PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Strahlenbelastung als Radiologe?



Alfons111
30.07.2007, 20:46
Ich finde die radiologischen Facharztdisziplinen (Radioonkologe, Diagnostische Radiologie, Nuklearmedizin) sehr interessant, da ich mich nebenbei auch für Physik interessiere. Eine Frage stelle ich mir jedoch bei der Sache. Wie ist die Strahlenbelastung für die Fachärzte? Die Patienten werden ja nur selten radiologisch behandelt bzw. untersucht. Der Arzt ist ja eigentlich sein ganzes Leben der Strahlung ausgesetzt. Ergibt sich daraus eine signifikant höhere Strahlenbelastung (=höheres Krebsrisiko) oder ist der Strahlenschutz sehr ausgeprägt?

Nemesisthe2nd
30.07.2007, 21:19
ich wage mal zu behaupten das kardiologen und chirurgen mehr strahlung abbekommen....

die radiologen machen die aufnahmen ja meistens eh nicht selber und selbst wenn ist zwischen ct und patient ja noch das dicke bleiglasfenster... und wenns mal kontrastmitteldarstellungen sind dann gibts ja auch die schöne schwere bleiweste + schilddrüsenschutz...

Schimmelschaf
01.08.2007, 15:28
Es gibt Kliniken, bei denen die Angestellten der Radiologie einen Anhänger tragen, auf dem die Strahlenbelastung angezeigt wird. Laut einer MTRA sind sie immer im Normbereich.

Glaube auch, dass die Kardiologen und Chirurgen (evtl. noch die TOA und Anästhesie), einer höheren Strahlenbeslatung ausgesetzt sind.
Das beste Beispiel, was ich bisher gesehen habe, waren Arbeiten am Herzschrittmacher.

tb303
01.08.2007, 21:07
Die Strahlenbelastung kannst Du vergessen.
Die grösste Belastung gibts bei Durchleuchtungen, Angiografien und CT.
Angios wirst Du anfänglich nicht machen und sowohl dort wie auch in der DL gibts Bleischürzen, Bleiglasbrillen etc., Röhren unterm Tisch, Bleilamellen etc.
Im CT bist Du nicht im Raum während der Untersuchung, bei unruhigen Patienten oder beatmeten muss der Anästhesist oder der jeweilige Arzt von der Station mit im Untersuchungsraum bleiben, Radiologen müssen nicht drinbleiben weil die ja so schon abundzu mal Strahlung abbekommen.
Man trägt ein Dosimeter zur Dosismessung welches monatlich an die Strahlenschutzstelle geschickt wird.
Also, alles nicht so schlimm- auf nem Überseeflug kriegt man dagegen viel ab....

tarumo
11.08.2007, 17:36
Hallo,
über den Sinn und Unsinn von Dosimetrie und willkürlich festgesetzten Grenzwerten läßt sich lange streiten. Ich schließe mich aber meinen Vorrednern an: als Radiologe hat man eine erheblich geringere Strahlenbelastung, als der Name vermuten läßt. Tatsächlich kommt man nur noch bei Durchleuchtungsverfahren und Angiographien überhaupt in die Nähe einer Strahlungsquelle...beides Verfahren, die langsam aber sicher durch den technischen Fortschritt (Angio-MR, Cardio-MR etc.) auf dem Rückzug sind. Dagegen gehört es ja für die Chirurgen zum täglich Brot, unter Durchleuchtung zu operieren-teilweise mit den Händen im Strahlengang.
Ohne Zahlen zu kennen: als Nuklearmediziner bekommt man m.E. eher "etwas ab". Zum einen läßt sich die Strahlung ja nicht ausknipsen, zum anderen läßt es sich langfristig gar nicht vermeiden, irgendwann mal Tc etc. zu verkleckern.
Als Radiologe sollte man allerdings keine Artikulationsprobleme haben-gilt es doch, zigmal am Tag einen Sachverhalt in Worte zu fassen-was nicht jedem liegt. Also definitiv nicht der Job für Papierkramhasser. Zweitens sollte man bedenken, daß die radiologischen Abteilungen vieler Klinken nachts/WE entweder ganz geschlossen oder nur als Rufdienst organisiert sind. Insofern kann man nicht beliebig durch Dienste sein Einkommen nach oben schrauben. Das empfinden aber nicht alle als Nachteil...
Drittens: im Zeitalter der Globalisierung kann es durchaus passieren, daß in diesem Fach Jobs wegrationalisiert werden: die Fernbefundung digitalisierter Röntgenbilder in Pakistan, Indien etc. die in angelsächsischen Ländern schon verbreitet ist, schleicht sich langsam, aber sicher auch in Dtld. ein.

alex1
12.08.2007, 09:43
Radiologen haben tatsächlich eine geringe Strahlenbelastung wenn Sie sich nur mit Befundungen auseinandersetzen. Diese kann allerdings ziemlich schnell steigen, falls sie in der Interventionellen Radiologie tätig werden.
Da würden wahrscheinlich Belastungen entstehen, die bei den interventionellen Kardiologen auch üblich sind.

Nuklearmediziner kriegen auch was ab, vor allem wenn die ihre Marker den Patienten verabreichen. Arbeiten sie auch in einer Klinik mit einer eigenen Station, wo Patienten mit Radionuklidtherapie liegen, steigt die Belastung. Darüberhinaus kriegen die auch etwas ab ohne tatsächlich was zu machen, das Umfeld ist sozusagen belastet; auch in der Praxis laufen einem Patienten vorbei, die gerade ein Szinti hatten. Zwar ist die Belastung eigentlich gering pro vorbeilaufendem Patienten, aber bei ein paar Dutzend am Tag steigt sie auch.

Strahlentherapeuten kriegen wahrscheinlich am wenigsten was ab.

tarumo
12.08.2007, 11:28
Wie gesagt, interventionelle Radiologie ist strahlenbelastet, wird allerdings auch nicht in jeder Abteilung angeboten. Und was die reine Diagnostik angeht: Angio-bzw. Cardio-MR´s sind auf dem Vormarsch! Vgl. dazu den Artikel im Ärzteblatt.
Ob es weniger schädlich ist, ein, zweimal die Woche eine Angiographie zu machen oder fünfundzwanzigmal am Tag NUK-Patienten vorbeilaufen zu haben, kann ich nicht beurteilen.

LasseReinböng
18.12.2009, 21:03
Um nicht extra einen neuen Thread zu eröffnen...

Finde diese Studie ganz interessant in diesem Zusammenhang:


http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/39361/USA_Jaehrlich_29_000_Krebserkrankungen_durch_Compu tertomografie.htm

Originaltext:
http://pubs.ama-assn.org/media/2009a/1214.dtl#1

Z.B. induziert man laut den Autoren bei CT-Koronarangiographien bei jeder 270. Patientin durch die Untersuchung ein Malignom...knackig, sage ich da nur.


Und wenn ich mir vergegenwärtige, wieviel mSv schon bei einer "normalen" Coronarangiographie so dahinplätschern, wird mir angesichts meines aktuellen Berufswunschs (Cardio) ganz anders.
So wie es aussieht, wird man gerade als Kardiologe so richtig schön durchgeröntgt und langfristig nolens volens zum Brathändel.

:-kotz