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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Oldies: Anpassungsschwierigkeiten an Lernstress?



Spark
22.08.2007, 16:18
Moin :-)

darf ich mal um Eure Expertise bitten - welche Erfahrungen habt Ihr mit dem Lernstress (evt bei gleichzeitigem Broterwerb) im Medizinstudium gemacht?

Ich denke hier vor allem daran, daß ja nicht jeder durch seine bisherigen Gewohnheiten / Berufsanforderungen usw. ans Pauken gewöhnt ist - ich zum Beispiel bin recht faul durch die Schule gekommen, und nehme mal erfahrungsgemäß an, daß es mit zunehmendem Alter eher schwerer wird, sich "umzuprogrammieren".

Also vor allem an diejenigen von Euch die von Natur aus nicht die Lernfleissigsten sind/waren: wie habt Ihr diesen Übergang von "normalem Leben" :-)) hin zur Lernintensiven Vorklinik erlebt, welche Fallen sind Euch begegnet und welche Lehren habt Ihr daraus gezogen. Tips?

Hypomochlion
22.08.2007, 18:40
Hi Spark!

Nur die Ruhe! Dass die Vorklinik der Stress hoch zehn sei, behaupten ja nur die Mediziner - denen jeder Vergleich fehlt. Ganz ehrlich: jedes andere Studium ist arbeitsintensiver. Man darf sich nur nicht in diesen Teenie-Terror am Anfang reinziehen lassen, die panisch werden, weil sie die dritte Fußnote von unten in der Anatomie noch nicht gelernt haben. Immer schön die Basics, das reicht! Ich habe in der Vorklinik halbtags gearbeitet und dann in der Klinik von der Stundenzahl her ganztags, allerdings nachts. Und die Klinik ist echt undurchfallbar: MC-Klausuren, bei denen man die richtigen Lösungen nur wiedererkennen muss.

Also, keine Panik, genieß es, es ist sauinteressant!
Hypo

Spark
22.08.2007, 18:51
Hmmm, also es kommt vielleicht auch auf die Voraussetzungen an? Abgesehen von bißchen Physik bin ich im Grunde wieder bei Null in allen nat.wis. Fächern. Und sich das alles reinziehen plus Erweiterungen wie Biochemie, Physiologie.... ich stell mir das schon nicht so ohne vor, bin halt niemand dem diese Fächer leicht fallen.

"Nicht arbeitsintensiv" kann ich kaum glauben, aber schön wärs ja :-))

Plotin
22.08.2007, 19:22
Ich habe in der Vorklinik halbtags gearbeitet und dann in der Klinik von der Stundenzahl her ganztags, allerdings nachts.
Und geschlafen hast du Ostern und Weihnachten, oder wie? Wir haben während der Vorlesungszeit Stundenpläne in der Klinik, die von 7:30 bis 20:00 Uhr reichen, mit Anwesenheitspflicht! In der Vorklinik war es etwas weniger, aber Fächer wie Biochemie und Physiologie sind schwierig und arbeitsintensiv.


Und die Klinik ist echt undurchfallbar: MC-Klausuren, bei denen man die richtigen Lösungen nur wiedererkennen muss.
Klar. Jeder Sechstklässler an der Neuköllner Rütli-Schule könnte die Klausuren in der Klinik bestehen.


es ist sauinteressant!
Da hast du allerdings Recht.

Ocean
22.08.2007, 20:16
Denke da ist wirklich viel Teenie-Hysterie dabei. Vergleichen das Studium mit der Schule, und denken sie hätten viel gelernt und unglaubliches geleistet.:-)
Gut, sie kennen nichts anderes.

Welche Fächer man als arbeitsintensiv ansieht ist auch immer Geschmackssache. Physiologie, Biochemie und Pharmakologie finde ich Z.b. nicht so. Wobei ich da "vorgeschädigt" bin, das liegt mir schon.
Anstrengender finde ich ehr das sture Gepauke von Anatomie. Nerv- und geisttötend, wobei wir das im Reformstudiengang nicht so komprimiert reinziehen müssen, sondern den Spaß im ganzen Studium haben. Zum Glück !
Mag sein, das im Regelstudium auch noch zusätzlich eine Menge nicht so relevanter anatomischer Detailkrams dazu kommt, der klinisch unbedeutend ist, aber worauf der Anatom abfährt. Wird in der Regel schnell von der geistigen Festplatte schnell gelöscht.
Das kann ich nur nicht abschließend beurteilen.

