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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Muß eine Doktorarbeit unbedingt eine STUDIE sein??



Moorhühnchen
23.07.2007, 19:39
So, ich bin ja nun schon seit einiger Zeit mit meiner Doktorarbeit beschäftigt.
Das heißt, ich schreibe Patienten an, bestelle sie ein, mache mit ihnen diverse Fragebögen und drucke mir die Ergebnisse ihrer Blutentnahmen aus.

Ich werde allerdings immer wieder von verschiedenen Mitarbeitern der Ambulanz gefragt, wie es denn "mit meiner Studie" läuft!!

Meine Betreuerin und ich hatten die Diskussion schon ganz am Anfang (also bevor ich mit dem Datensammeln anfing) und damals wurde entschieden, daß es KEINE STUDIE sein sollte, da das so einfacher sei....
Zunächst war auch von Ethikkommission keine Rede, allerdings sind wir da mittlerweile auch umgeschwenkt und der Zettel, den meine Patienten wegen Datenschutz unterschreiben, ist nun auch durch die Ethik gegangen.

Was ist nun aber eigentlich der Unterschied, ob meine Doktorarbeit nun eine Studie ist oder nicht?????
Das hab ich nämlich noch nie so ganz verstanden!! :-nix

(Ich meine, außer daß die BE-Röhrchen nicht so lange aufbewahrt werden...)

Moorhühnchen
25.07.2007, 14:58
Weiß es keiner oder ist es egal???? :-angel

PhineasGage
25.07.2007, 15:10
Doktorarbeit:
Wissenschaftliches Arbeiten mit mehr oder weniger neuen Erkenntnissen...

z.B. Klinische / Experimentelle Studie retrospektiv oder prospektiv .....

aber auch ne Doktorarbeit ist medizinhistorisch arbeiten mit neuen Erkenntnissen z.B. Verwicklungen in der NS-Zeit von Humangenetikern, die bisher nicht bekannt waren etc.

Reicht das.

Du machst also ne Studie.

Flemingulus
25.07.2007, 16:21
Was Du mit Studie versus "nicht-Studie" meinst, ist mir nicht ganz klar...

Du meinst vielleicht die Unterscheidung zwischen klinischer Prüfung (Phase I bis IV Studien) und Anwendungsbeobachtungen? Bei ersterem gibt es eine initale Hypothesenbildung und eine Festlegung definierter Endpunkte, ein kompliziertes Genehmigungsverfahren und einen Prüfplan, der die Durchführung maßgeblich bestimmt. Demgegenüber müssen Anwendungsbeobachtungen nur angezeigt werden und die "Durchführung" wird einfach durch die klinische Routine und nicht durch einen starren Plan bestimmt.

D. h. bei z. B. einer Phase-IV-Studie gibt es ein definiertes Schema, nach welchem die Patienten das Prüfmedikament erhalten, wie es aufdosiert wird, wann Kontrollvisiten einzuschieben sind und welche Parameter wann und wie untersucht werden müssen. Bei einer Anwendungsbeobachtung wird das Medikament als handelsübliches Präparat nach den Bedürfnissen des individuellen Patienten und den Vorgaben der klinischen Routine angewendet ohne auf einen starren Studienablauf zu achten. Hierbei werden bestimmte interessierende Parameter erfasst. Damit ergeben sich zwei wichtige Einschränkungen: 1) man kann nur solche Parameter erfassen, die man sowieso im Rahmen der klinischen Routine bestimmen würde und 2) aufgrund der individuellen "Führung" der Patienten sind die erhobenen Datensätze in aller Regel inkomplett und nicht einheitlich.

Letztlich ist die Anwendungsbeobachtung das ungeliebte Stiefkind der EBM und meist nicht so hoch zu publizieren wie eine "richtige" Prüfung. Sie ist aber durchaus publikabel und damit auch promovierend wirksam. ... Oje. Soviel Text für so wenig relevante Aussage. :-blush

Moorhühnchen
25.07.2007, 21:54
Du machst also ne Studie.
Wieso sagt meine Betreuerin dann immer explizit, es sei keine Studie?
Laut ihrer Argumentation "sind die Studien zu dem Thema schon abgeschlossen" (es geht um XXX nach SAB) und die Patienten kommen nun auf Überweisungsschein vom HA.
Mein Hauptbetätigungsfeld sind daher die Fragebögen, die ich mit den Patienten mache.
Anamnese und körperliche Untersuchung sowie Briefe an den HA macht meine Betreuerin.

