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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tierversuche im Rahmen des Studiums



little_lunatic
03.07.2007, 14:55
Wie sah/sieht das bei euch aus? In wie weit musstet ihr im Rahmen des Studiums Tierversuche machen? Hör von den einen dies und von den anderen das. Ist das wirklich uniabhängig? ist es ein muss oder sind die profs da zumindest einigermaßen kulant?
Hab meinen Prof innerhalb der Ausbildung drauf angesprochen weil ein Tierversuch im Praktikum geplant war und wurde nachdem ich kurz mit ihm die Gründe durchgegangen bin von dem Versuch befreit worden (okay.. hab ihm auch gleich angeboten stattdessen ne Hausarbeit oder Referat zu machen). Wir waren auch schon zu anfang des Gesprächs einig, dass es keinen Sinn hätte über das Für und Wider zu diskutieren. Obwohl er sonst extrem stur ist und selbst ein "fan" von Tierversuchen ist war die Reaktion so überraschend wie ein urmel das aus dem backofen hüpft wenn man die tür aufmacht.
und auch hier sag ich einfach mal: Übers für und wider zu diskutieren macht wenig Sinn. Also erzählt einfach mal wie das bei euch war oder ist :-)
Könnte mir vorstellen, dass buddhistische komilitonen das Problem haben.

agouti_lilac
03.07.2007, 15:06
Hey little lunatic,

hier sind schon einge Kommentare (gegen Ende des Threads), was man an den einzelnen Unis macht. Vielleicht ist das ganz interessant für dich. :-)
http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?p=526159#post526159

Grüße, lila

wanci
03.07.2007, 15:15
Bei uns sind mittlerweile alle Tierversuche abgeschafft und durch Simulationen ersetzt worden.

supergirl17
03.07.2007, 16:35
Ganz wichtig:

es handelt sich dabei nicht um Tierversuche im Sinne des TierSchutzG, sonder um Tötungen oder Eingriffe zur Ausbildung.

Das ist ein wichtiger Unterschied.

Inelein
03.07.2007, 18:26
Hier ist ne Liste wies an den einzelnen Unis aussieht, teilweise aber schon etwas ältere Beiträge:
http://satis-tierrechte.de/reader/frameset.htm

lg ine

HorstHützel
03.07.2007, 19:17
Bei uns in Bochum gab's im Physio-Praktikum in der Vorklinik Froschschenkel ;-).
Ging um Muskelphysiologie.

Wir mussten die Froschbeine allerdings nicht selbst präparieren (hätte
glaub' ich auch keiner, rein feinmotorisch betrachtet, geschafft), sondern
danach die Reizschwelle etc. bestimmen und Kurven zeichnen.

In einem anderen Physiologiepraktikum hatten wir, wenn ich mich recht
erinnere, auch eine Eizelle (Meerschweinchen oder so.).

HH

Nilani
03.07.2007, 19:27
Magdeburg:

<<<Zitat von Ineleins Link>>>
Biologie-Praktikum:
Aufschneiden einer Ratte.
Uns wurde erklärt, diese Tiere seien Überschuss, z.B. weibliche Tiere die man für bestimmte Versuche nicht nutzen kann (wegen Hormonschwankungen). Diese werden dann im Zoo verfüttert oder den Ersties gegeben zum Abstumpfen oder Trainieren?
<<<Zitat Ende>>>


Als ich Diskussion anfing, was mir dieses Aufschneiden der Ratte bringen würde, argumentierte der Dozent doch tatsächlich damit, dass wir später zu den wenigen ausgewählten Berufsgruppen gehören würden (angeblich wären es nur 3 oder so), die später Tiere töten dürften. Und wenn ich dann in ein paar Jahren zu einem Wildunfall kommen würde, dann wäre ich, dank Aufschneiden der Ratte und betrachten ihres Inneren, viel eher in der Lage, das Wildschwein, Reh oder was auch immer, zu erlösen :-nix

Ich finds echt doof, dass man hier in MD noch solch veraltete Methoden benutzt und Tiere sinnlos umbringt. In Berlin gings ohne Tierversuche ab und mir graut es schon vor den Physiologie-Praktika, wo wir dann auch "eigenhändig" Ratten töten müssen und man durchfällt, sollte man sich weigern.

Der besagte Doz. meinte dann nur, es hätte sich in einer weiteren Seminargruppe ein weiterer Kommilitone dagegen ausgesprochen und der/die hätte noch 2-3 weitere Leute "aufgewiegelt", aber in Anbetracht von über 200 Studierenden sei das eine sehr geringe Anzahl. Den Rest würde es ja offensichtlich interessieren und er geht davon aus, dass diese interessierten Studenten aus diesemn (für mich sinnlosem) Versuch etwas mitnehmen und auch bessere Ärzte werden. Und da sich nur so wenige aufregen, sieht man natürlich auch keine Veranlassung, an den Tierversuchen etwas zu ändern, obwohl es ja zumindest im Studienbereich durchaus Alternativen gibt. :-dagegen

Achja, weitere Highlights im Bio-Praktikum war das Präparieren von Drosophila-Larven (schön direkt hinterm Kopf auseinanderreißen, damit man diese komischen Chromosomen oder so sieht) und das aufmeißeln von bebrüteten Hühnerembryos im Alter von 3 und 5 Tagen (das älteste war 7 Tage alt, wurde dann aber vom Doz. aufgespießt und fand wenigstens ein schnelles Ende), um den "springenden Punkt" zu sehen :-kotz

Avocada
03.07.2007, 19:34
NEIN auch in Magdeburg muss kein Student eine Ratte töten!!!!
Und das ist nichtmal nur nicht müssen, sondern sogar nicht dürfen!
Und regt euch etwas ab.

