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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Angst und wie man damit umgeht



mar7ini
21.06.2007, 09:35
Nachdem ich gestern im Medi-Learn Newsletter las, wie es der Studentin ging, die Angst vor dem Physikum hatte, musste ich leider feststellen, dass auch ich ein einziger Nervenbündel bin. Und da ich las, dass die meisten Studenten große Angst haben, es aber selten zugeben, fange ich dieses Thema an, damit wir uns gegenseitig unterstützen können.

Das Hammerexamen kommt zwar erst in ca. 4 Monaten, trotzdem bin ich jetzt schon fast wahnsinnig. Erst jetzt fing ich mit dem Lernen an, wofür ich mir natürlich jetzt in den Ars** treten könnte. Es ist zwar nicht das 1 Mal, dass ich so spät mit dem Lernen anfange, nur diesmal geht es um die wohl wichtigste Prüfung meines Lebens.

Ich kann mich schlecht entspannen - ich fing an, regelmäßiger Sport zu treiben, und solange ich wirklich aktiv bin, geht es. Doch sobald ich vor dem Computer sitze (zum Kreuzen) oder in Ruhe nachdenken kann, greift mich die Angst und die Verzweiflung an. Es ist zeitweise so schlimm, dass ich psychosomatische Symptome entwickelt habe (alles mögliche, von Herzklopfen über Mundtrockenheit bis zu Faszikulationen). Ich denke praktisch ständig ans HE und die körperlichen Symptome machen es mir nicht gerade einfach, mich zu entspannen.

Es ist vielleicht nicht mal die Angst vor der Prüfung selbst, sondern davor, mich wieder beweisen zu müssen, davor, zu versagen, mich zu blamieren. Vor allem meine Eltern wiederholen Sätze wie "klar wirst Du bestehen" und "wer, wenn nicht Du"? - dabei war ich wirklich nie der Überflieger. Und auch diesmal möchte ich kein Überflieger sein, ich möchte "nur" bestehen.

Ich überlegte schon, ob ich nicht ein Semester aussetze und erst im Frühling zum HE antrete, aber mir ist klar, dass die Angst dadurch nicht weggeht. Nur Zeit würde ich dadurch gewinnen. Also sitze ich jetzt vor dem Computer und kreuze, und meine Stimmung schwankt zwischen total verzweifelt, total verängstigt und manchmal - für weinige Augenblicke - "beruhige Dich, das wird schon irgendwie"...

Manchmal denke ich, ich bin für dieses Studium und für diesen Beruf viel zu schwach... :-nix

Wie geht es Euch, 4 Monate vor dem Examen? Macht ihr Euch so viele Gedanken wie ich?

bin ich verrückt? :-oopss

Lorelei7
21.06.2007, 11:28
Ein sehr spannendes Thema. Finde ich gut, dass du es ansprichst.

Erst einmal: Nein- du bist definitiv NICHT verrückt (bzw. kennst du einen Mediziner der normal ist??)!!

Meiner Meinung nach hat jeder gesunde Menschn vor einer Prüfung wie das HE Angst. Das gehört dazu. Wie du selbst betont hast, ist es die letzte und gleichzeitig befreiende Prüfung in diesem Studium. Die Sorge versagen zu können oder nicht den eigenen oder Erwartungen der anderen z.B. der Familie ( besonders bekloppt) nicht gerecht werden zu können, produziert nochmal soviel Stress.
Auch wenn ich weiß, dass es meine persönliche Sache ist und die anderen mir " egal" sein sollten, ist es aber trotzdem nicht einfach es so umzusetzten.

Ich habe, genau wie du, erst nach dem PJ, also jetzt mit dem Lernen begonnen. Ganz realistisch betrachtet kann man sich keine Vorwürfe machen, wenn man nach achtstündiger PJ-Tätigkeit nicht mehr unbedingt in der Lage war konsequent etwas für die Prüfung zu tun.
Selbst an den Wochenenden blieb keine Zeit zum Lernen, da ich ( wenn ich keinen PJ-Diesnt mitgemacht habe) arbeiten ging um den ganzen Spaß zu finanzieren. Und dann Panik davor zu haben, dass alles noch schief laufen könnte, ist ziemlich normal,meine ich :-((

Jedoch kenne ich auch Leute, die finanziell total abgesichert sind u./od. trotz PJ es geschafft haben nebenbei zu lernen - aber sogar sie haben ähnliche Ängste wie unser einer. Angst "sich wieder beweisen zu müssen, davor, zu versagen, sich zu blamieren".

