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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Stress aus dem Blutbild ableitbar?



Shakespeareslady
01.09.2007, 17:06
...Titel sagts schon...kann man Stress an bestimmten Werten im Blutbild erkennen?
Danke und LG,

eure Jule

Tombow
01.09.2007, 17:23
Ungefähr so aussagekräftig wie Kaffeesatzlesen, da nur im gesamten klinischen Kontext beurteilbar, aber ja, die sog. "Stressleukozytose" ist garnicht so selten zu sehen. Allerdings - bitte NUR im Gesamtbild beurteilen:

-Anamnese?
-Klinische Untersuchungsbefunde?
-(Leit)Symptome?
-Infektfokus?

Alleine aus einem Blutbild Stress abzuleiten....nun gut, wenn man sich bemüht, kann man auch transrektal einen Zahn ziehen :-nix

Ex-PJ
01.09.2007, 17:25
In Einzelfällen kann sich Streß für den Gesamtorganismus (nicht identisch mit subjektiv empfundenem Streß!!!!) in Leukozytose niederschlagen.
Z.B. Beim beginnenden Myokardinfarkt Häufigkeit einer Leukozytose (auch bei Nichtrauchern) ca. 20 - 30%

Moorhühnchen
01.09.2007, 17:35
Nun ja, ich mach ja gerade Diss in der Endokrino und da gibt es die sogenannten "Streßtests", also zB. den Insulin-Hypoglykämie-Test, mit dem künstlich "Streß" für die Hypophyse erzeugt werden soll, um den Anstieg der verschiedenen Hormone beurteilen zu können - vor allem die Hypophysenhormone (LH, FSH, ACTH...), aber auch Cortisol, was ja unter Streßsituationen um einen bestimmten Betrag ansteigen muß...

Bei meinen Patienten waren einige dabei, bei denen eben dieser Anstieg nicht mehr funktioniert hat. Diese Leute bekamen einen Notfallausweis zur Cortisolsubstitution, zB. bei Infekten, OP's oder Unfällen.
Auch andere Hormonachsen können betroffen sein..... ich weiß allerdings nicht, ob Du DAS mit "Werten im Blutbild" meintest??? :-nix

EDIT: wahrscheinlich hat Dir das kein bißchen weitergeholfen, da ich mir nicht vorstellen kann, daß man an ausreichend hohen Werten sehen kann, ob der Betroffene nun "Streß" hat oder nicht.... :-D

bangen
01.09.2007, 18:59
Das habe ich in dem Internetauftritt der e-Zeitschrift "Laborlexikon" gefunden:

http://www.laborlexikon.de/Lexikon/...tbild_klein.htm

Ungefähr 3/4 runterscrollen.



Das Fallbeispiel:
Bei einer Patientin ergab eine Untersuchung des Blutbildes eine Leukozytose von 19300/µl. Eine Kontrolle am nächsten Tag war mit 9500/µl unauffällig. Eine Materialverwechslung konnte ebenso wie präanalytische Fehler ausgeschlossen werden. Hinweise auf eine entzündliche Erkrankung bestanden weder laborchemisch noch klinisch. Da als Ursache für eine massive, passagere Leukozytose auch Streß in Betracht kommt, wurde die Patientin diesbezüglich genauer befragt. Die Anamnese ergab eine akute, außergewöhnliche Streßbelastung im häuslichen Bereich am Tag der 1. Blutabnahme.

Ich nehme an Jule meint in ihrer Frage psychischen Stress.

Tombow
01.09.2007, 19:02
Bitte Link ins Studio. Sonst glaube ich deiner Quellenangabe NICHT.

bangen
01.09.2007, 19:14
http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Infoframe/b/Blutbild_klein.htm

Ungefähr 3/4 runterscrollen.

FataMorgana
01.09.2007, 19:38
Die Quelle (laborlexikon.de) ist übrigens seriös.

Tombow
01.09.2007, 20:03
@FM: An die Seriösität der Quelle habe ich nicht gezweifelt...wollte nur eine genaue Quellenangabe.

