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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gewerkschaft



schüler
28.08.2002, 19:00
Ist man als Arzt eigentlich auch in einer Gewerkschaft? Ich kann es irgendwie nicht verstehen, warum (junge) Ärzte so schlecht behandelt werden. Habe gerade in einem anderen Forum gelesen, dass ein Facharzt in England zum Beispiel etwa 8.000 Euro brutto verdient!
IRgendwie kann ich es nicht verstehen, dass die meisten Ärzte sich die ganzen Arbeitsbedingungen gefallen lassen

frerehugi
29.08.2002, 21:55
Tun sie ja auch nicht; Beschwerden gibts ja ohne Ende (unter anderem auch am Europäischen Gerichtshof), aber der Bergriff "Notfallversorgung" ist halt sehr dehnbar und was will man machen...irgendwer muss ja vor Ort sein. Wir brauchen A: mehr Ärzte und B: (viel wichtiger) mehr medizinisches Schreibpersonal, dass den Wichs mit den Behandlungprotokollen etc. übernimmt.
Klar kannst Du als Arzt Gewerkschaftsmitglied sein, deswegen gelten die Bestimmungen zur Notfallversorgung trotzdem.

Rugger
29.08.2002, 23:08
Natürlich ist man auch als Arzt nicht automatisch in einer Gewerkschaft, aber es steht einem als nichtselbstständiger Arzt natürlich frei, einer Gewerkschaft beizutreten (da gibt es z.B. den Marburger Bund (www.marburger-bund.de); da kann man übrigens als Student für umme beitreten und hat so einige Vorteile - günstige Versicherungen im PJ / AIP zum Beispiel).
Aber ich bin fest davon überzeugt, daß sich die Situation mehr und mehr bessern wird. Man merkt es ja jetzt schon so langsam: AIPler werden mehr und mehr übertariflich bezahlt. Die Jungen sind halt nicht mehr bereit, unhaltbare Zustände hinzunehmen- zurecht!!! Beste Berufsausichten im Moment übrigens...!
Und was die Verwaltungsarbeit angeht: ich (und nicht nur ich ;-) )bin fest davon überzeugt, daß da bald ein neues Berufsfeld entsteht, in etwa "FachsekretärIn für ICD- Codierung" oder so ähnlich...

hobbes
04.09.2002, 00:11
Die Organisation der Ärzteschaft ist verglichen mit anderen Berufsgruppen schon sehr schlecht. Die Arbeitsbedingungen und v.a. die Einkommensverhältnisse haben sich in den letzten Jahren ganz zum Negativen hin entwickelt. V.a. aber ist ein grosser Teil des Ansehens der Ärzteschaft verloren gegangen.
Es ist zwar sicherlich richtig, dass ein Arzt heute in der aufgeklärten Gesellschaft nicht mehr der König in Weiss ist. Das Ärzte jedoch andauernd als allein verantwortlich für die steigenden Gesundheitskosten gemacht werden und alle samt als Abzocker dargestellt werden, das sollte sich die Ärzteschaft nicht gefallen lassen. Ich glaube wir haben das Recht, dem entscheiden entgegenzutreten und unseren Ruf noch viel mehr zu verteidigen. Es gibt viel zu viele negative Klischees über Ärzte in der Gesellschaft. Die Ausschaltung einiger dieser Klischees würden auch das Wohlbefinden der Patienten und das Arzt-Patient-Verhältnis verbessern.
Meines Erachtens sind die Ärzte-Organisationen zu schwach.

frerehugi
04.09.2002, 00:19
Und darum sollten gerade junge Krankenhausärzte im Angestelltenverhältnis anfangen bei verdi einzutreten, damit der Arztberuf endlich als stinknormaler Beruf gesehen wird!

Froschkönig
04.09.2002, 00:25
So langsam wacht die gebeutelte Ärzteschaft auf, Hippokratischer Eid hin, Notfallversorgung her :
So kann´s nicht weitergehen, dabei sind ja die Arbeitsplatzzustände wie überlange Arbeitszeit und Unterbezahlung nur ein Aspekt, deer Gott sei Dank zu immer mehr klagen und auch zum massiven Einschreiten des Marburger Bundes geführt hat.
Was einem nach meiner (zugegebenrmaßen bescheidenen) Erfahrung das Genick bricht, ist wirklich der Krankenkassenquatsch :
Abends Ellenlange Arztbriefe nach ICD-10 verschlüsseln, sonderregelungen für C1 Patienten (Einzelzimmer mit Chefarztbetreuung) und andere Sperenzchen halten die Organisation sowie die Bettenbelegung den halben Tag auf Trab, da könnte man viel sinnvolleren Tätigkeiten Nachgehen.

Das die Ärzte längst nicht mehr zur gesellschaftlichen Oberklasse gehören, wird vielen Zukünftigen Halbgöttern in Weiß jetzt vielleicht das Herz brechen, aber wichtig ist vor allem, daß es nicht schlimmer, sondern wieder etwas besser wird....
Mit halbwegs geregelten Arbeitszeiten und einem vernünftigen Einkommen bin ich durchaus zufrieden, ich bin nicht prestigesüchtig, aber es sollte dann doch mein Erlernter Beruf im vordergrund stehen, nicht das Tippen und verschlüsseln von Akten:
ich bin auch für die Einführung einer ICD-10 Tauglichen Stationssekretärin

Cell
07.09.2002, 16:37
Ich denke, dass sich da was tun wird! Wenn man als Arzt fast 2/3 der Zeit nur mit Papierkram beschäftigt ist, kann da irgendwas nicht stimmen. Natürlich ist auch dieser teilweise notwendig, nur ist es eine andere Sache, wer ihn ausführt.

Ich hoffe jedenfalls auf bessere Arbeitszeiten, oder wenigstens eine gerechtere Bezahlung von Überstunden. Das Urteil des EuGH ist ja schon der Weg in die richtige Richtung, auf dieser Basis muss es weiter gehen.
Ich sehe auch keine Nachteile darin, in den Marburger Bund einzutreten - ist ja schließlich für Studenten kostenlos


cell

frerehugi
07.09.2002, 19:48
In den Marburger Bund so oder so; es wird aber Zeit, dass Ärzte auch von berufsgruppenübergreifenden Gewerkschaften vertreten werden. Darum würde ich es für sinnvoll halten, sowohl dem Marburger Bund, als auch ver.di beizutreten. vlg frerehugi