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Pakur
26.06.2007, 09:43
Ich seh mich die ganze Zeit Amalgamfüllungen rausbohren, die noch einigermaßen gut sitzen.

Teilweise waren die Dinger 30 Jahren drin und keine Spur von Karies. Die Patienten betteln quasi drum die alten Füllungen rauszubekommen und wollen Komposit gelegt bekommen.

Leider ist es doch recht häufig, dass man Komposit ex macht, erstmal Probleme hat die ******** komplett zu entfernen und dann ist meistens auch noch dick Fäule drunter.

Wenn ich mal ne Füllung im in der Molarenregion bekommen sollte wirds auf jeden Fall ne Amalgam.

Wie seht ihr das Ganze?

actin
26.06.2007, 10:14
Ich seh mich die ganze Zeit Amalgamfüllungen rausbohren, die noch einigermaßen gut sitzen....

So war es bei mir auch. Ich hatte noch nie Probleme mit meinen Zähnen. Hatte zwar ein paar uralte Amalgamfüllungen, aber ich habe noch alle eigenen Zähne und Zahnschmerzen kenne ich nicht.
Trotzdem hab ich vor über zehn Jahren meine Amalgamfüllungen teils durch Komposites, teils durch Goldinlays ersetzen lassen und frage mich heute auch, ob das sinnvoll war.

Amalgamfüllungen sehen zwar potthässlich aus, aber für die Zähne sollen sie das Beste sein. Und für die Goldinlays musste doch relativ viel intakte Substanz weggefräst werden.

Inzwischen frage ich mich:
Was ist, wenn bei den Inlays oder Kompositfüllungen an den Übergangsbereichen Karies anfängt und man sie nicht rechtzeitig entdeckt? Reicht es, alle sechs Monate vom Zahnarzt mit der Sonde kontrollieren zu lassen oder wie sollte man da vorgehen? Neulich wurde ja hier über Röntgenaufnahmen zwecks Kariesfrüherkennung diskutiert. Das hat mich doch nachdenklich gemacht.


.... und dann ist meistens auch noch dick Fäule drunter.Edit:
Wie bemerkt rechtzeitig, dass sich unter einem Inlay bzw. einer Kompositfüllung Karies auszubreiten beginnt, obwohl man keine Beschwerden hat? Vermutlich nur durch Röntgen?

Denüse
26.06.2007, 10:30
Wenn ich da mal als Patient (nicht als Medizinstudentin) ganz dumm nachfragen darf... :-nix

Gibt es da keine Richtlinien oder sowas? Ich blicke bei dieser ganzen Amalgam-Geschichte nämlich so überhaupt nicht mehr durch... Habe 2 Füllungen und das schon seit über 10 Jahren, habe keine Probleme damit.

Mein Zahnarzt daheim meint, wäre alles OK, kann so bleiben wie es ist.
Hier in Dresden erzählt mir der Zahni immer, die wäre total schädlich, ich solle sie endlich rausmachen lassen und und und... :-nix

Da blickt doch keiner mehr durch... Mümümü...

Achja, sorry für halb OT... ;-)

Liebe Grüße, Denüse

flopipop
26.06.2007, 12:26
wenn keine probleme auftreten - NICHT rausmachen lassen! amalgam ist zur zeit die beste versorgung im seitenzahnbereich ;-)

hennessy
26.06.2007, 13:07
amalgam ist zur zeit die beste versorgung im seitenzahnbereich ;-)

Dieses statement ist genauso falsch wie wenn ich sagen würde: "Amalgam ist zur Zeit die schlechteste Versorgung im Seitenzahnbereich."

Hab grad wenig Zeit. Später mehr!
gruß
hennessy

Hoppla-Daisy
26.06.2007, 13:17
Meine Amalgam-Füllung rechts (jaaaa, nur eine) verhält sich nun seit fast 30 Jahren ruhig. Ich bin sauzufrieden damit.

Als ich aber vor ein paar Jahren auf dere anderen Seite die andere habe rauspopeln lassen, fingen nach kurzer Zeit schon Probleme an. Mein Nerv fühlte sich geärgert durch die Popelei und Tiefbohrerei, dass er letztendlich gezogen werden musste. Neuer Kunststoff drüber...... mit dem Ergebnis, dass der Zahn soooo spröde wurde, dass er vor einem Steinchen im Kamp's Eck kapitulierte.

Meine Zahnärztin meinte damals irgendwas in der Richtung, dass es doof gewesen sei, auf den Zahn ohne Nerv Kunststoff zu legen. Dadurch sei der erst so richtig spröde geworden. Und irgendwie soll noch die Wurzel verklebt gewesen sein......