Shakespeareslady
02.09.2007, 12:54
huhu,

danke für eure antworten! wir hatten gestern abend beim essen einfach die diskussion, ob es parameter im blut gibt, aus denen man ableiten könnte, dass der mensch in einer stresssituation ist/kurz vorher war etc. ..psychischer stress, ja.
also, danke nochmal! :-winky
:-keks

derAnda
02.09.2007, 13:09
Manche Patienten versuchen erhöht BZ Werte durch "Stress" zu erklären, weil sie mal von dem Zusammenhang Stress-Cortison-BZ gehört/gelesen haben. Wobei dann Stress in die Richtung viele Termine am Vormittag dann auch noch zum Arzt und Bus verpasst geht.
Hat da schon mal jemand relevante BZ Steigerungen gesehen ?

gossenschlampe76
02.09.2007, 14:04
Das habe ich in dem Internetauftritt der e-Zeitschrift "Laborlexikon" gefunden:
Das Fallbeispiel:
Bei einer Patientin ergab eine Untersuchung des Blutbildes eine Leukozytose von 19300/µl. Eine Kontrolle am nächsten Tag war mit 9500/µl unauffällig.

So ein Schmarrn, wo sind denn diese 5*10 hoch 10 Leucos ploetzlich vom einen Tag auf den anderen hingekommen? Spontane Selbstentzuendung?

FataMorgana
02.09.2007, 15:02
So ein Schmarrn, wo sind denn diese 5*10 hoch 10 Leucos ploetzlich vom einen Tag auf den anderen hingekommen? Spontane Selbstentzuendung?

Hast Du eigentlich eine Ahnung, wovon Du da redest, Gossenschlampe? Leukozyten sind sehr mobile Zellen, die innerhalb kurzer Zeit das Kompartiment wechseln können. Sie können durch Diapedese die Blutbahn jederzeit wieder verlassen. Das ist für die Infektabwehr ein unerlässlicher Mechanismus. Außerdem ist die Halbwertszeit von neutrophilen Granulozyten ziemlich kurz: ca. 6 Stunden.

Monty
02.09.2007, 15:35
So ein Schmarrn, wo sind denn diese 5*10 hoch 10 Leucos ploetzlich vom einen Tag auf den anderen hingekommen? Spontane Selbstentzuendung?

Ähm, ganz basale Biochemie: Glucocorticoide (Cortisol ist ja bekanntermaßen erhöht unter Stress) sorgen für eine Mobilisierung von Neutrophilen (z.B. des marginalen Pools, also denen, die die ganze Zeit am Endothel kleben - etwa 50% der zirkulierenden Neurophilen). Ist überhaupt kein Schmarrn.

Gast26092018
02.09.2007, 17:18
Mal ne andere Frage:
Kann jahrelanger Stress die Ursache für Magenkrebs sein?
Ich hab mal irgendwo gelesen das Stress eine Erniedrigung der T-Lymphozytenanzahl (weiße Blutkörperchen, die Tumorzellen zerstören) im Blut bewirkt...
stimmt das? Kennt ihr neue Studien die dies belegen?

danke!

Nemesisthe2nd
02.09.2007, 18:36
früher hat man magenleiden ja hauptsächlich mit streß in verbindung gebracht...

nur seitdem der helicobacter pylori entdeckt wurde, ist diese hypothese ziemlich ins wanken geraten... das muss aber nicht heißen dass streß generell keinen einfluss auf magenerkrankungen hat...

hennessy
02.09.2007, 18:49
....nun gut, wenn man sich bemüht, kann man auch transrektal einen Zahn ziehen :-nix
oh, da hätte ich gerne mal ne Kasuistik dazu gelesen. Hast du was anzubieten? Komm mir aber nicht mit dem Zündkerzenstecker!
gruß
hennessy

gossenschlampe76
03.09.2007, 03:14
Ähm, ganz basale Biochemie: Glucocorticoide (Cortisol ist ja bekanntermaßen erhöht unter Stress) sorgen für eine Mobilisierung von Neutrophilen (z.B. des marginalen Pools, also denen, die die ganze Zeit am Endothel kleben - etwa 50% der zirkulierenden Neurophilen). Ist überhaupt kein Schmarrn.

Ein Abfall von 19.000 auf 9.000 ist ja wohl keine "Mobilisierung".

Ach ja, ich hab meine Diss ueber ein virologisch-immunologisches Thema geschrieben.

Monty
03.09.2007, 05:32
Nur weil man seine Diss in einem Fachbereich geschrieben hat, muss davon erfahrungsgemäß noch lange keine Ahnung haben... was ich dir aber nicht unterstellen will, habe dein "hingekommen" als "hergekommen" gelesen und dich damit genau andersrum verstanden, also nichts für ungut.

Evil
06.09.2007, 07:58
Ein Abfall von 19.000 auf 9.000 ist ja wohl keine "Mobilisierung".
Eher eine Sequestrierung, und das ist durchaus möglich, ohne daß die Leukos abgebaut werden.

Wen's interessiert z.B. bei S1P-1-Aktivierung, u.a. darüber ging meine Diss