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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Umbennung / Abschaffung von Doktor-Titeln bei Medizinern?



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onmiter
22.07.2007, 19:44
Ich habe vor kurzem von einem Bekannten erfahren, dass man wohl vorhat die Doktortitel für Ärzte oder generell abzuschaffen bzw umzubennen. Da ich auch nicht weiß unter was für Schlagworten ich suchen soll, wollte ich mich hier mal erkundigen.

Gruß

:-top

wanci
22.07.2007, 19:54
Nichts für ungut, aber das hört sich nach ziemlichem Quatsch an ;-)

Plotin
22.07.2007, 20:48
Ich habe vor kurzem von einem Bekannten erfahren, dass man wohl vorhat die Doktortitel für Ärzte oder generell abzuschaffen bzw umzubennen.
Da verwechselst du möglicherweise etwas. Es sollte § 1 Abs. 2 Nr. 3 des Gesetzes über Personalausweise dahin gehend gändert werden, dass der Doktorgrad nicht mehr in den Personalausweis eingetragen wird (Namensbestandteil ist der Doktorgrad ja ohnehin nicht, siehe hierzu [1]). Da jedoch sämtliche Parteien dagegen waren, wurde dieses Anliegen verworfen.






[1]: Zum Anspruch auf Anrede mit dem Doktorgrad (http://tinyurl.com/ywm4zd), Dr. Wolfgang Zimmerling

Gersig
22.07.2007, 21:17
Nichts für ungut, aber das hört sich nach ziemlichem Quatsch an ;-)Das ist kein Quatsch, siehe hier (http://www.zeit.de/2004/08/M-Einh_8aupl-Interview). Jedoch handelt es sich in der Diskussion nicht um eine generelle Abschaffung der Promotion, sondern vielmehr um das Loslösen der medizinischen Forschung von der medizinischen Massenausbildung

onmiter
22.07.2007, 21:42
ah danke Gersig, und was sagt ihr dazu?

wanci
22.07.2007, 21:53
Danke Gersig!

Ich glaube, es ist unwahrscheinlich, dass das bald umgesetzt wird. Aber grundsätzlich echt eine gute Idee.

Plotin
22.07.2007, 21:54
Bin auf jeden Fall dafür, dass MD und PhD (bzw. Dr. med.) künftig getrennt werden. Schau dir das Gross der Dissertationen etwa in Zahnheilkunde an, die sind, streng wissenschaftlich und akademisch gesehen, ein Witz! Und vergleich die mal vom Anspruch her mit einer Dissertation aus dem Bereich Chemie, Physik, Mathematik oder Elektrotechnik. Solche Dissertationen nehmen bis zu 5 Jahre Zeit in Anspruch und liegen inhaltlich weit über dem Niveau durchschnittlicher medizinischer Doktorarbeiten.

Also von mir aus: Freie Fahrt für die Änderungen.

Gersig
22.07.2007, 22:14
Die Unis werden sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, dass sie ihre Doktoranden weggenommen bekommen. Wo kriegt man sonst so viele Pipettier- und PCR-Sklaven her? Im Ernst: wenn man sieht, wieviel unbezahlte Arbeit durch die Doktoranden geleistet wird, wackelt man mit den Ohren! :-bee Mal ne doofe Frage: wie läuft das eigentlich bei unseren Nachbarn (Österreich) mit der Promotion in Medizin? Ich glaube, da promovieren alle Absolventen, oder?

Fino
22.07.2007, 22:40
Na hoffentlich wird dieser Titelquatsch abgeschafft!! :-dafür

milz
22.07.2007, 23:26
Ich finde die bisherige Praxis gut und wer keinen Titel will muss ja auch keinen machen.

derAnda
23.07.2007, 00:27
Mal ne doofe Frage: wie läuft das eigentlich bei unseren Nachbarn (Österreich) mit der Promotion in Medizin? Ich glaube, da promovieren alle Absolventen, oder?

Ich habe letztens mal nen Schulkollegen getroffen, der jetzt im Ösiland studiert. Er hat glaub ich (war im Biergarten, Z.n. 2 Maß) was von nem Diplom erzählt.

Tombow
23.07.2007, 02:08
Also von mir aus: Freie Fahrt für die Änderungen.

Aha. Also freie Fahrt für ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die wirklich viel Zeit und Arbeit aufgewendet haben und eine wirklich solide wissenschaftliche Leistung gebracht haben. Und das sind garnicht so wenige. Sehr weise gedacht, Herr Physiker. Danke für die Erleuchtung.

Plotin
23.07.2007, 03:35
Die Gründe für eine Trennung von MD und PhD (wie in den USA) sind doch wohl rational nachvollziehbar, also müssen wir die hier nicht noch mal durchkauen.

