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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vagus-Stimulator bei Epilepsien



PhineasGage
02.08.2007, 19:55
Hallo,
wer kann mir den genauen Wirkmechanismus eines Vagus-Stimulators bei Epilepsie-Patienten erklären....irgendwie finde ich keine vollständig logische Erklärung....

Für alle, die noch nie was davon gehört haben:

"Vagusnervstimulator ()

Der Vagusnervstimulator ist ein im Brustbereich implantiertes Stimulationsgerät von der Größe eines Herzschrittmachers, das über eine Reizelektrode in der Regel mit dem linken N. vagus verknüpft ist. Er stimuliert im Regelfall alle fünf Minuten für dreißig Sekunden. Nach bisher vorliegenden Daten und Patientenerfahrungen (ca. 20000 Patienten) liegt die Wirksamkeit des Vagusnervstimulators in der Größenordnung der Wirksamkeit eines neuen Antiepileptikums, ohne aber dessen Nebenwirkungen zu haben. Nebenwirkungen der Vagusnervstimulation sind Heiserkeit, u. U. Kribbelparästhesien im Halsbereich, die entweder nach kurzer Zeit vom Patienten toleriert oder aber nach einer gewissen Zeit nicht mehr bemerkt werden. Hauptproblem der Vagusnervstimulation ist, dass sich die Wirksamkeit erst im Laufe der Zeit, meist erst nach 6 Monaten, entwickelt. Oft kann die Wirksamkeit erst ein Jahr nach Implantation beurteilt werden. Nach jetzigem Kenntnisstand sind gute oder weniger geeignete Kandidaten bisher nicht zu differenzieren, so dass lediglich der Erfolg retrospektiv den Einsatz dieser Therapiemethode rechtfertigt. Kosten-Nutzen-Studien in Schweden und Belgien zeigen, dass nach 3–4 Jahren ein eindeutiger „Kostenvorteil“ besteht. Die Indikation zur Implantation eines Vagusnervstimulators zur palliativen Therapie ist bei Patienten gegeben, deren Anfälle pharmakoresistent sind und die nicht einer resektiven epilepsiechirurgischen Behandlung zugeführt werden können. Die streckenweise auftretenden positiv psychotropen Effekte der Vagusnervstimulation werden von vielen Patienten dankbar wahrgenommen. Prinzipiell sollte bei erfolgreicher Vagusnervstimulation auch eine Vereinfachung des meist polytherapeutischen medikamentösen Regimes überlegt werden (Schmidt et al. 1999). Die Implantation und die aufwändige Nachbetreuung sollten nur in spezialisierten Epilepsiezentren vorgenommen werden.

Vorgehen

Nach Indikationsstellung und Ausschluss seltener Kontraindikationen (ausgeprägte Lungenfunktionsstörung, Z.n. Vagotomie) chirurgische Implantation des Stimulators, postoperativ ambulante Nachsorge mit Einstellung der Reizparameter (Stromstärke, Reizdauer, Intervall zwischen Stimulationen), individuell angepasste medikamentöse antikonvulsive Therapie."

entnommen der Website dgn.org (im übrigen sehr empfehlenswerte Leitlinien für Neurologie!)

Lava
02.08.2007, 20:18
Hm, gilt das denn für alle Epilepsien? Es gibt diese Dingensanfälle... Gott, wie heißen die noch... die eben keine Krämpfe verursachen sondern nur gastroenterologische Missempfidungen wie Übelkeit und Geruchsstörungen...

Ersa
02.08.2007, 20:29
Meinst Du einfach nur ne Aura?

Soweit ich weiß, gibt es keine befriedigende Erklärung für den VNS. Ist übrigens auch unter Epileptologen eine umstrittene Therapie...

PhineasGage
02.08.2007, 20:32
Hatte heute ne Patientin in der Ambulanz. Krampft so ca. 15mal im Monat, meist GrandMal. Zig Medikamente, der VNS hat wohl nix genützt.
Nach 20 Jahren war noch erstaunlich viel genutzte Hirnmasse übrig, zumindest plant die Frau eifrig ihre Hochzeit.....

Lava
02.08.2007, 20:32
Meinst Du einfach nur ne Aura?



Nope... aber ich komm noch drauf, wie die heißen...

PhineasGage
02.08.2007, 20:34
Was ich nur nicht ganz verstehe, ist wie man durch Stimulations des Parasymp. ne zentrale antiexzitatorische Wirkung (um das mal so platt zu sagen) hinbekommen will?!

Duncan84
02.08.2007, 21:10
Was ein krasser Zufall: ich mache gerade nen Repetitorium der Anatomie zur Physikumsvorberietung und genau das hat uns unser Dozent erzählt. Hab mir nun deinen Text nicht ganz durchgelesen, wegen mangelender Konzentration ;) (hab grad 8 Stunden Anatomie + Kreuzen hinter mir :b)

Der Dozent war mal Leitender Oberarzt in der Uni-Neurologie und meinte, das würde in Amerika durchgeführt, in Deutschland aber eher nicht. Begründung ist, dass es Faserverbindungen vom Vagus zum limbischen System (? hoffe, es war so) gäbe und darüber würde es wirken. Hab jetzt nicht so supergenau zugehört, weils ja nun wirklich nicht gerade Physikumsrelevant ist.
Er meinte auch, dass das kein studentisches Wissen wäre und auch nicht in den Büchern stehen würde, aber scheinbar gibts da wirklich Verbindungen.
Man nimmt dabei den Vagus, der nicht zum Sinusknoten geht -> Bradykardiegefahr (weiß grad nicht mehr, welcher es war;)
Wie gut es hilft, ist aber fraglich, meinte er. Wenns so super wäre, würd mans mittlerweile sicher auch in Deutschland machen.

Ohman, sehr durcheinander, sorry, hoffe, es hat dennoch geholfen.

derAnda
02.08.2007, 21:22
Hm, gilt das denn für alle Epilepsien? Es gibt diese Dingensanfälle... Gott, wie heißen die noch... die eben keine Krämpfe verursachen sondern nur gastroenterologische Missempfidungen wie Übelkeit und Geruchsstörungen...

Kommt mir auch bekannt vor. Sind das nicht Temporallappen Epilepsien ?

Lava
02.08.2007, 21:36
Ich dachte, das geht eher vom limbischen System aus... hab mal einen Patienten getroffen mit nem Astrozytom, dessen Hauptsymptom paroxysmale Übelkeit war und eine permanente Appetitlosigkeit. Die ging auch nicht mehr weg. Der muss dreimal täglich von seinen Eltern daran erinnert werden, zu essen, sonst würde er verhungern. :-nix

Tombow
03.08.2007, 00:05
Rein vegetative Anfälle.