Also, wer helle ist und sich auch regelmäßig mit dem Stoff beschäftigt kann auch nebenbei arbeiten. Nur nicht übertreiben mit dem Job und dem Studium, man braucht auch Freizeit, ansonsten gibt es mal einen Nervenzusammenbruch.;-)


Zum Schluß:

Das mit dem angeblichen Vorteil von der Jugend zum Lernen halte ich für einen absoluten Mythos. Ist eher eine Frage was man davor gemacht hat, wer davor mit Tütenkleben im Knast seine Zeit verbracht hat, der hat wahrscheinlich einen Schaden.
Ich hatte davor in der Forschung gearbeitet und bin es im meinem bisherigen Leben gewohnt mich immer mit neuen komplexen Themen zu befassen. Daher habe ich absolut keinen Vorteil zu den Joungsters mit 18 bemerkt. Im Gegenteil, ich kann häufig auf meine Fähigkeit zu analysieren und Wichtiges von Unwichtigen zu trennen zurückgreifen. Oder zu sortieren und strukturieren und einzuordnen. Da ist einfach auch Erfahrung und Vorwissen mit dabei.
Zu dem weiß ich ganz gut, wie ich lernen muß, um die beste Effizienz zu erreichen. Klar, nur bei mir.:-))

Spark
22.08.2007, 20:49
Gut, wer nach Forschungstätigkeit noch mal ins (Zweit-?)Studium kommt, ist gewissermaßen gut trainiert...

Für mich ist das allerdings weniger zutreffend, und eher die Erfahrungen von Leuten relevant die wie ich ein doch sehr fachfremdes Vorleben hatten und doch einen gewissen Übergang gespürt haben. Tüten kleben war ich zwar nicht :-D aber mich intensiv mit Fächern befassen die mir noch nie zugefallen sind, das ist eben schon sehr lange her, und da habe ich mich eher so durchgemogelt :-angel

Nicht falsch verstehen, ich freue mich natürlich über jede Antwort ;-)

Hoppla-Daisy
22.08.2007, 21:00
Also das Lernen wird dir niemand abnehmen können. Und sooooo locker vom Hocker geht das nicht. :-meinung

Viel Spaß
Daisy - übrigens nicht Teenie (eher Post-Post-Post), aber durchaus auch des öfteren panisch gewesen

Nilani
22.08.2007, 21:30
Ich glaube, es kommt auch drauf an, welche Ansprüche du an dich selbst stellst. Mir kam es nicht so sehr drauf an, zu den Semesterbesten zu gehören. Hatte im 1. Jahr nur 1 Job, Fr. oder Sa., jetzt hab ich noch nen 2., wo ich 2 WE im Monat im KH arbeite. Wird sicher etwas schwerer, da ich die We gut zum lernen genutzt hab und nach Arbeitsbeginn um 6 Uhr am nachmittag nur noch ins Bett fall und nicht vor 18 Uhr ansprechbar bin, aber es wird schon gehen.
Meine Vorkenntnisse waren nach Abi 94 auch sehr eingerostet, aber man fängt ja bei 0 an in den VL. Soooo viel hab ich für die Nebenfächer nicht gemacht, Ana fand ich recht spannend und hatte durch med. Ausbildung Vorkenntnisse. Ich hab mir mehr als einmal kurz vor Klausuren vorgenommen, mehr zu machen und eher anzufangen, geklappt hat es nie :-blush
Ich tröste mich jetzt damit, dass ich es mit dem bisherigen Lernaufwand halbwegs gut über die Bühne gebracht hab (meist um die 70 %, Noten gibts ja nicht) und dass ich noch mehr lernen könnte, wenns denn nötig wird (und das wirds bei Biochemie und Physio wohl zwangsläufig :-lesen) Machbar ist es aber auf alle Fälle, auch wenn man nicht nur den ganzen Tag und die ganze Nacht über den Büchern hängt. Man darf sich halt nur von diesen "Verrückten" nicht beeindrucken und panisch machen lassen, die jede Kleinigkeit mitlernen, alles auswendig können müssen und vor lauter Büchern die Welt da draußen vergessen.

Spark
23.08.2007, 08:15
Also können sich alee darauf einigen, daß mit Prinzipienverständnis viel getan ist? Also wenn man sich den Stoff gliedern kann braucht man nicht den hinterletzten Winkel ausloten?

Oder wird dann doch viel Detailwissen abgefragt?

