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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : an alle Gasmäuse und Gasmänner



Bettpfannenwechsler
24.08.2007, 18:50
ich würde gerne wissen, ob ihr manchmal den Stationsalltag vermisst oder die Differentialdiagnostik der Inneren Medizin mit ihren Visiten, so das ganze was man auf Station halt hat und im OP nicht. Oder ob ihr manchmal Lust hättet auf der anderen Seite des Vorhangs zu stehen und mitzumachen und mitzuschnippeln.
Und wie es Euch am Anfang erging so als Youngster-Greenhorn mit den Schwestern und Pflegern.
Ist man als Gasmaus ein einsamer Einzelgänger im OP?
Ich kann mich leider schon seit Dezember nicht entscheiden, drum habe ich noch die olle Dr-Arbeit gemacht in der Hoffnung irgendwann macht es Klick und ich sage: das will ich. Sämtliche Listen mit Vor- und Nachteilen haben nichts erbracht. Die Tendenz geht aber in Richtung Anästhesie. Wobei ich etwas Schiss habe, nach der Zeit (6 Monate nix im Krankenhaus gemacht plötzlich da zu stehen und funkelnde Schwesternaugen blitzen mich an und ich mache mir vor Angst in die Hose (sprichwörtlich).
Und vielleicht könnt ihr mir noch schreiben ob ihr Euch in einem großen Haus oder kleinen Haus oder universitären Haus bewerben würdet, was ist für den Anfang am besten.

Liebe Grüße der Angsthase Bettpfanne

Cooper
25.08.2007, 05:31
Ich bin seit Anfang des Jahres approbierte Drogendealerin, bin an sich gut zufrieden mit meiner Arbeit auf der richtigen Seite der Blut-Hirnschranke, stelle mir die Fragen die Du hier aufwirfst allerdings auch gelegentlich (besonders bei fürchterlich langweiligen langen Narkosen).

Den Stationsalltag vermisse ich eigentlich nicht. Besonders dann nicht, wenn ich sehe, dass meine Chirurgischen Kollegen nach dem gleichen OP-Arbeitstag noch auf Station müssen und sich die Überstunden nicht aufschreiben und ich nach Hause gehe. Visiten fand ich immer schon doof, Differentialdiagnostik mache ich ja auch in meinem Gebiet (Sättigung fällt, was ist der Grund, etc.). Mitschneiden möchte ich auch nicht, allerdings ist es mir manchmal fast unangenehm, wenn meine Kollegen auf der anderen Seite des Tuches sich einen abschwitzen und irgendwelche Knochen reponieren und ich sitze auf meinem Stuhl und gucke zu. Dafür haben wir ja auch immer wieder die ein oder andere Notsituation, wo die Chirurgen dann ratlos daneben stehen.

Mit Schwestern und Pflegern klar zu kommen ist als Anfänger manchmal gar nicht so einfach. Am Anfang bin ich total übergebügelt worden, man ist ja auch neu und unsicher und den OP-Ton erstmal nicht gewöhnt. Wenn man sein Refugium und seine Kompetenzen nicht mal zwischendurch klar absteckt habe ich auch den Eindruck, das passiert immer mal wieder. An sich habe ich gar keinen Bock auf Ärger oder zurückzumaulen oder ganz intensiv auf meinem Standpunkt zu beharren, aber manchmal geht es nicht ohne, ich glaube sonst wird man auf Dauer nicht für voll genommen.

Klar ist man die meiste Zeit alleine, aber als Einzelgänger fühle ich mich nicht, man ist ja im Team mit der Anästhesiepflege. Allerdings ist man je nach Chirurg schon an Gesprächen der Chiurgen im OP-Saal mehr oder weniger ausgeschlossen.

Die Anästhesie wird doch oft als notwendiges Übel angesehen, man ist auch oft der Sündenbock für alles mögliche: Wenns mal irgendwelche Zeitverzögerungen gibt hat die Anästhesie (natürlich ohne Namen zu nennen, wir Anästhesisten (obwohl ich immer ein Namensschild trage) werden gerne unter dem Sammelbegriff geführt (ich versuch mir gerade abzugewöhnen darauf zu hören 'Anästhesie mal 4.0 Prolene')) mal wieder zu lange ein- oder ausgeleitet. Schwierige Sachen der Anästhesie werden nicht anerkannt, bei den Chirurgen ist das ganz klar, da wars eben ne schwere OP, das dauert eben.

Tortzdem: Ich finde meinen Beruf toll!

dreamchaser
25.08.2007, 14:44
Habe auch nach meinem PJ zwischen Anästhesie und Innere geschwankt - jetzt habe ich mich für Innere entschieden. Was mit in der Anästhesie doch sehr fehlte waren die Gespräche mit den Patienten (Aufklärungen fielen doch eher kurz aus) und was aus den Patienten wurde nach der OP. Das Klima gefiel mir (in einem kleinen Haus) sehr sehr gut und ich kam super mit Anästhesie- und OP-Pflege klar, die mich alle super unterstützt haben. Mal sehen, ob ich mich doch eines Tages wieder umentscheide...