Es gibt keine schriftlich festgelegten Ein- oder Ausschlußkriterien - ich schreibe ALLE Patienten an, von denen ich Adressen bekomme!!

Eine Kommilitonin von mir macht die XXX nach Schlaganfall - ihre Arbeit hingegen IST eine Studie, mit ordentlichen Ein- und Ausschlußkriterien, die auch schriftlich niedergelegt sind... sie hat daher weniger Probleme, wenn mal ein Laborwert fehlt, da sie ihn noch Wochen später nachmelden kann. Meine Röhrchen werden nach ca. einer Woche verworfen. :-?
Allerdings hat sie auch deutlich mehr Arbeit damit, weil sie die Patienten selbst untersucht und auch die Briefe anschließend selbst schreibt!!

Werde ich weitere Nachteile (außer den evtl. fehlenden Laborwerten) haben, nur weil es nicht offiziell eine Studie (per definitionem) ist?
Auf die Note soll's mir dabei ja nicht ankommen!! :-))

Ich verstehe nur nicht den Sinn der Unterscheidung zwischen Studie und Nicht-Studie, der hier offenbar gemacht wird (genau wie ihr wahrscheinlich), werde aber immer wieder explizit darauf hingeweisen, daß es eben KEINE Studie ist.
Kurz: ich blicke einfach nicht durch!! :-nix

Ich hab nur einfach Angst, daß ich bei der Sache gegen eine dicke Wand fahre und es vielleicht gar nicht merke!!

Geht es etwa um Kosten, die die Uniklinik bei einer Studie tragen müßte, wohingegen die Untersuchungen jetzt über die Kasse abgerechnet werden???
Wäre das einzige Argument, was mir einfällt........

PhineasGage
26.07.2007, 07:24
Tja, für mich machst du auch ne Studie...........wenn deine Betreuerin das anders sieht lass sie halt in ihrem Glauben...
Mit dem Erwerb deines Doktortitels hat das aber nix zu tun.....

Derma
26.07.2007, 08:06
Geht es etwa um Kosten, die die Uniklinik bei einer Studie tragen müßte, wohingegen die Untersuchungen jetzt über die Kasse abgerechnet werden???
Wäre das einzige Argument, was mir einfällt........Das wäre doch schon mal ein ganz gutes Argument :-))

Abakus
26.07.2007, 08:27
Ich könnte mir vorstellen, dass eine Studie im Sinne der Betreuerin eine Arbeit ist, die dann auch veröffentlicht werden soll, während eine "einfache Diss" eben nur als Dissertationsschrift und nicht in einer Zeitschrift veröffentlicht werden soll.

Find ich aber geil, unbedingt vereinbaren, dass es keine Studie ist und nicht wissen, was man da vereinbart...

Moorhühnchen
26.07.2007, 09:00
Find ich aber geil, unbedingt vereinbaren, dass es keine Studie ist und nicht wissen, was man da vereinbart...
Naja, fand es ja lange Zeit ganz logisch, was sie mir da so erzählt!! :-peng
Bin erst stutzig geworden als halt immer wieder Nachfragen kamen "Wiiiie, das ist keine Studie??"

Wie gesagt, verstanden hab ich es nie wirklich, aber trotzdem klang es logisch!
Dort weiß eh eine Hand nicht, was die andere macht (Doktorvater ist Neurochirurg, aber Patienten kommen in die Endokrinologische Ambulanz - Entfernung: 800 m Luftlinie! :-)) )

Wenigstens hat mir mein Doktorvater den "Vertrag zur Aufnahme als Doktorand" unterschrieben, von daher dürfte das ja einigermaßen sicher sein *hoff*