Nemesisthe2nd
03.07.2007, 22:27
in hamburg gehts auch ohne tierversuche... der froschmuskel wird am PC simuliert...

allerdings gibt es einen versuch im physio-praktikum zur nervenleitgeschwindigkeit... mit einem regenwurm... der überlebt allerdings die prozedur unbeschadet und wird anschließend glaub ich wieder ausgewildert...

anders kann es natürlich bei doktorarbeiten aussehen, aber da ist ja keiner zu verpflichtet bzw. kann ja auch andere arbeiten zB in zellkultur machen...

Doctöse
03.07.2007, 22:39
NEIN auch in Magdeburg muss kein Student eine Ratte töten!!!!
Und das ist nichtmal nur nicht müssen, sondern sogar nicht dürfen!
Und regt euch etwas ab.
Also bei uns ist damals einer in meiner Seminargruppe angedroht worden, dass sie aus dem Physiopraktikum fliegt, wenn sie der Ratte nicht die Spritze gibt. Das ist auch kein Gerücht, ich stand daneben. Besagter Prof hat es dann regelrecht genossen, wie meine Kommilitonin zitternd und mit Tränen in den Augen der Ratte die "erlösende Spritze" gab. :-( Schon allein deswegen find ich den Laden unter aller Sau.

Nemesisthe2nd
03.07.2007, 22:44
war das wirklich ne ratte?

der tenor von den leuten die am anatomie-institut mit tierversuchen zu tun hatten war: mäuse sind zum üben, bei ratten muss mans können...

(irgendwie stimmts ja auch... ne maus knabbert einem nen bischen oberhaut ab... wenn die ratte sich befreit wirds blutig...)

Xylamon
03.07.2007, 22:47
Das ist wohl mal absolute Schweinerei... :-(

In Gö präpariert man im Bio-Praktikum ne Ratte. Die ist allerdings schon tot bevor man sie zu Gesicht bekommt. Wer das nicht mag kann problemlos in den Herz-Kurs wechseln. Der ist zwar etwas langweiliger, aber kein Nachteil.

Doctöse
03.07.2007, 22:47
Das war eine narkotisierte Ratte, an der ein Nerv freipräpariert war. Nach Abschluss des Experiments sollte sie in den Rattenhimmel entlassen werden.

Nemesisthe2nd
03.07.2007, 22:50
hmm ok... in ordnung ist aber sicher nicht... wenn man das für ne doktorarbeit freiwillig macht ist es sicher was anderes... aber nicht zwangsweise im praktikum... :-((

milz
04.07.2007, 00:44
Ich finde es auch nicht gut (an meiner Uni gibt es auch keine Praktikums-Tierversuche, der Frosch-Nerv im Physiopraktikum war virtuell und das Schweinherz im Biokurs war schon tot), aber verglichen zu dem was euer Essen mitmacht, bevor es bei euch auf dem Teller landet, sind das - mit Verlaub - lächerliche Peanuts. Nur ein Beispiel (http://www.onlinereports.ch/2004/Ferkelkastration.htm) (nach neuem EU-Recht immer noch bis zur vierten Lebenswoche erlaubt, üblich und ohne Betäubung). Das ist aber sicher leichter zu ertragen, man sieht es nicht, man weiß es nicht und man macht sich nicht selbst die Finger schmutzig.

Inelein
04.07.2007, 10:34
Kann vielleicht jemand der im Hannibal in Hannover ist sagen, wie es dort ist? Und in Wü? In dem Link ist der Hannoverbericht ja alt und von Wü gibts keinen...
Ich mach das auf keinen Fall und lass mich nicht dazu zwingen. Das ist doch heutzutage wirklich nicht mehr nötig. Und wow wenn ich mir das Riesenchromosom einer Drosophila anschau, dann hab ich wirklich was fürs Leben gelernt. Hat für mich den gleichen Effekt, wie wenn ichs in nem Buch anschau.

lg ine

Zirkuskind
04.07.2007, 11:41
Hallo Inelein.

Ich studier zwar nicht im Hannibal, aber ich hab in Hannover im August Physikum gemacht und studier hier Biochemie. Ich kenn nur den von anderen schon beschriebenen Muskel (naja, halt eine schon freipräparierte Faser, sieht aus wie ein Zwirnsfaden).
Das mit den Tieren wird glaub ich in Hannover ziemlich streng gehandhabt. Wir haben zwar ein Tierlabor, aber sogar ich als Biochemikerin, die auch Tiere gepräpt hat, darf nicht an noch lebende Tiere ran. Dafür gibts hier einen Extrakurs, der aber völlig freiwillig ist und glaub ich den meisten Medizinern auch unbekannt.
Also keine Angst, hier wird niemand zur Arbeit an Tieren gezwungen und ie Profs lassen auch mit sich reden, wenn man bei irgendwelchen Versuchen Probleme hat (Sich selbst bis zur Muskelzuckung unter Stro setzen zum Beispiel ;-)

Also viel Spaß im Studium, wo auch immer,
das Zirkuskind

Nemesisthe2nd
04.07.2007, 12:01
@zirkuskind...

wieso hoffmann-reflex am triceps surae auslösen ist doch lustig... naja bei höheren stimulationstärken stichts schon nen bischen...

... aber bei sowas würden die dozenten keine gnade kennen, genauso wenig wie beim gegenseitigen untersuchen im einführung klinische medizin, ist aber auch halb so schlimm schließlich stehen die patienten ja später vor einem auch in unterwäsche...

und als neurologe wird man auch später leute stimulationselektroden fürs EMG traktieren...

was man später seinen patienten an untersuchungen angedeihen lässt kann man ruhig auch mal selbst erleben (sofern es nicht mit risiken behaftet ist... also invasive sachen sind natürlich außenvor)