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sVeRiGe
13.08.2007, 22:56
Hallo Zahnis....

habe einen Artikel gefunden, der die Berufssaussichten wie folgt beschreibt:

"Bereits jetzt sind 15 Prozent der BRD überversorgt und für weitere Niederlassungen gesperrt. Eine beunruhigende Perspektive liegt auch in den Unsicherheiten der Krankenkassenreform. Zukünftig ist mit einem Rückgang der Studienbewerber zu rechnen, weil die Realität der wirtschaftlichen Praxisentwicklung als katastrophal bezeichnet werden muss.

Praxis-Neugründungen (Kosten: ca. € 300.000,-) können im Laufe der Lebensarbeitszeit nur unter starken Einschränkungen abbezahlt werden.

Ein Praxisinhaber arbeitet durchschnittlich 48 Stunden/Woche, etwa 16 Prozent der Niederlassungen sind Gemeinschaftspraxen. Die Abhängigkeit von den gesetzlichen Krankenversicherungen schwebt wie ein Damoklesschwert über jedem zahnmedizinischen Freiberufler, das wirkt demotivierend (siehe R. Flöhl: Der Mythos im freien Beruf verblasst, in: R. Hank/L. Weber: Studieren in Deutschland).

Die Realwertentwicklung des Einnahmen-Überschusses hat sich von 1976 bis 1999 halbiert, die Zahnärzte sind von der Pole-Position ins untere Viertel des Fachärzteeinkommens abgerutscht, und das bei führenden Investitionskosten (siehe KZBV-Jahrbuch 2002, Köln). Die mangelnde Berücksichtigung der Investitionshöhe bei der Punktwertgestaltung erweist sich als betriebswirtschaftliches Verhängnis. Die Zahnärztedichte hat zugenommen. Seit 1980 stieg die Anzahl der Zahnärzte um über 50 Prozent. In Großstädten gibt es Überversorgung, immer mehr Zahnärzte können nicht vom Praxisertrag allein existieren, erste Insolvenzen zeichnen sich ab.

Der zunehmenden Zahnärzteanzahl steht eine abnehmende Karieshäufigkeit und Prothesenproduktion gegenüber. Die Mundgesundheit hat enorme Fortschritte erzielt (siehe IDZ-Materialienreihe, Band 21), in der Zeit von 1970 bis 2000 waren 35 Prozent weniger Füllungen zu legen, die Zahnentfernungen sind um 50 Prozent zurückgegangen."

Meine Frage: Ist es wirklich so schlimm wie der Verfasser das beschreibt und sollte man deshalb vielleicht von einem Studium absehen?

Plotin
14.08.2007, 10:08
300k bezahlt ein freiberuflicher Zahnarzt in 6 - 10 Jahren zurück, auch unter den heutigen Bedingungen.

McZahnAG
14.08.2007, 10:17
300k bezahlt ein freiberuflicher Zahnarzt in 6 - 10 Jahren zurück, auch unter den heutigen Bedingungen.

Ob das stimmt und ob das überhaupt sinnvoll ist, sei dahingestellt !

Plotin
14.08.2007, 10:27
Die Kreditverträge der KfW Mittelstandsbank zur Initialfinanzierung einer Zahnarztpraxis sehen bei einer aufgenommenen Kreditsumme zwischen 200k und 500k Laufzeiten zwischen 6 und 15 Jahren vor. Also wird mein Einwand wohl nicht so realitätsfremd und sinnfrei sein.

Relaxometrie
14.08.2007, 10:48
Die Frage ist natürlich, ob die Banken wirklich realitätsnah sind.
Die Kreditvergabepraxis würde ich nicht unbedingt als Diskussionsgrundlage nehmen. Da eignet sich ein Rückblick auf die tatsächlich erfolgreich zurückgezahlten Kredite viel eher.

Recall8
14.08.2007, 10:51
ich kanns nicht mehr hören. ja es gibt viele zahnärte..
und? ich werde schon nicht verhungern.

