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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : CO2 als Kontrastmittel?



nemala
16.07.2007, 09:21
Hi,

ich bin beim Kreuzen fürs Hammerexamen auf folgende Frage gestossen und frage mich, wie man CO2 als Kontrastmittel verabreichen will.

Anbei die Frage und der Kommentar. Freue mich auf eure Antworten....


Zur intraarteriellen digitalen Subtraktionsangiographie (DSA) der unteren Extremitäten verwendet man bei einem Patienten mit Hyperthyreose als Kontrastmittel am ehesten:


A nichtionische iodhaltige Kontrastmittel

B ionische iodhaltige Kontrastmittel

C CO2
D Galaktosemikropartikel (Microbubbles)

E Eisenoxidpartikel


Eine digitale Subtraktionsangiographie (DSA) der unteren Extremität wird meistens zur Abklärung peripherer Durchblutungsstörungen zum Beispiel bei Verdacht auf eine periphere arterielle Verschlusskrankheit durchgeführt. Dazu wird eine Aufnahme der zu untersuchenden Region vor Gefäßdarstellung angefertigt. Dies nennt man Leerbild oder Maske. Danach wird eine Aufnahme nach Gefäßfüllung mit Kontrastmittel gemacht. Nun subtrahiert man das Gefäßfüllungsbild und die Maske voneinander, somit werden alle gemeinsamen Bildinformationen gelöscht (z.B. Skelett) und nur noch die kontrastgefüllten Gefäße sind sichtbar.

(A) + (B) Gibt man einem Patienten mit Hyperthyreose Jod in großer Menge in Form von Röntgenkontrastmitteln, so produzieren die bereits vom Regelkreis abgekoppelten Zellen vermehrt Schilddrüsenhormone. Dadurch kann es zur thyreotoxischen Krise kommen, die trotz intensivmedizinischer Maßnahmen in 20-30% der Fälle letal verläuft.

(C) Bei der digitalen Subtraktionsangiographie wird als Kontrastmittel Kohlenstoffdioxid über den arteriellen Katheter injiziert. Benötigt hierzu werden eine spezielle Injektionspumpe und die geeignete Gerätesoftware, die CO2 als negatives Kontrastmittel adäquat subtrahieren kann.

(D) Galaktosemikropartikel (Mikrobubbles) führen durch ihren hohen Impendanzsprung an ihrer Oberfläche zu starker Signalverstärkung bei der Ultraschalluntersuchung. Angewendet werden sie unter anderem bei der Echokardiographie und in der Thrombosediagnostik.

(E) Kontrastmittel, die aus Eisenoxidpartikeln bestehen, müssen langsam durch eine Tropfinfusion verabreicht werden. Durch spezialisierte Zellen in Leber und Milz werden sie aufgenommen. Dies führt auf den MRT-Bildern zu einem deutlichen Signalabfall, das Leber- bzw. das Milzgewebe kommen dunkler zur Darstellung. Da dieses Kontrastmittel nur von spezialisierten Zellen aufgenommen werden kann, ist hiermit eine Entdeckung von Fremdgeweben, wie zum Beispiel Metastasen, möglich.

Evil
16.07.2007, 20:57
Intraarterielle Gasinjektionen wurden meines Wissens zuletzt in Konzentrationslagern durchgeführt, da das eine äußerst schmerzhafte Tötungsmethode darstellt.

Physikalisch gelöstes CO2 ist ja im im Rö nicht sichtbar (und die DSA arbeitet ja mit Rö-Strahlen, sonst ist es MRA). Wenn da also ein Doppelkontrast analog zum Sellink im Darm durchgeführt werden soll, kannst Du durch die Gasembolisation meiner Ansicht nach die Gefäße mitsamt dem zugehörigen Organ in die Patho schicken...

THawk
16.07.2007, 21:40
Also, es geht definitiv. Ich habe auch mal genauer gewusst wie, aber da bin ich mir nicht mehr sicher.
Beim googlen findet man auch keine Mengen, aber anscheinend gibt es dafür auch besondere Systeme, z.B. http://co2.mandarin-ccds.com/
Da ist auch eine Indikations-Liste zu finden.

Doctöse
16.07.2007, 21:56
CO2 hat sich besonders bei radiologischen Untersuchungen der Leber als bessere Variante gegenüber jodhaltigem KM rausgestellt. Vielfach liessen sich mit CO2 Kollateralkreisläufe darstellen, die mit KM nicht sichtbar wurden.
Auch die Vaskularisierung bei HCC lässt sich mit CO2 besser darstellen.
Das CO2 schiebt im Gefäß sozusagen die Blutsäule vor sich hin, bis es sich auflöst.
Von daher also keinen Pathologen anrufen, solange man es nicht in die Carotiden appliziert ;-)

tarumo
17.07.2007, 13:32
Es geht definitiv und ist auch Methode der Wahl zB bei Niereninsuffizienz. Auch bei uns im Haus werden regelmäßig CO2-Angiographien gemacht.

Evil
17.07.2007, 20:57
Wow, wieder was gelernt...

Wie funktioniert das denn? Ich mein, ein Doppelkontrast kann es ja eigentlich nicht sein, dann käme es ja zur Embolisation. Und solang es gelöst ist (was ja physiologisch sowieso der Fall ist), wie erzeugt es dann einen Kontrast im Röntgenbild?

Habt Ihr mal einen Link, der das Prinzip entsprechend erklärt? Der von THawk ist ziemlich allgemein gehalten.

THawk
17.07.2007, 21:52
Das Prinzip beruht wohl auf der Verdrängung einer gewissen Blutsäule. So ist CO2 wohl auch direkt auf Röntgenfilmen sichtbar, wird aber durch die DSA verbessert (logisch).

Einen Überblick könnte vielleicht der Artikel geben, hab allerdings nicht sonderlich ausführlich bei medline gesucht:
Huber PR: CO2 angiography. Catheterization and cardiovascular interventions : official journal of the Society for Cardiac Angiography & Interventions, VOL: 55(3), p. 398, 2002
Hoffe, ihr habt Zugriff darauf?!