Die meisten von uns wollen cool sein :-dance und irgendwann haben wir gelernt (spätestens zwischen Anatomieantestat und Biochemie Praktikumskolloquium), dass wir keine Schwäche zeigen dürfen.


Wenn man von anderen hört, dass es ihnen emotional ähnlich ergeht, fühlt man sich dann nicht mehr so allein und das hilft :-keks

Nochmals lieben dank an dich für diesen Thread.

chrisbo
21.06.2007, 14:58
Hallo!

Ich finde es wichtig dem Thema auf zwei Ebenen zu begegenen:

1. Sachebene -die Fakten:
Mir hat es sehr geholfen mal das eine der beiden neuen Examina zu kreuzen; ich war überrascht wie gut das ging; ich musste erkennen: das Hammerexamen ist eigentlich seinen Namen gar nicht Wert, weil fast nur Themen des 2. Stex behandelt wurden; "HE" ist ein ganz normales 2. Stex!

Hey, ich fange erst nächste Woche mit dem Lernen an. Knapp 4 Monate sind echt genug. Also bei mir ist es nämlich so, dass ich sowieso wieder das Gelernte vom Anfang der Lernphase vergesse. Außerdem ist man noch voll in der Praxis drin -so direkt nach dem PJ- riesen Vorteil für das Mündliche!

Im Gespräch mit zwei Prüfern wurde zusätzlich klar, dass die gängige Praxis der mündlichen Prüfung sich nicht sehr vom 3. Stex unterscheidet, d.h. auch nicht spezieller gefragt wird als zuvor, und übrigens auch nicht schlechter benotet. Ich kenne niemanden, der im 3. Stex schlechter als "3" geredet hat, meist aber "2er" oder sogar "1er". Welch' Glück! Die mündliche Note zählt nämlich 50% der Endnote, und jede Gesamtnote wird bis bis zur 5. Zehntel abgerundet --> mündlich eine "2", schriftlich "3"= Gesamtnote "2"!! :-)

Ich schreibe das alles, weil die Fakten manchmal beruhigen können. Die Voraussetzungen für uns sind super! Noch eines: nach Gesprächen mit insgesamt vier Leuten, die das Examen schon bestanden haben, wurde klar, dass diejenigen mit einem Semester Pause sehr unglücklich über ihre Entscheidung waren, weil es ihnen nach eigener Aussage wenig für die Note gebracht habe :-lesen Meines Wissens sind nur 5% durch letzte Examen gefallen...

2. Gefühle.
Also. Wenn jetzt die Ängste noch da sind, haben sie nicht viel mit der Realität zu tun. Dann ist es glaube ich wichtig, zu schauen, wer da überhaupt Angst hat in Dir und sich mit diesem Teil zu beschäftigen. :-notify Klingt wie Bahnhof? Ich meine damit, schau' genau hin in Dir. Ist es die generelle Angst vor dem Versagen? Angst vor der Scham? Angst vor dem sehr einseitigen Leben der nächsten Monate? Angst vor der Zeit danach -Berufswahl etc.? Unkalkulierbare Zukunft macht fast allen Angst, das ist normal. Ich möchte hier nicht zu sehr rumdozieren -ist wahrscheinlich sowieso alles klar, :-stud aber: es ist auch in Ordnung diese Ängste :-(( zu haben und in dem Moment, wo diese Gefühle wirklich da sein dürfen, werden sie bewältigbar. :-dance Ich denke Angst gehört auch zum Arztberuf dazu, bei all der Verantwortung. Angst macht und aufmerksam und läßt uns besser auf unsere Grenzen achten -aber das ist ein anderes Thema!

Ich wünsche allen Mutigen in den nächsten 4 Monaten alles Gute! Wir schaffen das!


Christopher

Praia-do-Forte
21.06.2007, 23:47
So, dann kennst Du jetzt jemanden, chrisbo!

Ich bin eine Katastrophe in Situationen in denen ich mündlich etwas darstellen muss, und das wäre mir dieses Mal fast zum Verhängnis geworden!
Mir hat auch jeder vorher gesagt dass man das neue Mündliche nur mutwillig verpatzen kann, das kann ich allerdings nicht so bestätigen.
Die Prüfer haben auf sehr hohem Niveau gefragt und teilweise kilometerweit ab von den Sachen die sie jahrzehntelang in den Prüfungen gefragt haben!

