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bangen
02.08.2007, 01:44
Ist es schon möglich, bei einem Kassenpatienten, testen zu lassen zu welchem genetischen Typ er in Bezug auf das CYP450-Enzymsystem gehört?

Und wie sinnvoll wäre es den genetischen Typ des Patienten zu kennen?

Relaxometrie
02.08.2007, 08:30
Ist es schon möglich, bei einem Kassenpatienten, testen zu lassen zu welchem genetischen Typ er in Bezug auf das CYP450-Enzymsystem gehört?
Ein Kassenpatient ist doch nicht anders gebaut als ein Privatpatient?
Wenn es bei dem einen möglich ist, kann man es auch bei dem anderen testen.

hennessy
02.08.2007, 08:51
wahrscheinlich ging es um die Kostenübernahme.

gruß
hennessy

Relaxometrie
02.08.2007, 09:11
wahrscheinlich ging es um die Kostenübernahme.
Na klar ging es um die Kostenübernahme, aber es war so unklar ausgedrückt :-D

bangen
02.08.2007, 19:32
Na gut nun ist das geklärt.

Was macht man denn nun, der Genotyp ist wichtig für die Wirksamkeit vieler Medikamente. Ich meine deshalb wäre es gut den zu kennen.

PhineasGage
02.08.2007, 20:59
Oft ist es schon ausreichend, wenn man weiß, dass der Patient auch seine Medikamente wirklich einnimmt...... :-)

bangen
02.08.2007, 21:17
Schon, nur was ist wenn er es nimmt, das Medikament aber nicht wirkt?

Das lässt sich dann oft durch den Enzympolymorphismus erklären. Man braucht in dem Fall nicht den Patienten zu verdächtigen.

bangen
03.08.2007, 22:36
Hat keiner ne Meinung dazu?
Ich glaube in ein Paar Jahren wird es ganz selbstverständlich sein dass jeder seinen CYP450 Gentyp kennt, bzw. dass der Arzt den kennt.

Gerade bei psychotrop wirkenden Medikamenten scheint es wichtig zu sein.

Im Niedersächsische Ärzeblatt habe ich dies gefunden


"Das Cytochrom-P-450-System ist entscheidend bei dem Metabolismus der Mehrzahl der Arzneistoffe. Die Liste der Stoffe, die durch CYP450-Enzyme verstoffwechselt werden, wird stetig länger. Die genetische Ausstattung des Individuum (genetischer Polymorphismus), Wechselwirkungen mit Nahrungsbestandteilen und starke Schwankungen bei der Induktion oder Inhibition einzelner CYP450-Enzyme, lassen es schwierig erscheinen, Interaktionen quantitativ vorherzusagen. Viele mögliche Wechselwirkungen sind bisher von theoretischem Interesse. Solange die Enzymaktivität nicht individuell getestet werden kann, ist besonders bei einem Therapiewechsel bzw. zusätzlichen Verordnungen von Arzneistoffen auf klinisch relevante Interaktionen zu achten. Die Verordnung einiger Antibiotika vom Fluorchinolontyp (Gyrasehemmer), Makrolidantibiotika und Azolantimykotika als CYP450-Inhibitoren bedarf einer besonderen Kontrolle, wenn sie mit Arzneistoffen mit geringer therapeutischer Breite wie Antiepileptika, Antiarrhythmika oder Theophyllin kombiniert werden."

test
03.08.2007, 23:26
Hat keiner ne Meinung dazu?
Ich glaube in ein Paar Jahren wird es ganz selbstverständlich sein dass jeder seinen CYP450 Gentyp kennt, bzw. dass der Arzt den kennt.

Gerade bei psychotrop wirkenden Medikamenten scheint es wichtig zu sein.

Im Niedersächsische Ärzeblatt habe ich dies gefunden


"Das Cytochrom-P-450-System ist entscheidend bei dem Metabolismus der Mehrzahl der Arzneistoffe. Die Liste der Stoffe, die durch CYP450-Enzyme verstoffwechselt werden, wird stetig länger. Die genetische Ausstattung des Individuum (genetischer Polymorphismus), Wechselwirkungen mit Nahrungsbestandteilen und starke Schwankungen bei der Induktion oder Inhibition einzelner CYP450-Enzyme, lassen es schwierig erscheinen, Interaktionen quantitativ vorherzusagen. Viele mögliche Wechselwirkungen sind bisher von theoretischem Interesse. Solange die Enzymaktivität nicht individuell getestet werden kann, ist besonders bei einem Therapiewechsel bzw. zusätzlichen Verordnungen von Arzneistoffen auf klinisch relevante Interaktionen zu achten. Die Verordnung einiger Antibiotika vom Fluorchinolontyp (Gyrasehemmer), Makrolidantibiotika und Azolantimykotika als CYP450-Inhibitoren bedarf einer besonderen Kontrolle, wenn sie mit Arzneistoffen mit geringer therapeutischer Breite wie Antiepileptika, Antiarrhythmika oder Theophyllin kombiniert werden."