Plotin
14.08.2007, 10:56
Die Frage ist natürlich, ob die Banken wirklich realitätsnah sind.
Die Kreditvergabepraxis würde ich nicht unbedingt als Diskussionsgrundlage nehmen. Da eignet sich ein Rückblick auf die tatsächlich erfolgreich zurückgezahlten Kredite viel eher.
Du glaubst also, die Banken vermitteln Kredite, die von einem größeren Anteil der freiberuflichen Zahnärzte nicht innerhalb des vertraglich fixierten Zeitrahmens bedient werden können? Ich denke eher, die Rückzahlungsmodalitäten orientieren sich an dem, was wirklich machbar ist.

McZahnAG
14.08.2007, 15:01
Die Kreditverträge der KfW Mittelstandsbank zur Initialfinanzierung einer Zahnarztpraxis sehen bei einer aufgenommenen Kreditsumme zwischen 200k und 500k Laufzeiten zwischen 6 und 15 Jahren vor. Also wird mein Einwand wohl nicht so realitätsfremd und sinnfrei sein.

Interessant ist natürlich auch eine Kreditsummer in Höhe von 500000 Euro ... schon mal was von Basel II gehört ... ich denke man sollte sich als Zahnarzt mal besser gar keine Gedanken über Kredite in diesen Dimensionen machen ...

Im übrigen wer sprach von realitätsfremd und sinnfrei ? Wenn Du wüsstest, wovon Du sprichst, wüsstest Du auch, in welchem Zusammenhang das Wort "sinnvoll" hätte verstanden werden sollen ....

Also ... ruhig Blut !!! :-dafür

Plotin
14.08.2007, 16:29
schon mal was von Basel II gehört
Gehört habe ich davon, nur verstanden habe ich es nicht. Habe weder eine Bankbetriebslehre noch ein BWL-Studium absolviert. Und ich glaube auch kaum, dass hier im Forum sehr viele Leute umfassend erklären können, was Basel II bedeutet. Falls ich in die Lage gerate, einen Kredit zur Finanzierung einer Praxis aufzunehmen, werde ich mich rechtzeitig umfassend beraten lassen. Man wird dann sehen, was geht und was nicht.


Im übrigen wer sprach von realitätsfremd und sinnfrei ? Wenn Du wüsstest, wovon Du sprichst, wüsstest Du auch, in welchem Zusammenhang das Wort "sinnvoll" hätte verstanden werden sollen ....
Dann rücke doch mal bitte ein paar Insider-Informationen heraus! Tu mal für einen Moment so, als wärest du mein Finanzberater. Was könnte ich von dir Sinnvolles lernen oder erfahren?

hennessy
14.08.2007, 18:03
@Plotin:
darf ich mal fragen, wie lange Du schon Zahnarzt bist? Wenn man Dich so hört, dann müßten 99 % aller Zahnärzte bei ihrer Praxisgründung einen riesigen Fehler begangen haben.
Nur mal so als Einwurf aus dem off:
Die Laufzeit eines Kredits hat NICHTS damit zu tun, ob man danach auch völlig schuldenfrei ist. Bei den gängigen Modalitäten bleibt nämlich noch eine gehörige Restschuld. Allerdings steht das meist auf Seite 14 des Kreditvertrages, wenn man schon nicht mehr richtig folgen kann. Und einen 500t Kredit in ca. 6 Jahren vollständig abzubezahlen, das ist schlicht und ergreifend auch vom steuerlichen Standpunkt her Nonsens.

hennessy
14.08.2007, 18:21
noch was:
leider kapieren viele Zahnärzte immer noch nicht, dass man nicht unbedingt ins Zentrum des Zentrums einer Stadt gehen muss, um die Praxis dort zu eröffnen, wo in der unmittelbaren Nachbarschaft bereits 100 andere Kollegen die Däumchen drehen.
Es müssen auch nicht unbedingt von Anfang an 3 oder mehr voll ausgestattete Behandlungsräume sein mit mindestens 5 Top-Helferinnen, Eigenlabor und dental hygenist.
Die Liste ließe sich beliebig erweitern.

Aber die jungenKollegen halten sich anscheinend alle für die Allerbesten und wollen die Stadt mal so richtig aufräumen. Wenn es dann nur noch Beste gibt, wird man sehen, wie die Besten abstürzen.