Nach einiger Prüfungszeit, mit zunehmender Müdigkeit und größer werdender Ungeduld der Prüfer fingen die Antworten in meinem Kopf durcheinander zu fallen, ich konnte irgendwann einfachste Sachen nicht mehr beantworten.
Ich durfte mir dann "zum Abschied" eine Rede vom Prüfungsvorsitzenden abholen die ungefähr etwas ausdrücken wollte wie: "Sie sind zu gefährlich um Arzt zu werden!"
Und das nach einem äusserst erfolgreichen 3. Tertial mit großer Verantwortung und in dem ich mir keinen Fehler erlaubt hab!
Ich wiederhole mir natürlich Mantra-artig dass die Prüfer-Kombi die schwerste von allen war, ich einfach schlecht in mündlichen Prüfungen bin und mein Mitprüfling auch nur eine 3 hat.......aber, sobald mir meine Kollegen mit ihren 1 und 2 über den Weg laufen und meine Verwandten zwar nichts sagen aber das Gesicht mitleidig verziehen, ist mein Selbstbewusstsein bei 000000....

Ich will niemandem Angst machen, aber ein Zuckerschlecken ist das neue Examen nicht für jeden!
Und den alten Protokollen vertrauen sollte man auch nicht mehr!!!!

Alzheimer
22.06.2007, 11:32
@Praia de Forte
Das tut mir echt leid. Wo hast Du Deine Prüfung gemacht?
Ich habe auch das Gefühl, dass die mündl. Prüfung vom HE nicht mehr so einfach sind, wie das alte 3. Stex.. Die Prüfer haben mehr Zeit zum fragen und gehen auch mehr in die Tiefe.Ich hoffe, dass meiene Prüfung läuft und ich bestehe.

L. G.Susann

PS.: Kannst Du das nächste mal eine andere Prüfungskombination/ Prüfer bekommen? Viel Glück und das nächste malklappt es bestimmt.

alley_cat75
22.06.2007, 11:39
Aufregung, Versagungsängste, schlaflose Nächte gehören vor einer Abschlussprüfung einfach dazu. Irgendwie ist es doch auch die Angst vor dem Ungewissen, d. h. bald seid Ihr keine Studis mehr, sondern richtige Ärzte. Ich kann allen nur empfehlen, Lerngruppen zu bilden bzw. sich wenigstens eine Person zum gegenseitigen Abhören zu suchen. Dabei merkt man nämlich, wieviel man weiß. :-top Und man lernt, sich auf das Wesentliche gerade in der Mündlichen zu konzentrieren und eben nicht jedes Detail auswendig zu lernen. Gönnt Euch Pausen, auch wenn Euch das schlechte (Lern)gewissen ständig im Nacken sitzt. Und versucht, die Angst zu akzeptieren und damit umzugehen. Verschwinden wird sie nämlich bis zur Prüfung nicht.

mar7ini
22.06.2007, 11:44
Lorelei, Chrisbo - ich könnte Euch für Eure Beiträge drücken - danke!

Alleycat - ich hoffe sehr, bald eine zuverlässige Lerngruppe zu finden - ich finde auch, dass es für die mündliche Prüfung essenziell ist!

Alzheimer: Praida-do-Forte braucht aber keine neue Prüfung. Sie hat bestanden :-top

Praia-do-Forte
22.06.2007, 14:39
Richtig, Mar7ini,
eine neue Prüfung brauch ich nicht!
Da würde ich mir auch 10 mal überlegen ob ich noch mal hinginge!
Ist zwar albern, aber ich fand die ganze Geschichte so furchtbar, sowas will ich nie wieder in meinem Leben erleben!

Es ist tatsächlich so gewesen, die Prüfungskomission war haarig, alles verschrobene Profs die einen schon anmeckern sobald man eine Rückfrage oder die Frage nicht verstanden hat.

Und ich war trotzdem platt über die "Abschlußrede" des Vorsitzenden, ich fand dass ich mich in vielen Teilen sehr gut geschlagen hab und nur bei bestimmten Themen, oder besser Gebieten, meine Probleme hatte. Sinnvolle Hilfen der Professoren hätten mir da aber sicherlich auch geholfen, kamen aber nicht.
Es hätte also gereicht wenn der Vorsitzende lachend gesagt hätte :"haha, ich hoffe aber Chirurg werden Sie nicht!" oder ähnliches, und nicht meine gesamte Leistung so abgewatscht hätte.

