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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Chemo --> Haarausfall!?



Jauheliha
21.09.2007, 13:01
Es ist traurig, da arbeite ich seit nunmehr zehn Jahren in der Pflege, und weiss zu diesem Thema fast garnichts...
Die richtige Fachliterartur besitze ich leider noch nicht, die SuFu und google konnten mir auch nicht wirklich helfen.

Nun ist es an der Zeit sich mit diesem Thema mal auseinaderzusetzen...

Heisst Chemo immer noch gleich "Kahlschlag", oder gibt es Unterschiede, was die Art und Intensitaet der Therapie betrifft?

Wie wuerdet Ihr mit dem Thema "Haarausfall" umgehen, wenn Euch eine Chemotherapie bevorsteht?
Wuerdet Ihr Euch eine Perruecke zulegen, oder bewusst darauf verzichten?
Ich habe gelesen, dass viele Chemopatienten sich den Kopf bereits vor Eintritt des Haarausfalls den Schaedel kahlrasieren... als Mann sicherlich die beste Loesung, aber als Frau??
Ich kann mir im Moment garnicht vorstellen mich so abrupt von meinen langen Haaren zu trennen, aber mindestens genauso furchtbar ist es, wenn sie nach und nach ausgehen...

Was wuerdet Ihr tun, wenn Ihr in eine solche Situation kaemt?
Und wie wuerdet Ihr das Problem mit dem Studium loesen? Beurlauben lassen, oder doch versuchen wenigstens ein paar Seminare mitzunehmen?
Besonders eitel bin ich nicht, aber wer mich kennt, weiss, dass ich schon Wert auf mein Aussehen lege :-) ... daher glaube ich, ich kaeme mir vor wie ein Affe im Zoo... andererseits will man auch den Anschluss nicht verlieren...
Ich weiss nicht was besser ist....

Also, was wuerdet Ihr tun?

Kaya777
21.09.2007, 17:09
Liebe Jauheliha,

werd mich nur zum Thema Chemo und Haarausfall äußern und Beileidsbekundungen weglassen, wenn das in Ordnung ist. Fällt in so einem Forum eher schwer (zumindest mir).

War in meinem PJ auf einer onkologischen Station und dort wurde es so gehandhabt, dass die Schwestern den Patientinnen die Haare abrasiert haben, wenn es mit dem Haarausfall losging. Nicht schon vorher. Das war zum Teil echt schwierig und traurig, an eine 16jährige kann ich mich noch erinnern, die sehr geweint hat.

Andererseits kommt es auch wirklich auf die Chemotherapie an, ob es zum Haarausfall kommt. Bei manchen Chemos passiert gar nichts, bei anderen lichten sich die Haare, besonders bei den Leukämie-Schemata gehen die Haare fast komplett aus (hab ich so mitgekriegt). Bei unseren Gastro-onkologischen Schemata haben wir Patienten, die von Haarausfall gar nichts merken.

Ich persönlich würde mir, glaub ich, eine Perücke zulegen. Natürlich sollte man das Selbstvertrauen haben, auch kahl durch die Straße zu laufen, aber ich stelle es mir schwierig vor. Lieber prophylaktisch eine Perücke haben.

Ich wünsch Dir viel Glück und dass Du eine gute Lösung für dich findest.

Kaya

DeKl
21.09.2007, 18:27
ein schwieriges thema. sollte ich in diese situation kommen, so könnte ich mir gut vorstellen, daß ich hoffen würde, daß sie nicht ausfallen und erstmal nichts unternehme. sollten sie das dennoch tun, würde ich alles wegrasieren und versuchen das selbstvertrauen aufzubringen, das auch zu zeigen. aber wie gesagt, bei einem kerl ist das bestimmt einfacher. hingegen muss ich sagen, daß ich die frauen, die ich kennengelernt habe, die in dieser zeit mit glatze herumgelaufen sind, sehr bewundert habe. es wirkte auf mich immer sehr stark und unverwüstlich und diese durch die frisur hervorgerufenen reaktionen gaben den damen auch kraft zurück. so habe ich es zweimal erlebt.

Flemingulus
21.09.2007, 19:25
Für mich vermitteln Chemo-Patienten "oben ohne" das gleiche wie für Anima: Stärke und Trotz. Was ich selbst als Betroffener letztlich machen würde, kann ich aber schwer sagen (gibt ja bekanntlich auch männliche Eitelkeit). Zunächst würde ich es aber auch drauf ankommen lassen.

off-topic: Du gehörst übrigens zu den Usern, bei denen ich vor Jahr und Tag nachgeguckt habe, was der User-Name wohl bedeutet. Und dann hab ich verdutzt geguckt. :-)

Alles Gute!

F.