Weil in mündlichen Prüfungen ist es ja doch nochmal was anderes als wenn man nur kreuzen muß. Da ist doch eher sehr sicheres Beherrschen des Stoffes notwendig, oder was wollen die sehen?

alley_cat75
23.08.2007, 09:18
Dass die Vorklinik der Stress hoch zehn sei, behaupten ja nur die Mediziner - denen jeder Vergleich fehlt. Ganz ehrlich: jedes andere Studium ist arbeitsintensiver. Man darf sich nur nicht in diesen Teenie-Terror am Anfang reinziehen lassen, die panisch werden, weil sie die dritte Fußnote von unten in der Anatomie noch nicht gelernt haben. Immer schön die Basics, das reicht! ...

Bis zu der Formulierung immer schön die Basics schließe ich mich Deiner Aussage voll und ganz an. Wohl jedes Grundstudium ist extrem arbeitsintensiv, zumal man sich in neue Materie binnen kürzester Zeit einarbeiten muss. Ich habe während der Vorklinik ebenfalls sehr viel nebenbei gearbeitet, nur bei mir war die Physikumsnote unwichtig. Das wusste ich vorher, also galt für mich mir einfach nur zu bestehen. Mit Basiswissen und trotz einer 30-h-Arbeitswoche überhaupt kein Problem. Heute jedoch nicht mehr realisierbar, da die Physikumsnote einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Endnote liefert. Also Vorsicht mit derartigen Formulierungen. :-meinung

Was die Lernerei betrifft, so habe ich zu Abizeiten auch fast nichts gemacht und bin wider Erwarten im späteren Studium zur Streberin mutiert - weil es so sauinterssant war. Ich glaube, selbst wer mehrere Jahre Pause vom Lernen gemacht hat, kommt bei entsprechendem Interesse schnell wieder rein. Lernen in der Gruppe hilft ungemein dabei, sich die notwendigen Lernstrategien (falls nicht mehr vorhanden) anzueignen.

Ich sage immer, wen Medizin interessiert - Augen zu und durch. Es ist schaffbar ohne daran zu Grunde zu gehen. :-meinung

jatina
14.09.2007, 16:18
Hi Spark!

Nur die Ruhe! Dass die Vorklinik der Stress hoch zehn sei, behaupten ja nur die Mediziner - denen jeder Vergleich fehlt. Ganz ehrlich: jedes andere Studium ist arbeitsintensiver. Man darf sich nur nicht in diesen Teenie-Terror am Anfang reinziehen lassen, die panisch werden, weil sie die dritte Fußnote von unten in der Anatomie noch nicht gelernt haben. Immer schön die Basics, das reicht! Ich habe in der Vorklinik halbtags gearbeitet und dann in der Klinik von der Stundenzahl her ganztags, allerdings nachts. Und die Klinik ist echt undurchfallbar: MC-Klausuren, bei denen man die richtigen Lösungen nur wiedererkennen muss.

Also, keine Panik, genieß es, es ist sauinteressant!
Hypo

Recht muss ich im Bezug auf die Hysterie geben- von der habe ich mich am Anfang auch anstecken lassen......aber mit der Zeit lernt man auf Lücke zu lernen und dann wird alles relativ entspannt, wenn auch nicht völlig stressfrei.

Wo ich allerdings nicht zustimmen kann ist, das jedes andere Studium arbeitsintensiver wäre.
Zu meinen zahlreichen anderen Exkursen vor der Medizin gehörten auch drei Jahre Erziehungswissenschaften, Germanistik und Anglistik- und im Vergleich zu Medizin war DAS definitiv (um mal "Männersprachlich" zu reden) Eierschaukeln.

Und Spark- keine Sorge: ich habe auch für das Abi damals nicht wirklich was getan, war in Physik und Mathe eher völlig planos, genauso in Chemie- habe aber das Physikum mit einer 2 hinter mich gebracht und war bei Studienbeginn auch schon acht Jahre aus der Schule raus.
Sprich: auch nie "lernen gelernt", von den Grundlagenfächern- ausser Bio- eher keine Ahnung, und trotzdem jetzt happy auf dem Weg ins PJ.

moonshine
14.09.2007, 19:58
Es tut einfach gut, so aufbauende Dinge zu lesen :-top

.....weil in jedem eurer Beiträge steckt a bisserl was von mir drin..... hoffe nur, das sich meine Bedenken etc. auch zum Guten wenden werden

Jatina wrote: Und Spark- keine Sorge: ich habe auch für das Abi damals nicht wirklich was getan, war in Physik und Mathe eher völlig planos, genauso in Chemie- habe aber das Physikum mit einer 2 hinter mich gebracht und war bei Studienbeginn auch schon acht Jahre aus der Schule raus.
Sprich: auch nie "lernen gelernt", von den Grundlagenfächern- ausser Bio- eher keine Ahnung, und trotzdem jetzt happy auf dem Weg ins PJ.