Cyp450 Polymorphismen waren schon das große Gespräch als ich Pharma hatte, Ende 2003 Anfang 2004. Fast 4 Jahre später benutzt das immer noch niemand im klinischen Alltag, bis das klinische Relevanz haben wird vergehen meiner Meinung nach immer noch mindestens 10-15 Jahre.
Erstmal muß ja angefangen werden damit das zu bestimmten, dann müssen EBM basierte Richtlinien erstellt werden, wie man auf bestimmte Polymorphismen zu reagieren hat usw.................... das ganze muß evauliert werden usw.....................

test
03.08.2007, 23:30
Cyp450 Polymorphismen waren schon das große Gespräch als ich Pharma hatte, Ende 2003 Anfang 2004. Fast 4 Jahre später benutzt das immer noch niemand im klinischen Alltag, bis das klinische Relevanz haben wird vergehen meiner Meinung nach immer noch mindestens 10-15 Jahre.
Erstmal muß ja angefangen werden damit das zu bestimmten, dann müssen EBM basierte Richtlinien erstellt werden, wie man auf bestimmte Polymorphismen zu reagieren hat usw.................... das ganze muß evauliert werden usw.....................


Ganz zu schweigen von der Kosten Nutzen Evaluierung. Ich glaube die meisten PAtienten haben andere Probleme als ihre Cyp Polymorphismen. ;)

bangen
03.08.2007, 23:35
Aber der Arzt sollte es wissen.

Ich könnte mir vorstellen, dass man sehr viel teures Rumprobieren sparen kann.

PhineasGage
03.08.2007, 23:48
Das werden wohl irgendwann mal vernünftige Studien zeigen......entweder mit postiven Ergebnis (vom Testhersteller bezahlt) oder mit negativem Ergebnis (von der Pharmabranche bezahlt, damit mehr Zeugs verschrieben wird) ;-)

test
03.08.2007, 23:59
Aber der Arzt sollte es wissen.

Ich könnte mir vorstellen, dass man sehr viel teures Rumprobieren sparen kann.

Wie soll es der Arzt wissen, wenn es keine Studien zur praktischen Anwendung gibt?

Nur weil ich weiß, dass versch. Cyp versch. Medis verstoffwechseln udn welche das sind, weiß man noch lange nicht, wie man das sinnvoll in der Praxis anwendet.

bangen
04.08.2007, 00:06
Doch, zum Beipiel Tramal wirkt bei manchen Menschen kaum weil bei Tramal erst der erste Metabolit wirksam ist und dieser sich bei bestimmten, genetisch disponierten Patienten, nicht ansammelt sondern gleich weiter abgebaut wird.

Blondi
04.08.2007, 00:11
Ich glaube, dass es vielleicht in Bezug auf die Beitragsbemessung oder Eigenbeteiligung sinnvoll wäre, so etwas flächendeckend einführen zu lassen. Beispielsweise brauchen Träger eines Allels mit hoher Affinität des entsprechenden CYP450-Isoforms größere Mengen an Medikamenten, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Falls es sich um sehr teure handelt, kann das durchaus eine größere Rolle spielen.

Ein anderes Beispiel ist CYP2E1, das durch Alkoholkonsum induziert wird und bestimmte Karzinogene in Zigarettenrauch metabolisiert und sie teilweise erst toxisch macht. Je leichter eine Genvariante induzierbar ist, desto größer ist dann natürlich das Krebsrisiko. Die Lebensweise allein reicht bei weitem nicht, das individuelle Erkrankungsrisiko zuverlässig zu bestimmen.

Manche meinen auch, dass in Zukunft "Medikamente nach Maß" gefertigt würden, was vielleicht Nebenwirkungen reduzieren könnte, jetzt kommt ja alles mehr oder weniger noch "von der Stange". Ob das bezahlbar ist, hängt wohl vor allen Dingen davon ab, wie stark das am Anfang subventioniert wird bzw. wie viele, die es sich leisten können, bereit sind, die noch hohen Kosten aufzuwenden, um die Technologie zu etablieren. Man könnte auch Wechselwirkungen vorhersehen und verhindern, so dass man manchmal evtl. gar nicht auf teurere Alternativen bei Medikamenten ausweichen muss, um solchen aus dem Weg zu gehen. Therapien würden auch sehr viel effizienter und damit sicherlich kürzer, letzten Endes also kostengünstiger.