Bei der Vorbereitung hatte ich natürlich darauf geachtet die Lerngebiete einzugrenzen und nicht wahnsinnig ins Detail zu gehen. Aber was bringt´s mir, wenn der olle Unfallchirurg plötzlich, nach etlichen Jahren, anstatt seiner geliebten AO-Klassifikation (die ich bis zum erbrechen gelernt hatte) nach Magen-Operationen fragt? Da musste ich verschütt gegangenes Wissen von vor ewiger Zeit rausholen. Denn zum Schriftlichen hatte ich auch nur so gelernt wie es das impp gerne fragt, also keine Schnitttechniken, Anastomosen oder ähnliches.....

Diese 2 Tage mit jeweils einer Stunde sind einfach viel zu lang. Da können die Damen und Herren bohren wieviel sie wollen, und irgendwann kommt etwas zum Vorschein das man nicht weiß. Mein Innere-Prüfer hat mich so viel verschiedenes gefragt dass ich mich hinterher beim Protokoll-Schreiben nicht mal mehr an alles erinnern konnte.....

Ach, jetzt ist´s aber auch egal..... loque pasó pasó......

Alzheimer
22.06.2007, 14:43
:-wow Sorry,
Ich gratuliere Dir und freue mich für Dich. Viel Spaß bei der Arbeit als Ärztin und jetzt erhole Dich erst mal .

mar7ini
02.07.2007, 11:25
Ich habe einige Strategien für mich entwickelt, die mir helfen:

1. Ich kreuze zu Hause, zum Lernen mit Büchern fahre ich in die Bibliothek um unter Menschen zu sein, die sich auch für Prüfungen vorbereiten.

2. Ich mache regelmäßig Sport (Badminton, Tanzen, Radfahren und ab und zu auch etwas mit viel lauter Musik und einer Gruppe).

3. Bin für einige Tage zu meiner Familie gefahren, mit Büchern. Ich lernte viel im Garten/auf der Terasse, frische Luft und schöne Umgebung tun einem wirklich gut. Werde ich noch oft machen.

4. Ich lasse die Frust hier raus
;-)

Schuro
03.07.2007, 11:55
Hi,

mir geht es ähnlich. Ich bin ziemlich unsicher, ob ich überhaupt richtig lerne, denn die anderen haben anders angefangen. Gekreuzt hab ich während des PJ´s mal hin und wieder. Theoretisch bin ich auch schon recht weit. Aber dennoch bleibt bei mir die Angst 'das alles nicht zu schaffen'. Kreuzen geht mal gut, mal schlecht. Außerdem vergesse ich immer so viel.

Bisher ist meine Lernstrategie nicht optimal. Ich wollte ursprünglich möglichst schnell durch die Theorie durch, damit mir möglichst viel Zeit zum Wiederholen bleibt. Außerdem hab ich noch einen Kurzurlaub vor mir, den ich mir nicht gönne, wenn ich nicht noch ein Fach bis dahin durch bekomme.
Außerdem kann ich mich zu nichts anderem aufraffen, sobald ich 5 Minuten an den Büchern gesessen habe. Aber ich kann auch nicht aufhören! Also, wenn ich dann noch 20 Seiten Theorie hab, sag ich nicht: jetzt ist Schluss, morgen wieder, NEIN, ich mach weiter.

All das fördert sicher kein entspanntes Lernen...wobei: gibt es das überhaupt?
Aber ich kann mich halt auch nicht entspannen, und das führt dazu, dass ich jetzt schon ziemlich auf dem Zahnfleisch geh.

Vielleicht sollte ich mir tatsächlich einen Zeitplan aufstellen, nach dem ich dann lerne...und vielleicht Abends sagen: SCHLUSS jetzt. Morgen weiter!

HACH, is doch alles ned so einfach.

LG
Andy

mar7ini
03.07.2007, 17:21
Kenne ich zu gut: morgens in die Bibliothek fahren, dort bis 18-19 Uhr lernen... wenn ich nach Hause komme, bin ich wirklich K.O - und auch dann kann ich nicht anders, als zu kreuzen oder weiter zu lernen, weil ich ständig den Eindruck habe "das schaffst du nie!!!" (wobei, wenn ich das wirklich glauben würde, hätte ich schon längst aufgegeben).

Wenn ich aber Leute sehe, die noch länger als ich in der Bibliothek bleiben oder mir erzählen, sie stehen um 4 Uhr morgens auf... frage ich mich, ob ich zu wenig mache. :-nix