(War wohl ein Stückchen abgebrochen, und der Zahnarzt hatte damals gemeint: Oooooh, das muss alles raus, das ist sooooo schädlich, und überhaupt ist Kunststoff doch viel schöner)

:-nix

Die keine Ahnung habende Daisy, der aber so schnell niemand an die noch jungfräuliche Amalgam-Füllung kommt (die ebenso schon Silberjubiläum hatte :-))).

flopipop
26.06.2007, 14:35
Dieses statement ist genauso falsch wie wenn ich sagen würde: "Amalgam ist zur Zeit die schlechteste Versorgung im Seitenzahnbereich."


nö, warum. es gibt viele studien, die belegen, dass gerade bei klasse II kavitäten im seitenzahbereich amalgam das mittel der wahl ist.

man muss natürlich vor allem die indikation beachten..wenn der defekt z.b. so groß ist, dass die wände so dünn sind dass frakturgefahr besteht, dann gilt das natürlich nicht..

hennessy
26.06.2007, 14:42
Einige Gedanken zu Füllungswerkstoffen:
Vorausschicken möchte ich, dass im folgenden meine eigene Meinung dargelegt wird, die keinerlei Anspruch auf Vollkommenheit erhebt.

Amalgam:
Vorteile: probater Werkstoff, bestens untersucht, billig, hält im Seitenzahnbereich den Kaudruck bestens aus, einfach zu verarbeiten, langlebig.
Nachteile: optisch suboptimal, enthält mindestens zu 50 % reinstes Quecksilber. Quecksilber hat die unangenehme Eigenschaft, dass es die Blut-Hirn-Schranke durchdringen kann. Dort wird es verstoffwechselt zu Methyl-Quecksilber und reichert sich in der Hirnmasse an, da es aufgrund der geänderten Molekülgröße nicht mehr zurück kann. Aufgrund dessen werden gesundheitsschädigende Eigenschaften diskutiert.

Kunststoff:
Vorteile: optisch ansprechender Werkstoff, einigermaßen preiswert.
Nachteile: äußerst!!!!!! verarbeitungssensibel. Bei nicht peinlichster Befolgung der Verarbeitungsvorschriften (z.B. Kofferdam ist obligat, mehrere minimal dicke Schichten auftragen, jede Schicht extra auspolymerisieren, Einhalten der SÄT) wird Kunststoff zum Bakteriennährboden. Nur bei kleinen, schmelzbegrenzten Defekten geeignet.

Gold:
Vorteile: Hält den Kaudruck bedenkenlos aus, sehr langlebig, beliebig große Defekte (bis hin zur Überkronung des Zahnes) behandelbar, bei richtiger Verarbeitung und entsprechender Metallauswahl sehr dicht (z.B. Goldhämmerfüllung oder Goldinlay).
Nachteile: optisch indiskutabel, relativ teuer.

Keramik:
Vorteile: perfekte Optik und Transluzenz
Nachteile: verarbeitungssensibel, sehr teuer, ideal sind nur schmelzbegrenzte Defekte, Radioaktivität wird diskutiert.

Glasionomer-Zement:
Vorteile: einigermaßen ansprechende Optik, auch als Unterfüllung bzw. Langzeitprov. verwendbar, biologisch unbedenklich.
Nachteile: nicht langlebig, nicht so kaudruckstabil wie Metall.

Ich hoffe, ich konnte etwas helfen. Auf gehts in die Diskussion!
gruß
hennessy

flopipop
26.06.2007, 15:12
alles richtig!

ich kann vielleicht noch ein paar sachen hinzufügen, und zwar bei amalgam ist es völlig richtig, dass bei leuten mit vielen amalgam-füllungen vermehrt quecksilberablagerungen im gehirn nachgewiesen wurden. dass diese in irgendeiner form schädlich sein sollen, hat man trotz intensiver forschung nicht nachweisen können. an die amalgamdiskussion bezüglich der schädlichkeit sollte man nicht ohne bedenken rangehen, aber auch zu sagen "amalgam ist gift" o.ä. aus der presse, ist auch totaler schwachsinn, da es ja nicht nachgewiesen wurde.

bei keramik kann ich nur noch die gefahr der abrasion des antagonisten erwähnen, da keramik schon ziemlich hart ist.

gold hat den vorteil, dass es relativ weich ist und man es anfinieren kann..

moderne komposite sind zur zeit relativ weit fortgeschritten und können auch bei nicht optimaler indikation, sprich seitenzahnbereich klasse II als alternative zu amalgam verwendet werden.
ja..mehr fällt mir auch nicht ein...

hennessy
26.06.2007, 15:18
nö, warum. es gibt viele studien, die belegen, dass gerade bei klasse II kavitäten im seitenzahbereich amalgam das mittel der wahl ist.

man muss natürlich vor allem die indikation beachten..wenn der defekt z.b. so groß ist, dass die wände so dünn sind dass frakturgefahr besteht, dann gilt das natürlich nicht..

