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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Master-Lüge



Zahnsteinkratzer
10.06.2007, 21:07
Liebe Kollegen,

ich möchte die Gelegenheit nutzen, zu einer aktuellen Entwicklung einige Worte zu verlieren.
Es geht um die Einführung der postgraduierten Master-Studiengänge für Zahnmediziner - oder genauer - um die Vermarktung der Abschlüsse durch die Absolventen.
Auf den entsprechenden Praxis-Internetseiten mutieren diese Überflieger plötzlich zu "Fachzahnärzten" oder gar "Fachärzten" für Implantologie, Orale Chirurgie etc.
Was soll das?!? :-(
Die fachliche Einordnung der Master-Studiengänge zwischen der (strukturierten) Fortbildung und der (Fachzahnarzt-)Weiterbildung dürfte ja wohl hinlänglich bekannt sein.
Ich begrüße grundsätzlich die Öffnung des "Weiterbildungsmarktes", wünsche mir jedoch mehr Verantwortung in Sachen Marketing und bin schon gespannt, wann diese unerlaubte Titelführung für die "Spezialisten" ein disziplinarrechtliches Nachspiel haben wird...
Ich kann mir kaum vorstellen, dass die "echten" Fachzahnärzte sich das Theater noch lange mit ansehen werden.

Ehre wem Ehre gebührt... :peace:
Zahnsteinkratzer

McZahnAG
10.06.2007, 22:20
Och ... wenn Du das ein wenig länger beobachtest, wirst Du merken, dass der/die ein oder andere Kollege/Kollegin die Bezeichnung Facharzt auf der von Dir genannten Grundlage früher oder später aus irgendwelchen Gründen entfernen.
Mach Dir doch einfach die Mühe, die Kollegen anzuscheißen ... nicht unbedingt die englische Art, aber letztendlich der Weg, der zieht und sich rumspricht !

hennessy
11.06.2007, 07:51
wenn man sich mal die Kosten für einen Master Studiengang auf der Zunge zergehen läßt, dann kann ich mir sehr viele andere Möglichkeiten vorstellen, mein Ego aufzufrischen.

gruß
hennessy

jabba666
11.06.2007, 18:42
gilt das auch für diverse curris,die halte ich für sinnvoll?

hennessy
12.06.2007, 07:11
gilt das auch für diverse curris,die halte ich für sinnvoll?

zum Beispiel??

Knockout_Mouse
12.06.2007, 07:40
hallo zahnsteinkratzer,

erstaunlich: genau denselben impuls wie du habe ich verspürt, als ich im auftrag meines chefs seine praxis-homepage aktualisieren sollte und diverse seiten von kollegen nach anregungen durchstöbert habe. ich denke, dass diese "fortbildungswut" keinem echten wunsch einer qualifikationssteigerung entspringt, sondern - wie du sagst - zur marketingstrategie eines gehypten, hausgemachten konkurenzdenkens geworden ist, um sich vom profanen "dorfschleifer" abzusetzen.
zahllose berufsständische verbände vergeben ("sieger"-)urkunden für überteuerte 3-tages-kurse, bei denen sich viele kollegen nach einer "hands-on"-übung als "spezialisten" ausweisen können. meiner erfahrung nach, lassen sich patienten vom blendwerk eines praxisschildes zu leicht ködern und sind in der regel ohnehin nicht imstande eine solide, erfahrungsbasierte versorgung von einer ganzheitlich/hypnose/akupunktur/all-oral/copperfield-behandlung zu unterscheiden - an beiden fronten wird eben doch nur mit wasser gekocht.

die frage ist doch: ist der trend, zu einer individualisierten patientenversorgung in einem liberalisierten gesundheitsmarkt, in dem immer mehr leistungen privat liquidiert werden müssen (weil die reinen "kassenleistungen" zu null-profit fallpauschalen runtergeregelt wurden) noch umzukehren? ich glaube nicht, denn wer und vor allem warum sollte dir jemand vorschreiben, welche interessensschwerpunkte du auf deiner homepage angeben kannst und welche nicht?? das alles läuft doch unter dem deckmantel der "patienteninformation"....

bin gespannt, wohin das alles noch führt...