Wer bisher unten den Medizinern in Deutschland eine solide Dissertation abgeschlossen hat, soll diese ja behalten. Die Änderungen betreffen zukünftig anzufertigende Dissertationen.

hennessy
23.07.2007, 07:55
Schau dir das Gross der Dissertationen etwa in Zahnheilkunde an, die sind, streng wissenschaftlich und akademisch gesehen, ein Witz!
Ich finde es zumindest genauso witzig, über ein gros der Dissertationen so pauschal zu urteilen, ohne es definitiv zu wissen. Das verdeutlicht den Intellekt des Autors recht eindrucksvoll.

verwunderter Gruß
hennessy

Feuerblick
23.07.2007, 08:31
Ich finde die bisherige Praxis gut und wer keinen Titel will muss ja auch keinen machen.DAS kann man so leider überhaupt nicht sagen. Denn versuch mal eine Stelle an einer Uni zu halten (weil du da vielleicht besondere Teilaspekte deines Fachs lernen und ausüben kannst, die du woanders eher nicht geboten bekommst) ohne einen Dr. zu haben. Geht nur unter ständigen Kabbeleien mit der Obrigkeit. :-kotz Sonst würde man mich ganz sicher nicht an meiner Diss sitzen sehen. Dieser Wissenschaftsquatsch kann mir nämlich eigentlich gestohlen bleiben...:-???

milz
23.07.2007, 08:39
edit (Teilsatz überlesen)

astrophys
23.07.2007, 08:41
Wenn in den naturwissenschaftlichen Fächern 4 Jahre Vollzeit für eine Doktorarbeit aufgewendet werden muß und es in der Medizin möglich ist eine Arbeit in einem halben Jahr nebenher zu machen, ist es um die Qualität des Doktors schlecht bestellt.
Das ist eher ein Schlag ins Gesicht derer, die wirklich viel für ihre Doktorarbeit leisten müssen. In diesem Sinne geht es in vielen Fällen nur um den Titel und nicht um dessen Wert.
Was wäre, wenn man den Abschluss als Arzt sowohl in einem Jahr neben dem Beruf, als auch in 6 Jahren Vollzeitstudium erwerben könnte?

Feuerblick
23.07.2007, 08:46
Tja, Wissenschaft ist in der Medizin häufig mehr Schein als Sein. Da werden Poster zu Dingen verfasst, die weder Sinn noch Wert haben - einfach, damit die wissenschaftliche Welt denkt, dass geforscht wurde. Da werden Studien gemacht, die woanders längst gemacht wurden - nur damit... s.o.
Die meisten machen ihre Diss, weil sie den Dr-Titel haben wollen und nicht, weil sie sich wissenschaftlich engagieren wollen. Manche machen ihre Diss sogar, weil sie mehr oder weniger dazu gezwungen werden, obwohl sie sich null dafür interessieren, sich damit quälen und eigentlich lieber Patienten versorgen würden, weil ihnen das mehr liegt. :-kotz

Tombow
23.07.2007, 08:50
und es in der Medizin möglich ist eine Arbeit in einem halben Jahr nebenher zu machen
Schlecht geträumt?


ist es um die Qualität des Doktors schlecht bestellt.
Woher willst du alleine an dem Zeitaufwand alles festmachen. Mit Fachkenntnissen die wissenschaftliche Bedeutung der Arbeit zu beurteilen, wäre da eher angebracht. Aber OK, ich nehme an, für dich darf nur der promovieren, der eine kleine Entdeckung macht. Z.b. den Higgs-Boson direkt nachgewiesen hat.


Das ist eher ein Schlag ins Gesicht derer, die wirklich viel für ihre Doktorarbeit leisten müssen.
Dieses Argument gilt aber in beide Richtungen. Von denjenigen, die 4 Jahre bezahlte Vollzeit aufwenden gibt es mehr als genug, die die meiste Zeit damit verbringen, im Labor herumzulümmeln oder auf dem Institutsrechner Quake zu spielen ohne daß sie was nennenswertes wissenschaftliches vorbringen.


In diesem Sinne geht es in vielen Fällen nur um den Titel und nicht um dessen Wert.
Als ob es außerhalb der Medizin nicht so wäre. Dieses pauschale "bei uns ist es schwerer"-Quatsch kann ich langsam echt nicht mehr hören. Profilneurotiker und titelgeile gibt es überall.

Wie wäre es mit ein wenig differenzierter Sicht?

Plotin
23.07.2007, 12:06
Ich finde es zumindest genauso witzig, über ein gros der Dissertationen so pauschal zu urteilen, ohne es definitiv zu wissen.
So einfach ist das nicht. Mir ist bekannt, dass der Lehrkörper an der Uni Münster die Qualität der Dissertation in der Zahnmedizin gehäuft kritisiert und dabei Vergleiche zu Arbeiten aus den hiesigen naturwissenschaftlichen Fakultäten bemüht hat. Nur wenige wirklich gute Dissertationen (siehe Auswahl unter [1]) haben ihren Zweck erfüllt, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu fördern oder hervorzubringen.



[1]: Abgeschlossene Promotionen (http://www.hartgewebe.de/forschung/diss.htm), Institut für Anatomie, Universitätsklinikum Münster