Na also, Du relativierst ja bereits Dein Pauschal-Urteil ;-)
und bei Klasse II-Defekten ist ein Inlay jedenfalls eine zu diskutierende Alternative. Mittel der Wahl ist die Therapie, die der Patient nach Abwägung aller Vor-und Nachteile wünscht.

gruß
hennessy

Doctöse
26.06.2007, 15:24
Was ist denn mit Ormocer? Taugt das was? :-nix

hennessy
26.06.2007, 15:25
Inzwischen frage ich mich:
Was ist, wenn bei den Inlays oder Kompositfüllungen an den Übergangsbereichen Karies anfängt und man sie nicht rechtzeitig entdeckt? Reicht es, alle sechs Monate vom Zahnarzt mit der Sonde kontrollieren zu lassen oder wie sollte man da vorgehen? Neulich wurde ja hier über Röntgenaufnahmen zwecks Kariesfrüherkennung diskutiert. Das hat mich doch nachdenklich gemacht.


Wie sieht denn das Ergebnis Deines Nachdenkens aus? Deine Meinung über Röntgendiagnostik würde mich schon mal interessieren.

gruß
hennessy

actin
26.06.2007, 15:31
... Mittel der Wahl ist die Therapie, die der Patient nach Abwägung aller Vor-und Nachteile wünscht.
...nachdem ihm der Zahnarzt die Vor- und Nachteile der einzelnen Therapien mit der richtigen Gewichtung nahegebracht hat. ;-) :-))

hennessy
26.06.2007, 15:32
Was ist denn mit Ormocer? Taugt das was? :-nix

Aufgrund der in fast allen Parametern deutlich besseren Feinsthybrid-Composites haben Ormocere so gut wie keine Daseinsberechtigung mehr.

gruß
hennessy

Doctöse
26.06.2007, 15:34
Aufgrund der in fast allen Parametern deutlich besseren Feinsthybrid-Composites haben Ormocere so gut wie keine Daseinsberechtigung mehr.

gruß
hennessy
Das sag ich mal meinem Zahnarzt, wo er mir letztes Jahr 3 Füllungen davon verpasst hat :-oopss

actin
26.06.2007, 15:38
Deine Meinung über Röntgendiagnostik würde mich schon mal interessieren.
Über den Einsatz von Röntgendiagnostik zwecks Kariesfrüherkennung hab ich mir noch keine endgültige Meinung gebildet.
Eure Meinung dazu wäre wesentlich interessamnter als meine.

hennessy
26.06.2007, 15:39
Das sag ich mal meinem Zahnarzt, wo er mir letztes Jahr 3 Füllungen davon verpasst hat :-oopss

auch wenn ich jetzt wieder eine Lawine lostrete: Wann fand die letzte Rö-Kontrolle der Füllungen statt? Nach einem Jahr Tragedauer sollte zwar nichts passiert sein, aber Kontrolle ist besser als Vertrauen.

lg
hennessy

Doctöse
26.06.2007, 15:42
auch wenn ich jetzt wieder eine Lawine lostrete: Wann fand die letzte Rö-Kontrolle der Füllungen statt? Nach einem Jahr Tragedauer sollte zwar nichts passiert sein, aber Kontrolle ist besser als Vertrauen.

lg
hennessy
Ich wurde im letzten zwecks Diagnostik und Status geröntgt, weil ich dank Zahnarzt-Phobie 6 Jahre nimmer beim Zahni war (der letzte hat ein Stück Draht in meiner Trachea versenkt, das danach folgende Desaster kann man sich ja mehr oder weniger ausmalen :-? ). Die Füllungen hab ich seit Juli bzw. Oktober.

hennessy
26.06.2007, 15:52
bei keramik kann ich nur noch die gefahr der abrasion des antagonisten erwähnen, da keramik schon ziemlich hart ist.

das stimmt heutzutage auch nicht mehr hundertprozentig. Sowohl Vickers als auch Shore-Härte nähern sich der von Schmelz an (siehe z.B. Empress II)



moderne komposite sind zur zeit relativ weit fortgeschritten und können auch bei nicht optimaler indikation, sprich seitenzahnbereich klasse II als alternative zu amalgam verwendet werden.


und genau darin liegt die Gefahr: wenn Du nicht äußerst sorgfältig arbeitest fabrizierst Du einen Bakterien-Nährboden mit einer fulminanten Sekundärkaries als Folge. Deshalb bin ich sehr zurückhaltend mit Kunststoff im SZB.

gruß
hennessy

actin
26.06.2007, 15:57
... wenn Du nicht äußerst sorgfältig arbeitest fabrizierst Du einen Bakterien-Nährboden mit einer fulminanten Sekundärkaries als Folge. Deshalb bin ich sehr zurückhaltend mit Kunststoff im SZB.
Und deshalb wüsste ich gern, woran man mögliichst früh erkennt, ob unter der Composite-Füllung noch alles in Ordnung ist. Wohl nur mit Röntgen? Soll man solche Zähne regelmäßig röntgen lassen?