MOUSE

jabba666
12.06.2007, 11:13
zum Beispiel??
implantologie!?!oder kannst du das alles schon?

hennessy
12.06.2007, 13:22
Implantologie gehört auf alle Fälle zu den Sinnvollen!
Es gibt jedoch auch Geschichten, die (ich übertreibe jetzt absichtlich) zum Beispiel eine Selbsterfahrungsgruppe für kommunikativ kreatives Menstruieren anbieten. ;-)

gruß
hennessy

Zahnsteinkratzer
12.06.2007, 21:47
@ MOUSE : Danke. ;-)

jabba666
12.06.2007, 22:46
Implantologie gehört auf alle Fälle zu den Sinnvollen!
Es gibt jedoch auch Geschichten, die (ich übertreibe jetzt absichtlich) zum Beispiel eine Selbsterfahrungsgruppe für kommunikativ kreatives Menstruieren anbieten. ;-)

gruß
hennessy
kenn ich,ist wie angstfreies töpfern in der toscana.... ;-)

Nip//Tuck
22.06.2007, 09:15
geht es um diese master of sience geschichte?!

diese art der weiterbildung ist wirklich sehr teuer, wie ich hörte...

des weiteren halte ich es für völlige augenwischerei, die armen patienten können doch garnicht mehr unterscheiden, ob sie sich jetzt in die hände eines fachzahnarztes für kfo begebn, oder ob sie an einen zahnarzt geraten sind, der sich durch wochenendkurse rudimentäres kfo-wissen angeeignet hat, aber leider keinen blassen schimmer von biomechanik besitzt...
ich find das einfach nur gefährlich und eine unverschämtheit gegenüber echten fachzahnärzten...
es ist das gleiche phänomen wie überall in der medizin.
manche leute versuchen geld herauszuschlagen wo es nur geht, egal, ob sie damit ins fahrwasser anderer disziplinen geraten...schrecklich!

Nip//Tuck
22.06.2007, 09:52
mann, regt mich das auf!
gegeb solche kollegoide müsste man vorgehen, wenn man könnte!

hennessy
25.06.2007, 08:34
ich glaube, vieles regelt sich über natürliche Auslese. Wenn diese semi-malignen Kollegoide genug Misserfolge hatten, geht wahrscheinlich sowieso niemand mehr zu ihnen hin. Mir tun nur die Patienten leid, die inzwischen verpfuscht worden sind. Natürlich stürzen sich dann wieder tausend TV-Shows darauf und schlachten die Geschichte aus.

gruß
hennessy

yo969
29.06.2007, 17:39
so ähnlich ist mir das aus der psychologie/psychotherapie bekannt.

per fernkurs kann man da z.b. in die psychotherapie reinschnuppern. je nach bundesland darf man sich dann, in berlin z.b. den "titel" "psychotherapeut, heilpraktiker" verpassen. zwar natürlich erst nach erfolgter prüfung, aber trotzdem ... das sind 1 1/2 jahre fernkursus vs. jahrelangem studium mit praktika usw.

und natürlich darf man dann danach seine eigene praxis eröffnen. vorgeschrieben ist halt nur, dass man die erlaubte bezeichnung deutlich auf schild deutlich macht.

mir als potentiellem patienten würde doch NIEMALS der gedanke kommen, dass ein "psychotherapeut, heilpraktiker" nicht wirklich ein intensives studium hinter sich gebracht hat!

das problem finde ich schon sehr gravierend, selbstverständlich in jeder disziplin. als laie mache ich mir doch als letztes darüber gedanken! ein facharzt ist ein facharzt ist ein facharzt. punkt. dass urvertrauen in die fähigkeit einer solchen bezeichnung ist doch grundsätzlich erst einmal da.

und wenn an einem rumgepfuscht wird, dann ist man natürlich schon versucht, das evtl. zu verallgemeinern und auf den ganzen berufsstand zu beziehen... vor allem wenn sowas öfter passiert.

yo