Bitte nicht böse sein, dass ich mich jetzt in rage geredet habe, aber manchmal stellt sich mir einfach der Kamm hoch ob der Ahnungslosigkeit einerseits und dem Anspruchsdenken andererseits. Sorry an alle, denen ich jetzt auf den Schlips getreten habe.

McZahnAG
14.08.2007, 18:40
noch was:
leider kapieren viele Zahnärzte immer noch nicht, dass man nicht unbedingt ins Zentrum des Zentrums einer Stadt gehen muss, um die Praxis dort zu eröffnen, wo in der unmittelbaren Nachbarschaft bereits 100 andere Kollegen die Däumchen drehen.
Es müssen auch nicht unbedingt von Anfang an 3 oder mehr voll ausgestattete Behandlungsräume sein mit mindestens 5 Top-Helferinnen, Eigenlabor und dental hygenist.
Die Liste ließe sich beliebig erweitern.

Aber die jungenKollegen halten sich anscheinend alle für die Allerbesten und wollen die Stadt mal so richtig aufräumen. Wenn es dann nur noch Beste gibt, wird man sehen, wie die Besten abstürzen.

Bitte nicht böse sein, dass ich mich jetzt in rage geredet habe, aber manchmal stellt sich mir einfach der Kamm hoch ob der Ahnungslosigkeit einerseits und dem Anspruchsdenken andererseits. Sorry an alle, denen ich jetzt auf den Schlips getreten habe.


In Rage geredet ? Hm .... muss ich überlesen haben .... natürlich muss ich Dir zustimmen, dass viele der jüngeren Semestern immernoch an die goldenen Zeiten der Zahnheilkunde glauben; genauso wie die Tatsache, dass man allen Patienten helfen muss, indem man ab und an die ein oder andere Leistung für Lau durchführt ... eben vollkommen aufopferungsvoll ....
Und wenn es Leute wie meine Wenigkeit gibt, die zugeben, mit der Zahnheilkunde Geld verdienen zu wollen, kommt gleich der kleine Wicht mit der Rute und gibt ein paar hinter die Löffel .... aber damit kann ich leben .... oder besser gesagt überleben ;-)

hennessy
14.08.2007, 21:57
In Rage geredet ? Hm .... muss ich überlesen haben .... natürlich muss ich Dir zustimmen, dass viele der jüngeren Semestern immernoch an die goldenen Zeiten der Zahnheilkunde glauben; genauso wie die Tatsache, dass man allen Patienten helfen muss, indem man ab und an die ein oder andere Leistung für Lau durchführt ... eben vollkommen aufopferungsvoll ....
Und wenn es Leute wie meine Wenigkeit gibt, die zugeben, mit der Zahnheilkunde Geld verdienen zu wollen, kommt gleich der kleine Wicht mit der Rute und gibt ein paar hinter die Löffel .... aber damit kann ich leben .... oder besser gesagt überleben ;-)
Arbeit ist keine Schande, Mc Zahn. Und damit Geld zu verdienen erst recht nicht. Nur stimmt halt öfters mal die Relation zwischen den Erwartungen und den tatsächlichen Gegebenheiten nicht.

McZahnAG
14.08.2007, 22:19
Nur stimmt halt öfters mal die Relation zwischen den Erwartungen und den tatsächlichen Gegebenheiten nicht.

Meine Rede !

hennessy
14.08.2007, 22:21
Meine Rede !
wie siehts bei Dir aus? Assi? Oder schon am Praxis basteln?

Plotin
15.08.2007, 00:46
darf ich mal fragen, wie lange Du schon Zahnarzt bist? Wenn man Dich so hört, dann müßten 99 % aller Zahnärzte bei ihrer Praxisgründung einen riesigen Fehler begangen haben.
Ich bin kein Zahnarzt, hennessy. Insofern habe ich aus eigener Erfahrung wenig bis keine Ahnung von einer Praxisfinanzierung. Ich weiß aber zumindest zwei Dinge: Erstens, ein halbes Pfund Rindfleisch ergibt eine gute Suppe. Und Zweitens, ich werde mich wohl von einem der üblichen Kreditvermittler zutexten lassen müssen, wenn ich denn mal so weit bin, vielleicht eine Praxis finanzieren zu wollen.


