Leistungen bzw. Kurse sind für das Medizinstudium nicht Voraussetzung. Natürlich sind LK´s in den naturwissenschaftlichen Fächern gerade für die Vorklinik hilfreich, aber keinesfalls Bedingung. Ich habe es beispielsweise auch mit Deutsch- und Englisch-LK durch die Vorklinik geschafft...

Wartezeit ist die Zeit, die Du damit verbringst, auf einen Studienplatz zu warten :-)
Da es nur ein bestimmtes Kontinget an Plätzen gibt, wird nach dem Abiturnotendurchschnitt verteilt. Liegt man ausserhalb dieses Schnittes (NC), kommt man auf eine Warteliste und muss u.U. ein paar Semester warten, bis man einen Platz bekommt. Viele machen in dieser Zeit Praktika oder eine med. Ausbildung.

An meiner Uni (Essen) gibt es eine ganze Reihe ausländischer Studierende, meist aus der Türkei oder Osteuropa. Einige Asiaten auch, ich kann Dir natürlich keine prozentualen Angaben machen. Kommilitonen aus anderen europäischen Ländern, Afrika, Südamerika oder den USA sind aber zumindest bei uns eher die Ausnahme.

Ich hoffe, die Angaben haben Dir etwas weitergeholfen.
Gruss, Daniel.

silversheep
25.08.2002, 07:01
Guten Morgen Daniel!

Dir könnte ich ja die gleiche Frage stellen! Aber prima, dass Du sofort zurückgeschrieben hast. Du bist mir eine große Hilfe gewesen aber Fragen gibt's noch!!

Also, wenn man in England Medizin studieren will, muss man der Uni einen Aufsatz schreiben, in dem steht, warum man das Fach studieren möchte und so weiter. Gibt es bei euch was Ähnliches oder füllt ihr nur ein ZVS-Formular aus mit den Abi-Noten? Werdet ihr auch interviewt?

Ich habe von einer deutschen Frau gehört, die schon 55 ist und Medizin in Tübingen studiert. Ist das normal bei euch, dass man so spät im Leben mit dem Studium anfängen kann? 30 bis 40-jährige haben bei uns echt kaum ne Chance, Medizin zu studieren, weil das Land natürlich viele mehr Jahre aus einem 18-jährigen kriegt, wenn er nicht von einem Bus überfahren wird!

Gruß silversheep

Dr.Dolor
25.08.2002, 07:08
Moin,

ich schreibe gerade 2.Staatsexamen (also letzten Do./Fr. und morgen/übermorgen - deshalb lerne ich brav :-) )

Eine schriftl. Begründung wird bei uns nicht verlangt, wohl aber gibt es ein "Losverfahren" für die Leute in der Wartezeit. Mit etwas Glück kann man da zum Auswahlgespräch an die Uni gelost werden und sollte dann natürlich über Motive und Gründe seines Studienwunsches Angaben machen können.

Studieren >40 ist auch in Deutschland ungewöhnlich aber prinzipiell möglich. Grundsätzlich soll jeder die gleichen Chancen haben, wobei unser System (zumindest bis jetzt) nahezu komplett vom Staat finanziert wird. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist ein MedStudium ab 40 oder älter sicher fragwürdig, aber solange es noch Kapazitäten gibt, diese Leute studieren zu lassen - warum nicht? Ob & wie die "älteren Semester" dann aber auch einen Job bekommen bzw. eine Karriere machen steht auf einem anderen Blatt.
In der Regel fangen bei uns die Mädels mit 19-21 Jahren an, die Jungs zwischen 21-23 Jahren. (Zivildienst und so...)

Original geschrieben von silversheep
...weil das Land natürlich viele mehr Jahre aus einem 18-jährigen kriegt, wenn er nicht von einem Bus überfahren wird!

Klasse formuliert, Silversheep. Busse sind verdammt gefährlich! :-D

Gruss, Daniel.

silversheep
25.08.2002, 07:37
Greetings Daniel,

nochmals danke schön für deine Nachricht.

Ich würde gerne an einer deutschen Uni einen Teil meines Studiums verbringen. Wäre dies möglich?

Hat deine Uni Verbindungen mit englischen Unis? Wenn nicht, dann verpasst ihr was!

silversheep

25.08.2002, 10:49
An den meisten unis gibt es einen akademischen Austauschdienst (zumindest hier in Tübingen gibt es so etwas), dieser organisiert Tauschaufenthalte - das heisst, Du kommst ein jahr nach Deutschland und dafür geht jemand anderes für dich an Deine Uni.

Aber laut meinem Doktorvater ist das Studium in England besser als hier bei uns - überleg es Dir also gut :-).

28.08.2002, 23:25
Ich habe irgendwo gelesen, dass deutsche Assisstenzärzte (sp?) nur €900 im Monat verdienen.

Sind die Löhne im Westen höher als im Osten?

Was verdient ein Arzt im PJ? In England kriegt ein PRHO (=PJ) ungefähr 19.000 Pfund im Jahr.

silversheep

Poxsellis
29.08.2002, 22:16
Original geschrieben von miscalculated
Ich habe irgendwo gelesen, dass deutsche Assisstenzärzte (sp?) nur €900 im Monat verdienen.

Sind die Löhne im Westen höher als im Osten?

Was verdient ein Arzt im PJ? In England kriegt ein PRHO (=PJ) ungefähr 19.000 Pfund im Jahr.

silversheep


Deine Informationen sind falsch und beziehen sich eher auf die Übergangsphase des AiP (Arzt im Praktikum). Diese schliesst direkt an das Studium an, und dauert 18 Monate. Danach erhält man die Vollapprobation.

Poxsellis
29.08.2002, 22:16
Original geschrieben von miscalculated
Ich habe irgendwo gelesen, dass deutsche Assisstenzärzte (sp?) nur €900 im Monat verdienen.

Sind die Löhne im Westen höher als im Osten?

Was verdient ein Arzt im PJ? In England kriegt ein PRHO (=PJ) ungefähr 19.000 Pfund im Jahr.

silversheep


Leider bekommt ein deutscher PJler nichts, d.h.wir arbeiten umsonst!

silversheep
29.08.2002, 22:40
Wie finanziert ihr euch denn?

Dr.Dolor
30.08.2002, 07:38
Gute Frage.

Es soll Kollegen geben, die 5 Tage in der Woche für umsonst den Stations-PJ´ler machen und ein grosses ärztliches Aufgabenspektrum abdecken (Anamnesen, Blutabnehmen, Infusionstherapie, Diagnostik etc...) und am Wochenende als Pflegehilfskraft von der Schwesternschülerin die Aufgaben verteilt bekommen. Ein perverses System.

Im Ernst - viele müssen Kredite aufnehmen oder jedes Wochenende arbeiten. Als angehender Arzt wird man an den meisten Kliniken mit Füssen getreten und solange es keine entsprechende Änderung in den Ausbildungsverordnungen gibt, ist das denn Krankenhäusern auch nur Recht und Billig!

Gruss, Daniel.

19.000 Pfund - ich könnte heulen!

silversheep
30.08.2002, 10:27
Und ich wollte mein PRHO Jahr in Deutschland absolvieren!!!

Danke für die Infos, ich bleibe jetzt in England und verdiene meine 19.000 Pfund!

Gruß silversheep