Das Problem ist und bleibt die Etablierung dieser Technologie. Nur so kommt genug Kapital zusammen, um genug in die Entwicklung kostengünstigerer, flächendeckend durchführbarer Verfahren investieren zu können.

test
04.08.2007, 00:44
Doch, zum Beipiel Tramal wirkt bei manchen Menschen kaum weil bei Tramal erst der erste Metabolit wirksam ist und dieser sich bei bestimmten, genetisch disponierten Patienten, nicht ansammelt sondern gleich weiter abgebaut wird.

Problem dabei:
was meinst du ist wohl günstiger, 80 Millionen Menschen auf den Polymorphismus testen um anschließend ein paar Leuten kein Tramal zu geben. Oder denjenigen bei denen Tramal nicht wirkt, ein anderes Schmerzmittel zu geben.

Zudem steht keine Pharma Lobby hinter der BEstimmung von den Enzymen, von daher schwer Gelder in die Forschung und Weiterentwicklung zu stecken.

test
04.08.2007, 00:49
Ein anderes Beispiel ist CYP2E1, das durch Alkoholkonsum induziert wird und bestimmte Karzinogene in Zigarettenrauch metabolisiert und sie teilweise erst toxisch macht. Je leichter eine Genvariante induzierbar ist, desto größer ist dann natürlich das Krebsrisiko. Die Lebensweise allein reicht bei weitem nicht, das individuelle Erkrankungsrisiko zuverlässig zu bestimmen.
.

Problem dabei:
Was bringt dir das genaue Erkrankungsrisiko zu kennen? Für eine sinnvolle Präventionsmaßnahme muß dafür eine Erkrankung gut und früh diagnostizierbar sein, was für das Bronchialkarzinom aber nicht zu trifft. Also nur Geld in den SAnd gesetzt, Patient weiß jetzt, dass sein Risiko hoch ist, aber EBM basiert was für ihn tun kann man nicht. :-nix :-meinung

In Zukunft mag das irgendwann eine Rolle spielen, aber ich denke bis solche Bestimmungen eine weitere Verbreitung erlangen abgesehen von einzelnen Ausnahmen werden noch 10-20 Jahre vergehen. :-nix :-meinung

Blondi
04.08.2007, 01:57
Was eine Berechnung des Risikos für die Versicherung bringen soll? Wie gesagt, die Höhe der Beiträge zum Beispiel, die in Zukunft wohl immer mehr Eigenbeteiligung mit sich bringen werden. Moralisch mag das ein heißes Eisen sein, doch sobald diese Technologie für "Medikamente nach Maß" und somit effizientere Therapie, also unter dem Deckmantel des Allgemeinwohls, verfügbar sein wird, werden solche Nebenerscheinungen zwangsläufig die Suppe wieder versalzen...rechnen würde es sich jedoch langfristig für die Kassen auf jeden Fall.

bangen
04.08.2007, 23:45
Problem dabei:
was meinst du ist wohl günstiger, 80 Millionen Menschen auf den Polymorphismus testen um anschließend ein paar Leuten kein Tramal zu geben. Oder denjenigen bei denen Tramal nicht wirkt, ein anderes Schmerzmittel zu geben.


Es sind sehr viele Medikamente von diesem Polymorphismus betroffen.
Und ich nehme an man kann einen Teststreifen entwickeln der dann nur 20 Euro kostet.

Schau mal da:
AmpliChip CYP450 Test (CE-IVD)
Der weltweit erste pharmakogenetische Biochip für klinische Anwendungen
http://www.roche.de/diagnostics/labor/amplichip_cyp450.htm

Klinische Relevanz:

Unzureichende Wirkung oder schwere Nebenwirkungen bei 30 – 50% der Patienten unter bestimmten Therapien

Anzahl medikamentenbedingter Todesfälle in Deutschland: 16.000 p.a.

Zahl ernster Nebenwirkungen: über 120.000 p.a.




Potenzieller Nutzen einer CYP450 Genotypisierung:

Vermeidung unerwünschter Nebenwirkungen

Verbesserung der Patienten Compliance

Kürzere Behandlungszeiten

Schnellere Therapieerfolge

Kostensenkung



Ich finde das ganz überzeugend, nicht nur Werbung von Roche.

bangen
04.08.2007, 23:52
Oh, zur Zeit kostet der Test noch 400 Euro.