Sorpresa
21.09.2007, 19:39
für viele frauen (ich arbeite ja fast ausschließlich mit patientinnen) ist das thema haarausfall das allerschlimmste an der ganzen chemotherapie. alles andere nehmen viele in kauf, aber die haare sind echt schlimm.
heutzutage gibt es da allerdings echt gute perücken, ich hab manche patienten dann nach entlassung in der chemosprechstunde gesehen mit völlig neuer frisur und das stand denen echt klasse. dadurch haben viele auch viel selbstbewußtsein bewahrt. viele nehmens auch mit humor und veralbern ihre frisöre indem sie mit perücke hingehn o.ä. viele nehmen es dann im nachhinein doch gelassener.
am schönsten isses aber zu sehen wenn die haare dann so langsam wieder kommen.
chemotherapie an sich heißt aber wirklich nicht gleich haarausfall, viele machen das auch fast obligatorisch, aber es gibt auch reichlich schemen die nicht auf die haare wirken.
ich glaub ich würde mir selbst auch ne perücke mit völlig anderer frisur zulegen oder so ein tuch benutzen, das steht manchen auch echt gut.
mir währen die anderen nebenwirkungen im sinne immunsuppression, anämie, allgemeines scheißefühlen glaub ich die schlimmeren.
aber ich seh vielleicht auch zu viel davon.

THawk
21.09.2007, 19:41
Ich habe hier sicherlich nicht die meiste Erfahrung mit Onkologie, aber meine Famulatur-Erfahrungen decken sich mit denen von Kaya. Es kommt sehr auf die verwendeten Medikamente an, wenn sich die Ärzte zu einem Schema entschieden haben werden sie da sicherlich eine gute Vorhersage zu geben können.

Ich selber - als Mann - würde sie mir vorher abschneiden. Als Frau ist das sicherlich eine schwierigere Entscheidung. Es ist ja prinzipiell möglich auch eine Perücke aus den eigenen Haaren herzustellen, dafür müsste sie man allerdings frühzeitig einmal abschneiden, dann wird das Teil hergestellt. Dies soll das beste Ergebnis sein, allerdings natürlich auch echt teuer.

Auf mich wirken Chemo-Patientinnen mit abgeschnittenen Haaren auch stark und kämpferisch. Ich habe sehr viel Respekt davor. Ich denke, dass - gerade wenn du dein Studium fortsetzen würdest - solch ein klarer Schritt es der Umgebung einfacher macht die Situation einzuschätzen und nicht so viel Gerede entsteht wie "Hast du schon gemerkt, dass der X die Haare so dünn werden. Ist sie vielleicht krank?".

Studium fortsetzen? Ich denke, bei einer Chemo-Therapie ist es für jeden verständlich auszusetzen. Trotzdem würde ich selber versuchen es fortzusetzen in den Phasen wo es mir möglich ist. Einfach auch um nicht völlig dem Krankenhaus-Koller zu erliegen.

Wie du dich auch immer entscheidest, ich wünsch dir viel Kraft!

@offtopic. Flemingulus hat mich neugierig gemacht und ich habe mal selber gegoogelt. Bin ich bei Hackfleisch richtig rausgekommen?!

Blondi
24.09.2007, 20:29
Ich würde mir eine Perücke machen lassen, entweder aus Naturhaaren oder in genau der gleichen Haarfarbe und möglichst echt aussehend. Das Studium würde ich weitermachen, sofern es irgendwie geht. Seit drei Jahren kämpfe ich mit einer Anorexie und das schwächt den Körper ebenfalls extrem, auch wenn das oft schwer nachvollziehbar ist (inklusive eines Zusammenbruchs, manchmal bekommt man auch den ganzen Tag nichts auf die Reihe), dennoch habe ich gleich mit dem Studium angefangen und bisher ging alles gut...vielleicht wäre das auch bei manchen Krebsarten noch möglich, wenn man Schwächung "gewohnt" ist. Nur den Verlust der Haare könnte ich nie im Leben tolerieren, es ist wesentlicher Bestandteil meines Selbstbildes, schöne lange Haare zu haben.

McBeal
24.09.2007, 20:47
Seit drei Jahren kämpfe ich mit einer Anorexie ... Nur den Verlust der Haare könnte ich nie im Leben tolerieren, es ist wesentlicher Bestandteil meines Selbstbildes, schöne lange Haare zu haben.
Nun, aber wenn Du Anorekterin bist, ist das mit dem Selbstbild sowieso so eine Sache. Da sind die Haare wahrscheinlich wegen der Grunderkrankung noch wichtiger. Wenn Jauheliha sich aber auch ohne Haare stark, mutig und gut findet, finde ich es klasse, dazu zu stehen oder einfach ein Tuch zu tragen. :-top
Ist aber natürlich eine ganz persönliche Entscheidung, die man wahrscheinlich erst für sich treffen kann, wenn man in die Situation kommt.

@Jauheliha: Ich wünsche Dir alles Gute, viel Kraft und Mut und Vertrauen in Deinen Körper für die kommende Zeit.

Liebe Grüße,
Ally

Jauheliha
25.09.2007, 10:45
Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten, ebenso für die vielen netten Nachrichten! :-winky
Ich habe gestern den ganzen Tag damit verbracht Tücher "anzuprobieren" und glaube mittlerweile, dass ich auch ohne Haare gar nicht soooo schlecht aussehen würde/ werde... allerdings besitze ich ja auch noch Wimpern und Augenbrauen, die sicher auch noch einiges ausmachen.
Ich werde mich aber wohl doch noch im Perückengeschäft beraten lassen, denke aber, dass das nichts für mich ist.

@ Blondi: Ich habe mich auch eine ganze Zeit lang jenseits der 40 kg-Marke bewegt, und kann mittlerweile (komischerweise seit ich studiere) sagen, dass ich mich sauwohl in meinem Körper fühle... deshalb war das jetzt ein doppelter Schlag ins Gesicht.
Ich wünsche dir, dass du eine Lösung für dich findest!