@Jatina - Hast Du Dir dann auf der Uni irgendwelche Lerntechniken angeeignet ?



Was die Lernerei betrifft, so habe ich zu Abizeiten auch fast nichts gemacht und bin wider Erwarten im späteren Studium zur Streberin mutiert - weil es so sauinterssant war. Ich glaube, selbst wer mehrere Jahre Pause vom Lernen gemacht hat, kommt bei entsprechendem Interesse schnell wieder rein. Lernen in der Gruppe hilft ungemein dabei, sich die notwendigen Lernstrategien (falls nicht mehr vorhanden) anzueignen.

Ich sage immer, wen Medizin interessiert - Augen zu und durch. Es ist schaffbar ohne daran zu Grunde zu gehen. :-meinung

jatina
15.09.2007, 11:10
@moonshine

Hm- wenn ich so überlege nicht wirklich.
Die früheren Grausfächer aus der Schule wurden erträglicher, weil jetzt von meiner Seite aus Interesse dahinter steckte. Wenn es dann irgendwann "eng" wurde (Exponentialrechnung wird nie etwas sein, was mich begeistert) habe ich mir Sachen von Kommilitonen erklären lassen oder im verzweifelten Fall auch mal auf alte Protokolle zurückgegriffen.
:-blush

Was das Physikum angeht habe ich letztendlich gelernt wie jeder andere- gekreuzt, bis es mir aus den Ohren rauskam und parallel hier und da gelesen.
Hat offenbar gereicht.

In Mathe, Physik und Co bin ich bis heute kein Burner- aber offenbar hat es nicht geschadet, da ich auch in der Klinik einen 2-er Notendurchschnitt hatte.

In der Klinik wiederum gibt es eben reichlich Altklausuren. Dazu hatten wir hier in HH noch POL-Fälle, die habe ich immer ganz gut durchgearbeitet und damit hat man dann auch die wichtigsten Krankheitsbilder in petto.

Das in meinen Augen Wichtigste- weil es mich lange wahnsinnig gemacht hat- ist, das man nicht panisch wird, wenn man merkt, das man sechs Monate später schon wieder alles, was man vorher noch konnte, vergessen hat.
Ich dachte erst ich wäre die Einzige, der das so geht- und habe mich teilweise völlig unfähig gefühlt, wenn jemand mich etwas fragte, das ich vor kurzem noch gut drauf hatte und ich dastand wie Elch.

Mittlerweile habe ich begriffen, das es (fast) allen so geht und das Studium begreife ich mittlerweile analog zum Führerschein: es werden Grundlagen gelegt, das richtige Wissen oder Verstehen kommt dann im Arbeitsleben- genauso wie man nach dem Führerschein zwar Auto fahren konnte es aber eigentlich so RICHTIG erst nach einer Zeit des Fahrens gelernt hat.

Wichtig ist auch, sich nicht von denen, die es eben beneidenswerter Weise draufhaben, auch den kleinsten Fitzel in petto zu haben, wahnsinnig machen zu lassen. Solche Leute gibt es, ich beneide sie auch darum- aber andererseits weiß ich wiederum wo meine Stärken liegen- nämlich nicht im Erinnern der hinterletzten Reaktion oder des hinterletzten Rezeptors- sondern im Umgang mit Patienten.

Nur Mut- ich hätte am Anfang des Studiums auch irgendwie nicht wirklich geglaubt, das ich es packe- und jetzt steh ich da, habe es fast schon hinter mir und es ist alles bestens gelaufen.
Seh ich auch als Vorteil- denn ich denke, wenn man nicht total von sich überzeugt ist hinterfragt man sich auch mehr, was manchmal nicht verkehrt ist.

flotze
18.09.2007, 08:32
@moonshine

... aber andererseits weiß ich wiederum wo meine Stärken liegen- nämlich nicht im Erinnern der hinterletzten Reaktion oder des hinterletzten Rezeptors- sondern im Umgang mit Patienten.


...Seh ich auch als Vorteil- denn ich denke, wenn man nicht total von sich überzeugt ist hinterfragt man sich auch mehr, was manchmal nicht verkehrt ist.


dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

:-dafür

So sollte der Arzt von heute denken!