Und einen 500t Kredit in ca. 6 Jahren vollständig abzubezahlen, das ist schlicht und ergreifend auch vom steuerlichen Standpunkt her Nonsens.
Wir sprachen von 300k bei 6 - 10 Jahren, und bis zu 15 Jahre bei 500k. Ich wollte nur anmerken, dass es möglich sei, den Kredit in diesen Zeiträumen zu bedienen. Dein Steuerberater wird dir natürlich Alternativen empfehlen, die betriebswirtschaftlich sinnvoller sind.

hennessy
15.08.2007, 09:38
Wir sprachen von 300k bei 6 - 10 Jahren, und bis zu 15 Jahre bei 500k. Ich wollte nur anmerken, dass es möglich sei, den Kredit in diesen Zeiträumen zu bedienen
auch das wird im allgemeinen schwer sein, wenn auch nicht unmöglich. Du musst ja in etwa mit einer Zinsbelastung von ca. 15.000,- Euro p.a. rechnen. Da ist die Tilgung noch gar nicht dabei. Zusätzlich noch die restlichen Fixkosten, da sind dann schon schnell mal erhebliche monatliche Summen zusammen. Die Banken sehen die Bonitätsprüfung leider noch immer nicht als ene Sache, die man nicht auf ein oder zwei Stunden durchhecheln kann. Und dann kommts zu finanziellen Engpässen, weil z.B. der Praxisgründer vergessen hat, für die Umbaukosten noch ein Darlehen zu beantragen, weil die Umbaukosten baulicherseits erheblich teuerer werden, weil die Patientenstruktur nicht entsprechend den Hoffnungen ist, weil sich ein Sättigungseffekt der Behandlungen zeigt und vieles vieles mehr. Eine vernünftige due dilligence ist das A und O der Praxisplanung!!!!!
Ein Rat, den ich jedem Praxisübernehmer bzw. -Gründer geben kann: Ja nicht die Kredite über Lebensversicherungen gegenfinanzieren. Das war früher gang und gebe. Ich weiß nicht, wie es jetzt gehandhabt wird. Allerdings weiß ich, dass manche Banken es nach wie vor gerne sehen, als Sicherheiten sowohl die ganze Praxis als auch LV´s zu nehmen. Hier wird dann die monatliche Belastung noch höher, weil man zusätzlich zu den Zinszahlungen auch noch die Beiträge für die LV´s bedienen muss, ohne auch nur einen Euro tilgen zu können. Dies erfolgt dann in einem Schritt endfällig, wenn die LV´s zur Auszahlung kommen. Würde ich nicht empfehlen.
Aber das muss jeder selbst mit seinem Steuerberater und seiner Bank (möglichst gemeinsam) besprechen.
Wenn ich helfen kann, gerne!

gruß
hennessy

sVeRiGe
15.08.2007, 15:57
Ist ja alles gut und schön....aber auf meine Frage wurde doch trotzdem nicht eingeangen (wie leider so oft im Forum hier).....

also kann ich daraus schließen,dass die Aussichten gar nicht soooo schlecht sind, nur dass man sich nicht einbilden sollte als Zahnarzt reich zu werden?!

Danke :-micro

McZahnAG
15.08.2007, 17:17
Wenn Du mal von Plotins Aussagen absieht, könntest Du vollkommen eigenständig durch das lesen der übrigen Beiträge eine Antwort auf Deine Frage erhalten !

Deine Frage, ob Du von dem Studium absehen solltest, ist ja mehr als blöd (wie leider so viele in diesem Forum) ... was willst du hören ? Vielleicht "Vergiss das Studium !" ... würdest Du dann wirklich was anderes studieren ??? Also, erwarte auf solch eine hoffentlich nicht ernst gemeinte Frage bitte keine ernste Antwort !

sVeRiGe
15.08.2007, 19:14
Ich glaube kaum, dass jemand die Beiträge sooo ernst nimmt, stimmt.